
Siegfried-Teig: Der Bruder vom Hermann-Teig für herzhaftes Brot und Gebäck
Kennst du Hermann? Der Sauerteig, der selber angesetzt, vermehrt und verschenkt werden kann, lässt sich zu leckeren Kuchen und süßem Gebäck verarbeiten. Für herzhafte Backwaren ist der Hermann-Teig dagegen nicht so gut geeignet, dafür gibt es aber seinen Bruder, den Siegfried-Teig!
Der Siegfried-Teig-Ansatz wird genauso hergestellt wie beim Hermann-Teig, aber dann mit sehr wenig Zucker weiter aufgezogen, sodass der fertige Teig angenehm säuerlich und gar nicht süß schmeckt – ideal für Brot, Brötchen und anderes herzhaftes Gebäck.
Siegfried-Teig, der herzhafte Hermann-Teig
Wenn du einen Siegfried ansetzen möchtest, brauchst du folgende Zutaten:
- 100 g Dinkel- oder Weizenmehl
- 1 EL Zucker
- ½ Päckchen Trockenhefe oder ¼ Würfel frische Hefe
- 150 ml lauwarmes Wasser
Weiterhin benötigst du:
- eine Schüssel aus Glas oder Plastik mit Deckel oder ein 1,5 Liter fassendes Bügelglas (am besten ohne Gummidichtung)
- einen Rührlöffel aus Holz oder Plastik
Hinweis: Verwende keine Gegenstände aus Metall für den Siegfried-Teig, denn das verträgt er nicht so gut.
So einfach erweckst du Siegfried zum Leben:
- Mehl, Zucker und Hefe in die Schüssel oder das Glas geben und vermischen.
- Wasser hinzugeben und so lange rühren, bis ein glatter, dickflüssiger Teig entstanden ist.
- Schüssel oder Glas mit einem Deckel abdecken, aber nicht luftdicht verschließen, sodass die bei der Gärung entstehenden Gase entweichen können. Nach kurzer Zeit wird Siegfried seine ersten Lebenszeichen zeigen, indem er anfängt zu blubbern und sich aufzublähen.
- Den Siegfried-Teig zwei Tage lang bei Raumtemperatur stehen lassen. Dabei das Gefäß zwei- bis dreimal am Tag öffnen und den Teigansatz umrühren.
- Danach einen Tag lang im Kühlschrank ruhen lassen.
Die weitere Pflege von Siegfried läuft ab jetzt in einem Rhythmus von zehn Tagen immer gleich ab: Umrühren, füttern, teilen und verarbeiten oder verschenken. Auch wenn du einen Siegfried-Teig geschenkt bekommst, beginnst du an dieser Stelle:
1. Tag – Einen neu erhaltenen Siegfried bei Bedarf in ein großes Gefäß umfüllen. Im Kühlschrank ruhen lassen.
2. Tag – Umrühren.
3. Tag – Umrühren.
4. Tag – Umrühren.
5. Tag – Füttern: 100 Gramm Mehl, 2 Esslöffel Zucker und 150 Milliliter Wasser zugeben und den Teig glattrühren.
6. Tag – Umrühren.
7. Tag – Umrühren.
8. Tag – Umrühren.
9. Tag – Umrühren.
10. Tag – Füttern: Noch einmal 100 Gramm Mehl, 2 Esslöffel Zucker und 150 Milliliter Wasser zugeben und den Teig glattrühren.
Siegfried dann in drei Portionen à circa 200 Gramm teilen. Eine davon weiter pflegen (wieder ab dem 1. Tag beginnen), eine weiterverschenken, am besten zusammen mit dem dazugehörigen Pflegebrief, und eine verarbeiten.
Wenn du den Siegfried-Teig nicht als Geschenk aus deiner Küche weitergeben möchtest, kannst du auch zwei Portionen zum Backen verwenden.
Rezepte für Siegfried-Brot und -Gebäck
Mit Siegfried lassen sich köstliche, leicht säuerliche Backwaren fast wie vom Bäcker herstellen. Hier sind unsere beiden Lieblingsrezepte!
Siegfried-Dinkelbrot backen
Ein selbst gebackenes Brot schmeckt einfach unvergleichlich lecker. Mit dem Siegfried-Sauerteig kommt es fast an ein vom Bäckermeister hergestelltes Sauerteigbrot heran.
Du benötigst:
- 200 g Siegfried-Teig
- 500 g Dinkelvollkornmehl (Auch mit anderen Mischungen und aus verschiedenen Mehlresten lässt sich Brot backen. Dann eventuell die Wassermenge anpassen, sodass ein fester, aber elastischer Teig entsteht.)
- ½ Würfel frische Hefe, 125 ml wilde Hefe oder 1 Päckchen Trockenhefe
- 1 TL Zucker
- 1-2 TL Salz
- 300 ml lauwarmes Wasser (bei Verwendung von Hefewasser nur etwa 175 ml)
So wird das Brot hergestellt:
- Mehl, Zucker und Salz in einer Schüssel mischen. Trockenhefe ebenfalls direkt zum Mehl geben.
- Frische Hefe im lauwarmen Wasser auflösen (entfällt bei Hefewasser aus wilder Hefe).
- Den Siegfried-Teig und gegebenenfalls Hefewasser dazugeben und alles verkneten, bis ein gleichmäßiger, elastischer Teig entstanden ist.
- Mit einem Küchentuch abdecken und an einem warmen Ort gehen lassen, bis sich das Volumen ungefähr verdoppelt hat.
- Den Teig mindestens fünf Minuten lang kneten, einen Brotlaib formen und auf ein bemehltes Backblech setzen. Nochmals 20 Minuten lang gehen lassen. Mit Wasser einpinseln und mit Mehl bestäuben.
- Im auf 250 °C vorgeheizten Backofen bei Ober-/Unterhitze etwa 5 Minuten lang backen. Das Brot herausziehen und mit einem scharfen Messer mehrfach schräg oder kreuzweise einritzen.
- Das Brot wieder in den Ofen schieben. Die Temperatur auf 180 °C reduzieren und weitere 30 Minuten lang backen.
Tipp: Besonders locker und knusprig wird das Brot, wenn während der Backzeit eine feuerfestes Schälchen mit Wasser auf den Boden des Ofens gestellt wird.
Siegfried-Teig für Quiche und Blechkuchen
Dieser Teig eignet sich mit seinem rustikal-säuerlichen Geschmack hervorragend für herzhaft belegtes oder gefülltes Gebäck – zum Beispiel für eine Quiche oder einen Blechkuchen.
Du benötigst:
- 200 g Siegfried-Teig
- 250 g Weizen- oder Dinkelmehl
- 100 g kalte Butter
- 1 TL Salz
So wird’s gemacht:
- Alle Zutaten mit den Händen zügig zu einem gleichmäßigen Teig verkneten.
- Zu einer Kugel geformt und abgedeckt etwa 30 Minuten im Kühlschrank kühlen.
- Den Teig mit den Händen am besten in einer gefetteten Springform gleichmäßig ausbreiten und einen Rand hochziehen.
- Nach Wunsch füllen – für eine Lauchquiche zum Beispiel mit einem Kilogramm in Ringe geschnittenem und 10-15 Minuten lang gedünstetem Lauch und 200 Gramm gebratenen Speck- oder Tofuwürfeln.
- Mit einer Mischung aus 200 Millilitern Sahne, vier Eiern und 100 Gramm geriebenem Käse übergießen.
- Die Quiche bei 180 °C Ober-/Unterhitze für etwa 40 Minuten auf der mittleren Schiene backen.
Alternativ kann der Teig auch auf einem Backblech ausgerollt, wie ein Flammkuchen mit Crème fraîche oder veganer Creme fraîche bestrichen und mit Wunschzutaten wie zum Beispiel Zwiebeln, Speck oder Tofu und fein geschnittenem Gemüse belegt werden. Dann ist er bei 250 °C auf der untersten Schiene nach einer Backzeit von etwa 10 bis 15 Minuten fertig – ideal für ein schnelles Abendessen, das allen schmeckt!
Tipp: Wenn du in der Urlaubssaison keine Zeit für Siegfried hast, musst du ihn nicht an der Autobahnraststätte zurücklassen ;-) Friere Siegfried lieber ein. Tiefgekühlt hält er sich mehrere Monate lang. Nach dem Auftauen im Kühlschrank kann der Siegfried-Teig wieder wie gewohnt ab Tag 1 weiter gepflegt werden.
Weitere Tipps und Rezepte, mit denen die Arbeit in der Küche einfacher, gesünder und umweltfreundlicher wird, findest du in unseren Büchern:
Kennst du weiteres Gebäck, das man mit dem Siegfried-Teig herstellen kann? Wir freuen uns auf deine Anregungen in einem Kommentar!
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