
Mein Erfahrungsbericht mit Stoffwindeln - Tipps zum Kaufen, Anlegen und Waschen
Im Dschungel der vielen Stoffwindeln ist es gar nicht leicht, sich für ein System zu entscheiden. Mir wurde dankenswerterweise ein Basispaket der Dresdner WindelManufaktur zugeschickt und damit der Anstoß gegeben, es mit meinem Baby selbst auszuprobieren. Dieser Versuch lief – ich kann es vorwegnehmen – so gut, dass ich vollends überzeugt bin vom abfallfreien Windelsystem und es hier mit größter Überzeugung empfehlen kann.
Welche Erfahrungen ich beim Wickeln meines Sohnes mit Stoffwindeln gemacht habe und welche Tipps im täglichen Umgang ich geben kann, erfährst du in diesem Beitrag.
Vorteile dieser Stoffwindeln
Dass sich der Umstieg auf Stoffwindeln wieder lohnt, hat sich inzwischen in Elternkreisen herumgesprochen. Moderne Windelsysteme haben nichts mehr mit den Mühen zu tun, die unsere Großeltern mit Stoffwindeln hatten. Sie bringen zudem viele Vorteile für Umwelt, Babygesundheit und auch den Geldbeutel mit sich. Die von mir verwendeten Dresdner Manufakturwindeln haben zusätzlich noch ein paar besondere Stärken:
- Passform individuell einstellbar: Auch innerhalb einer Größe wachsen diese Stoffwindeln gut mit, einmal durch die Druckknöpfe am Bauch und einmal durch die mögliche Verkleinerung der Innenwindel durch einen Knoten im Gummibund. Wie das geht, erfährst du weiter unten in den Tipps zum Anlegen der Windel.
- So einfach wie Wegwerfwindeln: Fertig befüllt, sind Mehrweg-Windelssysteme in der Handhabung genauso einfach wie Wegwerfwindeln (wenn nicht sogar noch einfacher). Das ist vor allem für Betreuungspersonen von Vorteil, die nicht täglich mit Stoffwindeln zu tun haben.
- Besonders müllfrei: Die Außen- und Innenwindelkombination lässt sich nicht nur mit gekauften Saugeinlagen, sondern auch mit bereits vorhandenen Mullwindeln, anderen Baumwolltüchern oder sogar alten Handtüchern als Saugkern befüllen. Wie das geht, kannst du weiter unten in den Tipps zum Kaufen nachlesen.
- Auch komplett plastikfrei möglich: Wählt man die Innenwindeln aus Wolle, kommt das komplette Paket am Po sogar ganz ohne Kunststoffe aus. Die Innenwindeln aus Tencel (Stoff aus Cellulosefasern) sind ein guter tierhaarfreier und trotzdem umweltverträglicher Kompromiss.
- Weniger Wäsche und leichteres Befüllen als zum Beispiel bei Pocketwindeln: In dem 3-in-1-System der WindelManufaktur muss meist nur die Saugeinlage in die Wäsche. Außen- und Innenwindel können direkt weiterverwendet werden oder lüften kurz aus. Zudem geht das Wiederbefüllen mit sauberen Einlagen selbst Neulingen gut von der Hand.
- Maximale Bewegungsfreiheit: Durch die niedrige Bundhöhe haben selbst kugelrunde Babybäuche genug Platz, und das Baby sitzt, robbt und krabbelt ohne Drücken am Bauch.
- Besonderer Auslaufschutz durch festen Gummibund über dem Po: Selbst bei dünnem Stuhl habe ich hier keine “Kackaunfälle” erlebt, was bei Wegwerfwindeln durchaus häufiger vorkommen kann.
- Leichterer Weg zu “windelfrei”: In Stoffwindeln fühlen Babys die Nässe und behalten so das Gefühl für ihre Ausscheidungen. Die Stoffwindeln der Windelmanufaktur können zudem besonders gut über einer Windelfreihose (zum Beispiel von Pipifax) getragen und dadurch sehr schnell an- und ausgezogen werden. Wer die Windelfrei-Methode probieren möchte, findet in Stoffwindeln eine perfekte Backuplösung.
- Geeignet für jede Situation: Unterschiedlichste Einlagen erlauben die Anpassung an jede Situation. Zum Beispiel fühlt sich die Bambus-Prefold als oberste Saugschicht die ganze Nacht über trocken an und ist so trotz Pipi in der Windel angenehm auf der Haut.
- Sehen toll aus: Die von mir getesteten Windeln gibt es in den unterschiedlichsten Designs und Farben. Im Gegensatz zu Windelsystemen, deren Überhosen komplett aus PUL (wasserdichter Kunststoff) sind, fühlen sie sich auch von außen gut an und “rascheln” nicht.
Tipps im Umgang mit den Stoffwindeln
Anhand meiner Erfahrungen mit den Stoffwindeln der Dresdner WindelManufaktur kann ich Empfehlungen geben, was und wieviel in etwa gekauft werden muss und worauf beim Anlegen und Waschen der Windel zu achten ist.
Was und wie viel soll ich kaufen?
Im Basispaket sind drei Außenwindeln, sechs Innenwindeln und 32 Saugeinlagen enthalten, die auch miteinander kombiniert werden können. Nach meiner Erfahrung reichen auch drei Außenwindeln, drei Innenwindeln und 15-20 Saugeinlagen aus, vor allem wenn man schon früh lernt, auf die Signale seines Babys zu achten und nicht alles in die Windel geht (siehe Windelfrei-Methode).
Ich wasche mit dieser Anzahl an Einlagen etwa alle drei bis vier Tage. So kann rotationsweise eine Außen- und Innenwindel immer in der Wäsche sein, eine am Kind und eine zum Auslüften abgelegt sein, um auf ihren Einsatz beim nächsten Wickeln zu warten.
Bei den Saugeinlagen der WindelManufaktur steht man vor einer ziemlich großen Auswahl. Wirklich gute Erfahrungen habe ich mit sogenannten Prefolds gemacht. Dass man sie vorfalten muss, ist zwar ein zusätzlicher Arbeitsschritt, hat aber auch den immensen Vorteil, dass sie auf der Wäscheleine viel schneller trocknen.
Mein Favorit sind die Wendeprefolds, weil sie sich auf der Kuschelfleeceseite selbst bei Nässe und langem Tragen (zum Beispiel nachts) immer noch trocken anfühlen. Aber auch gefaltete Mullwindeln oder andere Baumwolltücher, die man vielleicht sowieso schon zu Hause hat, eignen sich als Windeleinlage. Aus alten Handtüchern lassen sich faltbare Windeleinlagen sogar selbst nähen, indem man sie auf ein etwa 25 x 30 Zentimeter großes Rechteck zuschneidet und die Ränder versäumt.
Tipp: Je öfter die Saugeinlagen bereits gewaschen wurden, umso saugfähiger sind sie. Deswegen lohnt es sich gleich doppelt, Secondhandware zu kaufen oder alte Handtücher oder andere Baumwolltücher (zum Beispiel Molton) als Saugeinlage zu verwenden.
Worauf ist beim Anlegen der Windel besonders zu achten?
Jedes Baby ist unterschiedlich, wodurch nicht jede Stoffwindel sofort an jeden Babypopo passt. Sollte es also ein paar Startschwierigkeiten geben beim Stoffwindeleinstieg, ist das gar kein Grund zur Sorge. Die Windeln gibt es in drei verschiedenen Größen, und alle liefern ein paar nützliche Funktionen, die helfen, den Sitz zu optimieren:
- Damit eine Stoffwindel nicht an den Beinabschlüssen ausläuft, ist es wichtig, dass der Gummibund der Innenwindel gut in der Beinfalte liegt. Das lässt sich am besten kontrollieren, indem man nach dem Anlegen mit einem Finger jeweils von hinten nach vorn einmal an der Beinfalte entlangfährt und sie sanft in Position rückt.
- Jede Innenwindel hat an der Seite einen Gummibund, der größenverstellbar ist. Dafür die kleine Öffnung im Bund suchen, den Gummi ein Stück herausziehen und einen Knoten binden, der anschließend wieder in den Stoffkanal zurückgezogen wird. Hierbei hatte ich selbst etwas Schwierigkeiten, den richtigen Moment abzupassen, in dem das Baby groß genug ist und der Gummi wieder lockerer gebunden werden kann. Spätestens wenn sich Abdrücke an den Oberschenkeln zeigen, ist es Zeit dafür. Für einen Knoten, der sich durch einfaches Ziehen ganz schnell kleiner und größer machen lässt, kann dieses Video hilfreich sein.
- Auch am Bauch lässt sich die Größe variieren. Dabei fand ich es vor allem gut zu wissen, dass nicht beide Seiten parallel geknöpft werden müssen, sondern auch erst nur auf einer Seite ein Knopf freigelassen werden kann und später dann auf beiden. Das tut der Auslaufsicherheit der Windel gar keinen Abbruch.
- In Größe 2 (ab 9 kg) gibt es zusätzlich noch eine Reihe Druckknöpfe, die es erlauben, die Windel auch in der Leibeshöhe zu verkürzen. Vor allem für Babys, die eher breit als lang sind, ist das eine gute Lösung, sobald sie aus Größe 1 herausgewachsen sind.
- Gerade bei kleinen Jungen kann es passieren, dass nach oben hin etwas Pipi ausläuft. Dabei hilft eine spezielle Falttechnik der Saugeinlage (von der WindelManufaktur erklärt), die vorn am Abschluss eine kleine Tasche für den Penis bildet. Es kann aber auch schon völlig ausreichend sein, beim Anlegen zu beachten, dass der Penis mittig, nach unten zeigend und in einer Art Talfalte der Saugeinlage positioniert wird.
Tipp: Zum bequemen Windelwechsel unterwegs ist eine Windeltasche mit integrierter Wickelunterlage und eventuell ein separater Wetbag praktisch.
Wie werden die Windeln gewaschen?
Da sich mein Baby relativ schnell an das Abhalten nach der Windelfrei-Methode gewöhnt hat und deshalb so gut wie nie ein großes Geschäft in der Windel landet, sind unsere Einlagen meist nur mit Urin verschmutzt. Diese landen dann bei mir in einem einfachen Mülleimer mit Deckel, den ich nach dem Entleeren ausspüle. Alternativ könnte man auch einen (selbst genähten) Wetbag oder Pail Liner verwenden, den man zusammen mit den Einlagen bei 60 °C waschen kann.
Alle drei bis vier Tage wasche ich die Stoffwindeln bei 60 °C. Ich persönlich habe dabei sehr gute Erfahrungen mit selbst gemachtem Flüssigwaschmittel gemacht, sowie mit Essig im Weichspülerfach und etwas Sauerstoffbleiche bei besonders vielen Flecken. Ob DIY-Waschmittel für dich und dein Kind auch infrage kommt, oder ob du lieber handelsübliches Bio-Vollwaschmittel verwenden möchtest, müsstest du natürlich selbst entscheiden. Auf Ätherische Öle sollte man bei der Windelwäsche grundsätzlich verzichten, da deren Rückstände sonst die empfindliche Babyhaut reizen könnten.
Die Innen- und Außenwindeln lüften – wenn sie das Baby nicht gerade anhat – nur aus und kommen abwechselnd etwa alle zwei Wochen zur Windelwäsche in die Maschine. Wenn sie zwischendurch doch einmal verschmutzt sind (also fast nie!), wasche ich sie mit der Hand aus und hänge sie zum Trocknen auf.
Flüssiger, von der Einlage aufgesogener Muttermilchstuhl kann einfach mit den anderen Windeln in die Waschmaschine. Dafür an der Waschmaschine einen extra Spülgang voranschalten. Gelbe Verfärbungen bleichen hervorragend in der Sonne aus. Sollte bei Breibabys trotz Windelfrei-Methode mal etwas Stuhl in der Windel landen, ist dieser meist so fest, dass er sich über der Toilette ausschütteln oder leicht mit Toilettenpapier entfernen lässt.
Falls nicht, funktioniert das Ausspülen mit der Duschbrause in einem geeigneten Eimer (zum Beispiel Putzeimer) recht gut:
- Schmutzwindel hineinhängen, mit starkem Wasserstrahl ausspülen und das im Eimer aufgefangene Schmutzwasser in die Toilette schütten.
- Die nasse, immer noch etwas schmutzige Windel trocknen lassen und bei der nächsten Windelwäsche mit in die Maschine geben.
Wie Innenwindeln aus Wolle gewaschen werden, kannst du in diesem Beitrag zum richtigen Waschen von Stoffwindeln nachlesen.
Weitere Tipps zu Stoffwindeln und zum umweltfreundlichen Wäschewaschen findest du auch in unseren Büchern:
Welche Stoffwindelsysteme hast du schon mit Erfolg (oder Misserfolg) ausprobiert? Teile deine Tipps in einem Kommentar unter dem Beitrag!
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