Survival: Kenntnisse und Fähigkeiten, die dich resilienter machen

Mit manchen Kenntnissen und Fähigkeiten ist es wie mit einer guten Versicherung: Besser man hat sie und muss sie niemals in Anspruch nehmen, statt im Notfall ohne Schutz dazustehen. Hierzu zählen auch sogenannte Survival-Fähigkeiten und -Kenntnisse. Denn vorbereitet zu sein, bedeutet auch die eigene Resilienz zu stärken und der unbekannten Zukunft gelassener entgegen sehen zu können.
Hinweis: Dieser Beitrag gehört zu unserem Krisenhandbuch für nachhaltige Vorsorge und Resilienz und gibt einen weiterführenden Überblick über hilfreiche Kenntnisse und Fähigkeiten sowie mögliche Anlaufstellen, als dies im Rahmen des Buches möglich wäre.
Gerade in Krisensituationen sind bestimmte Kenntnisse und Fertigkeiten besonders wertvoll, um sich selbst und andere schützen, Ressourcen effizient nutzen und auf unerwartete Herausforderungen reagieren zu können. Während du dich nicht darauf verlassen kannst, dass spezielle Ausrüstungsgegenstände im Notfall noch erreichbar sind und funktionieren, hast du dein Wissen und deine Fertigkeiten immer dabei und kannst sie überall nutzen.
Und das Beste: Fast alles kann man lernen, meistens sogar kostenlos!
Hier ist eine Übersicht nützlicher Fähigkeiten, die du erlernen kannst und die in Krisensituationen wertvoll sind. Sie machen dich nicht nur unabhängiger und flexibler, sondern stärken auch dein soziales Netzwerk.
Für alle der nachfolgenden Beispiele gibt es Vereine, Online-Communitys, Online-Lernangebote oder auch Bücher. Viele entsprechende Beispiele haben wir hier für dich zusammengestellt.
Survival: Grundlegende Überlebensfähigkeiten
Erste Hilfe und Notfallmedizin
- Wundversorgung, Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW), Schockbehandlung
- Umgang mit Knochenbrüchen, Verbrennungen und Vergiftungen
- Notfallmedizin ohne professionelle Hilfe (z. B. alternative Schmerzmittel, Improvisieren von Verbänden)
Erste Hilfe rettet täglich Leben. Wenn deinen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren oder auffrischen möchtest, wirst du unter anderem beim Roten Kreuz, dem Johanniterorden und dem Malteser Hilfsdienst e.V. fündig.
Feuer machen, Kochen ohne Strom
- Verschiedene Methoden zum Feuermachen (Feuerstahl, Reibung, Feuerbohrer)
- Kochen mit alternativen Methoden (Campingkocher, Raketenofen, offenes Feuer)
Wasseraufbereitung und -beschaffung
- Wasser filtern und keimfrei machen
- Nutzung von Wasseraufbereitungstabletten oder selbst gebaute Filter (z. B. mit Sand, Kohle und Stoff)
Orientierung, Navigation ohne GPS
- Kartenlesen und Kompassnutzung
- Orientierung an natürlichen Merkmalen (Sonne, Sterne, Wind, Vegetation)
Unterschlupf bauen und Schutz vor Wetter
- Improvisierte Unterkünfte aus Ästen, Planen oder Schnee
- Notfallmaßnahmen gegen Kälte und Hitze
- Wetterkunde, Wolkenlesen
Für all diese klassischen Survival-Themen gibt es spezialisierte Bücher zum Weiterlesen. Wenn du das Abenteuer Überleben in der Wildnis lieber mit anderen gemeinsam leben möchtest, besuche am besten einen passenden Verein in deiner Nähe. Viele Tipps und Kontakte gibt es beispielsweise bei Bushcraft Deutschland oder bei entsprechenden Anlaufstellen in Österreich und der Schweiz. Bei der Online-Suche helfen die Stichwörter Survival und Bushcraft.
Selbstversorgung und Unabhängigkeit
Gärtnern und Lebensmittelanbau
- Anbau von Nutzpflanzen auch auf kleinem Raum
- Grundlagen der Permakultur und Selbstversorgung
- Techniken zur Konservierung von Lebensmitteln
Auch hierfür gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich mit anderen auszutauschen. Sei es mit einem Gemeinschaftsgarten, Mietbeet oder ähnlichen Konzepten, um gemeinsam zu gärtnern.
Auch unser Buchtipp ist hierfür ein idealer Ausgangspunkt:
Nahrung aus der Natur
- Kenntnisse über essbare Pilze, Beeren, Blätter und andere Pflanzenteile
- Giftpflanzen erkennen
- Survival-Nahrung aus der Natur – Fundstellen und Zubereitung
Der wohl beste Einstieg in das Thema essbare Wildpflanzen ist eine geführte Wildkräuterwanderung in deiner Nähe. Darüber hinaus helfen dir unsere Wildpflanzenbücher weiter:
Nahrungsmittel haltbar machen
- Konservierung durch Einkochen, Trocknen, Fermentieren, Räuchern oder Pökeln
Dafür können dir unser Buch Eingemacht und Zugedreht ans Herz legen:
Wiederverwendung und Reparatur
- Kreative Reparaturen mit vorhandenen Materialien
- Upcycling alter Gegenstände
Gemeinsam Dinge reparieren, statt sie wegzuwerfen – das kannst du beispielsweise in einem Repair-Café in deiner Nähe lernen. Bei reparatur-initiativen.de gibt es zahlreiche weitere passende Anlaufstellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Handwerkliche Fähigkeiten und Improvisation
- Arbeiten mit Holz und Metall
- Strom nutzen, elektrische Anlagen in Gang bringen
- Umgang mit vielen Arten von Werkzeugen
- Nähen, Flicken von Kleidung, Reparatur von Ausrüstung
Heimwerken, bauen, basteln nähen und Co. – all diese Fähigkeiten sind nützlich, geraten aber wegen unserer immer automatisierteren, arbeitsteiligen Welt immer weiter in den Hintergrund. Dabei bringt es eine tiefe Zufriedenheit, wenn man etwas mit den eigenen Händen geschaffen hat, statt es fertig zu kaufen. Leider kennen wir hierzu noch keine guten Anlaufstellen – hast du Ideen? Schreib sie uns unten in die Kommentare!
Bis dahin hilft sicher eine Web-Suche, denn Nähgruppen, Schraub- und Bastelclubs finden sich vielerorts. Zudem gibt es hierzu zahlreiche gute Bücher, so zum Beispiel unser Buch über Näh-Upcycling:
Sicherheit und Verteidigung
Selbstverteidigung und Konfliktmanagement
- Deeskalationstechniken, um Konflikte friedlich zu lösen
- Grundlegende Selbstverteidigung gegen Angriffe
Judo, Aikido und ähnliche Kampfkünste zielen nicht nur darauf ab, etwaige Angriffe effektiv abzuwehren. Zugleich vermitteln sie wertvolle Fähigkeiten zum Umgang mit Konfliktsituationen, sodass es idealerweise gar nicht zu einer Eskalation kommt.
Finden kannst du einen geeigneten Sportverein über die entsprechenden Kontakte in deiner Gemeinde, eine Web-Suche oder über spezialisierte Vereins-Verzeichnisse in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Selbstschutz
- Umgang mit improvisierten Werkzeugen zur Selbstverteidigung
- Bau sicherer Notunterkünfte
Schau hierzu weiter oben in den Bereich Überlebensfähigkeiten!
Krisenkommunikation und Funktechnik
- Nutzung von Funkgeräten (z. B. CB-Funk, PMR-Funk, Amateurfunk)
- Verlässliche Informationsbeschaffung und Warnsysteme
Einen Überblick über zivile, lizenzfreie Funkanwendungen für Notfälle gibt unser Beitrag zum Thema Funk. Wenn du mehr lernen möchtest, sind die Ortsvereine des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC), des ÖVSV in Österreich sowie der USKA in der Schweiz die beste erste Anlaufstelle.
Taktische Bewegung, Verhalten in Gefahrenzonen
- Unauffälliges Verhalten und Schutz vor Plünderern
- Tarnung und versteckte Fortbewegung
- Deutung von Spuren und Wetter
Auch diese interessanten Gebiete sind Teil des sogenannten Bushcraft & Survival (siehe weiter oben).
Psychologische und soziale Fähigkeiten
Resilienz und mentale Stärke
- Umgang mit Stress, Isolation und Angst
- Durchhaltevermögen in schwierigen Situationen entwickeln (Resilienz)
- Hilfestellung für andere
Teamwork, Gemeinschaftsbildung
- Effektives Zusammenarbeiten mit anderen in Krisenzeiten
- Führungskompetenz und Organisation von Ressourcen
Improvisation und Kreativität
- Lösungen für unerwartete Probleme finden
- Improvisierte Werkzeuge und Techniken nutzen
Improvisieren, anderen helfen, Probleme lösen und Ruhe bewahren, wenn andere es nicht können – diese Fähigkeit ist nicht nur Gold wert, sondern man kann sie auch gezielt üben. Das gelingt dir zum Beispiel durch ein Engagement in Hilfsorganisationen wie dem Technischen Hilfswerk oder der Freiwilligen Feuerwehr in deiner Nähe. Das THW ist eigentlich eine Behörde mit hoheitlichen Aufgaben im Zivilschutz. Mitwirken kann aber jeder, ehrenamtlich oder sogar hauptamtlich (beruflich). Sie dazu in den Punkt “Mitwirken” auf der THW-Homepage.
Vergleichbare Organisationen sind das THW Österreich und der Schweizerische Zivilschutzverband.
Verhandlung und Tauschhandel
- Wert von Ressourcen erkennen, tauschen und handeln
- Diplomatische Lösungen für Konflikte finden
Diese und viele weitere Fähigkeiten kannst du dir schon heute aneignen. Es ist nicht notwendig, sofort alles zu lernen oder in jeder Disziplin perfekt zu sein. Viel wichtiger ist es, schrittweise Neues auszuprobieren und dabei eigene Stärken zu entdecken und auszubauen. Schon kleine Fortschritte und Veränderungen können langfristig einen großen Unterschied machen. Konzentriere dich daher am besten auf das, wofür du dich vermehrt interessierst und was dir auch im Alltag besondere Freude bereitet.
Mehr zum Thema nachhaltige Krisenvorsorge und Resilienz gibt es in unserem Buch:
Mehr Informationen gibt es hier:
- Lösungen für Notstrom bei Stromausfall
- Trinkwasser filtern und entkeimen
- Nachhaltiger Krisenvorrat
- Was gehört in den Notfallrucksack?
- Selbstversorger-Garten: Ernten statt kaufen
Hast du noch mehr Tipps für passende Anlaufstellen, Bücher, Vereine und mehr? Wir freuen uns über deine Ergänzungen in einem Kommentar!