Notstrom für zu Hause: Powerstation, Akku, Balkonkraftwerk

Stromausfälle treten bei uns zum Glück selten auf und dauern meist nur kurz. Doch was, wenn es doch mal länger dauert oder der Strom in einer Krisensituation wegbleibt? Um weiterhin das Handy zur Kommunikation aufladen oder andere wichtige Infrastruktur betreiben zu können, sind Powerstations, Akkus und andere Lösungen für Notstrom hilfreich.
Hinweis: Dieser Beitrag gehört zu unserem Krisenhandbuch für nachhaltige Vorsorge und Resilienz und gibt einen weiterführenden Überblick über Technik und Geräte für Notstrom, als dies im Rahmen des Buches möglich wäre.
Wann sind Powerstations, Balkonkraftwerk & Co. für Notstrom sinnvoll?
Bevor du dir eine Powerstation oder eine ähnliche Notstromlösung zulegst, ist es ratsam, zuerst den Bedarf genau zu prüfen. Denn solche Geräte kosten Geld, verbrauchen Ressourcen und manche erfordern auch noch eine regelmäßige Wartung.
Willst du lediglich in der Lage sein, auch ohne Stromnetz (z. B. bei Blackout, unterwegs, beim Camping …) dein Smartphone oder Laptop zu laden, reicht eine Powerbank meist schon aus. Mit Solarmodul oder Kurbelgenerator (mehr dazu weiter unten) kannst du eine Powerbank sogar autark aufladen. Was viele nicht wissen: Auch manche E-Bike-Akkus kann man als Powerbank nutzen!
Wenn bei Stromausfall größere Geräte wie etwa medizinische Geräte, Lampen oder ein Funkgerät länger nutzbar sein sollen, braucht es mehr Leistung und Kapazität, wie sie Powerstations mit integriertem Akku bieten.
Ein Balkonkraftwerk mit Akku ist eine Hybrid-Lösung: Es liefert bei Bedarf Notstrom, kann aber auch im Alltag viele Geräte versorgen oder den Strom ins Netz einspeisen und so die Stromrechnung senken.
Im Nofall dient auch ein Auto als Stromquelle: Zum Laden von Kleingeräten oder sogar für größere Geräte, wenn man einen KFZ-Wechselrichter anschließt.
Echte Notstrom-Aggregate mit Benzin oder Diesel sind dagegen nur sinnvoll, wenn man in absoluten Notfällen eine zuverlässige Stromquelle braucht. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn man in einem Überschwemmungsgebiet wohnt und im Fall der Fälle auf starke Wasserpumpen angewiesen ist.
Powerbanks für Smartphone & Co.
Kleine tragbare Akkus mit USB-Anschluss, genannt Powerbanks, gibt es in verschiedenen Größen und auch als Solar-Powerbank. Damit lassen sich Smartphones ein- oder mehrmals laden. In einem Notfallrucksack für alle Fälle sollte eine Powerbank für Notstrom nicht fehlen.
Während ein einfacher USB-Anschluss nur 2,5 Watt liefern kann, unterstützen neuere bzw. größere Powerbanks den Standard USB-PD (Power Delivery über USB-C). Sie können damit auch Laptops und andere Geräte versorgen, die mehr Leistung benötigen.
Wichtig: Prüfe vorab, ob der Akku mit deinen Geräten kompatibel ist, also genug Leistung liefert, damit er deinen Laptop oder andere wichtige Geräte im Zweifel bei Stromausfall auch laden kann.
Hier findest du einen Überblick bewährter und beliebter Geräte (Amazon-Produktbeispiele):
Powerbank 20.000 mAh mit Schnellladefunktion, auch für MacBook & Co.
Anker 548 PowerCore Reserve, eine XXL-Powerbank für Notfälle und Reisen
Solarmodul für die Powerbank
Damit auch bei längeren Zeiten ohne Netz, z. B. beim Camping, der Strom nicht ausgeht, kannst du die Powerbank mit einem passenden Solarmodul mit Sonnenenergie wieder aufladen.
Geeignetes Produktbeispiel: Falt-Solarmodul 30 Watt (kann Powerbanks oder Smartphones direkt laden)
Kurbelgenerator für die Powerbank
Es klingt verlockend: Strom erzeugen durch Muskelkraft. Doch es ist viel anstrengender, als du vielleicht denkst! Dazu kommt: die meisten derartigen Geräte sind kurz gesagt einfach Schrott, weil sie mit Zahnrädern aus Plastik und einem wackeligen Aufbau nach kürzester Zeit ausleiern.
Eine Ausnahme ist der Zeus Dynamo Powerhouse 60 Watt Kurbelgenerator. Er ist extrem robust konstruiert und erzeugt durch Kurbeln Strom für den Betrieb von USB/USB-C Geräten. Lass dich jedoch nicht täuschen: Es ist trotzdem viel Arbeit, damit eine Powerbank aufzuladen.
Powerstations für Notstrom ohne Netz
Eine Nummer größer als kleine Powerbanks sind sogenannte Powerstations. Das sind tragbare Akkus mit integriertem Wechselrichter, mit dem sie auch 230-Volt-Netzstrom liefern können. Die Bezeichnung tragbar führt allerdings etwas in die Irre, denn Powerstations wiegen von einigen Kilo bis zu über 20 Kilogramm! Perfekt als Stromquelle im Auto, fürs Camping oder eben bei Stromausfall. Um länger autark zu sein, gibt es dazu passende Solarmodule mit großer Leistung.
Wichtig: Weil der integrierte Wechselrichter auch im Leerlauf Strom verbraucht, sollte man ihn nur einschalten, wenn gerade wirklich Strom benötigt wird. Daneben haben Powerstations in der Regel USB-Ausgänge, über die sich effizient kleinere Geräte aufladen lassen.
Produktbeispiele (Amazon): Anker Solix C1000 Powerstation mit Solarladefunktion
Ecoflow Delta Pro 3,6 kWh Powerstation
Balkonkraftwerk für Notstrom? Nur mit Inselfunktion!
Wer schon über ein Balkonkraftwerk mit integriertem Akku verfügt, hat Glück, denn damit steht bereits eine prima Quelle für Notstrom zur Verfügung. Das funktioniert allerdings nur, wenn der besagte Akku vorhanden ist, am besten mit Inselwechselrichter.
Dagegen sind Balkonkraftwerke, die ihren Strom ausschließlich in das Stromnetz einspeisen, bei einem Stromausfall genauso nutzlos wie das Stromnetz selbst.
Produktbeispiel (Amazon): Anker Solix Balkonkraftwerk E1600 Pro mit Speicher und Notstrom-Funktion
Auto als Stromquelle
Neuere Autos verfügen eigentlich immer über USB-Anschlüsse oder sie lassen sich leicht mit einem USB-Adapter für den Zigarettenanzünder nachrüsten. Wichtig: Bei eingeschalteter Zündung ohne laufenden Motor entlädt sich die Autobatterie vergleichsweise schnell. Daher sollte man solche Adapter am besten während der Fahrt benutzen, um Powerbanks & Co. wieder aufzuladen.
Aber auch 230-Volt-Netzstrom kann man mit dem Auto erzeugen, indem man einen speziellen KFZ-Wechselrichter benutzt. Die Geräte liefern problemlos 120 Watt, teilweise mehr.
Besonders praktisch ist es, wenn man ein Elektroauto hat! Denn dann hat man bei geladenem Akku im Notfall eine sehr große Strommenge zur Verfügung. Manche E-Autos verfügen sogar werksseitig über eine integrierte 230-Volt-Steckdose.
Notstromaggregat für Pumpen & Co.
All die genannten Lösungen reichen aber nicht mehr aus, wenn im Notfall viel Leistung benötigt wird. Das kann z.B. in Überflutungsgebieten der Fall sein, wenn man auch bei Stromausfall in der Lage sein muss, Wasserpumpen wie die Flutbox mit Notstrom betreiben zu müssen. Auch für den Betrieb von Heizsystemen, Kochern und ähnlichem ohne Netzstrom sind Notstromaggregate mit Diesel oder Benzin als Treibstoff unerlässlich.
Wichtig: Stromaggegate erfordern eine regelmäßige Wartung und sind außerdem laut. Achte daher unbedingt auf die Schallemissionen und das Prädikat “Superleise” mit weniger als 60 dB Schallpegel in 7 Metern Entfernung. Für empfindliche Geräte sollte man außerdem ein sogenanntes Invertergerät verwenden, das dank des eingebauten Spannungswandlers eine besonders saubere Ausgangsspannung hat.
Produktbeispiele (Honda, Amazon):
Klein: Honda EU10i – 900 Watt Dauerleistung für bis zu 8 Stunden
Mittel: Honda EU22i – 1800 Watt Dauerleistung für bis zu 3,5 Stunden
Groß: Honda EU30is – 2800 Watt Dauerleistung für bis zu 20 Stunden
Fazit
Mobile Notstrom-Quellen sind nützlich und im Notfall praktisch – man sollte aber seinen Bedarf kennen und die Stromquelle richtig dimensionieren, damit sie im Zweifel auch ihren Zweck erfüllt. Oft braucht man weniger Strom als gedacht. Schon mit einer mittelgroßen Powerbank kann man das Handy mehrmals laden, um erreichbar zu bleiben.
Leistungsfähigere Lösungen wie eine mobile Powerstation oder ein Balkonkraftwerk mit Notstromfunktion empfehlen sich dagegen nur, wenn man sichergehen will, auch einen Ausfall von mehreren Stunden oder sogar Tagen überbrücken zu können.
Mehr zum Thema nachhaltige Krisenvorsorge und Resilienz gibt es in unserem Buch:
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