Ein Plädoyer für alte Gemüsesorten

Immer nur fades Einheitsgemüse im Supermarkt? Dabei gibt es viele gute Gründe, alte Gemüsesorten wieder vermehrt anzubauen und zu nutzen!

Hast du schon einmal lilafarbene Möhren gesehen oder das süßlich-sandige Aroma von Topinambur gekostet? Dann kaufst du dein Gemüse bestimmt nicht ausschließlich im Supermarkt um die Ecke ein. Denn dort findet man heutzutage meistens eine winzige Auswahl aller essbaren Gemüsesorten, die sich in Aussehen und Geschmack kaum noch voneinander unterscheiden.

Das liegt unter anderem daran, dass in den letzten Hundert Jahren ungefähr 75 Prozent der genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen zugunsten einiger weniger besonders ertragreicher, transport- und lagerfähiger Sorten verloren gegangen ist, wie die Welternährungsorganisation feststellt.

Nicht nur der Geschmack und die optische Vielfalt leiden unter dem vorherrschenden Fokus auf industrielle Verwertbarkeit und Gewinnmaximierung. Hochgezüchtete oder genmanipulierte Sorten enthalten häufig auch sehr viel weniger Vitalstoffe und sind zur Nachzucht meist unbrauchbar.

Doch es gibt sie noch: Alte Gemüsesorten mit reichlich Geschmack und vielen weiteren Vorzügen! Wir zeigen dir, warum es sich lohnt alte Gemüsesorten anzubauen, und woher du sie bekommen kannst.

1. Alte Gemüsesorten statt Superfoods

Alte Gemüsesorten wachsen langsamer als auf einen hohen Ertrag optimierte Sorten und können deshalb mehr Nährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe bilden. Letztere wirken entzündungshemmend, senken den Blutdruck und Cholesterinspiegel und schützen die Zellen vor freien Radikalen, die Zellschäden hervorrufen können. Dadurch enthalten die alten Sorten oft genauso viele oder sogar mehr gesunde Vitalstoffe als so manches exotische Superfood.

Tipp: Durch schonendes Garen kannst du bei der Zubereitung die meisten Nährstoffe erhalten.

2. Alte Gemüsesorten sind samenfest

Selbst im Bioladen sind die Gemüsesorten meist Hybride, die so gezüchtet wurden, dass die erste Generation besonders ertragreich ist, ihre Samen sind jedoch unbrauchbar. Alte Gemüsesorten bringen dagegen eigenes Saatgut hervor, dass du im kommenden Jahr wieder aussäen kannst.

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3. Alte Gemüsesorten sparen Geld

Weil die alten Sorten samenfest sind, kannst du zum Saisonende keimfähige Samen zurückbehalten und im neuen Jahr wieder aussäen. Das spart auf Dauer Geld für den Kauf neuen Saatguts.

4. Alte Gemüsesorten sind Kulturgut

Dem Engagement vieler Hobbygärtner, Landwirte und kleiner, auf alte Sorten spezialisierter Sämereien verdanken wir, dass die große Vielfalt unterschiedlicher Gemüsesorten bis heute erhalten geblieben ist. Als wichtiges Kulturgut stellen die wertvollen Samen einen nicht zu unterschätzenden Baustein für die Versorgung künftiger Generationen dar.

Wenn du sie im eigenen Biogarten selbst anbaust und Samen daraus gewinnst, kannst du zu ihrem Erhalt und ihrer Verbreitung beitragen, zum Beispiel durch Samentausch mittels einer Samentauschbox!

5. Alte Gemüsesorten brauchen keine Geschmacksverstärker

Im Vergleich zu Zuchtsorten verfügen alte Gemüsesorten über vielfältigere, sehr viel intensivere Aromen, die die daraus zubereiten Speisen wieder zu einem echten Geschmackserlebnis werden lassen. Zudem enthalten sie mehr gesunde Bitterstoffe, die aus modernen Züchtungen weitestgehend verschwunden sind.

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6. Alte Gemüsesorten bringen optische Abwechslung

Nicht nur geschmacklich, auch fürs Auge haben alte Gemüsesorten sehr viel mehr zu bieten als die gleichförmige Konkurrenz aus dem Supermarktregal. Grün gestreifte Tomaten, hellgelbe oder dunkelviolette Möhren, kunterbunter Mais und rosafarbene Kartoffeln überraschen als optisches Highlight und steigern den Genuss.

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7. Alte Gemüsesorten sind robuster

Regionale, alte Sorten haben sich bestens an das Klima und die Böden angepasst und sind deshalb weniger anfällig für die typischen Schädlinge, Pflanzenkrankheiten und Frostperioden der Region. Deshalb eignen sie sich insbesondere für Neu-Gärtner. Das Saatgut der Konzerne kann zwar rund um den ganzen Erdball verwendet werden, braucht dafür aber mehr Pflege und ist anfälliger als die auf natürliche Weise gezüchtete Konkurrenz.

8. Alte Gemüsesorten machen unabhängiger

Mit dem eigenen Anbau und der Vermehrung alter Sorten machst du dich ein Stück weit unabhängig von Konzernen wie Monsanto, die den weltweiten Nahrungsmittelmarkt dominieren.

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9. Die Nachfrage erhöht das Angebot

Wer bevorzugt alte Gemüsesorten anbaut, trägt zum Erhalt und zur Vergrößerung der Gemüsevielfalt bei. Selbst wenn du kein eigenes Gemüse anbaust, kannst du durch bewusste Auswahl am Marktstand oder im Supermarkt dazu beitragen, dass wieder mehr alte Sorten angebaut und ins Sortiment aufgenommen werden. Denn noch sind nicht in jedem Supermarkt vergessene Wurzelgemüse wie zum Beispiel Pastinake, Topinambur oder Schwarzwurzeln zu finden.

Bezugsquellen für Saatgut

An die Samen alter Gemüsesorten zu gelangen, ist eigentlich ganz einfach. Folgende Liste gibt eine Übersicht über Bezugsquellen wahrer Raritäten:

Darüber hinaus bieten Saatguttauschbörsen und Samentauschboxen großartige regionale, kostenlose Möglichkeiten, sich selbst und andere mit Saatgut für samenfeste, alte Sorten zu versorgen.

Auch mit dem direkten Kauf des Gemüses und der darin enthaltenen Samen unterstützt du Landwirte, die sich auf den Anbau alter Sorten besinnen. Man findet sie zum Beispiel auf Wochenmärkten. Im Zweifel lohnt es sich, am Marktstand nach samenfesten und alten Sorten zu fragen. Einmal gekauft, kannst du viele Arten auf dem Balkon oder im Garten sogar selbst anbauen und kommst so dauerhaft und preiswert zu gesundem Gemüse.

Tipp: Es lohnt sich, auch mal die (Garten-)Nachbarn zu fragen. So mancher baut noch mit dem alten Saatgut an, mit dem früher der Urgroßvater pflanzte. Diese Sorten sind bestens an den Standort angepasst und werden sich deshalb sehr wahrscheinlich auch in deinen Beeten besonders wohl fühlen.

Wenn du mehr über den Anbau alter Gemüsesorten wissen möchtest, legen wir dir dieses Buch ans Herz:

Für welche Gemüsesorten hast du dich dieses Jahr entschieden? Wie ist deine Erfahrung beim Anbau und wie schmeckt deine Ernte? Über einen Kommentar unter diesem Beitrag von dir freuen wir uns!

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2 Kommentare

  1. Topinambur vermehre ich schon seit Jahren erfolgreich in großen Kunststoffeimern, die ich vom Pferdefutter gesammelt habe und am Boden mit je 5 Bohrlöchern versehen habe. In den nächsten Tagen werde ich weitere Kübel und alte Balkonkästen mit den angetriebenen, oberen Abschnitten von roter Möhre, Mairübchen Petersilienwurzel und Pastinaken bepflanzen. Mein Freilandversuch mit dieser Vermehrungsmethode hat den Mäusen viel zu gut gefallen;-)

    Antworten
  2. Martina Bedregal Calderón

    Nicht genverändert und somit 100 % gesünder für uns! Danke für diesen Beitrag!

    Antworten

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