
Stoffwindeln richtig waschen - umweltfreundlich und hygienisch sauber
Stoffwindeln erleben seit einigen Jahren ein regelrechtes Comeback. Kein Wunder, denn moderne Stoffwindelsysteme haben praktisch nichts mehr mit den berüchtigten Stoffwindeln aus Omas Zeiten zu tun, die noch stundenlang ausgekocht werden mussten. Sie sind mindestens genauso alltagstauglich wie die Einwegvariante. Im Gegensatz zu Pampers und Co. hinterlassen Stoffwindeln keine Müllberge und enthalten keine bedenklichen Inhaltsstoffe – für viele der wichtigste Vorteil, denn Hautausschläge und Reizungen der empfindlichen Babyhaut treten mit Einwegwindeln besonders häufig auf.
Der einzige Wermutstropfen, der so manches Elternpaar vom Umstieg aufs umweltfreundliche Wickeln abhält, ist das Thema Waschen. Schließlich gehört eine volle Windel nicht gerade zu den appetitlichsten Angelegenheiten, und der eine oder andere kennt noch die Geschichten vom mühsamen Auskochen, den unangenehmen Gerüchen und besonders hartnäckigen Flecken.
Dabei unterscheidet sich die Reinigung von Stoffwindeln inzwischen kaum noch von der herkömmlichen Maschinenwäsche anderer Textilien. Mit den folgenden Tipps und Tricks werden Stoffwindeln hygienisch sauber – energiesparend, ohne Gestank und Ekelfaktor.
Stoffwindeln richtig waschen
Wer Stoffwindelsysteme neu kauft, zum Beispiel von der WindelManufaktur in Dresden (hier geht’s zum Erfahrungsbericht mit diesen Stoffwindeln), erhält meist eine passende Waschanleitung gleich dazu. Preiswerter und noch umweltfreundlicher wickelst du dein Kind mit Second-Hand-Stoffwindeln, stehst dann aber unter Umständen vor der Frage, wie du beim Waschen am besten vorgehst.
Mit den folgenden einfachen Schritten wird’s stets angemessen sauber, auch ohne 90-Grad-Kochwäsche:
1. Direkt nach dem Wickeln grobe Stuhlreste entfernen und in die Toilette entsorgen. Das ist besonders einfach, wenn zusätzlich Windelvlies verwendet wird – auch dieses sollte vor dem Waschen entfernt werden.
2. Flecken gegebenenfalls vor der Wäsche mit Flecken- oder Gallseife behandeln, oder mit dem selbst gemachten Vorwaschspray.
Hinweis: Wenn du Windeln mit Bambusfasern verwendest, solltest du auf Fleckenentferner und Waschmittel verzichten, die das Enzym Cellulase enthalten. Es greift die Fasern an.
3. Windeln und waschbare Einlagen in die Trommel geben. Dabei darauf achten, dass Reiß- und Klettverschlüsse geschlossen sind und zum oberen Rand der Trommel mindestens eine Handbreite frei bleibt, damit die Stoffis sich ausreichend bewegen können.
4. Waschmittel einfüllen: Zwar gibt es spezielle Stoffwindel-Waschmittel, ein herkömmliches Vollwaschmittel reicht aber völlig aus, um die Windeln beim Waschen ausreichend zu desinfizieren. Damit die Haut deines Kindes nicht mit Rückständen reizender Duftstoffe und anderer bedenklicher Zusätze in Berührung kommt, empfiehlt es sich, ein Bio-Waschmittel für empfindliche Haut zu bevorzugen – zum Beispiel von sonett, ecover oder Denkmit. Auch selbst gemachtes Waschmittel auf Basis von Kernseife und Soda oder der Waschmittelbaukasten sind geeignet. Weil diesen Waschmitteln die zusätzlichen Enzyme und starken Bleichmittel fehlen, ist es empfehlenswert, in diesem Fall bei 60 °C zu waschen.
5. Stoffwindeln je nach Verschmutzungsgrad bei 40 bis 60 °C (Koch- bzw Buntwäsche, kein Kurzprogramm) waschen, bei starken Verschmutzungen mit Vorwäsche. Wenn du feststellst, dass die Windeln das Waschwasser fast vollständig aufsaugen, nutze die Wasser-plus-Funktion deiner Waschmaschine oder gib ein bis zwei Liter Wasser über das Waschmittelfach hinzu.
6. Die gewaschenen Stoffwindeln am besten im Freien trocknen. Das ist nicht nur umweltfreundlicher, die Windeln werden durch das Sonnenlicht zudem sanft gebleicht, und Grauschleier und Flecken verblassen. Wie du darüber hinaus Flecken vorbeugen und behandeln kannst, erfährst du weiter unten.
Durch die etwa einstündige Wäsche bei 60 °C werden nahezu alle Keime beseitigt, je nach Waschmittel reichen dazu sogar schon 40 °C aus. Etwaige Sorgen, dass die Windeln eine “Keimschleuder” darstellen, sind deshalb unbegründet. Die Windeln können sogar problemlos zusammen mit anderen Babysachen, Handtüchern und ähnlichen Textilien gewaschen werden, was den Wasser- und Energiebedarf weiter senkt. Wer zusätzlich noch Teilzeit-Windelfrei ausprobiert, spart einen weiteren Teil an Wäsche ein.
Tipp: Stoffwindeln erreichen erst nach etwa zehn Waschgängen ihr volle Saugkraft – ein weiteres Argument für den Kauf aus zweiter Hand. Bevor du neue Windeln zum ersten Mal benutzt, sollten sie mindestens dreimal gewaschen werden.
Überhosen und Einlagen aus synthetischen Stoffen (PUL) waschen
Überhosen und Einlagen aus synthetischen Stoffen bzw. mit synthetischer Beschichtung (z.B. beschichtetes Polyester, sogenanntes PUL) bedürfen einer etwas sanfteren Behandlung:
- Klett- und Reißverschlüsse vor dem Waschen schließen und ein geschlossenes Wäschenetz wie dieses verwenden, um die Beschichtung zu schonen.
- Ein mildes Flüssigwaschmittel ohne Bleichmittel verwenden. Auch auf Essig, Natron und Zitronensäure sollte man beim Waschen von beschichteten Windeln verzichten, denn sie können das Material angreifen.
- Das Programm “Pflegeleicht” oder “Schonwäsche” auswählen und bei höchstens 40 °C sowie maximal 800 Schleuderumdrehungen pro Minute waschen.
- Nicht in der Sonne oder auf der heißen Heizung trocknen, denn durch zu starke Hitze kann die Beschichtung beschädigt werden.
Tipp: Überhosen müssen nicht bei jedem Windelwechsel gewaschen werden. Es reicht aus, sie dann zu waschen, wenn sie verschmutzt sind oder unangenehm riechen.
Wollüberhosen und Windeleinlagen aus Wolle waschen und fetten
Auch Wollüberhosen können mit gutem Gewissen mehrmals getragen werden, bevor sie gewaschen werden müssen. Solange sie nicht verschmutzt sind, nicht müffeln und keine Feuchtigkeit durchdringt, reicht eine Wäsche alle drei bis vier Wochen aus. Dabei gehst du wie folgt vor:
- Verwende ein Wollwaschmittel und wähle den Wollwaschgang (bis 30 Grad und maximal 600 Umdrehungen/Minute).
- Nach dem Waschen nicht auswringen oder stark reiben. Besser zwischen zwei Handtücher legen und die Feuchtigkeit mit den Händen herausdrücken.
- Vor dem Trocknen nachfetten. Dafür kannst du eine fertige Wollkur wie diese benutzen oder ein rückfettendes Bad mit Lanolin selbst herstellen. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung findest du hier.
- Zum Trocknen flach auf den Wäscheständer legen.
Schmutz und Verfärbungen bei Stoffwindeln entfernen und vorbeugen
Stoffwindeln werden stark beansprucht, Verfärbungen und hartnäckige Flecken bleiben daher nicht aus. Damit die Stoffis möglichst lange funktional und ansehnlich bleiben, empfehlen sich folgende Tipps und Hausmittel:
- Bei starken Verschmutzungen mit Vorwaschprogramm waschen und zusätzlich 1-2 EL Waschsoda in das Waschmittelfach für die Vorwäsche geben, um bleibenden Flecken vorzubeugen.
- Bei Verfärbungen 2-3 TL Sauerstoffbleiche zusätzlich ins Waschmittelfach geben (im Bioladen oder online erhältlich). Die Sauerstoffbleiche wirkt am effektivsten, wenn sie erst dann zugegeben wird, wenn das Wasser sich aufgeheizt hat (bei Frontladern mit der Hand an der Scheibe prüfen). Bleiche ins Waschmittelfach geben und mit einem Becher Wasser nachspülen.
- Windeln und Einlagen aus Naturfasern am besten im Sonnenlicht trocknen. Es bleicht sanft, sodass Flecken, zum Beispiel von Muttermilchstuhl, ohne weitere Behandlung verblassen.
Stoffwindeln bis zur Wäsche richtig aufbewahren
Aus hygienischen Gründen möchte man schmutzige Stoffwindeln lieber getrennt vom Rest der Wäsche waschen. Bis eine ganze Waschladung zusammenkommt, kann das aber schon einmal mehrere Tage dauern. Wenn du die folgenden Tipps zur Aufbewahrung beherzigst, klappt die Lagerung ohne größere Geruchsbelästigung oder gar Schimmelbildung:
- Grobe Verschmutzungen entfernen, ggfs. kurz mit der Hand auswaschen und die Windel gut auswringen.
- Schmutzige Windeln in einer Windeltonne oder einer Universaltonne sammeln. Ob eine offene oder eine geschlossene Tonne dem Aufkommen unangenehmer Gerüche besser vorbeugt, dazu gehen die Meinungen und Erfahrungsberichte auseinander. Grundsätzlich hilft es gegen Geruchsbildung, wenn die Windeln locker und luftig aufeinander liegen, sodass sich keine Feuchtigkeit staut. Zusätzlich oder alternativ (z.B. unterwegs) kannst du auch einen großen (selbst genähten) Wetbag verwenden, um die Windeln bis zur Wäsche geruchsdicht aufzubewahren.
- Ein leicht herzustellender Lufterfrischer auf Basis von Natron bindet Gerüche und kann zusätzlich dafür sorgen, dass vom Windeleimer keine unangenehmen Düfte ausgehen.
- Es empfiehlt sich, die Windeln spätestens nach zwei bis drei Tagen zu waschen. Dann sind wahrscheinlich auch so viele zusammengekommen, um eine Maschine füllen zu können. Wenn noch Platz in der Trommel ist, kannst du zum Beispiel helle Handtücher oder Baumwollunterwäsche mitwaschen.
Tipp: Falls du über einen Balkon oder eine Terrasse verfügst, ist die einfachste Lösung gegen unangenehme Gerüche, die Windeltonne draußen aufzustellen.
Weitere Tipps zu Stoffwindeln und zum umweltfreundlichen Wäschewaschen findest du auch in unseren Büchern:
Welche Erfahrungen hast du beim Waschen von Stoffwindeln gemacht? Teile sie mit uns in den Kommentaren!
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