Pflanzliche Schlafmittel – gesunder Schlaf durch Gartenkräuter statt Medikamente

Wer bei Schlafproblemen frei verkäufliche oder gar verschreibungspflichtige Medikamente einnimmt, muss oft starke Nebenwirkungen in Kauf nehmen und riskiert zudem, abhängig zu werden. Viele pflanzliche Schlafmittel wirken dagegen sanfter und ohne störende Nebenwirkungen. In diesem Beitrag erfährst du, welche heimischen Kräuter dir dabei helfen, gesund ein- und durchzuschlafen.
Pflanzliche Schlafmittel aus dem eigenen Garten
Schlaffördernde Kräuter und Schlaftee-Mischungen sind zwar in den meisten Drogerien, Apotheken und Reformhäusern erhältlich, viele der Pflanzen lassen sich jedoch auch im eigenen Garten, auf begrenzter Fläche auf einem Kräuterbalkon oder sogar auf der Fensterbank anbauen und mit einem Kräutertrockner selber haltbar machen.
Um verschiedene natürliche Schlafmittel auszuprobieren und zu kombinieren, empfiehlt es sich, gleich mehrere der genannten Kräuter anzupflanzen, die außerdem durch ihre Optik begeistern.
Baldrian – für Entspannung und Schlaf
Kaum ein Kraut ist so bekannt wie der Echte Baldrian (Valeriana Officinalis), um Nervosität und Schlafprobleme in den Griff zu bekommen. Das Kraut wächst wild in fast ganz Europa und lässt sich auch im Garten einfach anbauen.
Verwendung findet vor allem die Wurzel, die fein geraspelt und als Tee zum Einschlafen mit 10- bis 15-minütiger Ziehzeit aufgebrüht werden kann. Eine noch intensivere Wirkung lässt sich mit einem Kaltauszug erzielen. Dafür ein bis zwei Teelöffel der zerkleinerten Wurzel mit einer Tasse kaltem Wasser übergießen und etwas 12 Stunden lang ziehen lassen. Dann auf Trinktemperatur erwärmen und vor dem Zubettgehen genießen.
Baldrian führt nicht zu Tagesmüdigkeit, wie man sie von pharmazeutischen Schlafmitteln als häufige Nebenwirkung kennt.
Tipp: Wie häufig bei pflanzlichen Mitteln, steigert sich der schlaffördernde Effekt des Baldrians bei regelmäßiger Anwendung über etwa 14 Tage. Es empfiehlt sich also, einen Schlaftee mit Baldrian oder anderen Kräutern zur allabendlichen Routine zu machen.
Die duftenden Blüten der Heilpflanze können für ein schlafförderndes Kräuterkissen verwendet werden.
Lavendel – duftend und beruhigend
So vielseitig wie der Echte Lavendel (Lavandula officinalis oder Lavandula angustifolia) sind nur wenige andere Heilpflanzen, denn nicht nur wegen seiner beruhigenden und schlaffördernden Wirkung wird Lavendel kultiviert. Auch sein Duft und seine Optik sind betörend, zudem ist er eine besonders bienenfreundliche Blühpflanze.
Die Blüten lassen sich zum Beispiel in Tees und einer regionalen Moon Milk oder für eine Lavendeltinktur verwenden, ein Kräuterkissen kann zusätzlich auch mit Stielen und Blättern befüllt werden. Mit ätherischem Lavendelöl, zum Beispiel auf das Kopfkissen getropft, ist eine besonders intensive Wirkung als natürliches Schlafmittel möglich.
Hinweis: Bei empfindlichen Personen und Kindern empfiehlt es sich, ätherische Öle vorsichtig zu dosieren und milde Sorten wie Lavendel zu bevorzugen.
Auch auf gereizte Haut hat Lavendel einen beruhigende Wirkung, sodass sich die Blüten auch als Zutat für beruhigende und hautpflegende Cremes und entspannende Badezusätze eignen.
Hopfen – nicht nur fürs Bier
In unseren Breiten wird Hopfen (Humulus lupulus) vor allem zum Bierbrauen angebaut und verwendet. Durch seine beruhigende und schlaffördernde Wirkung, der ein ähnlicher Effekt wie dem körpereigenen Schlafhormon Melatonin nachgesagt wird, eignet er sich jedoch auch als pflanzliches Schlafmittel aus dem eigenen Garten. Ebenso wie beim Baldrian tritt auch bei Hopfen keine Tagesmüdigkeit auf.
Die zweihäusige beziehungsweise getrenntgeschlechtliche Pflanze wächst an Pergolen oder Rankgittern nach oben und bildet mit ihren hellgrünen Blütenständen einen dekorativen Blickfang. Zu Heilzwecken werden ausschließlich die weiblichen Blüten (die Hopfenzapfen) verwendet.
Aus frischen oder getrockneten Hopfenzapfen lässt sich zum Beispiel eine Tinktur auf Basis von Alkohol oder eine alkoholfreie Essigtinktur herstellen. Erwachsene nehmen vor dem Zubettgehen etwa 10 bis 20 Tropfen der Tinktur in einem Glas Wasser ein.
Für einen Tee zerreibt man zwei bis drei Zapfen, übergießt sie mit heißem Wasser und lässt sie 10 bis 15 Minuten lang ziehen. Aufgrund seines bitteren Geschmacks wird Hopfen meist in Teemischungen genossen.
Die Bitterstoffe des Hopfens machen sich auch bei Verdauungsbeschwerden nützlich. Wer also aufgrund von Verdauungsproblemen schlecht schläft, profitiert gleich doppelt von der Heilpflanze.
Hinweis: Insbesondere frische Hopfenzapfen können bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen auslösen. Allergiker sollten daher Vorsicht walten lassen. Auch für Kinder unter 12 Jahren ist der Tee nicht empfehlenswert.
Die getrockneten Zapfen eignen sich jedoch auch als Füllung für ein (Kinder-)Kräuterkissen.
Johanniskraut – stimmungsaufhellend und schlaffördernd
Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist schon seit dem Mittelalter als natürlicher Stimmungsaufheller und Antidepressivum bekannt und wirkt auch nervöser Unruhe und Schlafstörungen entgegen. Das vielseitig heilsame Johanniskraut hilft zudem bei Kopfschmerzen und Verdauungsbeschwerden.
Das Kraut kann in der freien Natur geerntet werden, lässt sich aber auch im Garten anpflanzen. So steht es zur Blütezeit von Juni bis September als pflanzliches Schlafmittel frisch zur Verfügung. Zusätzlich dient die Pflanze mit ihren hübschen gelben Blüten als Bienenweide und erfreut als Farbtupfer im Garten.
Übergieße für einen Schlaftee ein bis zwei Teelöffel des blühenden Krauts mit einer Tasse kochendem Wasser und lasse die Mischung etwa zehn Minuten lang ziehen. Besonders wirksam ist es, täglich etwa drei Tassen Tee über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen zu trinken.
Hinweis: Die Anwendung von Johanniskraut kann die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen und steigert außerdem die Empfindlichkeit für UV-Licht. Bei starker Sonneneinstrahlung empfiehlt sich daher ein Sonnenschutz.
Zitronenmelisse – für beruhigende Tees
Die oft auch einfach als Melisse bezeichnete Zitronenmelisse (Melissa officinalis) stammt ursprünglich aus Südeuropa, wird aufgrund ihrer Heilwirkung jedoch schon lange auch in nördlicheren Gegenden kultiviert. Verwendet werden ihre Blätter, die besonders wirkstoffreich und aromatisch sind, wenn sie vor der Blütezeit im Juni und Juli geerntet werden.
Zitronenmelisse wirkt beruhigend bei Schlafstörungen und allgemeiner Unruhe. Ihr angenehm zitroniger Geschmack eignet sich besonders für Tees – sowohl pur als auch in Teemischungen.
Eine beliebte schlaffördernde Teemischung besteht zum Beispiel aus Zitronenmelisse, Hopfen und Baldrian. Dafür werden frische oder getrocknete Kräuter zu gleichen Teilen gemischt. Für eine Tasse Tee etwa einen Esslöffel der Mischung mit 200 Millilitern kochendem Wasser übergießen und 10 bis 15 Minuten lang ziehen lassen.
Auch in Form einer Zitronenmelissen-Tinktur oder -Salbe macht sich die Heilpflanze nützlich.
Kamille – vielseitiges Heil- und Schlafkraut
Die beruhigende Wirkung der Echten Kamille (Matricaria chamomilla) auf Magen- und Darmbeschwerden ist wahrscheinlich den meisten bekannt. Außerdem besitzt das vielseitige Kraut entzündungshemmende, wundheilende und krampflösende Eigenschaften und dient nicht zuletzt als sanftes Schlafmittel.
In der freien Natur wird das Sammeln der heilenden Kamille leider immer schwieriger, im Garten und auf dem Balkon ist sie jedoch unkompliziert zu pflegen.
Besonders bekannt ist der Kamillentee, für den etwa zwei Teelöffel der Blüten mit 200 Millilitern kochendem Wasser aufgegossen werden. Nach zehn Minuten Ziehzeit kann der Tee vor der Schlafenszeit getrunken werden.
Eine Tinktur, die auch ohne Alkohol hergestellt werden kann, ist dagegen länger haltbar und intensiver in der Wirkung, benötigt jedoch einige Wochen Zeit zur Herstellung. Erwachsene nehmen für einen schlaffördernden Effekt am besten 10 bis 20 Tropfen davon in einem Glas Wasser ein.
Blüten und Stängel lassen sich außerdem kopfüber zum Trocknen aufhängen und anschließend als dekorativer und schlaffördernder Strauß, zum Beispiel kombiniert mit getrocknetem Lavendel, im Schlafzimmer aufhängen. Auch als Füllung für ein Kräuterkissen eignet sich die getrocknete Pflanze.
Passionsblume – schön und heilsam
Die Fleischfarbene Passionsblume (Passiflora incarnata) stammt zwar wie alle Passionsblumengewächse aus subtropischen und tropischen Gegenden, ist jedoch frosthart, sodass sie auch in mitteleuropäischen Gärten gedeiht. Neben ihrer Verwendung zu Heilzwecken ist die rankende Pflanze mit ihren wunderschönen Blüten und sogar essbaren Früchte eine Bereicherung in jedem Garten.
Ihre beruhigende und schlaffördernde Wirkung kannst du dir in Form eines Tees oder einer Tinktur zunutze machen. Für eine Tasse Passionsblumentee übergießt man ein bis zwei Teelöffel des getrockneten Krauts mit kochendem Wasser, lässt den Tee zehn Minuten lang ziehen und trinkt ihn vor dem Schlafengehen.
Hinweis: Ebenso wie bei anderen stark wirksamen Kräutern empfiehlt es sich, nach etwa sechs Wochen regelmäßiger Anwendung eine Pause einzulegen und vorübergehend auf einen anderen Wirkstoff zurückzugreifen.
Weitere Hilfen bei Schlafproblemen
Neben den genannten können auch andere Pflanzenwirkstoffe gegen Schlafprobleme helfen, wie etwa Beifuß, Holunder, Waldmeister oder Weißdorn.
Weitere Hilfsmittel für einen guten Schlaf sind neben einer ruhigen und dunklen Umgebung eine beruhigende Abendroutine sowie die Vermeidung von Kaffee und anderen aufputschenden Substanzen in den Abendstunden.
Bei länger anhaltenden Schlafstörungen oder Schlafproblemen, die sich durch sanfte Mittel nicht verbessern lassen, empfiehlt es sich, ärztlichen Rat hinzuzuziehen, denn manchmal können auch schwerwiegende Erkrankungen die Ursache für Schlafprobleme sein.
Weitere heilsame Anwendungen mit Kräutern kannst du auch in unserem Buch nachlesen:
Viele Kräuter und Früchte lassen sich auch ohne eigenen Garten ernten – sogar in der Stadt:
Welche Mittel aus der Natur helfen dir, um gut zu schlafen? Ergänze deine wirksamsten Rezepte oder Tricks in den Kommentaren!
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Linden-/Lindenblüttentee hilft auch. Ich mische gerne Linde mit Lavendel.
Hallo Katrin,
danke für deinen Hinweis, wir haben es im Text ergänzt. Allerdings hat jeder Wirkstoff Auswirkungen auf andere Stoffe, sodass eine umfassende Aussage zu Wechselwirkungen hier kaum möglich ist. Am besten ist es daher, bei der Einnahme verschreibungspflichtiger Medikamente, deren Beipackzettel auf mögliche Wechselwirkungen zu kontrollieren.
Liebe Grüße!
Hallo, mir fehlt der Warnhinweis, dass Johanniskraut eine Menge Arzneimittel in der Wirkung stört – so auch die “Pille”. Herzliche Grüße