
Kirschkernkissen oder Körnerkissen: wie wirkt welche Wärmekissen-Füllung?
Ein Wärmekissen hilft bei Bauchweh, verspanntem Nacken und Gelenkschmerzen – oder bietet einfach nur so ein bisschen Wohlfühlatmosphäre. Mit der richtigen Füllung entfaltet es seine Wirkung am besten und dient eventuell sogar als Kältekissen gegen Prellungen & Co. Doch welche Füllung eignet sich am besten für welchen Zweck?
Wer ein solches Wärmekissen selber nähen oder kaufen möchte, kann nicht nur dessen Form und Farbe aussuchen, sondern auch aus verschiedenen Füllmaterialien wählen: Kirschkerne, Traubenkerne, Dinkel, Buchweizen … Die verschiedenen Kerne und Körner, die für Wärmekissen verwendet werden, besitzen unterschiedliche Vorzüge, geben zum Beispiel trockene oder eher feuchte Wärme ab und sind daher für verschiedene Zwecke und Vorlieben besonders geeignet.
Kirschkernfüllung fürs Wärmekissen
Kirschkerne sind die bekannteste Füllung für ein Wärmekissen als Alternative zur Wärmflasche. Sie können aus dem eigenen Garten stammen, sind aber auch in größeren Mengen online erhältich. Wie alle Obstkerne, die du auch selber sammeln kannst, erzeugen sie eine trockene Wärme, die eher sanft wirkt.
Tipp: In einem gesonderten Beitrag kannst du nachlesen, wie sich selbst gesammelte Kirschkerne reinigen lassen.
Die Kerne sind vergleichsweise groß und hart und machen beim Bewegen klappernde Geräusche, die manch einer als störend empfindet. Vorteil eines Kirschkernkissens ist, dass es samt Füllung waschbar ist.
Eigenschaften einer Kirschkernfüllung:
- grobe Körnung, relativ unflexibel
- leicht
- erzeugt klappernde Geräusche
- relativ kurze Wärmespeicherung, jedoch länger als bei einer Wärmflasche
- fruchtiger Geruch
- waschbar
- sanfte und schonende Wirkung durch trockene Wärme, geeignet für Babys und Kleinkinder sowie bei Temperaturempfindlichkeit und schwachem Kreislauf
Hinweis: Für die Anwendung eines Wärmekissen bei einem Baby ist besondere Vorsicht geboten, da der kleine Körper schnell überhitzt und sich das Baby nicht selbständig von der Wärmequelle entfernen kann. Die Haut ist außerdem sehr empfindlich, sodass Verbrennungen entstehen können bei Temperaturen, die für Erwachsene angenehm erscheinen.
Wärmekissen mit Traubenkernen
Auch Traubenkerne von frischen Trauben können selbst getrocknet und als Füllung fürs Wärmekissen verwendet werden – es sei denn, du isst die Trauben lieber samt Kernen auf! Alternativ sind auch getrocknete, gereinigte Traubenkerne im Handel erhältlich.
Eigenschaften einer Traubenkernfüllung:
- mittlere Körnung, anschmiegsamer als ein Kirschkernkissen
- relativ leicht
- geräuscharm
- relativ kurze Wärmespeicherung, jedoch länger als bei einer Wärmflasche
- starker fruchtiger Geruch
- schlecht waschbar, da häufig abfärbend und schwer zu trocknen
- sanfte und schonende Wirkung durch trockene Wärme, geeignet für Babys und Kleinkinder sowie bei Temperaturempfindlichkeit und schwachem Kreislauf
Tipp: Wenn du Obstkerne selber trocknest, ist es wichtig, sie gründlich von Fruchtfleisch zu befreien, da die Füllung sonst schimmeln kann.
Kissen mit Johanniskernfüllung
Johanniskerne sind die Kerne von Johannisbeeren, die ebenfalls aus dem Garten oder dem Handel stammen können. Ein Kissen, das mit diesen sehr kleinen Kernen gefüllt ist, passt sich der Körperform besonders gut an, ist aber auch etwas schwerer als ein Kirschkernkissen.
Eigenschaften einer Johanniskernfüllung:
- sehr feine Körnung, dadurch sehr sanft und anschmiegsam, etwa fürs Gesicht
- leicht
- geräuscharm
- relativ lange Wärmespeicherung
- fruchtiger Geruch
- nicht waschbar
- sanfte und schonende Wirkung durch trockene Wärme, geeignet für Babys und Kleinkinder sowie bei Temperaturempfindlichkeit und schwachem Kreislauf
Tipp: Wenn du ein Kissen mit sehr feiner Füllung nähst, ist es wichtig, die Stichlänge für das Innenkissen nicht zu groß zu wählen, damit keine Kerne herausrieseln. Bei einem größeren Kissen kann es außerdem angenehm sein, mehrere Kammern einzunähen, damit die Füllung nicht zu stark verrutscht.
Weizen fürs Wärmekissen
Getreidekörner wie Weizen erzeugen eine leicht feuchte Wärme, die intensiver wirkt und tiefer ins Gewebe eindringt. Sie verströmen außerdem einen verführerischen Duft nach frisch gebackenem Brot. Weizenkörner sind, ebenso wie andere Getreidekörner auch, sehr preiswert in vielen Bioläden und Reformhäusern erhältlich, eignen sich allerdings nicht, wenn eine Glutenunverträglichkeit oder Getreideallergie vorliegt.
Eigenschaften einer Weizenfüllung:
- mittlere Körnung, anschmiegsamer als ein Kirschkernkissen
- schwer
- geräuscharm
- lange Wärmespeicherung
- leichter Geruch nach Brot
- nicht waschbar
- intensive Wirkung durch feuchte Wärme, geeignet für tiefenwirksame Wärmebehandlungen
- nicht geeignet bei Unverträglichkeit gegen Gluten und Getreideallergie
Hinweis: Bei einer Füllung mit Getreide oder essbaren Körnern kommen eventuell Bedenken auf, ob man mit Lebensmitteln spielen, putzen oder sich pflegen darf. Wir finden ja, aber die Entscheidung ist natürlich deine ganz persönliche Sache.
Kissen mit Dinkelfüllung
Unter den Körnerkissen ist das Dinkelkissen das bekannteste. Dinkel und Weizen sind miteinander verwandt, daher wirken die Füllungen ähnlich. Liegt eine Allergie gegen Weizen vor, kann ein Dinkelkissen unter Umständen besser geeignet sein. Und auch sonst ist Dinkel oft die bessere Alternative zu Weizen.
Eigenschaften einer Dinkelfüllung:
- mittlere Körnung, anschmiegsamer als ein Kirschkernkissen
- schwer
- geräuscharm
- lange Wärmespeicherung
- leichter Geruch nach Brot
- nicht waschbar
- intensive Wirkung durch feuchte Wärme, geeignet für tiefenwirksame Wärmebehandlungen
- eventuell nicht geeignet bei Glutenunverträglichkeit und Getreideallergie
Rapssamen als Füllung
Ölsaaten wie Rapssamen sind durch ihren hohen Ölgehalt stark erhitzbar und können die Wärme lange speichern. Eine Kissenfüllung mit den kleinen, runden Rapssamen ist besonders flexibel, geräuscharm und geruchsneutral. Rapssamen werden auch lose als Hand- oder Fußbad zur Behandlung von Arthrose oder Rheuma verwendet.
Eigenschaften einer Rapssamenfüllung:
- feine Körnung, besonders anschmiegsam
- relativ leicht
- geräuscharm
- lange Wärmespeicherung
- geruchsneutral
- nicht waschbar
- sehr intensive Wirkung durch feuchte Wärme und höhere Temperatur möglich, geeignet für tiefenwirksame Wärmebehandlungen, durch leichtes Gewicht auch für Babykissen geeignet
Kissen gefüllt mit Leinsamen
Auch der vielseitige Leinsamen gehört zu den Ölsaaten. Er kann durch seinen besonders hohen Ölgehalt sehr hoch erhitzt werden, speichert die Hitze länger als andere Wärmekissen und verströmt einen angenehm nussigen Duft. Leinsamen ist in den meisten Supermärkten, Bioläden und Reformhäusern erhältlich.
Eigenschaften einer Leinsamenfüllung:
- feine Körnung, besonders anschmiegsam
- leicht
- geräuscharm
- sehr lange Wärmespeicherung
- nussiger Geruch
- nicht waschbar
- sehr intensive Wirkung durch feuchte Wärme und höhere Temperatur möglich, geeignet für tiefenwirksame Wärmebehandlungen, durch leichtes Gewicht auch für Babykissen geeignet
Wegen der feinen Körnung und des leichten Gewichts sind Leinsamen besonders für handtellergroße DIY-Handwärmer geeignet und können, einmal aufgewärmt, im Winter in der Jackentasche überallhin mitgenommen werden.
Tipp: Für ein selbst gemachtes Wärmekissen kannst du nach Belieben auch andere Kerne und Körner verwenden, zum Beispiel Mirabellenkerne oder Roggen. Sogar Johannisbeerkerne, Himbeerkerne und Erdbeerkerne werden zuweilen als Kissenfüllung angeboten!
Verwendung des Wärmekissens
Eine Behandlung mit Wärme kann viele Beschwerden lindern und für Wohlbefinden sorgen. Ein Wärmekissen regt die Durchblutung an, verbessert die Dehnbarkeit des Gewebes, fördert die Beweglichkeit der Gelenke und lindert Schmerzen. Es kann sich zum Beispiel bei Verspannungen in Nacken und Rücken, Gelenkschmerzen, Menstruationsbeschwerden und Zerrungen positiv auswirken. Nicht geeignet ist Wärme bei akuten Entzündungen und Verletzungen sowie bei Fieber.
Gegenüber einer Wärmflasche hat ein Wärmekissen den Vorteil, dass es die Wärme gleichmäßiger und länger abgibt. Nach dem Auskühlen fühlt es sich außerdem nicht unangenehm kalt an. Die Verbrennungsgefahr beim Einfüllen des heißen Wassers entfällt. Zudem kann ein Wärmekissen im Gegensatz zur Wärmflasche komplett plastikfrei und mit regionalen Materialien hergestellt werden.
Am sichersten kannst du das Wärmekissen auf der Heizung erwärmen. Alternativ lässt es sich im Backofen bei maximal 100 °C für etwa 10 bis 15 Minuten oder in der Mikrowelle bei circa 600 Watt für ein bis zwei Minuten aufheizen. Stelle am besten ein kleines Gefäß mit Wasser mit in den Ofen oder die Mikrowelle und überprüfe die Temperatur zwischendurch, indem du das Kissen herausnimmst und etwas aufschüttelst. Das Kissen soll angenehm erwärmt, aber nicht zu sehr erhitzt werden. Bei starker Überhitzung könnte die Füllung sogar Feuer fangen!
Hinweis: Spelz oder Spreu verschiedener Getreide- und Körnerarten werden zwar ebenfalls als Kissenfüllung verwendet, zum Beispiel für ein Kräuterkissen, sie sind jedoch leichter entzündlich als Kerne oder Körner und speichern zudem kaum Wärme. Für ein Wärmekissen ist diese Art der Füllung daher nicht empfehlenswert.
Viele weitere Dinge, die du ohne Plastik selber machen kannst, findest du in unserem Buch:
Welche Füllung bevorzugst du für ein Wärmekissen? Wir freuen uns, wenn du einen Kommentar hinterlässt!
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