Selbstversorger-Garten: Ernten statt kaufen mit diesen Tipps

Was ist noch besser als ein Nutzgarten? Ein Selbstversorger-Garten! Wenn du anstrebst, dich und deine Familie über das gesamte Jahr mit möglichst vielen Lebensmitteln selbst zu versorgen, dann findest du hier alle wichtigen Tipps für eine erfolgreiche Ernte und die anschließende Konservierung.
Selbstversorger-Garten planen
Unabhängig davon wo du gärtnern wirst, solltest du ein paar Entscheidungen treffen und über das Gartenjahr hinweg einen Plan erstellen, bevor du mit dem “Ackern” beginnst. Das erleichtert dir nicht nur die Arbeit, sondern trägt auch maßgeblich zum Ertrag deiner Ernte bei.
Flächenbedarf und Grad der Selbstversorgung bestimmen
Wieviel Fläche du für deinen Selbstversorger-Garten benötigst, hängt vor allem vom angestrebten Grad der Selbstversorgung und der Art der angebauten Kulturen ab. Denn während Gemüse im Vergleich zu Obst sehr viel weniger Fläche beansprucht, bedarf es für eine Versorgung mit selbst angebauten Kartoffeln noch einmal etliche Quadratmeter mehr. Grob lässt sich der Flächenbedarf wie folgt kalkulieren:
- Teilweise Selbstversorgung (bis 20% des Obst- und Gemüsebedarfs)
25-50 qm pro Person - Weitgehende Selbstversorgung (bis 70% des Gemüsebedarfs und ein Teil des Obstes)
70-80 qm pro Person - Beinahe vollständige Selbstversorgung (bis 100% des Obst- und Gemüsebedarfs)
125-160 qm pro Person
Vielleicht wunderst du dich über die große Spannbreite bei den angegebenen Flächen. Das liegt daran, dass der zu erzielende Ertrag von weiteren Faktoren beeinflusst wird. Eine große Rolle spielt beispielsweise auch die Bodenqualität. Wobei du einen weniger guten Boden durch Düngung und Maßnahmen zur Bodenverbesserung aufwerten kannst – dazu weiter unten mehr.
Hinzu kommt, dass sich die wachsende Erfahrung ebenfalls in den Ernteergebnissen niederschlagen wird. Und erfahrene Gärtnerinnen und Gärtner durch effiziente Techniken und kluge Fruchtfolgen mehr aus ihrem Grundstück herausholen können als Neulinge.
Selbstversorgung ohne eigenes Grundstück
Falls du von einem Selbstversorger-Garten träumst, aber (noch) kein eigenes Grundstück besitzt, muss das kein Hindernis sein. Denn es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Obst und Gemüse auch ohne eigenen Garten anzubauen. In den meisten Städten kannst du zum Beispiel gegen eine vergleichsweise geringe Gebühr eine Parzelle in einem Kleingarten pachten. Wer lieber kleiner anfangen möchte, entscheidet sich für ein Mietbeet oder beteiligt sich an einem Gemeinschaftsgarten. Das hat den Vorteil, dass du dort auf erfahrene Gärtner triffst und so viel schneller wichtige Kenntnisse erlangst.
Zeitaufwand pro Woche ermitteln
Lässt sich ein Selbstversorger-Garten auch neben einer Berufstätigkeit stemmen? Grundsätzlich ja. Aber gerade am Anfang sollte man den Aufwand und die dafür benötigte Zeit nicht unterschätzen. Ganz grob lässt sich der Zeitbedarf in zwei Kategorien angeben:
- Mit wenig Vorerfahrung
14-16 Stunden pro Woche - Mit Erfahrung und grundlegendem Wissen
3-7 Stunden pro Woche
Die Zeit, die ein Nutzgarten beansprucht, schwankt allerdings im Verlauf des Gartenjahres stark. Denn während das Frühjahr und der Sommer besonders arbeitsintensiv sind, stehen im Herbst nicht mehr ganz so viele Aufgaben im Garten an. Dafür werden nach und nach die verschiedenen Kulturen reif und müssen geerntet, verarbeitet und konserviert werden, was ebenfalls Zeit in Anspruch nimmt. Am wenigsten Arbeit macht die Wintersaison, in der weniger Beikräuter gejätet werden müssen und der Gießaufwand sinkt.
Tipp: Indem du nach den Prinzipien der Permakultur mit der Natur gärtnerst, anstatt gegen sie, kannst du den Zeitaufwand stark reduzieren.
Auswahl der Beetformen
Sobald du dich für einen Platz zum Gärtnern entschieden hast, empfiehlt es sich die Beete zu planen. Um zusätzliche Vorteile für dich zu nutzen, kommen neben der klassischen Beetform weitere Varianten in Frage:
- Hochbeet
Vorteile: Verlängerte Anbausaison durch schnellere Bodenerwärmung, Unabhängigkeit von der Bodenqualität des Grundstücks, sinnvolle Verwertung für Gartenabfälle, stetige Humusbildung - Hügelbeet
Vorteile: Mehr Anbaufläche auf kleinem Raum, Möglichkeit Gartenabfälle sinnvoll zu nutzen - Kraterbeet
Vorteile: Schaffung verschiedene Mikroklimazonen, Verbesserung der Wasserspeicherfähigkeit, Platzersparnis - Kräuterspirale
Vorteile: Möglichkeit platzsparend eine breite Palette unterschiedlicher Kräuter anzubauen, Lebensraum für Nützlinge
Erstellung eines Anbauplans mit Misch- und Nachkultur
Um den Überblick zu behalten und den Platz in den Beeten möglichst effizient zu nutzen, empfiehlt es sich, zu Beginn der Gartensaison einen Pflanzplan zu erstellen. In ihm notierst du, auf welchem Beet welche Pflanzen wann platziert werden. Je nach Erntezeitpunkt einer Kultur, kann noch im gleichen Gartenjahr eine weitere Kultur (sog. Nachkultur) folgen. Auf diese Weise lässt sich die Erntezeit bis in den Herbst und Winter hinein ausdehnen.
Berücksichtige bei der Auswahl unbedingt gute Nachbarn und platziere in einem Beet Pflanzgemeinschaften, die sich gegenseitig unterstützen. Durch diese sogenannte Mischkultur lassen sich Schädlinge leichter in Schach halten und das Pflanzenwachstum fördern. Auch eine sinnvolle Fruchtfolge (innerhalb einer Saison oder in aufeinanderfolgenden Gartenjahren) trägt zum Ernteerfolg bei.
Tipp: Wenn du mit dem Gärtnern noch wenig Erfahrung hast, empfiehlt es sich erst einmal pflegeleichte Gartenpflanzen zu wählen.
Anzucht und Beetvorbereitung
Nachdem deine Beetplanung steht, solltest du ab Februar/ März mit der Vorzucht einiger Gemüsesorten beginnen. Da Gurken, Tomaten und einige andere Kulturen längere Wärmeperioden brauchen, als sie in unseren Breiten vorherrschend sind, werden die Samen in Anzuchttöpfchen gesät, um an einem warmen, hellen Ort zu gedeihen, bis sie nach dem Frost ins Freie umziehen können.
Tipp: Welche Pflanzen am besten wann vorgezogen oder direkt ins Freiland gesät werden, erfährst du in unserem Aussaatkalender.
Bevor du mit dem Pflanzen und Säen beginnen kannst, empfiehlt es sich außerdem, die Beete etwas vorzubereiten. Dazu werden sie mit einer Grabgabel aufgelockert. Unerwünschte Beikräuter lassen sich dann gleich viel leichter entfernen. Auch eine erste Düngung kann zu Saisonbeginn erfolgen.
Düngen, Jäten, Gießen
Apropos Düngung, anhand sogenannter Zeigerpflanzen kannst du auch ohne aufwändige und teure Bodenanalysen herausfinden, welche Nährstoffe deinem Boden fehlen. Setze wenn möglich anstelle gekaufter Dünger auf reifen Kompost und stärkende Pflanzenjauchen, die du leicht selbst herstellen kannst – zum Beispiel:
Außerdem kannst du zahlreiche Küchenabfälle zum Düngen verwenden oder daraus Dünger zuhause selber herstellen:
- Mit einer Wurmkiste
- Mit einem Bokashi-Eimer
Mindestens ebenso wichtig wie eine bedarfsgerechte Düngung ist das regelmäßige Jäten. Denn wenn du die Beikräuter nicht von Anfang an in Schach hältst, setzen sie sich schnell gegen die oft empfindlicheren Kulturpflanzen durch, überwuchern sie und nehmen ihnen Licht und Nährstoffe. Bedecke die Erde nach dem Jäten mit einer Mulchschicht aus Stroh, Heu oder Blättern. Auch die Beikräuter kannst du nach kurzem Anwelken wieder aufs Beet geben, wo sie verrotten und dem Boden Nährstoffe zurückgeben.
Tipp: Viele Wildkräuter sind ebenfalls essbar und oft sogar viel vitalstoffreicher als Kulturpflanzen. In einem Selbstversorger-Garten gehören sie deshalb unbedingt auch auf den Speiseplan.
Durch das Mulchen ist das Beet besser vor der Witterung geschützt. Beikräuter können die leeren Stellen weniger schnell neu besiedeln und auch der Gießaufwand wird durch die schützende Schicht reduziert.
Deine Beete sind bepflanzt, gedüngt und geschützt, dann besteht der größte Aufwand in der regelmäßigen Wasserversorgung. Insbesondere in den heißen Sommermonaten und während längerer Hitzeperioden kann das ganz schön anstrengend werden. Mit den richtigen Gießtechniken lassen sich aber auch diese Aufgaben erleichtern und die Gießpausen verlängern.
Ernte konservieren
Bereits im Frühsommer beginnt im Selbstversorger-Garten die Erntesaison und zieht sich bis in den Herbst und Winter hinein. Und alles, was nicht direkt auf dem Speiseplan landet, wird am besten zeitnah haltbar gemacht. So lässt sich die Selbstversorgung auch auf die Wintermonate ausdehnen. Welche Konservierungsmethode empfehlenswert ist, hängt von den Eigenschaften des Lebensmittels sowie deinen technischen Möglichkeiten und Lagerkapazitäten ab.
Während sich viele Kräuter beispielsweise hervorragend zum Trocknen eignen verlieren andere dadurch ihr Aroma. Letztere werden deshalb besser eingefroren oder zu einer würzigen Paste verarbeitet. Auch Gemüse und Obst lassen sich auf vielfältige Weise verarbeiten und haltbar machen. Zahlreiche Tipps findest du zum Beispiel hier:
Bei Wurzelgemüse, Kartoffeln und einigen Apfelsorten kannst du dir durch die richtige Lagerung eine zusätzliche Konservierung häufig sparen. In einem kühlen, leicht feuchten Erdkeller bleiben sie zum Beispiel ganz ohne Stromverbrauch oft viele Monate lang frisch.
Garten winterfest machen
Wenn sich die Gartensaison dem Ende neigt, kannst du ein paar Dinge tun, um deine Beete winterfest zu machen und dein Grundstück gleichzeitig schon ein wenig auf die neue Saison vorzubereiten. Dazu gehört zum Beispiel das Ausbringen einer Gründüngung, sobald ein Beet abgeerntet ist. Gründüngepflanzen dienen als Nährstoffspeicher, verbessern den Boden und helfen, einem Schädlingsbefall vorzubeugen.
Außerdem ist es sinnvoll, schon im Herbst verdichtete Böden mit einer Grabgabel zu lockern, um das Bodenleben zu aktiveren. Vor Frostbeginn empfiehlt sich für einige Pflanzen auch eine Herbstdüngung, und auch auf leere Beete kann bereits etwas frischer Kompost ausgebracht werden. Mit einer abschließenden Mulchschicht aus Herbstlaub und anderen Gartenabfällen schützt du deinen Selbstversorger-Garten über die Wintermonate vor starker Kälte und Erosion. Gleichzeitig sorgt sie dafür, dass im Frühjahr (unerwünschte) Beikräuter weniger üppig sprießen.
Viele weitere wertvolle Tipps für deinen Selbstversorger-Garten findest du in unserem Buch:
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Danke für diesen schönen Überblick! Wir werden das Projekt Selbstversorgung in diesem Jahr auch angehen.
Herzliche Grüße