
Samenbomben (Seedbomb) einfach selber machen
Das Leben in der Stadt ist für Pflanzenfreunde zuweilen deprimierend. Zwischen Betonwüsten und Blechlawinen lässt sich die Natur oft kaum mehr ausmachen. Findet sich doch ein freies Fleckchen Erde, sieht es meistens kümmerlich aus und dient den umliegenden Bewohnern gerade mal noch als Müllabladeplatz oder Hundeklo. Das schlägt nicht nur vielen Menschen aufs Gemüt, es führt auch zu einem schwindenden Nahrungsangebot für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten, die für die Kreisläufe der Natur und damit für unser aller Leben eine wichtige Funktion erfüllen.
Dieser Entwicklung stellt sich weltweit seit einigen Jahrzehnten die Guerilla- bzw. Urban-Gardening-Bewegung entgegen, indem sie öffentliche Brachen besetzt und mit Nutz- oder Zierpflanzen neu besiedelt. Eine andere Form dieses “grünen Widerstands” ist das Ausbringen sogenannter Saat- oder Samenbomben (engl. “Seed Bombs”), einer stabilen Mischung aus Erde, Nährstoffen und Samen. Während lose Samen ohne Aufbereitung des Bodens und regelmäßige Pflege kaum eine Chance haben, sich zu entwickeln, bringen Samenbomben alles Notwendige mit, um auch bei schlechteren Ausgangsbedingungen aufzugehen.
Samenbomben gibt es in vielen Gemeinschaftsgärten, Naturschutzvereinen aber auch im Internet zu erwerben.
Viel spannender ist es natürlich, eigene Samenbomben herzustellen. Besonders Kinder haben viel Spaß am Zusammenrühren, Formen und Abwerfen der Saatkugeln und lernen nebenbei Wissenswertes über die Zusammenhänge der Natur und die besonderen Bedingungen für Pflanzen und Tiere im urbanen Raum.
In diesem Beitrag erfährst du, wie du Samenbomben mit wenig Aufwand und für geringes Geld selbst herstellen kannst.
Der richtige Ort für den “Abwurf”
Bevor du mit dem Bau deiner Saatbomben beginnst, solltest du ein wenig Zeit darauf verwenden, dich mit dem Ziel deiner Aktion zu befassen. Wenn du in einer Stadt wohnst, gibt es wahrscheinlich viele Stellen, denen eine grüne Verschönerung guttun würde. Damit du den Erfolg deiner Aktion verfolgen und dich selbst regelmäßig am Wachstum deiner Pflanzen erfreuen kannst, empfiehlt es sich, zunächst einen oder mehrere Orte in deinem näheren Umfeld auszuwählen. Ob Baumscheiben, grüne Verkehrsinseln, Bahndämme oder brachliegende Grundstücke – theoretisch lassen sich die Samen fast überall platzieren.
Weniger empfehlenswert sind fremde Gärten und anderes Privateigentum, schließlich ist erklärtes Ziel des Guerilla Gardenings, Natur und Mensch etwas Gutes zu tun und nicht Dritte durch ungefragte Pflanzaktionen zu verärgern. Grünstreifen, die regelmäßig von Passanten oder Tieren zertrampelt werden, solltest du ebenfalls meiden.
3 Zutaten für deine Seed Bombs
Um deine Saatbomben zu basteln und die darin enthaltenen Samen mit optimalen Startbedingungen auszustatten, brauchst du nur wenige Zutaten. Klassischerweise bestehen Seeds Bombs aus:
- Samen
- Tonpulver
- Erde
1. Auswahl der Samen
Damit die Saat deiner Samenbomben aufgeht, lohnen sich vorab ein paar Gedanken über die Beschaffenheit des Ortes, an dem du sie platzieren möchtest. Denn wie beim traditionellen Gärtnern empfiehlt es sich auch hier, das verwendete Saatgut auf die Boden- und Lichtverhältnisse abzustimmen.
Je nachdem, ob du einen eher sonnigen oder schattigen Standort gewählt hast und welche Bodenbeschaffenheit dort vorherrscht, kommen einige Pflanzenarten eher in Frage als andere. Bei gekauftem Saatgut finden sich alle wichtigen Informationen auf der Rückseite der Packung. Grundsätzlich solltest du bei der Auswahl heimische, an den jeweiligen Standort angepasste, samenfeste Sorten gegenüber exotischen Pflanzen und Hybridsaatgut bevorzugen.
Im Allgemeinen eignen sich für Samenbomben besonders gut robuste Arten wie Ringelblumen, Kornblumen, Kapuzinerkresse, Kamille, Sonnenblumen oder Klatschmohn. Natürlich kannst du auch mehrere Samensorten mit ähnlichen Bedürfnissen miteinander kombinieren. Ein großes Angebot an ökologischem Saatgut findest du bei der Bingenheimer Saatgut AG, darunter spezielle Mischungen zur Förderung von Insekten oder für sonnige bzw. schattige Standorte. Wenn du dich nicht nur an Blüten erfreuen, sondern auch etwas ernten willst, kannst du es auch mit wenig pflegeintensiven Gemüse- und Kräutersamen versuchen.
Vielerorts haben Naturfreunde Saatgut-Tauschboxen aufgestellt, mit deren Hilfe die Verbreitung samenfester, regionaler und seltener Sorten gefördert werden soll. Diese Angebote sind in der Regel sogar kostenlos, vielleicht sogar in deiner Nähe!
Noch besser ist es, Samen von verschiedenen Wildpflanzen regional zu sammeln und zu verwenden. Auch daran haben Kinder sehr viel Spaß. Viele lieben zum Beispiel den Löwenzahn mit seiner Pusteblume, dessen Samen du ebenfalls zum Saatbombenbau nutzen kannst. Andere interessante Pflanzen sind die Wegwarte, Klatsch-Mohn, Dost, Sauerampfer oder was auch immer du sonst auf einem Spaziergang findest. So ist sichergestellt, dass die Pflanzen in deiner Region auch gedeihen.
2. Tonpulver oder Katzenstreu
Tonpulver oder auch Tonerde ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Erden, die besonders reichhaltig an Mineralstoffen und Spurenelementen sind. Aufgrund seiner vielfältigen Wirkungsweise wird dieses auch als Mineralerde bezeichnete Pulver traditionell in der Naturkosmetik und als Nahrungsergänzung eingesetzt. Kaufen kannst du es in der Apotheke oder in größeren Mengen auch im Netz. In unseren Samenbomben sorgt es für den Zusammenhalt der einzelnen Bestandteile. Mit Kilopreisen von 10 Euro macht Tonpulver dabei den teuersten Posten in unserem Rezept aus.
Eine preiswerte Alternative findest du in Form von Katzenstreu aus Bentonit in fast jedem Supermarkt. Dabei handelt es sich um ein Gemisch aus verschiedenen Tonerden, das sich aufgrund seiner positiven Wirkung auf die Bodenqualität auch zur Verbesserung von Kompost eignet. Beim Kauf solltest du darauf achten, dass das Katzenstreu aus reinem Bentonit besteht und keine Zusätze wie Duftstoffe etc. enthält.
3. Auswahl der Erde
Zur Herstellung der Samenbomben benötigst du keine Spezialerde. Einfache Garten- oder Komposterde eignet sich ebenso wie Pflanzerde aus dem Gartencenter. Bei letzterer solltest du beachten, dass das von dir gewählte Produkt ohne Torf auskommt. Während gekaufte Erde in der Regel alle notwendigen Nährstoffe schon mitbringt, kannst du Gartenerde nach Bedarf zusätzlich mit ein wenig Humus, Dünger oder einem organischem Abfall aus der Küche wie Kaffeesatz oder Eierschalen anreichern, um den Nährstoffgehalt zu verbessern.
Samenbomben herstellen
Neben den richtigen Zutaten brauchst du für die Herstellung deiner Samenbomben natürlich noch einige Utensilien:
- eine größere Schüssel
- einen Rührlöffel
- Wasser
- eine Unterlage zum Trocknen der Samenbomben (dafür eignet sich ein Eierkarton, ein Backblech oder ein Küchentuch)
Da das optimale Mischungsverhältnis der Zutaten je nach verwendeter Erde variiert, sind die Mengenangaben lediglich als Faustformel zu verstehen:
- 1 Teelöffel Samen (bei größeren Samen kann es etwas mehr sein)
- 4-5 Esslöffel Erde
- 4-5 Esslöffel Tonerde oder gemörsertes Bentonit
Benötigte Zeit: 10 Minuten.
So werden die Samenbomben hergestellt:
- Trockene Zutaten vermengen
Zunächst die Samen mit der Erde vermischen. Dann die Tonerde bzw. das gemörserte Bentonit dazugeben und alles nochmals gründlich vermengen.
- Wasser hinzufügen
Die Mischung so lange mit Wasser anreichern, bis ein geschmeidiger, aber immer noch fester Teig entsteht.
- Samenbomben formen
Aus dem Teig etwa walnussgroße Kugeln formen. Die fertigen Samenbomben auf einer waschbaren Unterlage ausbreiten und für einige Tage trocknen lassen.
Zur Tat schreiten
Nach getaner Arbeit ist es so weit, und du kannst die Saat endlich ausbringen! Dabei reicht es in der Regel, die Samenbomben am Zielort abzulegen oder sie – an schlecht zugänglichen Stellen – zu werfen.
Bei kühler und trockener Lagerung lassen sich die Samenbomben bis zu zwei Jahre aufbewahren. Hübsch verpackt eignen sie sich auch als persönliches Geschenk.
Wenn es etwas schneller gehen soll, dann haben die Stadtgärtner auch einen fertigen Bausatz zum Basteln von Samenbomben im Angebot.
Hast du schon Erfahrung mit Samenbomben gemacht und vielleicht selbst auch schon welche hergestellt und verteilt? Dann hinterlasse uns deine persönliche Seed-Bomb-Geschichte in einem Kommentar.
Diese Anleitung und viele weitere DIY-Geschenkideen gibt es in unserem Buch:
Mehr Tipps rund um den naturnahen Garten findest du auch in unserem Buch:
Hast du schon Erfahrung mit dem Basteln oder “Abwerfen” von Samenbomben gesammelt? Dann lass uns in einem Kommentar daran teilhaben!
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