Nachhaltigkeit im Alltag: Es ist okay, nicht perfekt zu sein
Biologisch erzeugt, fair gehandelt, tierleidfrei, aus der Region sowie plastikfrei und natürlich auch ohne andere fragwürdige Inhaltsstoffe – wer beginnt, seinen Konsum zu hinterfragen, stellt schnell fest, dass es gar nicht so einfach ist, allen Ansprüchen für einen nachhaltigen Lebensstil gerecht zu werden. Müssen wir jetzt wirklich alle Veganer werden, das Auto abschaffen und sämtliche Plastikgegenstände aus dem Haushalt verbannen?
Die gute Nachricht ist: Nein, es geht auch anders. Selbst wenn es manche Mitmenschen besonders gut meinen und auf teils missionarische Weise versuchen, ihr gesamtes Umfeld vom “einzig wahren nachhaltigen Lebensstil” zu überzeugen, gibt es doch immer einen gesunden Mittelweg. Davon sind wir überzeugt! Mit diesem Beitrag wollen wir unsere Überzeugungen mit dir teilen, die uns helfen, bei all den schlechten Nachrichten nicht den Mut zu verlieren. Denn es ist vollkommen okay, beim Streben nach einem umweltfreundlichen Leben nicht perfekt zu sein!
1. Realistische Ziele statt Absolutismus
Vielleicht hast du schon einmal versucht, komplett vegan zu leben oder überhaupt keinen Müll mehr zu produzieren und hast nach kurzer Zeit frustriert das Handtuch geworfen. Zwar würde es der Umwelt sicherlich gut tun, wenn wir alle ab sofort kein Fleisch mehr essen, nie mehr Auto fahren oder fliegen und kein Plastik mehr verbrauchen würden. Kaum jemand ist aber in der Lage, sein Leben von jetzt auf gleich komplett umzukrempeln.
Das muss man auch gar nicht, denn auch von allem etwas weniger statt gar nichts schont die Umwelt. Und vor allem: Kleine Schritte sind viel leichter umzusetzen (und zu vermitteln) als riesengroße. Zum Beispiel:
- Weniger tierische Produkte statt gar keine – wenn wir alle nur halb so viel Fleisch essen würden, wäre schon sehr viel zum Klimaschutz beigetragen und dafür gesorgt, dass die wachsende Menschheit trotzdem satt wird.
- Less Waste statt Zero Waste – sämtlichen Müll einzusparen, ist in der modernen Gesellschaft nahezu unmöglich. Aber auch so lässt sich mit Herz und Verstand extrem viel Müll durch kurzlebige Wegwerfartikel und Verpackungen einsparen – auch ohne Unverpackt-Laden.
- Einige DIY-Projekte statt totale Selbstversorgung – die eine baut gerne Gemüse auf dem Balkon an, der andere hat Spaß daran, Pflegeprodukte selbst herzustellen, die dritte erfreut sich an DIY-Waschmittel und macht ihre Putzmittel lieber selber. All diese Dinge schonen die Umwelt zwar nur ein bisschen, aber alle zusammen machen doch einen gewaltigen Unterschied.
- Bewusster Konsum statt gar kein Konsum – zum Beispiel etwas nur dann kaufen, wenn du vorher die Frage “Brauch ich das wirklich?” von ganzem Herzen mit “Ja!” beantwortet hast.
- Öfter mal das Auto stehen lassen (und sich zum Beispiel mit dem Fahrrad etwas Gutes tun), statt das Auto komplett abzuschaffen.
Viele kleine Schritte für mehr Umweltschutz führen fast automatisch zur nächsten Veränderung. Wir dürfen sie wertschätzen und uns von jedem einzelnen zum Weitermachen motiviert fühlen, statt uns vor Augen zu halten, was wir alles noch nicht erreicht haben.
2. Niemand kann allein die ganze Welt retten
In Zeiten der Globalisierung und sozialen Medien erreichen uns ständig Nachrichten aus jedem Winkel der Erde, viele davon alles andere als rosig. Aber statt uns von gigantischen Müllteppichen in den Weltmeeren den Mut nehmen zu lassen, können wir uns auf unseren Alltag und die Lebensbereiche konzentrieren, in denen wir unmittelbar etwas bewirken.
- Zum Beispiel mit einer Müllsammelaktion im eigenen Viertel, die auf das auf Problem aufmerksam macht und gleichzeitig für eine konkrete Verbesserung sorgt.
- Oder indem Alltagsgegenstände mit den Nachbarn geteilt werden, wodurch weniger Ressourcen verbraucht werden.
- Oder mit einem Engagement im örtlichen Tierschutzverein, bei der Obdachlosenhilfe oder für eine umweltfreundliche Verkehrswende in deiner Stadt, um die Welt im Kleinen ein bisschen besser zu machen.
Wir erleben es jeden Tag: Nachhaltigkeit ist ansteckend! Während man bis vor kurzem noch schief angesehen wurde, wenn man die Früchte lose aufs Band der Supermarktkasse legt statt hübsch verschnürt in Tüten, ist dieses Verhalten heute vielerorts schon selbstverständlich. Habe den Mut, die oder der erste zu sein, andere werden folgen.
3. Erfolge festhalten und sich daran erfreuen
Weißt du eigentlich, wie viele Einwegbecher du mit deinem Coffee-to-go-Mehrwegbecher schon gespart hast? Oder wie viel weniger CO2 freigesetzt wird, wenn du deinen Urlaub an der Ostsee statt auf Mallorca verbringst?
Falls die Antwort “Nein” lautet, könntest du darüber nachdenken, die Erfolge deiner kleinen und größeren Lebensveränderungen festzuhalten – zum Beispiel im nachhaltigen Jahresplaner Grüner Faden. Wahrscheinlich wirst du überrascht sein, wie viel kleine Veränderungen auf Dauer bewirken.
Wenn dich die “Ist-doch-eh-alles-sinnlos-Stimmung” zu packen droht, zeigt dir ein Blick auf viele Tonnen eingesparten CO2s oder auf die Müllberge, die durch dein Engagement gar nicht erst entstanden sind, was du schon geleistet hast und warum es sich lohnt, weiterzumachen.
4. Mit Gleichgesinnten gemeinsam die Welt verbessern
Manche Menschen stoßen in ihrer Familie oder im Freundeskreis auf wenig Verständnis für ihren neuen “Öko-Fimmel”. Auch wenn man sich in der Gesellschaft umschaut, hat man gelegentlich den Eindruck, mit seinem Engagement ziemlich allein dazustehen. Das kann ganz schön frustrierend sein und dazu führen, dass man meint, ohnehin nichts bewirken zu können.
Glücklicherweise ist es in Zeiten des Internets sehr viel leichter geworden, sich mit Menschen zusammenzutun, die die gleichen Werte vertreten und sich ebenso für eine bessere Welt einsetzen möchten wie du. Vielleicht wirst du in deiner Nachbarschaft fündig – direkt oder über eine Nachbarschaftsplattform. Oder du schließt dich einer lokalen Gruppe oder einem Verein an. In immer mehr Städten gibt es zum Beispiel Zero-Waste-Stammtische und Clean-Up-Initiativen, bei denen man herzlich willkommen ist. Falls nicht, könntest du dazu beitragen, dass sie entstehen.
In fast jeder größeren Stadt findet man mittlerweile einen Unverpackt-Laden, wo man auf Gleichgesinnte trifft. Viele bieten neben einem großen Sortiment unverpackter Produkte auch Workshops zum Zero-Waste-Lifestyle an oder unterstützen andere dabei, selbst einen Unverpackt-Laden zu eröffnen.
“Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht dieser Welt verändern.” – so lautet ein afrikanisches Sprichwort. Wahrscheinlich machen die wenigsten alles perfekt, aber jeder leistet einen Beitrag, auf den er stolz sein kann.
Tipp: Statt teure Zero-Waste-Produkte zu kaufen, kannst du durch die Nutzung bewährter Alltagsgegenstände deinen Müll reduzieren, ohne viel Geld ausgeben zu müssen.
In unserem Buch findest du viele weitere Ideen, die uns helfen, die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen – jeder so wie er oder sie kann:
Was hilft dir, wenn dich der “Nachhaltigkeitsfrust” packt? Wir freuen uns auf deine Erfahrungen und Tipps!
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Danke für den Beitrag!
Ich muss leider gesundheitsbedingt im Alltag viel Plastik verwenden. :( Alternativen hab ich da keine.
Allerdings versuche ich mich im Alltag bestmöglich ökofreundlich zu verwenden. Kaum Fleisch oder tierische Lebensmittel, viel selbst machen etc.
Das tut mir gut und der Umwelt hoffentlich auch.
Tja wenn man wirklich etwas bewegen moechte muss man sich einschraenken, zum Beispiel aufs Fliegen verzichten. Bringt halt nichts wenn man Kaffeebecher einspart und dann dreimal im Jahr in die Ferien jettet. Oder wenn man weiss, dass man 20000 Plastiksaecke herstellen kann mit demselben Energieaufwand wie fuer einen Jutesack… (Wissen > Ideologie)
Hallo, ja wobei man sich ja auch entscheiden kann, ob man das als Einschränkung empfinden möchte ;-) Es geht uns vor allem darum, den Menschen den lähmenden Effekt des “Das kann ich doch gar nicht alles schaffen” zu nehmen. Liebe Grüße Sylvia
Vielen Dank. Mir geht der Fundamentalismus in den Kommentaren manchmal echt auf die Nerven. Wenn man erstmal ein paar Sachen selbst macht, dank eurer Anregungen, dann ist es auch egal, dass das Produkt in Plastik verpackt war. Ein Bsp. Sheabutter verpackt in dünner Plastikfolie. Ich benutze Sheabutter in Body Butter, festes Shampoo, Labello und Deocreme. Alleine da habe ich schon soviele Plastikflaschen eingespart und darüber freue ich mich sehr. Das Beste an euch, ihr deckt das ganze Leben ab und das macht euch so besonders. Hier bastel ich an meinem festen Shampoo, da mache ich mein Brühpulver, dort schnell einen Hustensaft gewuppt und dann mal eben ein Toastbrot selbst gebacken. <3 <3
Ich empfehle das http://www.selfix-manifesto.de/. Das kann sich jeder ausdrucken und an den Kühlschrank hängen. Diese 12 “Entscheidungs-Hilfen” spielen nicht die eine Entscheidung gegen die andere aus – die Betonung liegt auf VOR nicht STATT.
Ich habe es ergänzt durch: “was BRAUCHE ich vor was WILL ich”
Hallo Johannes, danke für die schöne Ergänzung! Liebe Grüße Sylvia
Danke für diesen Beitrag! Den einen Königsweg gibt es nicht.