Totholz im Garten nicht entfernen – so vielfältig ist der Nutzen
Das Totholz kann weg, schließlich ist es nutzlos geworden. Es trägt keine Früchte mehr, besetzt Platz, der anderweitig genutzt werden kann und ist überhaupt einfach nur noch überflüssig. So habe ich lange gedacht. Bis ich vom vielfältigen Potenzial abgestorbener Bäume, Astschnitt und Co. erfuhr. Warum ich mir jetzt ganz genau überlege, was ich mit dem wertvollen Totholz im Garten anstelle, erfährst du in diesem Beitrag.
Warum Totholz im Garten wichtig ist
Totholz ist alles andere als tot. Es finden nur ganz andere Prozesse als vorher darin statt. Und der eine oder andere Nützling beginnt, sich für das nahrhafte und vielseitige Material zu interessieren. So wertvoll ist Totholz im Garten:
Teil des Nährstoffkreislaufs
Mit dem Absterben eines Baumes wird er Teil des Nährstoffkreislaufs. Denn er beginnt, sich zu zersetzen. Dabei werden nach und nach Nährstoffe (z.B. Stickstoff, Phosphor und Kalium) freigesetzt, von denen die umgebenden Pflanzen profitieren. Totholz ist also ein effektiver Langzeitdünger.
Beitrag zur Bodenverbesserung
Sich zersetzendes Totholz fördert die Humusbildung. Dadurch bekommt die Erde eine bessere Struktur und kann Wasser besser halten. Insbesondere bei Böden mit hohen Sand- bzw. Gesteinsanteil kann das Ausbringen von Totholz nützlich sein und sie auf Dauer fruchtbarer machen.
Natürlicher Klimaschützer
Totholz ist ein natürlicher Klimaschützer – sowohl was das Mikroklima der unmittelbaren Umgebung, als auch was das große Ganze betrifft. Denn Totholz speichert Feuchtigkeit und gibt diese nach und nach wieder ab. Um das Holz herum ist es nach Regengüssen länger feucht. So entstehen neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere.
Tipp: Totholz zu nutzen, statt es zu entsorgen, bedeutet ganz im Sinne der Permakultur von der Natur zu lernen.
Als Kohlenstoffspeicher trägt sich langsam zersetzendes Totholz aber auch zum Klimaschutz im Allgemeinen bei. Denn wenn es natürlich zerfällt, statt z.B. verbrannt zu werden, wird das darin gespeicherte CO2 nur langsam freigesetzt.
Totholz im Garten als Erosionsschutz
Im Garten kann Totholz auch als Erosionsschutz dienen. In Hanglagen verlangsamt es den Wasserabfluss und stabilisiert den Boden. Die im Totholz gespeicherte Feuchtigkeit fördert zudem die Ansiedlung und das Wachstum neuer Pflanzen. Deren Wurzelsystem trägt dann ebenfalls zur Stabilisierung des Bodens bei.
Natürlicher Wasserspeicher
Totholz speichert Wasser und ist damit während längerer Trockenperioden besonders nützlich. Das kannst du dir auch beim Mulchen zu Nutze machen, indem du den Boden mit kleinen Holzhackschnitzeln bedeckst.
Wenn bei dir gerade kein Holzschnitt anfällt, kannst du Holzhäcksel auch kaufen – zum Beispiel im örtlichen Baumarkt oder online. Achte darauf, dass das verwendete Holz aus heimischem Bestand und nachhaltiger Forstwirtschaft stammt – zum Beispiel als Nebenprodukt der Schnittholzherstellung.
Tipp: Effizientes Gießen hilft ebenfalls dabei, deine Pflanzen vor Austrocknung zu bewahren.
Förderer der Biodiversität
Zahlreichen Tieren dient Totholz als Lebensraum. Ob als Nahrungsquelle, Brutstätte oder Behausung: Baum- und Strauchschnitt, Äste und abgestorbene Bäume sind für viele Tierarten lebenswichtig. Auch Pilze bevölkern das nährstoffreiche Material und fördern die Zersetzung.
Tipp: In unserem Garten haben wir mehrere tote Bäume entastet und auf Kopfhöhe heruntergesägt. Schnell zeigten kleine Löcher im Holz, dass es besiedelt wird. Auch unter der Erde setzte die Zersetzung ein. Nach wenigen Jahren ließ sich der Stamm dann einfach “umdrücken”. Das mühsames Fräsen der Wurzel konnten wir uns sparen.
Insekten und andere Totholz-Bewohner
Totholz trägt wesentlich zur Biodiversität im Garten bei, indem es eine Vielzahl von Lebensräumen für unterschiedliche Organismen schafft. Durch das Belassen von Totholz im Garten unterstützt du somit ein ökologisch wertvolles Umfeld.
Die Liste der Lebewesen, die von Totholz profitieren ist lang und bunt:
- Insekten (z.B. Käfer und Wildbienen)
- Spinnentiere (als Versteck, Lebensraum und Nistplatz)
- Vögel (als Futterquelle oder zum Nestbau)
- Säugetiere (Igel, Fledermäuse, kleine Nagetiere)
- Amphibien und Reptilien (als Sonnenplatz und Unterschlupf)
- Pilze (tragen zur Zersetzung bei, wodurch wiederum andere Arten profitieren)
- Mose und Flechten (schaffen Mikrohabitate für kleine Arten)
Die einfachste Möglichkeit, den Lebensraum Totholz im Garten zu etablieren, besteht darin, einen abgestorbenen Baum oder zumindest dessen Stumpf stehen zu lassen. Oder du schichtest in einer wenig genutzten Ecke des Gartens einen Haufen aus Ästen auf oder errichtest eine Totholzhecke (auch Benjeshecke genannt).
Tipp: Nicht nur Totholz, auch die Stängel abgestorbener Pflanzen sind ein wichtiger Lebensraum für Insekten. Sie dienen ihnen zum Beispiel als Winterquartier oder als Nest für ihren Nachwuchs. Hier findest du weitere Tipps für einen Naturgarten, der auch noch weniger Arbeit macht.
Verwendungsmöglichkeiten für Totholz im Garten
Neben einem Totholzhaufen, den du anlegst und dann weitestgehend sich selbst überlassen kannst, gibt es Möglichkeiten, das Material im Zier- und Gemüsegarten gezielt zu nutzen.
Hügelbeet mit Astschnitt
In einem Hügelbeet kannst du größere Mengen Baum- und Strauchschnitt unterbringen. Er dient darin als Feuchtigkeitsspeicher und Langzeitdünger. Auch zur sinnvollen Verwertung von Herbstlaub eignet sich diese spezielle Beetform, an der du lange Freude haben wirst.
Hochbeet mit Heckenschnitt und dünnen Zweigen
Im Hochbeet bildet Totholz die unterste Schicht. Es sorgt für eine gute Durchlüftung des Bodens und setzt nach und nach Nährstoffe frei. Hier findest du eine Anleitung, wie du ein Hochbeet bauen und befüllen kannst.
Beetumrandung mit Totholz
Als natürliche Beetumrandung kommen etwas dickere Äste in Frage. Säge sie in 30 bis 40 Zentimeter lange Stücke und grabe die Stücke nebeneinander zu etwa einem Drittel in den Boden ein. Eine Beetumrandung aus Totholz lässt sich leicht in beliebiger Form bauen und fügt sich harmonisch in einen Naturgarten ein.
Zwar hält eine solche Beetumrandung nicht so lange wie eine Variante aus Metall oder Stein. Einige Jahre kann man sich dennoch daran erfreuen. Und sie setzt, während sie langsam zerfällt, Nährstoffe frei, über die sich die Beetpflanzen freuen.
Tipp: Wenn sich das Innere eines Baumstumpfs bereits zersetzt hat, fülle ihn mit etwas Erde auf und nutze ihn als natürlichen Pflanzkübel. Mit Tagetes oder anderen bunten Blumen bepflanzt erhältst du einen echten Hingucker für deinen Garten.
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