
Die Wurmbox verwandelt Abfälle in frischen Dünger
In einer Stadtwohnung ist der Platz begrenzt. Und doch kann man auch auf kleinem Raum ein bisschen Garten erleben. Oft habe ich mir gewünscht, meine Küchenabfälle nicht einfach nur in die Biotonne werfen zu müssen. Ich wollte sie gern wie in einem richtigen Garten mit Komposthaufen in gute Erde verwandeln. Außerdem wünschte ich mir gute Bio-Erde für meine Balkonkästen, in denen ich viele Kräuter anbaue. Denn nur mit guter Erde hat man eine gute Ernte.
Somit überlegte ich, wie ich auch auf meinem Balkon mit guten Erträgen natürlich gärtnern kann. Ich suchte nach Möglichkeiten der Kompostierung und biologischen Düngung. Ich las über Bokashi und selbsthergestellte Jauchen.
Spannend wurde es, als mein Sohn in der Schule das Projekt „ERDE“ hatte. Bei der Suche zu diesem Thema stieß ich im Internet auf Komposterde, Wurmhumus und Regenwürmer. So war das Projekt der eigenen Wurmzucht geboren!
Seitdem verwerte ich meinen biologischen Abfall auf kleinstem Raum und erhalte gesunde und nährstoffreiche Erde für meine Pflanzen. Wie das funktioniert und wie auch du diese Methode leicht anwenden kannst, verrate ich dir in diesem Beitrag.
Gesunde Erde
Wenn man sich die Erde in einem Garten näher anschaut, findet man neben anorganischen Mineralien auch organischen Humus. Dieser Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Erdboden“. Je mehr Humus desto fruchtbarer der Boden. Er entsteht durch Kleinstlebewesen und Insekten wie zum Beispiel die Springschwänze, Bakterien, Pilzen und insbesondere auch Regenwürmern.
Sie zersetzen organische Abfälle in Wäldern, Parks und Gärten, auch im Komposthaufen sind sie aktiv. In einer speziellen Wurmbox verwandeln sie auf engstem Raum deine organischen Abfälle zu gesundem Humus.

Worauf kommt es bei der Wurmbox an?
Meine Wurmbox misst etwa 40 x 40 x 60 Zentimeter. Es gibt fertige Boxen in verschiedenen Größen, zusätzlich existieren auch praktische Bauanleitungen zum Selberbasteln (mehr zum selbstgebauten Wurmkomposter findest du weiter unten).
Sogenannte Wurmfarmen enthalten meist verschiedene, leicht entnehmbare Schichten. Oben werden Bio-Abfälle hinzugegeben, die dann von den Würmern verarbeitet werden. Unten entsteht und sammelt sich der Humus und die Würmer wandern im Laufe der Zeit in obere Schichten.
Die Boxen verfügen außerdem über einen Wasserablass, über den du überschüssige Flüssigkeit regelmäßig entnehmen solltest. Dieser Sickersaft oder auch Wurmtee ist an sich schon ein hervorragender Dünger, ähnlich wie das Bokashi-Ferment. Mit dem Abnehmen der Flüssigkeit verhinderst du außerdem, dass die Regenwürmer sich unwohl fühlen und Auswege aus der Wurmbox suchen. Die Erde sollte feucht sein, jedoch nie zu nass, denn dann wird die Flucht ergriffen. Wenn es regnet, treffen wir ja auch oft die Regenwürmer auf dem Gehsteig. Sie kommen dann aus der Erde, um nicht zu ertrinken.
Bei der Wahl des Standortes ist eine relativ konstante Temperatur wichtig. Regenwürmer fühlen sich bei Temperaturen um die 20 Grad am wohlsten und sind bei 20 bis 25 Grad Celsius am aktivsten. Zu kalte oder zu heiße Temperaturen sollten unbedingt vermieden werden. Somit ist der Balkon nur bedingt als Standort geeignet. Bessere Alternativen sind ein schattiges Plätzchen im Innenhof oder Garten, der Keller oder ein Abstellraum.
Wenn du dir Sorgen um deinen Urlaub machst, kann ich dich beruhigen. Regelmäßige Kontrolle und mäßiges Füttern sind sicher wichtig, doch auch wir waren schon über eine Woche verreist und die Würmer hat es nicht gestört.
Die richtigen Regenwürmer
Regenwürmer werden ungefähr drei bis acht Jahre alt. Normalerweise sind sie fünf bis dreißig Zentimeter lang, wobei unser Kompostwurm mit sechs bis dreizehn Zentimetern eher zu den kürzeren Vertretern zählt.
Ich muss gestehen, ich habe nicht gewusst, dass Regenwürmer aus Eiern schlüpfen! Genauer gesagt sind es eher zwei Millimeter große Kokons. Wir haben uns zu Beginn unserer Wurmzucht eben solche Wurmkokons, einen Eimer mit Luftlöchern, Erde und eine Art Kleie angeschafft.
Wenn du noch schneller loslegen möchtest, kannst du auch gleich mit ausgewachsenen Würmern beginnen. Diese sollten in einer Schicht Erde ausgesetzt werden und mit den ersten Küchenabfällen auf der Oberfläche gefüttert werden.
Es gilt die grobe Faustformel, dass ein Kilogramm Würmer (das sind zwischen 1300 und 1500 Würmer) ungefähr ein halbes Kilo Bio-Abfall am Tag zersetzen. Wenn der Lebensraum es zulässt, vermehren sie sich aber sehr schnell, daher ist es durchaus möglich, mit einer kleineren Anzahl zu beginnen.
Würmer füttern und pflegen
Der Regenwurm frisst organische Stoffe, die er in bzw. auf der Erde findet. Dazu zählen alte Blätter sowie pflanzliche Garten- und Küchenabfälle. Er hält sich im Garten gern unter Mulchschichten auf. Auf dem Kompost befinden sie sich auch im oberen Bereich, also dort, wo immer wieder neue „Abfälle“ aufgefüllt werden.
Man muss dazu sagen, dass die Nahrung für den Regenwurm durch andere Erdbewohner vorbereitet wird. Bakterien und Springschwänze sorgen für die erste Zersetzung der Stoffe. Der Wurm nimmt diese vorbehandelten Stoffe dann auf und verdaut sie. Am Ende kommt der sogenannte Wurm-Humus heraus.
Unsere Würmer erhalten Obst- und Gemüsereste, Kaffee- und Teesatz, Pflanzenabfälle vom Balkon, Papierschnipsel und gebrauchte Küchentücher aus Zellstoff. Beachte, dass es besser ist, zu wenig als zu viel zu füttern. So verhinderst du Schimmelbildung im Fall, dass deine Würmer mit der Arbeit nicht hinterherkommen.
Humus ernten
Die Würmer wandern in den Etagen immer zum Futter hin. Substrat, welches kein Futter mehr enthält, ist mehr oder weniger wurmfrei. Im Komposter mit Etagen werden die Abfälle immer oben nachgefüllt. Die Würmer wandern sozusagen aus „verbrauchtem“ Substrat zu neu eingefüllten Abfällen. Im Grunde ist es ähnlich wie bei einem Komposthaufen im Garten. Dort finden sich die Würmer auch in den oberen Schichten und setzen diese um.
Zur Ernte des Wurmhumus nimmt man die oberen ein oder zwei Etagen ab und widmet sich der untersten Etage. Dort sollten nur noch wenige Würmer oder Wurmeier zu finden sein. Mit einer Harke wird die Erde vorsichtig aufgelockert und einzelne Würmer und Eier zurück in den Komposter gesetzt. Leere Etagen werden einfach wieder oben aufgesetzt. Hier hier findest du ein Video von meiner Ernte.
Humus verwenden
Fertigen Wurmhumus mischt man am besten mit anderer vorhandener Erde. Schon fünf Prozent Wurmhumus können die Erde erheblich aufwerten. Ich habe auf dem Balkon drei 20-Liter-Eimer mit Deckel stehen, in welchen ich „verbrauchte“ Erde aufbewahre, z.B. von abgestorbenen Topfpflanzen oder vom Umpflanzen meiner Balkonkästen. Durch den Wurmhumus wird diese Erde wieder reanimiert. Falls kleine Wümer und Wurmeier in die Eimer geraten, können sie sich der alten Erde widmen. Die so aufgewertete Erde nehme ich nun wieder für meine Balkonkästen und Töpfe.
Wurmkisten selbst bauen
Neben dem Kauf von Wurmkompostern besteht auch die Möglichkeit, sich eine Wurmkiste selbst zu bauen. Diese kann aus Kunststoff oder aus Holz bestehen. Wichtig ist, dass der entstehende Sickersaft abgelassen werden kann und die Erde somit nicht zu nass wird. Sinnvoll scheint es, auch hier mehrere Bereiche zu schaffen. Zum Beispiel lässt sich eine Holzkiste durch Gitter in zwei oder mehrere Bereiche teilen. Erst füllt man den einen Bereich, dann den nächsten. Die Würmer werden immer dem Futter hinterherwandern und der fertige Humus wird aus den ersten Ebenen geerntet, wenn die Würmer weitergewandert sind. Hier findest du eine Anleitung, wie du deine eigene Wurmkiste selber bauen kannst.
Fazit
Wenn du nun Lust auf ruhige aber fleißige Mitbewohner bekommen hast, die deine Küchenabfälle in gute Erde verwandeln, dann probiere es doch einfach mal aus. Du kannst nur gewinnen. Im schlimmsten Fall setzt du diese „Haustiere“ einfach wieder auf dem nächsten Komposthaufen aus. Auf jeden Fall handelt es sich hierbei um eine sinnvolle Möglichkeit, unsere Abfallberge zu verringern. Außerdem sparst du Geld für Erde und Dünger. Die Pflanzen im Garten und auf dem Balkon werden es dir danken!
Vielen Dank an Birgit für diesen wundervollen Gastbeitrag. Mehr zu Thema “Kräuter, Grünes und Kompost auf dem Balkon“ findest du auf ihrer Webseite kraeuterbalkon.de.
Viele weitere Ideen und Anleitungen für nachhaliges, naturnahes Gärtnern findest du auch in unserem Buch:
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