
Verwilderten Garten neu gestalten: So einfach geht's mit der Permakultur
Wenn du einen Garten geerbt oder anderweitig übernommen hast, kann die Ernüchterung groß sein, wenn sich herausstellt, dass er völlig verwildert ist. Dann beginnt das Gartenjahr nicht mit dem Aussäen und Pflanzen, sondern erst einmal mit groben Aufräumarbeiten und der Neugestaltung des Gartens. Die vermeintliche Herkulesaufgabe kann aber auch viel weniger anstrengend und zeitraubend ausfallen, als du vielleicht denkst, wenn du einen nachhaltigen Garten planst!
Nicht alles, was wild im Garten wächst, muss deine Pläne hinsichtlich der Gestaltung behindern – im Gegenteil, nutze die Prinzipien der Permakultur, um die Natur für deine Zwecke arbeiten zu lassen.
Gartengestaltung im verwilderten Garten
Ein ungepflegter Garten ist in der Regel nährstoffreicher als ein einseitig bepflanzter Zier- oder Nutzgarten, denn der vielfältige, natürliche Bewuchs sorgt für nährstoffreichen Boden, ganz ohne Dünger. Wenn er einige Jahre lang brach lag, sind Rückstände von synthetischen Düngern und Schadstoffen wahrscheinlich kaum (noch) vorhanden. Und selbst das vermeintliche Unkraut macht sich nützlich, etwa indem es dir als Zeigerpflanze signalisiert, welche Pflanzen dort gedeihen.
Den ganzen Garten neu zu ordnen, ist weder notwendig noch sinnvoll, denn ein unordentlicher Gartenanteil bietet Platz für Nützlinge und Pflanzenmaterial für Mulch und Jauchen.
Es lohnt sich also, den verwilderten Garten nicht einfach platt zu machen, sondern Schritt für Schritt vorzugehen mit den Prinzipien der Permakultur.
Garten erkunden und Bodenqualität ermitteln
Vor der Neugestaltung kannst du den Garten zunächst einmal erkunden, um dir ein Bild zu machen. Markiere Hindernisse und Stolperfallen wie etwa Baumstümpfe, Wurzeln und Bodenunebenheiten am besten mit langen Stöcken oder trage sie in einen Plan ein, bevor die (Motor-)Sense zum Einsatz kommt. So verhinderst du Schäden am Gerät und Unfälle.
Notiere dir ebenfalls, welche Wildpflanzen sich in deinem Garten ausgebreitet haben. Viele von ihnen dienen als Zeigerpflanzen für bestimmte Bodenverhältnisse und helfen bei der Auswahl der weiteren Bepflanzung. Freue dich zum Beispiel über Brennesseln, denn sie zeigen stickstoffreichen Boden an, auf dem viele Nutz- und Zierpflanzen gut wachsen!
Garten aufräumen
Als ersten Schritt der Gartengestaltung kannst du Müll, wie etwa Reste alter Abdeckfolien oder Unkrautvliese einsammeln. Auch einzelne Steine von alten Beeteinfassungen oder Gehwegplatten können weggeräumt werden. Lagere sie am besten in einer Ecke des Gartens, um sie für die Neugestaltung von Wegen und Beeten oder als kostenloses Material zu nutzen, um eine Kräuterspirale zu bauen.
Holzreste lassen sich ebenfalls noch für Beetumrandungen nutzen. Reste einer alten Gartenmauer machen sich eventuell nützlich als Wärmespeicher für kälteempfindliche Pflanzen wie etwa Tomaten. Größere Scherben von alten Tontöpfen kannst du zum Abdichten von Pflanzgefäßen verwenden.
Permakultur statt nackter Erde
Ein verwilderter Garten birgt womöglich Schätze, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. Die ungestörte Natur hat wahrscheinlich Pflanzengemeinschaften und Kreisläufe entwickelt, die sich auch im Sinne der Permakultur für deinen Garten nutzen lassen.
Ein großer Baum bietet Schatten für Pflanzen, die die pralle Sonne schlecht vertragen. Bodendecker wie Giersch, Gundermann oder Vogelmiere liefern Mulchmaterial sowie eine schmackhafte Grundlage für einen Wildkräutersalat. Andere Gewächse wie etwa Brennnesseln können zu nährstoffreicher Jauche verarbeitet werden. Viele Wildkräuter besitzen außerdem heilsame Kräfte – viele Gute Gründe, all diesen Pflanzen ein Plätzchen im Garten zu gönnen, statt sie einfach auszureißen.
Im Frühjahr wirst du vielleicht von Frühblühern oder Bärlauch überrascht, die du nicht erwartet hattest. Wenn die Setzlinge für den Sommer bereit sind zum Auspflanzen, haben sich die Frühjahrspflanzen bereits wieder in die Erde zurückgezogen und stören deine Pläne nicht. Im Frühsommer zeigen sich vielleicht einige Stauden von ihrer besten Seite, die im Winter leblos schienen oder sogar gänzlich unsichtbar waren.
Hinweis: Bärlauch kann unter Umständen mit den Blättern des Maiglöckchens verwechselt werden. Es gibt jedoch einige Merkmale, anhand derer du Bärlauch von giftigen Doppelgängern unterscheiden kannst.
Es empfiehlt sich, keine unnötigen Veränderungen vorzunehmen und vor allem die Erde nicht großflächig umzugraben, bevor du dich mit deinem Garten vertraut gemacht hast. Im Zweifelsfall erst einmal abzuwarten, ist nicht nur bequem, sondern oft auch hilfreich.
Gartenplan erstellen
Um einen Garten neu anzulegen und zu ordnen, ist es empfehlenswert, natürliche Gegebenheiten wie schattige oder feuchte Stellen, Hanglagen oder bereits vorhandene Pflanzen mit einzubeziehen. Die Prinzipien der Permakultur sind dafür ideal geeignet.
Das Wachstum in Kräuter- und Gemüsebeeten lässt sich durch eine naturnahe Mischkultur befördern, die die Bedürfnisse der Pflanzen auf natürliche Weise berücksichtigt. Dabei werden nicht nur die Licht- und Platzbedürfnisse einzelner Sorten beachtet, sondern auch, welche Pflanzen gute Nachbarn sind und sich gegenseitig im Wachstum unterstützen.
Tipp: Wann welche Gemüse, Kräuter und Blumen gesät werden können, erfährst du in unserem Aussaatkalender.
Leerräume zwischen jungen Pflanzen kannst du mit Kräutern und schnell wachsenden Lückenfüllern bepflanzen. Auch eine Vor- und Nachkultur im Gemüsebeet sowie ein jährlicher Fruchtwechsel sind empfehlenswert.
Besonders pflegeleichte und bienenfreundliche Stauden- und Blumenbeete entstehen, wenn möglichst vielfältige heimische Blühpflanzen vorgesehen werden.
Um den Gießaufwand gering zu halten, kannst du in den Beeten gleich einige Ollas zur Bewässerung mit einplanen und so für gleichmäßige, tief reichende Feuchtigkeit sorgen. Indem du Pflanzen wählst, die wenig Wasser brauchen, lässt sich Arbeitsaufwand und das Risiko für Misserfolge minimieren.
Geeignete Gartengeräte
Wenn du dir die schweren Arbeiten bei der Gartengestaltung erleichtern möchtest, können einige (motorbetriebene) Geräte hilfreich sein:
- Sense für hohes Gras
- Astschere
- Säge
- Häcksler
Insbesondere bei solchen Maschinen, die du in Zukunft nicht regelmäßig brauchst, empfiehlt es sich sie zu leihen, statt sie zu kaufen. Bestimmt gibt es hilfreiche Nachbarn, die das eine oder andere Gerät verleihen. Viele Kleingartenvereine besitzen Geräte, die gemeinschaftlich genutzt werden können. Und auch manche Baumärkte verleihen große Geräte.
Eventuell lohnt sich eine Anschaffung zusammen mit Nachbarn. Um die Umwelt zu schonen, greife wenn möglich lieber auf elektrische Geräte statt bezinbetriebener zurück.
Entfernung oder Rückschnitt von Pflanzen
Falls größere Bäume gefällt werden müssen, kannst du dir das mühsame Ausgraben von Stumpf und Wurzeln sparen, wenn du den Stamm in Sitzhöhe absägst und als Sitzgelegenheit in die Gartengestaltung mit einbindest.
Hinweis: Gehölze wie Bäume, Hecken und Sträucher dürfen zum Schutz brütender Vögel von Anfang März bis Ende September nicht gefällt oder stark zurückgeschnitten werden. Ein Form- und Pflegeschnitt ist jedoch erlaubt. Auch sonst gelten Einschränkungen beim Fällen von Bäumen. Erkundige dich deshalb zur Sicherheit vorher bei deiner Gemeinde.
Wer eine Weide auf dem Grundstück hat, kann sich glücklich schätzen: Sie lässt sich bei Bedarf radikal zurückschneiden und treibt trotzdem immer wieder aus. Die einjährigen Triebe können hervorragend genutzt werden für Beetumrandungen, Rankgerüste, oder einen Sicht- und Windschutz.
Obstbäume, die unter Umständen jahrelang nicht gepflegt wurden, benötigen wahrscheinlich einen Pflegeschnitt, um gut zu tragen. Sträucher können je nach Jahreszeit und Bedarf stark zurückgeschnitten werden, um Platz zu schaffen.
Große Mengen an Geäst können zum Befüllen eines Hochbeetes oder für ein Hügelbeet verwendet werden.
Weiteres Pflanzenmaterial lässt sich häckseln und dient dann, gemischt mit Grasschnitt und Küchenabfällen, als Startmaterial für einen Komposthaufen. Ein natürlicher Kompostbeschleuniger bringt die Zersetzung schneller in Gang.
Hoch gewachsenes Gras, das gemäht wird, kann als Mulchmaterial liegen bleiben und das Wachstum unerwünschter Beikräuter hindern sowie den Boden beschatten, mit Nährstoffen versorgen und vor Erosion schützen.
Beet anlegen ohne Umgraben
Um Beete anzulegen, kannst du auf arbeitsintensives Umgraben verzichten, wenn du den Boden mit Pappe abdeckst und nur eine dünne Humusschicht ausbringst. Wenn du die Beete schon im Herbst vorbereitest, kannst du zunächst eine Gründüngung zur Bodenverbesserung aussäen.
Spare dir auch im weiteren Gartenjahr Arbeit, indem du pflegeleichte Pflanzen für Anfänger auswählst oder zu mehrjährigen Gewächsen greifst, die jedes Jahr wieder eine reiche Ernte auch für faule Gärtner versprechen.
Wilde Ecken im Garten belassen
Eine verwilderte Ecke im Garten ist keine verschenkte Fläche, denn sie macht sich so vielfältig nützlich wie kein künstlich angelegtes Gemüse- oder Blumenbeet. Sie bietet einen Rückzugsraum für Tiere wie Bienen, Igel oder andere Nützlinge. Wohnt beispielsweise ein Igel im Garten, reduziert sich der Befall durch Schnecken, sodass sie nicht extra bekämpft werden müssen.
Zu unterschiedlichen Zeiten blühende Wildpflanzen bieten Bienen das ganze Jahr über Nahrung. Sie sorgen im Gegenzug dafür, dass Obstbäume und -sträucher bestäubt werden. Es lohnt sich also, zumindest eine naturbelassene Ecke im Garten zu haben.
Im Laufe der Jahre kannst du deinen Garten dennoch weiter gestalten mit naturnahen Projekten für den Biogarten.
Weitere Tipps für naturnahes Gärtnern findest du in unseren Büchern:
Wie würdest du vorgehen, um aus einem wilden Biotop einen naturnahen Nutz- oder Ziergarten zu machen? Wir freuen uns auf deine Ideen in einem Kommentar!
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