
Wie erhalten Unverpacktläden ihre Ware, und was passiert mit den Verpackungsmaterialien?
Wie kommen die losen Waren eigentlich in den Unverpacktladen? Werden normale Produkte womöglich “heimlich” ausgepackt, und was passiert anschließend mit den Verpackungsmaterialien, die sich nicht vermeiden lassen? Diese oder ähnliche Fragen stellt sich vermutlich jeder, der schon einmal in einem Unverpacktladen eingekauft hat.
Um mehr über die Abläufe hinter den Kulissen eines Unverpacktladens zu erfahren und einen Bild davon zu bekommen, ob sie wirklich so viel nachhaltiger sind als herkömmliche Supermärkte, haben wir mit Gründerinnen und Inhabern gesprochen.
Wie werden die Waren im Unverpacktladen angeliefert?
Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort, denn viele Unverpacktläden arbeiten bevorzugt mit regionalen Erzeugern zusammen und treffen mit ihnen individuelle Vereinbarungen. Das liegt auch daran, dass das Konzept des Unverpacktladens zwar uralt ist (man denke an die vor nicht mal 100 Jahren weit verbreiteten Tante-Emma-Läden), aber erst seit einigen Jahren wieder auflebt.
Antonia Wucknitz (Unverpackt in Karlsruhe) erklärt dazu:
Jeder Laden hat seine eigenen Händler. Wir bekommen Dinge wie Kaffee zum Beispiel von der Rösterei direkt in Edelstahlfässern. Von einem Ölhändler um die Ecke einige Essige und Öle in den eigenen Behältern, so wie wir sie am Ende in den Verkauf stellen. Kekse und weitere Sachen bringen einige Händler persönlich und nehmen ihre Behälter mit. Entweder ist der Behälter eh nur für den Transport oder wie bei Milchprodukten, wird der Behälter vom Hersteller gespült und wieder befüllt.
Aber nicht in allen Fällen sind Mehrwegverpackungen möglich. Auch wenn eine allgemeine Aussage schwierig ist, so kann man doch einige typische Verpackungsvarianten nennen, die nach den uns vorliegenden Antworten in Unverpacktläden überwiegend zum Einsatz kommen:
- Trockenware wie Nudeln, Trockenfrüchte, Nüsse usw. in Großgebinden (5-25 Kilogramm) aus Papier oder Kunststoff
- Flüssigkeiten wie Essig, Öl, Reinigungsmittel und Kosmetik in großen Kanistern oder Metallfässern, die im besten Fall gereinigt und wiederverwendet werden
- Verzehrfertige Lebensmittel wie Tofu oder Kekse in Mehrwegbehältern, die die Produzenten wieder mitnehmen, reinigen und weiter nutzen
- In Einzelportionen abgefüllte Ware wie Brotaufstriche, Getränke und Milchprodukte sowie Cremes und Deos im Schraubglas oder im Mehrwegglas statt in der Plastikverpackung
So lassen sich Einwegverpackungen zwar auch im Unverpacktladen nicht vollständig vermeiden. Für die Großgebinde wie etwa Säcke oder Kartons, in denen die Waren angeliefert werden, werden aber bis zu 90 Prozent weniger Verpackungsmaterial benötigt, als dies bei verkaufsfertig abgepackten Einzelportionen der Fall wäre.
Wenn du wissen möchtest, wie das mit den Verpackungen und dem Müll in deinem örtlichen Unverpacktladen aussieht, dann frage bei deinem nächsten Einkauf doch einfach mal nach!
Die zweite Filiale von Original Unverpackt in Berlin gewährt einen direkten Einblick, indem die Waren, so wie sie ankommen, auch im Regal stehen.
Ria Schäfli (Original Unverpackt) meint dazu:
Die Gebinde stehen so in der Verkaufsfläche. Wir wollen damit transparent sein und unseren Kunden direkt zeigen, wie die Ware ankommt.
Was passiert mit den Einwegverpackungen?
Alle Betreiber von Unverpacktläden, mit denen wir gesprochen haben, bemühen sich darum, nicht vermeidbaren Einwegverpackungen ein zweites Leben zu schenken. Holzpaletten, Kanister, Eimer und Co. werden wiederverwendet oder auch an Kunden verschenkt und so im besten Fall einfach weiter genutzt oder zum Basteln verwendet.
Alles, was nicht mehr weiter genutzt werden kann, wird getrennt und den Recycling-Systemen zugeführt.
Tipp: Der beste Müll ist zwar der, der gar nicht erst entsteht. Trotzdem helfen auch die korrekte Mülltrennung und das Vermeiden typischer Recycling-Fehler dabei, die Umwelt zu schützen.
Was tun Unverpacktläden, um Verpackungsmüll zu vermeiden?
Sofern die Hersteller nicht bereits Mehrwegverpackungen oder Einwegverpackungen aus nachhaltigen Materialien verwenden, setzen sich viele Unverpacktläden bei Produzenten und Großhandel für einen Umstieg ein. Das gelingt vor allem bei kleinen, regionalen Herstellern.
Heike Mack (Unverpackt Landau) berichtet von ihren Erfolgen:
Mancher Nudelmacher stellte seine Verpackungen um auf Papier, nachdem ich ihn 1,5 Jahre immer wieder damit konfrontierte. Wir haben recht hohe Bestellwerte dort und das Argument der Nachhaltigkeit und des Wechsels zu anderen Anbietern hat geholfen.
Tipp: Mithilfe der Replace-Plastic-App kannst auch du deinen Wunsch nach umweltfreundlichen Verpackungsmaterialien direkt an die Hersteller übermitteln.
Weil ein einzelner Unverpacktladen als Verhandlungspartner vor allem bei großen Handelspartnern wenig bewirken kann, schließen sich immer mehr Läden im Unverpackt-Verband zusammen, um sich gemeinsam für Müllvermeidung in der gesamten Produktionskette zu engagieren.
Ria Schäfli (Original Unverpackt) beschreibt es so:
Wenn wir unnötige Verpackungen erkennen, sprechen wir es beim Hersteller direkt an. Jedes mal. Auch wenn wir ihnen damit auf die Nerven gehen. Da ist auch der Unverpackt-Verband ein starker Partner. Er geht Großhändler an und motiviert umzudenken.
In unseren Buch findest du jede Menge Tipps, die dabei helfen, Müll und Plastik im Alltag zu vermeiden:
Auf welche Fragen rund ums verpackungsfreie Einkaufen hättest du gern eine Antwort? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
Hier kannst du weiterlesen: