
Permakultur-Prinzipien im eigenen Garten praktisch umsetzen
- Beobachte die Natur und lerne von ihr
- Ermögliche Vielfalt
- Vernetzung fördern
- Nutze und fördere die natürliche Widerstandsfähigkeit
- Nutze die vorhandene Energie effizient
- Denke und plane in Kreisläufen wie die Natur
- Setze auf die Kooperation verschiedener Tiere, Pflanzen und anderer Elemente
- Sei kreativ und denke unkonventionell
- Nutze Wasser effizient wie die Natur
- Gestalte und plane natürlich und vielfältig
Die wilde Natur funktioniert in geschlossenen Kreisläufen, die sich selbst regulieren und keine Hilfe von außen brauchen. Diese Idee aus der Permakultur machen sich Biogärtnerinnen und Biogärtner sowie die Bio-Landwirtschaft zunutze, um auch die eigenen Erzeugnisse in einem möglichst natürlichen Kreislauf anzubauen und zu ernten – ohne unnötige bzw. umweltschädliche Eingriffe ins Ökosystem. Der Lohn sind widerstandsfähige Pflanzen, die nicht chemisch gespritzt werden müssen, sowie eine reichhaltige Ernte auch auf kleinem Raum.
Die Prinzipien der Permakultur erfordern in mancher Hinsicht ein Überdenken konventioneller Anbaumethoden. Aber den eigenen Garten Schritt für Schritt in einen Permakultur-Garten zu verwandeln, lohnt sich, weil er dadurch vielfältiger, pflegeleichter und vor allem ertragreicher wird.
Permakultur ist ein weites Feld, das sich teilweise mit theoretischen Betrachtungen über größere Zusammenhänge beschäftigt. Aber mit den richtigen Ansätzen kann sich jeder die Ideen der Permakultur praktisch nutzbar machen. Welche Permakultur-Prinzipien es gibt und wie man sie in konkrete Maßnahmen im eigenen Garten umsetzen kann, erfährst du in diesem Beitrag.
Beobachte die Natur und lerne von ihr
Versuche nicht, der Natur deinen Willen aufzuzwingen. Pflanze beispielsweise keine schattenliebenden Pflanzen an Stellen, wo im Sommer stundenlang die Sonne scheint. Das ist einfach.
Einfach ist aber auch zu beobachten, dass ein Waldboden nie kahl ist. Immer schützt ihn eine Schicht aus abgestorbenen Blättern, Nadeln und Ästen, die bei der Verrottung wieder Nährstoffe an den Boden abgeben. Der Boden ist dadurch in verschiedener Hinsicht geschützt: Er kann nicht so schnell auswaschen, weil die Schutzschicht die Erde an Ort und Stelle hält. Und er speichert Wasser länger, weil die Schicht das Wasser langsamer verdunsten lässt.
In Gärten finden sich dagegen überwiegend kahle, ungeschützte Böden. Auch hier kann man diese natürlichen Prinzipien wunderbar mit Mulch nachahmen: Mulch aus Pflanzenresten nährt den Boden und schützt nicht nur vor Erosion und Austrocknung, sondern auch vor unerwünschten Beikräutern.
Ermögliche Vielfalt
Erzwinge keine Monokulturen, die die Pflanzen insgesamt schwächen. Wenn man beispielsweise solche Gemüsesorten nebeneinander setzt, deren Wurzeln unterschiedlich tief in die Erde reichen, wird nicht ein- und dieselbe Bodenschicht völlig ausgelaugt.
Diese und andere Ideen lassen sich mit der Mischkultur bestens umsetzen. Pflanzen, die sich gegenseitig im Wachstum unterstützen und vor Schädlingen schützen, sind widerstandsfähiger und brauchen keine künstlichen Insektizide.
Tipp: In einem Milpa- oder Aztekenbeet unterstützen sich Mais, Bohnen und Kürbisse gegenseitig in ihren Bedürfnissen, sodass alle drei Arten von der Gemeinschaft profitieren. Die Vorteile dieser Pflanzengemeinschaft haben schon die Ureinwohner Südamerikas entdeckt.
Vielfalt bedeutet außerdem, dass neben Standardsorten auch regionale, alte Gemüsesorten wieder angebaut werden – um die biologische Vielfalt an sich zu erhalten und nicht zuletzt, weil diese Sorten bestens an die heimischen Gegebenheiten angepasst sind.
Vernetzung fördern
Fördere das Netzwerk von Pflanzen, Tieren und Elementen, die sich gegenseitig positiv beeinflussen, statt sie alle nur isoliert voneinander zu betrachten. Zum Beispiel lässt sich als Windschutz für die Pflanzen eine Hecke anpflanzen.
In der Permakultur kombiniert man gerne die Eigenschaften einer Hecke als Winddeckung mit denen einer Hecke, die Ertrag bringt: Je nach Bodenbeschaffenheit kann der Schutz aus Weißdorn, Brombeeren, Obstbäumen oder Sonnenblumen bestehen. Damit liefert die Hecke neben ruhiger Luft auch noch Beeren, Vogelfutter und viele weitere Dinge, die man essen oder anderweitig nutzen kann. Jedes Element des Gartens kann und sollte mehreren Zwecken dienen.
Nutze und fördere die natürliche Widerstandsfähigkeit
Versuche nicht, mit künstlichen Einzelmaßnahmen Probleme zu lösen. Ein Garten oder ein Gartenbereich in seiner Gesamtheit wird resistenter gegen klimatische Schwankungen, wenn man ihn auf lange Sicht anlegt: Mehrjährige Pflanzen passen sich gut an die örtlichen Gegebenheiten an und halten den Bereich im wahrsten Sinne des Wortes zusammen, zum Beispiel, weil ihre Wurzeln dem Boden Halt geben und neu gesetzte Pflanzen schützen.
Wenn man die Fruchtfolge beachtet, laugt der Boden nicht aus, und der Einsatz von Gründüngung hilft, den Boden ohne künstliche Hilfsmittel zu durchlüften und zu düngen.
Nutze die vorhandene Energie effizient
Greife auf natürliche Gefälle, Sonnenwärme und Wärmespeicher wie zum Beispiel Mauern aus Stein zurück. Eine gemauerte Wand im Süden des Gartengrundstücks (zum Beispiel eine Hausmauer oder die Garage des Nachbarn) gibt die gespeicherte Wärme auch nach Sonnenuntergang noch ab. Pflanzen wie zum Beispiel Tomaten, Paprika und Chilis fühlen sich mit der Extraportion Wärme sehr wohl und wachsen besser.
Auch Wasser ist ein hervorragender Wärmespeicher. Am Rand von Teichen und Tümpeln lassen sich Pflanzen anbauen, die Feuchtigkeit und Wärme lieben, wie zum Beispiel Brunnenkresse, Wasserminze und Bachbunge.
Denke und plane in Kreisläufen wie die Natur
Fast alles, was nötig ist, ist schon da und erfüllt einen Zweck. Beispielsweise lässt sich jeder Pflanzenabfall weiterverwenden: Pflanzliche Küchenabfälle können in einem Komposthaufen, mit einer Wurmbox oder einem Bokashi-Eimer zu Humus verwandelt werden, der den Boden mit Nährstoffen anreichert.
Wuchernde Brennnesseln helfen als Pflanzenjauchen und -brühen ebenfalls, den Mineralhaushalt des Bodens zu stärken. Strauch- und Baumschnitt lassen sich im Sinne der Permakultur bestens als Grundlage für ein Hügelbeet nutzen, und selbst auf dem Balkon oder in der Küche können aus Gemüseresten neue Pflanzen gezogen werden.
Setze auf die Kooperation verschiedener Tiere, Pflanzen und anderer Elemente
Wie sie voneinander profitieren können, zeigt das Beispiel “Obstbaum-Lebensgemeinschaft”, bei der auf der Baumscheibe eines Baumes (das heißt, auf dem Bereich um den Baumstamm herum, wo die Baumwurzeln relativ hoch im Boden liegen) bestimmte Pflanzen angesiedelt werden, die den Obstbaum beim Wachstum unterstützen.
Aber auch die gesamte Anlage des Gartens kann davon geprägt sein, die verschiedensten Bedürfnisse seiner Elemente zu befriedigen: Der Holzstapel als Windschutz bietet gleichzeitig Insekten und anderen Nützlingen ein Zuhause. Hühner, die frei herumlaufen dürfen, sorgen dafür, dass die Population der Kleinsttiere nicht Überhand nimmt.
Damit der Mensch nicht zu kurz kommt und schöne Ausblicke genießen kann, wird nicht das gesamte Ufer eines Teichs mit hochwachsenden Pflanzen bestückt, sondern nur ein Teil davon. Bei einer Sicht auf den Garten durch die Permakultur-Brille haben sogar Schnecken als Vertilger von schwachen Pflanzenteilen und Raupen als Vorstufe einfach nur schöner Schmetterlinge eine Existenzberechtigung.
Sei kreativ und denke unkonventionell
Jeder Garten ist anders, und ein Richtig und Falsch gibt es (meistens) nicht. Dein Garten ist zum Beispiel sehr klein? Dann gärtnere doch in die Höhe! Das Permakultur-Prinzip “Schichten und Stapeln” bedeutet, dass der Platz nach oben kreativ ausgenutzt werden kann mit Pflanzen, die unterschiedliche Wuchshöhe haben. So wächst beispielsweise der Salat direkt auf dem Boden, während Stangenbohnen und Kürbis an Spalieren in die Höhe wachsen. Dazwischen finden sich Sonnen- und andere Blumen.
Bei geschickter Fruchtfolge kann so ein kleiner, gestapelter Garten mehr als eine Ernte pro Saison liefern. Ein weiteres Beispiel, wie du auf kleinstem Raum die verschiedensten Pflanzen und Kräuter ziehen kannst, ist eine Kräuterspirale, die du leicht selber bauen kannst.
Tipp: Vertikal zu gärtnern, zum Beispiel auch mit selbst gemachten Pflanztaschen, ist ebenfalls eine Methode, um auf einem Balkon reich ernten zu können.
Nutze Wasser effizient wie die Natur
Mit der richtigen Herangehensweise wird dein Garten resistenter gegen Trockenheit oder Nässe. Gegen längere Trockenperioden helfen humusreiche, lockere Böden. Wer die Arbeit scheut, einen Sand- oder Tonboden durch Untergraben von Humus zu verbessern, kann ein Hochbeet anlegen und dabei von vornherein darauf achten, dass solche Erde verwendet wird, die Wasser gut speichert.
Wenn man weiß, welche Pflanzen Trockenheit gut vertragen, lassen sich aber auch eher sandige Böden effektiv bepflanzen. Außerdem hilft effizientes Gießen dabei, Wasser, Zeit und Energie zu sparen.
Sehr nasse Bereiche im Garten können beispielsweise mit einem Moorbeet nicht nur zum Hingucker werden, sondern auch eine üppige Ernte gesunder Blau- und Preiselbeeren liefern.
Gestalte und plane natürlich und vielfältig
Scheue nicht davor zurück, Dinge zu ändern, wenn sie sich als ungünstig herausgestellt haben. Das gilt besonders dann, wenn man ein Gartengrundstück neu übernimmt: Würdest du den Garten auch so anlegen, wie er jetzt ist, oder hast du andere Ideen?
Tipp: Einen verwilderten Garten neu zu gestalten ist gar nicht schwer, wenn man die natürlichen Kreisläufe, die sich durch den Wildwuchs ergeben haben, mit einbezieht. So brauchst du nicht den ganzen Garten umzugraben und sparst dir viel Arbeit.
Um den Kreis zum ersten Punkt dieser Liste zu schließen: Lerne von der Natur und nutze auch verschiedene Geländemuster für deine Zwecke. Beispielsweise bietet ein Kraterbeet in der Kuhle Platz für Pflanzen, die Wärme lieben und viel Wasser brauchen, während die Außenbereiche des Kraters mit Obst- und Gemüsesorten bepflanzt werden können, die weniger Feuchtigkeit benötigen. Am Rand des Kraters können Steine, Hecken und Büsche als Windschutz stehen.
Mäanderformen bieten sich hingegen an, um den Grenzbereiche beispielsweise zwischen einem Teich und trockenem Land zu vergrößern und damit die Artenvielfalt und die Stabilität des Areals zu erhöhen.
Aber auch wenn die eigenen Permakultur-Projekte nicht sofort wirklich gut funktionieren: Permakultur setzt ein gewisses Maß an Wissen und Erfahrung über die Eigenschaften von Pflanzen und die örtlichen Gegebenheiten voraus, die man sich mit der Zeit und ohne Stress aneignen kann. Spaß macht es allemal zu beobachten, wie sich der eigene Garten mit der Zeit entwickelt und gedeiht, und wie er mit der Zeit immer widerstandsfähiger, natürlicher und diverser wird.
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Hast du auch schon Permakultur-Prinzipien in deinem Garten umgesetzt? Wir freuen uns über Tipps und weitere Ideen zu diesem weiten Themenfeld in den Kommentaren!
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