Krisenwissen: Trinkwasser filtern und entkeimen

Leitungswasser ist hierzulande nach wie vor eines der am besten kontrollierten Lebensmittel. Doch was tun, wenn kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht? Hier findest du bewährte Methoden und Filter, mit denen sich im Notfall Wasser aus verschiedenen Quellen zu Trinkwasserqualität aufbereiten lässt.
Hinweis: Dieser Beitrag gehört zu unserem Krisenhandbuch für nachhaltige Vorsorge und Resilienz und gibt einen weiterführenden Überblick über Möglichkeiten der Wasseraufbereitung und konkrete Beispiele, als dies im Rahmen des Buches möglich wäre.
Wasser filtern – aber wovon eigentlich?
Wenn man bei Wanderungen in der Natur – oder eben im Notfall – Trinkwasser sucht, liegt es Nahe, an Regenwasser oder an Wasser aus Flüssen und Seen zu denken. Während Quellwasser meist sehr rein ist, sind Oberflächenwasser und insbesondere Regenwasser alles andere als sauber.
Auch beim Leitungswasser gilt: Die Reinheit kann nur im Wasserwerk sichergestellt werden und schon lange Leitungswege oder alte Rohre können die Qualität beeinträchtigen. Auch gibt es immer wieder Fälle von Kontaminationen, beispielsweise mit Legionellen, sodass gelegentlich in Wasserwerken Chlor und andere Zusätze verwendet werden müssen. Aber was genau bedeutet „verunreinigtes Wasser“ eigentlich, und welche Gefahren können darin lauern?
- Schmutzpartikel: Sie sind meist nicht direkt gesundheitsschädlich,
können aber das Wasser trüben oder verfärben. Je nach Partikelgröße
lassen sie sich meist leicht herausfiltern. - Protozoen: Die einzelligen Organismen sind mit 1‒15 Mikron bzw.
Mikrometer größer als Bakterien. Sie können zahlreiche Krankheiten
übertragen wie Malaria, Toxoplasmose und Amöbenruhr. - Bakterien: Sie sind 0,5‒5 Mikrometer groß und übertragen ebenfalls
Krankheiten, z. B. Tuberkulose, Streptokokken-Infektionen, Keuchhusten,
Cholera und Salmonellen-Infektionen. - Viren: Die meisten von ihnen sind deutlich kleiner als einen Mikrometer
(0,02‒1,5 Mikrometer), wodurch sie sich nur schwierig aus dem
Wasser filtern lassen. Verunreinigtes Wasser kann z. B. Rotaviren,
Hepatitis-A-Viren und Noroviren enthalten.
Im Rahmen eines sinnvollen Notfallvorrats empfiehlt es sich, auch eine ausreichende Menge sauberes Trinkwasser vorrätig zu halten.
Mit dem richtigen Filter und ähnlichen Maßnahmen zur Wasseraufbereitung, zum Beispiel als Teil des Notfallrucksacks, bist du über den normalen Vorrat hinaus bestens gerüstet, um auch unterwegs oder in Notfällen Wasser zu Trinkwasser aufbereiten zu können.
Outdoor-Wasserfilter ohne Strom
Im Outdoor-Fachhandel gibt es leistungsfähige Wasserfilter, die meist keramische bzw. Glasfaser-Filterelemente mit sehr kleinen Poren enthalten (Membranfilter) und mit denen sich mehrere Tausend Liter Wasser aufbereiten lassen. Alle Outdoor-Enthusiasten kennen wohl die Schweizer Marke Katadyn, seit Jahrzehnten Vorreiter auf diesem Gebiet.
Die nachfolgenden Produktbeispiele (Amazon) geben einen Überblick:
Der kompakte, aber dennoch leistungsstarke Katadyn Vario Filter passt in jeden Rucksack und filtert 2 Liter Wasser pro Minute. Mit einer kleinen Handpumpe wird das Wasser durch die Filtereinheit gepresst.
Besonders große Wassermengen filtert ganz ohne Strom der Katadyn Drip Filter Ceradyn: Das Wasser wird in den Behälter gefüllt und läuft tropfenweise durch die Filtereinheit. Bei bis zu 4 Litern pro Stunde reinigt der Filter bis zu 150.000 Liter Wasser.
Ebenfalls ohne Muskelkraft, rein mit Schwerkraftfilterung, arbeitet der Katadyn Gravity BeFree Filterbeutel. Das ist besonders praktisch beim Camping oder in der Wildnis, wo man den Beutel an einen Baum hängen und Tropfen für Tropfen sauberes Wasser erhalten kann. Pro Minute schafft er 2 Liter sauberes Wasser.
Etwas kleiner, aber genauso praktisch, ist der Sawyer Mini PointOne Wasserfilter, der in jedem Rucksack Platz findet. Man kann ihn entweder nach dem Schwerkraftprinzip nutzen, um das Wasser aus einem Beutel durch die Filtereinheit laufen zu lassen, oder direkt wie einen Strohhalm mit integriertem Wasserfilter benutzen.
Umkehrosmose-Wasserfilter
Etwas anders als die zuvor genannten Membranfilter arbeiten Wasserfilter mit dem Prinzip der Umkehrosmose. Die Filtermembran ist hierbei so kleinporig, dass wirklich nur noch Wassermoleküle hindurch passen. Nachteil: Umkehrosmose-Geräte benötigen Strom. Dafür liefern sie auf Knopfdruck jederzeit reinstes Trinkwasser und sind so auch im Alltag äußerst praktisch, wenn man Leitungswasser trinken und sich nicht auf die Qualität des Wassers aus dem Rohr verlassen möchte.
Umkehrosmose-Geräte müssen keine Tausende Euro kosten, denn es gibt sie auch als kompakte Tischgeräte, wie unser Produktbeispiel (Amazon) des Ecoviva Umkehrosmose-Tischgeräts zeigt.
Trinkwasser desinfizieren und entkeimen
Wenn kein Filter zur Hand ist, kann man “fragwürdiges” Wasser auch mit anderen Methoden zu Trinkwasser aufbereiten. Durch Desinfektion (Entkeimen) verschwinden zwar keine Schmutzpartikel und chemischen Schadstoffe, aber biologische Verunreinigungen werden zuverlässig entfernt. Diese Möglichkeiten gibt es:
Desinfektion durch Abkochen: Abkochen für zehn Minuten tötet die allermeisten Krankheitserreger ab. Praktisch beim Camping oder auch zu Hause mit Kochmöglichkeiten ohne Strom.
Chemische Desinfektion: Insbesondere wenn die Gefahr von Viren im Wasser besteht oder wenn du keinen Strom hast, sollte das Wasser z. B. mit Entkeimungstabletten chemisch desinfiziert werden. Auch hierfür gibt es geeignete Produkte im Outdoor-Fachhandel, z. B. Micropur Forte-Tabletten.
UV-Desinfektion: Selbst mit einer einfachen Plastikflasche lässt sich im Notfall Wasser reinigen. Die SODIS (Solar Water Disinfection) genannte Methode wird von der WHO als einfache, aber effektive Methode zur Trinkwasserdesinfektion empfohlen. Dafür werden Plastikflaschen zu ¾ mit Wasser gefüllt, für Sauerstoffanreicherung 20 Sekunden geschüttelt und dann komplett gefüllt. Für sechs Stunden in die volle Sonne gelegt, tötet das UV-Licht Keime zuverlässig ab. Bei bewölktem Himmel dauert es bis zu zwei Tage.
Kannenfilter für den Notfall?
Womöglich hast du einen sogenannten Kannenfilter zu Hause. Diese haushaltsüblichen Produkte sind nur zur Verfeinerung von Leitungswasser gedacht. Mit ihrer vergleichsweise geringen Filterwirkung eignen sie sich nicht, um Wasser aus anderen Quellen wirksam als Trinkwasser aufzubereiten. Sie können aber sehr gut als Vorfilter für Wasser dienen, das anschließend z. B. mit Entkeimungstabletten zu Trinkwasser aufbereitet wird.
Mehr zum Thema nachhaltige Krisenvorsorge und Resilienz gibt es in unserem Buch:
Hast du bereits einen passenden Wasserfilter für Camping oder andere Outdoor-Aktivitäten zu Hause oder hast Fragen rund um das Thema? Hinterlasse uns gern einen Kommentar!
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