
Kompostieren ohne Garten: So baust du eine Wurmkiste!
- Diskussionen zum Thema »Selber machen«
- Geschirrspülpulver
- (Herbst-)Deko basteln ohne Heißkleber
- ? Verlosung: Unser neues Buch “Eingemacht & Zugedreht” ist fertig! ?
- WC-Tabs Soda statt Natron?
- Wurmkiste bauen – Einkaufs- und Werkzeugliste
- Wurmkomposter Bauanleitung
- Ersteinrichtung der Wurmkiste und Einzug der Würmer
- Fütterung und Pflege
- Überwinterung der Wurmkiste
- Bezugsquellen für Kompostwürmer
Auch wenn du keinen eigenen Garten hast, kannst du Obst- und Gemüseabfälle sowie Grünschnitt vom Balkon selber kompostieren – mit einer Wurmkiste. Anders als ein herkömmlicher Komposthaufen benötigt ein Wurmkompost nur sehr wenig Platz. Die Wurmkiste riecht zudem selbst bei geöffnetem Deckel kaum, sodass du sie auch gut auf den Balkon oder sogar in die Wohnung stellen kannst.
Im Handel sind fertige Wurmkomposter erhältlich. Dieser Wurmhocker ist sogar als Sitzgelegenheit nutzbar. Allerdings ist solch eine gut gebaute Behausung nicht gerade billig. Viel günstiger und individueller ist es, eine stabile Kiste mit passenden Maßen selber zu bauen. Mit dieser Anleitung ist das ganz einfach, so dass die Würmer bald auch bei dir einziehen können.
Wurmkiste bauen – Einkaufs- und Werkzeugliste
Alle benötigten Teile sind im Bau- oder Holzmarkt erhältlich. In den meisten Baumärkten kannst du die benötigten Teile sogar maßgenau zuschneiden lassen, so dass dieser umständliche Arbeitsschritt zu Hause entfällt. Für eine Kiste mit den Maßen 80 cm x 40 cm x 44 cm (B x T x H) benötigst du folgende Materialien:
- vier Holzplatten (80 cm x 40 cm x 1,8 cm) für Boden, Deckel, Front- und Rückseite
- zwei Holzplatten (36,4 cm x 40 cm x 1,8 cm) für die linke und rechte Seite
- vier Leisten (40 cm x 3 cm x 3 cm) zur Stabilisierung der Kiste von innen
- zwei Leisten (40 cm x 3 cm x 3 cm) für die langen Seiten des Trenngitters
- zwei Leisten (30,4 cm x 3 cm x 3 cm) für die kurzen Seiten des Trenngitters
- Volierendraht Maschenweite 1 cm x 1 cm (39 cm x 35 cm) für das Trenngitter
- zwei Möbelscharniere (1,8 cm x 7 cm) für die Deckelbefestigung
- ca. 50 Holzschrauben (4,5 x 45 mm) mit Senkkopf für den Zusammenbau der Kiste
- 8 Holzschrauben (4,5 x 20 mm) zur Befestigung der Scharniere
- Einen Tacker oder kleine Nägel zur Befestigung des Gitters
Am besten du lässt dir alle sechs Seitenteile aus zwei großen, unbehandelten Leimholzplatten mit den Standardmaßen 200 cm x 40 cm x 1,8 cm im Baumarkt zurechtschneiden. Das spart Verschnitt und Geld. Natürlich kannst du die Anleitung aber auch deinen Bedürfnissen entsprechend abwandeln, die Kiste größer oder kleiner machen, oder einzelne Latten anstelle der Platten verwenden.
Zusätzlich kommt dieses Werkzeug zum Einsatz:
- Bohrmaschine und Holzbohrer (4 mm)
- Schraubenzieher bzw. Akkuschrauber
- Tacker
Tipp: Du hast keine Bohrmaschine oder keinen Tacker? Dann frag doch mal einen deiner Nachbarn danach! Vielleicht kannst du dich zu einem späteren Zeitpunkt mit einem anderen Hilfsangebot revanchieren, so dass ihr beide davon profitiert und Geld und Ressourcen spart.
Wurmkomposter Bauanleitung
Ich habe meine Kiste in den folgenden Einzelschritten aufgebaut. Alle Löcher wurden in den äußeren Platten etwa zwei Zentimeter tief vorgebohrt, damit das Holz nicht splittert.
1. Als erstes die Rückwand auf die Bodenplatte stellen und mit drei Senkkopfschrauben von unten verschrauben (das Ganze zum Bohren und Schrauben auf die Seite legen).
2. Ebenso die beiden Seitenplatten links und rechts mit je zwei Schrauben von unten sowie von der Seite befestigen.
3. Dann auch die Frontplatte von unten sowie von vorn bohren und festschrauben.
4. Vier der 40 Zentimeter langen Leisten zur Stabilisierung innen in den Ecken der Kiste festschrauben. Jeweils sechs Schrauben pro Leiste verwenden und an beiden Platten leicht versetzt befestigen.
5. Aus den vier verbleibenden Leisten mit vier Schrauben einen Rahmen für das Trenngitter zusammenbauen.
6. Den Volierendraht auf einer Seite des Rahmens festtackern.
7. Die Wurmkiste mit dem Trenngitter mittig unterteilen und von außen mit mit je zwei Schrauben an Vorder- und Rückseite befestigen.
8. Die Deckelplatte auf die Kiste legen und mit den beiden Scharnieren mit je vier der kürzeren Holzschrauben befestigen, dafür ist kein Vorbohren erforderlich.
Nun ist die Kiste fertig für den Erstbezug! Damit der Deckel nicht hinten überhängt, könntest du auch noch eine kleine Kette oder ein Bändchen anbringen.
Ersteinrichtung der Wurmkiste und Einzug der Würmer
Natürlich wünschen sich deine neuen Mitbewohner noch ein paar Einrichtungsgegenstände, damit sie sich wohlfühlen. Reiße mehrere Lagen Zeitungspapier, unbedruckte Wellpappe und ähnliches in Streifen, weiche sie in Wasser ein, drücke überschüssige Flüssigkeit aus und bedecke den Boden einer Hälfte der Holzkiste ein paar Zentimeter hoch mit dem locker geschichteten Material. Die Würmer verkriechen sich gerne in den Wellen der Pappe oder zwischen den Zeitungsschichten und legen dort ihre Eier. Auch ein Lochziegel mit vertikal ausgerichteten Löchern am Boden der Kiste gefällt den Würmern, er ist aber nicht unbedingt notwendig.
Nun kannst du die Würmer samt Substrat in der vorbereiteten Hälfte deiner Kiste freilassen. Wenn möglich, gib auch noch ein bisschen Kompost oder gehaltvolle Gartenerde in die Kiste, damit deine Neuankömmlinge sich sofort wie zu Hause fühlen. Als erste Mahlzeit dient eine kleine Menge Küchenabfälle, die du darauf verteilst. Um die Zersetzung möglichst schnell in Gang zu bringen, ist es empfehlenswert, das Futter in den ersten Wochen in daumennagelgroße Stücke zu zerkleinern. Decke die Oberfläche mit feuchtem Küchen- oder Zeitungspapier ab, um Fruchtfliegen fern zu halten und den Würmern ein angenehm dunkles und feuchtes Zuhause zu schaffen.
Fütterung und Pflege
Die Wurmkiste funktioniert wie eine Wurmbox, nur dass die Ebenen nicht übereinander, sondern nebeneinander angeordnet sind. Die Würmer werden genauso gefüttert und gepflegt. Da die Kiste aus Holz besteht, ist sie bis zu einem gewissen Grad atmungsaktiv. Sie kommt ohne das Ablassventil aus, das bei einer Wurmbox aus Plastik die unterste Ebene entwässert. Natürlich solltest du trotzdem darauf achten, dass das Substrat in deiner Kiste nicht zu nass wird, da die Würmer sonst ertrinken. Bei zuviel Feuchtigkeit kannst du mit Zeitungspapier, Wellpappe oder trockenem Grünschnitt gegenarbeiten. Sind die Garten- und Küchenabfälle dagegen zu trocken, hilft einfaches Gießen.
Sobald das erste Fach der Wurmkiste voll ist, wird auf der anderen Seite weiter gefüttert. Der Boden dort wird ebenso wie beim Einzug der Würmer mit Wellpappe, Zeitungspapier und optional einem Lochziegel befüllt, bevor die erste Wurmnahrung darauf gegeben werden kann. Alle Küchenabfälle kommen fortan auf die neue Seite. Die andere Seite wird stillgelegt und trocknet nach und nach aus. Um die Trocknung und den Umzug der Würmer zu beschleunigen, kann der Humus alle paar Tage gewendet werden. Die Würmer wandern auf der Suche nach Futter nach und nach zur anderen Seite. Wenn der Humus so trocken ist, dass er krümelt, ist er reif für die Verwendung.
Füttern kannst du dein Wurmvolk mit allen Grünabfällen, die Küche und Balkon so hergeben, nur gekochte Speisen mögen die Tierchen nicht. Um manche Abfälle, wie zum Beispiel Zitrusschalen, machen sie lieber einen Bogen – daran erkennst du schnell, was sie mögen und was eher im Biomüll entsorgt werden sollte.
Überwinterung der Wurmkiste
Weil Regenwürmer keinen Frost vertragen, muss die Kiste nach drinnen gebracht werden, sobald die ersten Nachtfröste einsetzen, zum Beispiel in einen kühlen Kellerraum oder einfach in die Küche oder den Flur. Ansonsten sind die Würmer recht anspruchslos und verrichten auch im Winter fleißig ihr Werk.
Bezugsquellen für Kompostwürmer
Die Würmer für deine Kompostkiste sind übrigens keine gewöhnlichen Regenwürmer, sondern die nah verwandten Kompostwürmer der Gattung “Eisenia foetida”. Frag doch mal in deiner Nachbarschaft oder deinem Freundeskreis herum, ob dir ein Wurmkistenbesitzer einige seiner Tiere abgeben kann. Ein kleiner Eimer mit Würmern und Substrat reicht aus, um deinen eigenen Kompost zu starten. Alternativ findet sich bestimmt ein Gemeinschaftsgarten oder ein Kleingartenverein in deiner Nähe, der Würmer abgeben möchte. Und nicht zuletzt ist unser smarticular-Leserforum eine gute Adresse, um den Kontakt mit “Smarties” in deiner Nähe zum Tauschen und Teilen herzustellen. Viel Erfolg bei der Adoption!
Ich habe meine “Wurmfamilie” richtig ins Herz geschlossen. Wenn ich ganz still bin und an der Kiste lausche, kann ich manchmal sogar hören, wie sie kauen und schmatzen.
Wir wünschen dir viel Freude beim Nachbau! Berichte uns doch von deinen Erfahrungen, indem du unter diesem Beitrag kommentierst!
Viele weitere Projekte und Ideen zum naturnahen Gärtnern findest du auch in unserem Buch:
Hier erfährst du, wofür du den hochwertigen Wurmhumus verwenden kannst: