
Vegane Alternativen zu Bienenwachs: Carnaubawachs und Co. richtig verarbeiten
- Pflanzliches, tierisches und synthetisches Wachs
- Rapswachs: preiswert und regional
- Sojawachs: für rußfreie, lange brennende Kerzen
- Die besten Tipps kostenlos per Mail
- Sonnenblumenwachs: für Kosmetik und Haarpflege
- Carnaubawachs: besonders hart und stabil
- Japanwachs oder Beerenwachs: für Kosmetik
- Candelillawachs: für Lebensmittel und Kosmetik
- Wachse und ihre Eigenschaften – Übersicht
- Weitere pflanzliche Wachse
Bienenwachs ist einerseits ein sehr nützliches Material, das für Kerzen, als Konsistenzgeber in Kosmetik, Politur für Holzmöbel und Imprägnierung von Stoffen verwendet wird. Andererseits wird es durch menschlichen Eingriff in den Bienenstock gewonnen. Wer daher lieber auf Bienenwachs verzichten möchte, hat einige pflanzliche Alternativen zur Auswahl.
Sie unterscheiden sich jedoch von Bienenwachs, zum Beispiel durch einen abweichenden Schmelzpunkt oder in der Härte. In diesem Beitrag kannst du nachlesen, welche Wachsarten es gibt und wie du sie anwenden kannst.
Pflanzliches, tierisches und synthetisches Wachs
Neben tierischem Wachs, vor allem Bienenwachs und Wollwachs, gibt es pflanzliche und synthetische Wachse. Insbesondere für Kerzen wird häufig das synthetische Paraffin verwendet. Da es jedoch aus Erdöl oder Braunkohle hergestellt wird, ist seine Verwendung nicht nachhaltig, und es könnten gesundheitsschädliche Rückstände enthalten sein.
Stearin, das ebenfalls für Kerzen Verwendung findet, wird meist aus umstrittenem Palmöl gewonnen, kann aber außerdem tierische Bestandteile enthalten. Es ist daher häufig weder umweltfreundlich noch vegan.
Rein pflanzliche Wachse bestehen dagegen aus nachwachsenden Rohstoffen.
Info: Wachs besteht aus Fettsäureestern und besitzt klar definierte, chemische Eigenschaften. Demnach ist Jojobaöl eigentlich ein flüssiges Wachs, Beerenwachs hingegen genau genommen ein Öl.
Rapswachs: preiswert und regional
Eine sehr preiswerte und nachhaltige Alternative zu Bienenwachs ist Rapswachs, das zudem aus europäischem oder sogar regionalem Anbau stammen kann. Sein Schmelzpunkt liegt bei etwa 57 bis 61 °C und kommt damit dem von Bienenwachs (62 bis 65 °C) relativ nahe. Es wird vor allem zur Herstellung von Kerzen verwendet, die eine besonders schöne, an Porzellan erinnernde Oberfläche erhalten.
Das eher weiche Wachs nimmt ätherische Öle gut auf, daher ist es insbesondere für Duftkerzen geeignet, wie zum Beispiel diese Citronella-Kerzen gegen Mücken. Kerzen aus Rapswachs benötigen allerdings einen dickeren Docht als solche aus Bienenwachs. Auch die Herstellung veganer Wachstücher gelingt mit Rapswachs besonders gut. Alternativ kannst du vegane Wachstücher auch fertig kaufen.
Tipp: Rapswachstücher lassen sich ebenso wie Bienenwachstücher sehr einfach reinigen und pflegen.
Sojawachs: für rußfreie, lange brennende Kerzen
Die Herstellung von Sojawachs in großem Umfang wird noch nicht lange betrieben, das Produkt ist dennoch relativ preiswert. Sojawachs wird häufig für Kerzen verwendet, da es eine längere Brenndauer besitzt als Paraffin und rußfrei abbrennt. Leider ist es bisher nicht möglich, tropffreies Sojawachs herzustellen, weswegen vor allem Teelichter und Kerzen im Glas erhältlich sind.
Das relativ weiche Wachs eignet sich ebenfalls für Duftkerzen sowie für Wachstücher. Sein Schmelzpunkt liegt bei circa 50 °C. Interessant: Abweichend von der Schmelztemperatur erstarrt geschmolzenes Sojawachs erst wieder bei etwa 30 °C. Dadurch lassen sich ätherische Öle und andere hitzeempfindliche Stoffe besonders gut ergänzen. Andererseits kann es etwas länger dauern, bis die selbst gemachten Produkte ihre endgültige Festigkeit erreicht haben.
Tipp: Du kannst Schwimmkerzen ganz einfach ohne Wachs herstellen. Du brauchst nur Speiseöl, einen Korken, Schnur als Docht und ein altes Schraubglas.
Sonnenblumenwachs: für Kosmetik und Haarpflege
Auch die Nutzung von Sonnenblumenwachs ist relativ neu, daher ist das Produkt bisher noch etwas teurer als Bienenwachs. Der Anbau der aus Nordamerika stammenden Pflanze ist in Europa und Russland jedoch zur Ölgewinnung weit verbreitet. Der Schmelzpunkt des relativ harten und wärmestabilen Wachses liegt zwischen 75 und 80 °C. Es ist besonders hautfreundlich und besitzt ein hervorragendes Ölbindevermögen, sodass es sich bestens eignet zum Selbermachen von Kosmetik und Haarpflegeprodukten. Sein Duft ist unaufdringlich und zart, weshalb es gut harmoniert mit anderen zugesetzten Düften.
Carnaubawachs: besonders hart und stabil
Carnaubawachs ist das härteste natürliche Wachs. Es wird aus den Blättern der brasilianischen Carnaubapalme gewonnen. Das Rohwachs ist gelblich-grün bis hin zu grau. Im Handel ist jedoch meist gereinigtes, hellgelbes Carnaubawachs erhältlich, das nur wenig teurer ist als Bienenwachs.
Es ist gesundheitlich unbedenklich, frei von Duftstoffen und wird vor allem für kosmetische und medizinische Zwecke sowie im Lebensmittelbereich verwendet. Dank seines hohen Schmelzpunktes von etwa 80 bis 87 °C bleibt beispielsweise eine Lippenpflege mit Carnaubawachs auch bei Sonneneinstrahlung und sommerlichen Temperaturen stabil.
Japanwachs oder Beerenwachs: für Kosmetik
Dieses besondere Wachs wird hauptsächlich aus den Fruchtschalen des südostasiatischen Lackbaums gewonnen. Es besitzt eine weiche, gelartige Konsistenz und eine klare, helle Farbe. Der Schmelzpunkt liegt bei etwa 52 °C, aber schon ab 30 °C wird es weicher, sodass es Kosmetik und Salben zu einem angenehm schmelzenden Gefühl verhilft.
Beerenwachs hinterlässt zudem einen weniger starken Film auf der Haut als Bienenwachs, was es für kosmetische Produkte wie Lippenstifte und Cremes besonders geeignet macht.
Candelillawachs: für Lebensmittel und Kosmetik
Candelillawachs oder auch Candellinawachs wird aus den Blättern und Stängeln des Candelilla-Strauchs gewonnen. In festem Zustand ist es relativ hart und brüchig, der Schmelzpunkt liegt bei 67 bis 79 °C. Im Einzelhandel ist es im Vergleich zu Bienenwachs relativ teuer. Es wird vor allem als Lebensmittelzusatz und für kosmetische Zwecke verwendet.
Wachse und ihre Eigenschaften – Übersicht
Hier findest du die wichtigsten Infos zu den beschriebenen Wachsen, damit dir die Auswahl für deine Zwecke leichter fällt:
Schmelz-Temperatur | weitere Eigenschaften | Verwendung |
10 g Bienenwachs ersetzen durch |
|
---|---|---|---|---|
Bienen- wachs |
62-65 °C, weicher ab 25-40 °C | – | Kerzen, Kosmetik, Lebensmittel, Holzpolitur | – |
Rapswachs | 57-61 °C | relativ weich | Kerzen, Wachstücher | 9-10 g |
Sojawachs | circa 50 °C, erstarrt wieder bei 30 °C | relativ weich | Kerzen, Wachstücher | ca. 10 g |
Sonnen- blumen- wachs |
75-80 °C | eher hart, wärmestabil | Kosmetik, Haarpflege-produkte | ca. 6 g |
Carnauba- wachs |
80-87 °C | härtestes natürliches Wachs, wärmestabil | Kosmetik, Lebensmittel, Medizin | ca. 5 g |
Candelilla- wachs |
67-79 °C | hart und eher brüchig | Kosmetik, Lebensmittel | ca. 6 g |
Beeren- wachs |
ca. 52 °C, weicher ab 30° | sehr weich, transparent, schmelzendes Gefühl auf der Haut | Kosmetik | 12-14 g |
Weitere pflanzliche Wachse
Von der Vielzahl weiterer pflanzlicher Wachse werden noch einige andere wie etwa Reiswachs, Myrtenwachs, Veilchenblätterwachs oder Rosenblütenwachs industriell aufbereitet und für unterschiedliche Zwecke verwendet. Sie werden jedoch kaum im Einzelhandel angeboten und sind meist sehr teuer, sodass sie zum Selbermachen von Kosmetik und Pflegeprodukten weniger geeignet sind. Durch die steigende Nachfrage nach tierfreiem und regionalem Wachs lohnt es sich aber immer, nach neuen Bienenwachs-Alternativen Ausschau zu halten.
Kennst du weitere vegane Alternativen zu Bienenwachs? Wir freuen uns über deine Ergänzungen in einem Kommentar!
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