
Stoffbinden einfach selber nähen - auch für Nähanfänger
Bist du – wie so viele andere auch – noch auf der Suche nach der idealen Form der Monatshygiene? Neben Menstruationstassen und Menstruationsschwämmen werden auch Mehrweg-Stoffbinden immer beliebter, weil sie im Gegensatz zu Einwegprodukten fast gar keinen Müll verursachen. Wir haben sehr gute Erfahrungen mit den Produkten von Kulmine gemacht.
Mit einer Nähmaschine und einigen preiswerten Materialien kannst du auch deine Einlagen selbst herstellen, die Binden genau auf deine Bedürfnisse anpassen und nebenbei noch Geld sparen. Sie sind genauso hygienisch wie Wegwerfprodukte, auch ohne Kochwäsche, denn bei einer 60-Grad-Wäsche werden bereits alle Keime nahezu vollständig entfernt (wie auch bei Stoffwindeln oder Handtüchern.)
Anleitung für selbst genähte, waschbare Stoffbinden
Auch für Nähanfänger eignen sich die beiden hier vorgestellten Modelle, die auf unterschiedliche Weise am Slip befestigt werden.
Monatsbinde mit Druckknopf
Diese Binde hat links und rechts kleine Flügel. Sie werden nach dem Einlegen in den Slip nach unten geklappt und auf der Unterseite mit einem Druckknopf verschlossen, damit die Binde nicht verrutscht.
Diese Materialien benötigst du:
- 1 Stück dünnen Baumwollstoff (besonders gut lassen sich hierfür Stoffreste verwerten, zum Beispiel von einem alten Hemd oder Geschirrtuch), etwa 30 x 40 cm groß (für eine kleine Binde reichen auch 25 x 30 cm)
- 1 Stück dickeren, saugfähigen Baumwollstoff (beispielsweise Flanell, Molton oder ein altes Frottee-Handtuch), 8 x 28 cm groß (7 x 22 cm)
- Nähmaschine, Faden, Nadeln, Schere
- 1-2 Druckknöpfe, entweder zum Annähen oder zur Befestigung mittels Druckknopfzange
Zuerst wird der Stoff zurechtgeschnitten:
1. Schnittmuster hier herunterladen, in der passenden Größe ausdrucken und die Form für den Außenstoff (durchgezogene Linie) ausschneiden.
2. Außenstoff in der Mitte falten. Das Schnittmuster auf den Stoff legen und am besten mit Stecknadeln befestigen. Mit Schneiderkreide oder einem auswaschbaren Stift nachziehen und entlang der Linie ausschneiden. Ich habe mir das Nachziehen gespart und gleich an der Papierform ausgeschnitten. So hast du mit einem Arbeitsschritt Ober- und Unterseite gleichzeitig ausgeschnitten.
Tipp: Wenn du gleich mehrere Binden nähen möchtest, schneide alle Außenseiten zurecht, bevor du dich an die Innenlagen machst.
3. Das Schnittmuster für die Einlage (gestrichelte Linie) ausschneiden, auf dem Molton- oder Frotteestoff befestigen und ebenfalls zuschneiden.
Dann geht es ans Nähen:
4. Die beiden äußeren Stofflagen mit den Außenseiten aufeinander legen und rundherum mit einem halben Zentimeter Abstand zum Rand zusammennähen. Die Seite eines Flügels offen lassen. Wenn du eine symmetrische Optik bevorzugst, kannst du auch beide Flügelseiten offen lassen.
5. Den Einlagestoff auf den Außenstoff der Binde legen und alles zusammen “auf rechts” krempeln. Eventuell ist es hilfreich, wenn du den Füllstoff mit einigen Stecknadeln am Außenstoff befestigst und die Nadeln nach dem Wenden herausziehst.
6. Die Füllung rundherum etwa einen halben Zentimeter vom Rand entfernt durch alle Schichten hindurch festnähen.
7. Die offenen Ränder der Flügelseite(n) nach innen klappen und zunähen.
8. Die Druckknopfhälften auf gleicher Höhe der gegenüberliegenden Flügel mit einem halben Zentimeter Abstand zum Rand festnähen oder mit einer Nietenzange (je nach Herstellerangaben) befestigen.
Fertig ist deine selbst genähte Binde!
Tipp: Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Stoffbinden haben wir in einem eigenen Beitrag gesammelt.
Doppelte Monatsbinde mit Steg
Wenn du lieber eine Binde ohne Druckknopf möchtest, kannst du auf eine besonders simple Art der Befestigung zurückgreifen. Der eine Teil der Binde wird dafür im Slip platziert, der Steg um den Zwickel (das ist der Teil des Slips zwischen den Beinen) herumgeführt und der zweite Bindenteil oben auf den ersten gelegt. Die Form wurde von Kulmine entwickelt, Anleitung und Schnittmuster namens “Hela” 2016 zur privaten Nutzung freigegeben.
Ähnlich wie die Kulmine-Binde wird auch diese Doppelbinde genäht. Du benötigst dafür:
- 1 Stück dünnen Baumwollstoff, etwa 30 x 60 cm groß (für eine kleine Binde 25 x 50 cm)
- 1 Stück saugfähigen Baumwollstoff wie Molton, Flanell oder Frottee, etwa 16 x 28 cm (14 x 22 cm)
- Nähmaschine, Faden, Nadeln, Schere
Stoffzuschnitt:
1. Schnittmuster hier herunterladen, ausdrucken und die Form für den Außenstoff (durchgezogene Linie) ausschneiden.
2. Außenstoff einmal längs und einmal quer mittig falten. Das Schnittmuster mit der Stegseite an die Falz des Stoffes legen und am besten mit Stecknadeln befestigen. Mit Schneiderkreide oder einem auswaschbaren Stift nachziehen und entlang der Linie oder gleich an der Papierform ausschneiden. Beim Aufklappen des ausgeschnittenen Stoffes ergeben sich zwei H-Formen.
3. Das Schnittmuster für die Einlagen (gestrichelte Linie) in deiner Größe ausschneiden.
4. Den Innenstoff ebenfalls doppelt legen und entlang des Schnittmusters ausschneiden, so dass zwei Einlagen entstehen.
Nähen:
5. Die beiden Außenstoffe mit den Außenseiten aufeinanderlegen und rundherum mit einem halben Zentimeter Abstand zum Rand zusammennähen. Eine Seite des Stegs zum Wenden offen lassen.
6. Innenstoff auf die beiden “Beine” der H-Form legen und eventuell mit Stecknadeln befestigen. Auf rechts wenden. Stecknadeln entfernen.
7. Die Füllung rundherum etwa einen halben Zentimeter vom Rand entfernt durch alle Lagen hindurch festnähen.
8. Die offenen Ränder des Stegs nach innen klappen und zunähen.
Diese Binde ist durch ihre doppelte Einlage besonders saugfähig und bei Bedarf kann eine frische, trockene Seite nach oben gefaltet werden. Vielleicht möchtest du beide Binden-Varianten ja kombinieren – die doppelte für die starke Blutung in den ersten Tagen und die Druckknopfbinde für die folgenden, schwächeren Tage.
Selbst genähte Binden variieren
Um deine Binden noch individueller zu gestalten, kannst du weitere Veränderungen während der Herstellung vornehmen:
- Die Länge deiner Binde kannst du ganz nach Wunsch zuschneiden. Beachte dabei, dass sowohl Außen- als auch Innenlage gleichmäßig gekürzt oder verlängert werden müssen.
- Eine besonders saugfähige Binde erhältst du, wenn du für die Füllung mehrere Stofflagen verwendest.
- Eine dünne Slipeinlage erhältst du, wenn du eine Binde ohne Innenlage nähst.
- Für einen besonders sicheren Sitz der Druckknopfbinde kannst du zwei Druckknöpfe verwenden.
- Je nach Zwickelbreite des Slips kannst du den Steg der doppelten Binde etwas kürzen oder verlängern. Dafür das Schnittmuster beim Zuschneiden des Stoffes etwas über den Falz überstehen lassen oder weiter zur Stoffmitte hin platzieren.
Tipp: Wie bei vielen anderen Dingen auch ist es sinnvoll, für deine selbst genähten Binden gebrauchte Materialien wiederzuverwenden. Zum einen läuft Stoff, der schon mindestens einmal in der Waschmaschine war, nicht mehr ein, zum anderen ist eine etwaige Appretur, das heißt eine Beschichtung oder Behandlung des Stoffs, die die Saugfähigkeit reduzieren könnte, bereits (nahezu) ausgewaschen.
Mehr Hintergrundwissen und nützliche Tipps für eine nachhaltige und beschwerdefreie Menstruation findest du in diesem Buch:
Weitere Tipps und Anleitung zur Verwendung von alten Stoffen findest du auch in unserem Buch:
Hast du die Anleitung ausprobiert, oder verwendest du andere Stoffbinden? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Wir freuen uns über einen Kommentar von dir unter dem Beitrag!
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