
Borretsch: Wunderschöner Insektenmagnet und vielseitiges Küchenkraut in einem
Wenn sich im Garten die nektarliebenden Insekten an einem Ort besonders tummeln, könnte der Grund eine Borretschpflanze sein. Die auch als Gurkenkraut und Augenzier bekannte Würzpflanze ist bereits seit dem Mittelalter in Heil- und Kräutergärten zu finden und gehört zu den Gewächsen, die in keinem bienenfreundlichen Garten fehlen sollten.
Borretsch hat aber noch viel mehr zu bieten, denn er enthält zahlreiche Vitalstoffe und lässt sich als Heilkraut und in der Küche vielseitig verwenden – aber am besten nur in Maßen.
Borretsch als Insektenmagnet
Die Tatsache, dass Bienen und andere Insekten Borretsch bevorzugt anfliegen, liegt an seinem reichhaltigen Nektar, den der Dauerblüher bis in den Herbst hinein bildet. Wer Bestäuber anlocken oder einfach nur der Insektenwelt etwas Gutes tun möchte, räumt der hübsch anzusehenden Pflanze deshalb am besten ein Plätzchen im Garten oder auf dem Naschbalkon ein.
Einmal angesiedelt, sät sich die einjährige, pflegeleichte Pflanze zuverlässig selbst aus und erobert nicht selten weitere Ecken im Garten. Alternativ lässt sie sich gezielt über Samen vermehren, die leicht selbst gewonnen werden können.
Tipp: Borretsch eignet sich als guter Nachbar für Dill und Petersilie und bereichert die Mischkultur im Kräuterbeet.
Köstliche Rezepte mit Borretsch
Aufgrund seines frischen, an Salatgurken erinnernden Aromas ist Borretsch auch unter dem Namen Gurkenkraut bekannt und gehört unter anderem zu den sieben Kräutern, die traditionell für die Zubereitung der Frankfurter Grünen Soße verwendet werden. Weil Borretsch beim Erhitzen einen Teil seines Aromas einbüßt, wird er bevorzugt roh verarbeitet – zum Beispiel in den folgenden Rezepten.
Käuterbutter mit Borretsch
Für eine selbst gemachte Kräuterbutter eignen sich neben den klassischen Küchenkräutern auch zahlreiche Wildkräuter. Borretsch verleiht der immer wieder etwas anders schmeckenden Wildkräuterbutter ein erfrischendes Aroma.
Tipp: Wer mit wenig Aufwand einen größeren Vorrat herstellen möchte, verwendet gleich etwas mehr Butter sowie einige Handvoll frischer Kräuter (auf die Menge kommt es gar nicht so genau an) und friert die fertige Kräuterbutter einfach portionsweise ein – zum Beispiel in einem Eiswürfelbehälter.
Kräuterquark mit Borretsch
Neben Petersilie und Schnittlauch verleiht Borretsch einem selbst gemachten Kräuterquark eine zusätzliche frische Note. Quark, Joghurt und einige Esslöffel Pflanzenöl machen den würzigen Genuss besonders cremig. Frühlingszwiebeln, Salz und Pfeffer runden den Geschmack ab.
Borretsch-Pesto
Zahlreiche Küchen- und Wildkräuter und sogar Gemüseblätter eignen sich, um ein würziges Pesto herzustellen – so auch Borretsch.
Für eine kleine Portion Borretsch-Pesto benötigst du folgende Zutaten:
- 2 Handvoll Borretsch
- 30 g Sonnenblumenkerne, alternativ andere Nüsse oder Samen nach Geschmack
- 30 g Parmesan oder ein veganer Parmesan-Ersatz
- 50 g Olivenöl
- 1 Zehe Knoblauch
- Salz und Pfeffer
So schnell wird daraus Pesto:
- Borretsch waschen und trocken tupfen oder schleudern. Knoblauch schälen.
- Sonnenblumenkerne in einer Pfanne goldbraun anrösten und auskühlen lassen.
- Die gerösteten Kerne, Borretschblätter, Käse, Öl und Knoblauch in einen Mixer geben und zu einer gleichmäßigen Masse pürieren.
- Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Borretsch-Pesto schmeckt als Aufstrich zu frischem Brot oder als schnelle Alternative zu (selbst gemachter) Pasta. Im Kühlschrank ist es mehrere Tage lang haltbar. Für eine längere Haltbarkeit lässt es sich einfach einfrieren.
Kräuterwürzpaste
Um den unvergleichlichen Geschmack frischer Kräuter das ganze Jahr genießen zu können, bietet sich eine lange haltbare Kräuter-Würzpaste an, die du im Handumdrehen selber machen kannst. Neben Borretsch eignen sich dafür zahlreiche weitere Wild- und Gartenkräuter. Hinzu kommen etwas Pflanzenöl und Salz – mehr braucht es nicht, um die wilden Aromen für viele Monate zu konservieren.
Tipp: Als ungewöhnliche Salatzutat verwandeln die leuchtend blauen Borretschblüten jeden Salat in einen Augenschmaus, ebenso können zahlreiche andere Gerichte damit verschönert werden.
Borretsch als Heilpflanze
Borretsch bereichert nicht nur als würziges Küchenkraut den Speiseplan. Kraut und Samen besitzen auch heilkräftige Eigenschaften, die man sich leicht zunutze machen kann.
Borretschtee
Ein heißer Aufguss mit Borretschblättern und Blüten wirkt schleimlösend, entspannend und schlaffördernd. Für eine Tasse Borretschtee übergieße bis zu einen Esslöffel frisches oder einen Teelöffel getrocknetes Kraut mit circa 250 Milliliter heißem Wasser. Nach etwa zehn Minuten abseihen und schluckweise trinken. Für eine Kur mit Borretschtee können über sechs Wochen hinweg täglich bis zu zwei Tassen des Tees getrunken werden.
Tipp: Ein frisch gepflückter Teestrauß, für den sich Borretsch ebenfalls eignet, ist nicht nur ein schöner Anblick, sondern lässt sich auch noch für viele köstliche Teeaufgüsse verwenden.
Borretschöl
Aus den Samen der Borretschpflanze wird Borretschöl (erhältlich in Apotheken, Reformhäusern oder online) gewonnen, das traditionell sowohl innerlich als auch äußerlich zu Heilzwecken angewendet wird. Im Gegensatz zu den Blättern und Blüten enthält das Öl keine toxisch-wirkenden Pyrrolizidinalkaloide – mehr dazu am Ende des Beitrags.
Aufgrund seines hohen Anteils an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, insbesondere Gamma-Linolensäure (GLS), fördert Borretschöl unter anderem die Hautgesundheit, stärkt das Immunsystem und wirkt Entzündungen entgegen.
Äußerlich angewendet, eignet sich Borretschöl ganz besonders für die natürliche Pflege reifer Haut, aber auch trockene Haut profitiert von einer regelmäßigen Behandlung mit dem Pflanzenöl. Bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte trägt es ebenfalls zu einer Verbesserung bei.
Tipp: Hier erfährst du alles Wichtige zur Hautpflege mit Pflanzenölen und findest das passende Öl für jeden Hauttyp.
Innerlich wirkt Borretschöl Wechseljahres– und Menstruationsbeschwerden entgegen. Der im Volksmund auch als Wohlgemuth bekannten Pflanze wird zudem eine entspannende und ausgleichende Wirkung zugeschrieben. Borretschöl lässt sich leicht in die Ernährung integrieren, in dem es zum Beispiel für Salatdressings, Aufstriche und Pesto verwendet wird.
Ist Borretsch giftig?
Weil die zur Familie der Raublatttgewächse gehörende Pflanze lebertoxische Pyrrolizidinalkaloide (PA) enthält, empfiehlt es sich, Borretsch nur gelegentlich bzw. in kleinen Dosen in den Speiseplan zu integrieren.
Schwangere, Stillende und Kinder sollten auf den Verzehr von Borretsch lieber ganz verzichten. Insgesamt ist die Verwendung von Borretsch als Küchen- und Heilkraut inzwischen durchaus umstritten. So rät das Bundesinstitut für Risikobewertung dazu, Pflanzen mit einem hohen PA-Gehalt wie Borretsch und Huflattich komplett zu meiden.
Andererseits enthält Borretsch gesundheitsförderliche Vitamine, essentielle, ungesättigte Fettsäuren, Schleimstoffe sowie andere Vitalstoffe und wird deshalb seit langer Zeit als Heilpflanze und Würzkraut genutzt. Wer ganz sicher gehen und dennoch von den gesundheitsförderlichen Eigenschaften des Borretsch profitieren möchte, beschränkt sich auf Borretschöl, das keine Pyrrolizidinalkaloide enthält.
Mehr Tipps für deinen naturnahen Garten und die Nutzung verschiedener Wild- und Küchenkräuter findest du auch in unseren Büchern:
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