
Glyphosat im Essen? Nein danke!
Glyphosat ist buchstäblich in aller Munde, denn das umstrittene Breitband-Herbizid (bekannt unter dem Markennamen Roundup von Monsanto) wurde schon in zahlreichen Nahrungsmitteln nachgewiesen.
Über den ökologische Schaden, der durch den Einsatz von Glyphosat verursacht wird, herrscht weitestgehend Einigkeit. So stellt beispielsweise das Umweltbundesamt fest, dass Glyphosat die Artenvielfalt massiv schädigt. Während Wissenschaft, Landwirtschaftsverbände und Politik noch über das Ausmaß der gesundheitlichen und ökologischen Risiken sowie daraus abzuleitende Maßnahmen diskutieren, werden in der Gesellschaft die Rufe nach einem Verbot des weltweit meistgenutzten Unkrautvernichtungsmittels immer lauter. Andere sehen allerdings auch das kritisch, denn es könnte dazu führen, dass neue, sehr viel schlechter erforschte und vielleicht sogar gefährlichere Pflanzengifte an die Stelle von Glyphosat treten.
Doch wir alle können sofort etwas gegen den Einsatz von Ackergiften tun: Mit unseren täglichen Kaufentscheidungen können wir dazu beitragen, belastete Lebensmittel zu meiden, und uns gleichzeitig für eine giftfreie Landwirtschaft einsetzen.
Diese Lebensmittel sind besonders stark belastet
Untersuchungen zahlreicher Stichproben zeigen, dass bestimmte Lebensmittel besonders häufig mit Rückständen von Glyphosat und anderen Pestiziden belastet sind. Demgegenüber sind manche Obst- und Gemüsesorten eher selten betroffen. Die amerikanische Non-Profit-Organisation Environmental Working Group erstellt jedes Jahr eine Liste der am meisten belasteten Obst- und Gemüsesorten in den USA. Zwar lässt sich diese Liste nicht eins zu eins auf Europa übertragen, dennoch liefert sie Anhaltspunkte, welche Früchte insbesondere aus konventioneller Landwirtschaft stark belastet sein können, und bei welchen Sorten man weniger Bedenken haben muss.
Die Verbraucherzentrale Niedersachsen hat Lebensmittel aufgelistet, bei denen die Grenzwerte nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz besonders häufig überschritten wurden sowie Früchte und Gemüse, bei denen die Grenzwerte bei allen Proben eingehalten wurden.
Diese Lebensmittel sind besonders häufig mit Pestiziden belastet:
- Hülsenfrüchte
- Tees
- Kräuter
- Auberginen
- Mandarinen
- Mangos
- Tafeltrauben
- Feldsalat
- Spinat
- Paprika
Diese Lebensmittel sind geringer mit Pestiziden belastet (unterhalb der Grenzwerte):
- Bananen
- Himbeeren
- Kirschen
- Melonen
- Pflaumen
- Erbsen
- Karotten
- Kartoffeln
- Kopfkohl
- Spargel
Es wäre sicherlich falsch, aus Unsicherheit besonders vitalstoffreiche Lebensmittel wie Paprika, Kräuter und Hülsenfrüchte komplett vom Speisezettel zu streichen. Vielmehr macht es bei diesen Sorten doppelt Sinn, die folgenden Tipps zu beherzigen, mit denen sich das Risiko einer Glyphosatbelastung reduzieren lässt.
Maßnahmen zur Vermeidung pestizidbelasteter Nahrungsmittel
Von der Aussaat bis zur Ernte werden Glyphosat und andere Pflanzenschutzmittel auf den Feldern ausgebracht und verbreiten sich über das Wasser und die Luft, auch über die Grenze des Ackers hinaus. Das macht es fast unmöglich, mit Gewissheit nur solche Lebensmittel zu kaufen, die vollkommen unbelastet sind. Dennoch kannst du einiges tun, um das Risiko einer Pestizidbelastung im Essen zu vermindern, und gleichzeitig für eine giftfreie Landwirtschaft eintreten.
1. Lebensmittel aus biologischem Anbau kaufen
Zwar setzen auch viele Bio-Landwirte Pflanzenschutzmittel ein, jedoch sind synthetische Fungizide und Herbizide wie Glyphosat im ökologischen Landbau tabu. Wenn du beim Einkauf Produkte mit einem Bio-Siegel bevorzugst, kannst du zumindest sicher sein, dass sie von Feldern stammen, auf denen kein Glyphosat versprüht wurde. In den letzten Jahren wurde bei Untersuchungen in Lebensmitteln aus konventioneller Landwirtschaft regelmäßig eine höhere Belastung mit Pflanzenschutzmitteln festgestellt. Demgegenüber sind die Proben von Bio-Lebensmitteln nahezu frei von solchen Rückständen.
2. Lebensmittel direkt vom Produzenten beziehen
Nicht jeder landwirtschaftliche Betrieb verfügt über ein Bio-Siegel, selbst wenn er sein Obst und Gemüse naturnah und ohne fragwürdige Hilfsmittel wie Glyphosat anpflanzt. Vor allem kleine Höfe können sich die Kosten einer Zertifizierung nicht leisten, produzieren aber dennoch hochwertige, gesunde Lebensmittel. Du kannst sie zum Beispiel durch den Beitritt zu einer SoLaWi unterstützen.
Die Mitgliedergemeinschaft trägt die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs aus der Umgebung und erhält im Gegenzug die Ernte, verbunden mit einen direkten Einblick in die Anbaumethoden. Ähnlich viel Transparenz herrscht beim Lebensmitteleinkauf in einer Marktschwärmerei. Denn auch dort kauft man direkt bei Höfen und kleinen Manufakturen aus der Region ein und kann mehr über die Details und Hintergründe der Anbaumethoden erfahren, anders als beim Einkauf im Supermarkt. Unter anderem auch, welche Pflanzenschutzmittel (nicht) verwendet werden.
3. Saisonale und regionale Produkte bevorzugen
Während in Europa der Einsatz von Pestiziden verhältnismäßig streng geregelt ist, wird Glyphosat in einigen Teilen Südamerikas sogar per Flugzeug großflächig über den Anbaugebieten ausgebracht. Weltweit kommen immer wieder Pflanzengifte zum Einsatz, die bei uns bereits verboten sind.
Beispielsweise wurden in Obst, Gemüse und Kräutern aus der Türkei und anderen Nicht-EU-Staaten wiederholt die Grenzwerte für Pestizidrückstände überschritten sowie Rückstände verbotener Mittel gefunden.
Darum ist es sinnvoll, unverarbeitete Lebensmittel aus der Region zu bevorzugen.
4. Tierische Produkte aus konventioneller Landwirtschaft meiden
Beim Anbau genmanipulierter Pflanzen kommt Glyphosat besonders intensiv zum Einsatz. Weil die Nutzpflanzen resistent sind, kann das aggressive Herbizid zu jedem Zeitpunkt innerhalb der Wachstumsperiode ausgebracht werden.
In der EU ist die Nutzung genmanipulierter Pflanzen zwar bislang bis auf wenige Ausnahmen verboten, nicht aber der Import genmanipulierten Getreides als Futtermittel. Vor allem gv-Soja, eine herbizidresistente Sojabohne aus den USA und Südamerika, kommt als eiweißreiches Kraftfutter auch bei uns in die Futtertröge. Mit der Folge, dass Fleisch und Milchprodukte mit Glyphosat belastet sind.
Dem lässt sich nur aus dem Weg gehen, indem man auch beim Kauf tierischer Lebensmittel Produkten aus ökologischer Landwirtschaft oder vegetarischen Alternativen den Vorzug gibt. Ähnliches gilt für andere Produkte, die Zutaten enthalten, die von genmanipulierten Pflanzen stammen.
5. Lebensmittel selbst anbauen
Wer sein Essen selbst anbaut, weiß ganz genau, was drin steckt, und kann sich vor einer Belastung mit Pestiziden und Co. am besten schützen. Dazu braucht es noch nicht einmal einen eigenen Garten. Denn viele Gemüsesorten, Kräuter und Tees gedeihen auch auf dem Balkon oder sogar auf dem Fensterbrett. Mehr Platz auch ohne eigenen Garten bietet an vielen Orten ein sogenanntes Mietbeet.
Tipp: Statt industriell hergestelltes Saatgut zu kaufen, empfiehlt es sich, kleine Saatgutfirmen oder Samentauschbörsen zu bevorzugen. Auch selbst geerntetes Saatgut macht dich unabhängig und stellt sicher, dass du nicht schon bei der Aussaat unbemerkt Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in die Erde bringst, denn auch in den Samen kann sich das Herbizid anreichern.
6. Gründlich waschen!
Auf den Schalen von Äpfeln, Trauben, Tomaten und Co. können sich Rückstände von Pflanzenschutzmitteln befinden. Wenn man Obst und Gemüse erst einmal gründlich reinigt, bevor man es weiterverarbeitet, lässt sich die Belastung zumindest reduzieren. Natürliche Hausmittel wie Essig, Natron und Zitronensaft unterstützen die Reinigung.
Tipp: Die Schalen von Zitrusfrüchten werden für eine längere Haltbarkeit teilweise auch nach der Ernte mit Pflanzenschutzmitteln und Kunstwachs behandelt. Es empfiehlt sich deshalb, nach dem Schälen gründlich die Hände zu waschen. Wenn man die Schalen in der Küche verarbeiten möchte, sind Bio-Früchte aufgrund der geringeren Belastung die bessere Wahl.
Was tust du, um ein Zeichen gegen Schadstoffe in der Landwirtschaft zu setzen? Wir freuen uns auf deine Erfahrungen und Tipps!
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