Darf man mit Lebensmitteln spielen, putzen oder sie zur Körperpflege verwenden?

Viele DIY-Alternativen zu Putzmitteln und Kosmetikprodukten enthalten essbare Zutaten. Ist es nicht verwerflich angesichts des Hungers in der Welt, Lebensmittel zum Putzen, Waschen und für die Hautpflege zu verwenden?

Viele unserer Rezepte für Kosmetik, Alternativen zu Hygieneprodukten und selbst gemachten Spiel- und Bastelmaterialien beinhalten Zutaten, die essbar sind. Deshalb erreichen uns immer wieder kritische Kommentare, ob es denn ethisch vertretbar sei, Lebensmittel zum Spielen, für die Hautpflege und als Putzmittel zu verwenden, wenn anderswo auf der Welt Menschen Hunger leiden müssen.

Mit diesem Beitrag möchten wir den vermeintlichen Widerspruch aufklären und zeigen, warum ein Umstieg auf nachwachsende, regionale Ressourcen der Umwelt und den Menschen gleichermaßen zu Gute kommt. Darüber hinaus erfährst du, wie man sich gegen Lebensmittelverschwendung, Hunger und Armut engagieren und wirklich etwas bewirken kann.

Müssen Menschen hungern, weil wir Lebensmittel für die Pflege verwenden oder damit spielen?

“Mit Essen spielt man nicht!” – diesen Satz haben viele bereits als Kind verinnerlicht, und so liegt es nahe, auch das Putzen und die Hautpflege mit essbaren Zutaten abzulehnen. Insbesondere mit dem Wissen, dass in anderen Teilen der Welt Lebensmittel knapp sind und immer noch Menschen an den Folgen von Hunger sterben, stellt sich die Frage, ob es vertretbar ist, Essbares zu zweckentfremden.

Aktuellen Schätzungen zufolge leben etwa elf Prozent der Weltbevölkerung in einem dauerhaften Zustand der Unterernährung. Das liegt aber nicht etwa daran, dass nicht genug Nahrung zur Verfügung steht. Im Gegenteil gibt es weltweit betrachtet eine Überproduktion, die aber sehr ungleich verteilt ist. Fast ein Drittel der weltweit erzeugten Lebensmittel landet auf dem Müll.

Zu viel produzierte oder nicht der Norm entsprechende Früchte werden regelmäßig vernichtet, bevor sie überhaupt in den Handel kommen, und auch später werden genießbare Lebensmittel in großen Mengen weggeworfen. Hinzu kommt ein weltweit wachsender Konsum von Fleisch und Milchprodukten, wodurch immer mehr Anbauflächen für Futter- statt Lebensmittel eingesetzt werden. Auch die zunehmende Nutzung pflanzlicher, ebenfalls essbarer Ressourcen als Treibstoff in Form von Biosprit trägt dazu bei, dass fruchtbare Felder nicht mehr für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung stehen.

Daran ändert auch unser Konsum bzw. unser Verzicht nichts. Weniger Lebensmittel-Konsum hierzulande führt nicht zu einer Mehrverfügbarkeit dieser Lebensmittel in anderen Teilen der Welt. Genauso führt ein erhöhter Konsum hierzulande nicht zu einem Mangel anderswo, zumindest nicht in haushaltsüblichen Mengen – ganz einfach deshalb, weil es bei uns sowieso ein Überangebot an Lebensmitteln gibt.

Viele DIY-Alternativen zu Putzmitteln und Kosmetikprodukten enthalten essbare Zutaten. Ist es nicht verwerflich angesichts des Hungers in der Welt, Lebensmittel zum Putzen, Waschen und für die Hautpflege zu verwenden?

Wer seine Fenster mit einer heimischen Kartoffeln putzt, eine hautpflegende Gesichtsmaske aus Küchenzutaten herstellt oder seine Kinder lieber mit essbarem Bastelkleber als mit Produkten mit gesundheitlich bedenklichen Lösungsmitteln hantieren lässt, hat demgegenüber praktisch keinen Einfluss auf die globale Lebensmittelversorgung.

Wer wirklich etwas gegen die vielfältigen Ursachen für Unterernährung und Hungersnöte tun möchte, kann dies viel effektiver tun – dazu weiter unten mehr.

Regionale Lebensmittel sind umweltfreundlicher als Erdöl

Viele herkömmliche Putzmittel und Pflegeprodukte werden aus Erdöl hergestellt, das in mehrfacher Hinsicht problematisch und deshalb keineswegs nachhaltiger ist als DIY-Alternativen aus nachwachsenden Rohstoffen. Denn viele Mineralölprodukte sind nur schlecht biologisch abbaubar, schon die Erdölgewinnung geht mit gravierenden Schäden für die Umwelt und sozialen Verwerfungen bis hin zu Kriegen einher. Kriegerische Konflikte (unter anderem um Öl und andere Ressourcen) gehören wiederum zu den Hauptursachen für Nahrungsmittelknappheit und Hunger.

Viele DIY-Alternativen zu Putzmitteln und Kosmetikprodukten enthalten essbare Zutaten. Ist es nicht verwerflich angesichts des Hungers in der Welt, Lebensmittel zum Putzen, Waschen und für die Hautpflege zu verwenden?

Im Gegensatz dazu können pflanzliche Zutaten sogar regional bezogen werden, sind in der Regel vollständig biologisch abbaubar und belasten die Umwelt vom Anbau bis zur Zersetzung sehr viel weniger als Erzeugnisse auf Mineralölbasis.

Lebensmittelverschwendung und was man wirklich dagegen tun kann

Allein in Deutschland landen jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll. Krumme Rüben und zu kleine Kartoffeln werden bereits bei der Ernte aussortiert, im Supermarkt wirft man viele Produkte schon vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum weg, und in den privaten Haushalten endet durchschnittlich jedes achte Lebensmittel in der Tonne statt auf dem Teller.

Wenn du dazu beitragen möchtest, dass Lebensmittel gerettet und verwertet statt weggeworfen werden, findest du in einem eigenen Beitrag viele praktische Tipps gegen Lebensmittelverschwendung.

Ein erster Schritt kann darin bestehen, das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) lediglich als Hilfsmittel und rechtliche Absicherung der Erzeuger und Händler zu betrachten. Denn sehr viele Lebensmittel sind auch nach Ablauf des MHD noch lange genießbar, und aus vielen vermeintlichen Küchenabfällen lassen sich noch köstliche Gerichte zaubern.

Viele DIY-Alternativen zu Putzmitteln und Kosmetikprodukten enthalten essbare Zutaten. Ist es nicht verwerflich angesichts des Hungers in der Welt, Lebensmittel zum Putzen, Waschen und für die Hautpflege zu verwenden?

Tipp: Es gibt zahlreiche Apps, die das Retten von Lebensmittel so leicht wie möglich machen und Lebensmittelretter miteinander vernetzen.

Was jeder von uns tun kann, um wirklich etwas gegen den Hunger in der Welt zu unternehmen

Auch wenn man guten Gewissens essbare Zutaten nutzen kann, um umweltfreundliche DIY-Alternativen oder auch plastikfreies, unbedenkliches Spielzeug selbst herzustellen, lässt sich auf andere Weise etwas gegen den Welthunger tun.

Zum Beispiel können wir uns wieder mehr dafür interessieren, wo unsere Lebensmittel herkommen, wer sie produziert und ob die an der Produktion beteiligten Menschen fair behandelt und entlohnt werden. In der Praxis kann das zum Beispiel bedeuten, vermehrt auf regionale Produkte zurückzugreifen, die im Idealfall gerade Saison haben und deshalb besonders umweltfreundlich produziert werden können.

Selbst in der Großstadt ist es möglich, Obst und Gemüse sowie Milchprodukte, Fleisch, Honig aber auch Tofu und andere vegane Produkte direkt beim Erzeuger zu kaufen und sich über die Produktionsbedingungen zu informieren oder sogar selbst Einfluss darauf zu nehmen.

Viele DIY-Alternativen zu Putzmitteln und Kosmetikprodukten enthalten essbare Zutaten. Ist es nicht verwerflich angesichts des Hungers in der Welt, Lebensmittel zum Putzen, Waschen und für die Hautpflege zu verwenden?

Zu Großkonzernen wie Nestlé, Monsanto, Unilever und Coca-Cola gehören unzählige Firmen und deren Produkte. Mit ihrer Marktmacht kontrollieren die Global-Player den weltweiten Lebensmittelmarkt, setzen Kleinbauern unter Druck oder nehmen ihnen manchmal sogar das Land weg. Nicht nur deshalb geraten vor allem große Marken immer wieder in die Kritik, weder soziale noch ökologische Standards einzuhalten.

Mit unserem Einkauf stimmen wir darüber ab, ob wir diese Praktiken dulden oder lieber Unternehmen unterstützen wollen, die fair und umweltfreundlich produzieren. Eine Orientierungshilfe für den nachhaltigen Einkauf geben diverse Bio-Siegel sowie Portale wie rankabrand.

Unabhängig davon, wie man zum Verzehr von Fleisch aus gesundheitlicher oder ethischer Sicht steht, lässt sich nicht leugnen, dass für die Fleischproduktion sehr viel mehr pflanzliche Nährstoffe und Kalorien benötigt werden, als am Ende in Form von Schnitzel, Wurst und Co. zur Verfügung stehen. Wer öfter mal auf Fleisch verzichtet und pflanzlichen Proteinquellen den Vorzug gibt, trägt deshalb langfristig dazu bei, dass die weltweit zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel effizienter verteilt werden und mehr Menschen satt machen können.

Viele DIY-Alternativen zu Putzmitteln und Kosmetikprodukten enthalten essbare Zutaten. Ist es nicht verwerflich angesichts des Hungers in der Welt, Lebensmittel zum Putzen, Waschen und für die Hautpflege zu verwenden?

Tipp: Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, mit einer Spende Institutionen zu unterstützen, dich sich direkt gegen Armut und Hunger engagieren – zum Beispiel die Welthungerhilfe, OXFAM oder MISEREOR.

In unseren Buchtipps erfährst du mehr über die Ursachen der weltweiten Lebensmittelverschwendung und darüber, wie man sie reduzieren kann:

Wirf mich nicht weg – Das Lebensmittelsparbuch: Mehr als 333 nachhaltige Rezepte und Ideen gegen Lebensmittelverschwendung

Wirf mich nicht weg – Das Lebensmittelsparbuch

smarticular Verlag

Mehr als 333 nachhaltige Rezepte und Ideen gegen Lebensmittelverschwendung Mehr Details zum Buch

Erhältlich bei: smarticular ShopAmazonKindleecolibriTolino

Was tust du gegen Lebensmittelverschwendung? Wir freuen uns auf deine Tipps und Erfahrungen in einem Kommentar!

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Ein Kommentar
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  1. Ich DANKE euch für diesen Beitrag! Ich hatte schon immer ein komisches Gefühl… Jetzt kann ich endlich die selbst gemachte Pflanzenfarbe auch mit Kassein aus Quark (oder auch mal eine Öl-Tempera) herstellen! In Kleister ließen sich nich immer alles Bestandteile gut mischen. Dann dürfen die Kinder der Krippe endlich die komplette Farbe „essen“, da die Pflanzen ja auch „essbar“ sind! ;-) Fingerfarbe ist und schon lange zu… undurchsichtig….

    Vielen Dank für eure vielseitigen Recherchen und einen lieben Gruß

    Antworten

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