Kinderzimmer aufräumen ohne Stress: So klappt es kindgerecht

Wenn es ans Aufräumen geht, prallen in den meisten Familien Welten aufeinander. Denn der Nachwuchs zeigt oft wenig Verständnis für das Anliegen der Erwachsenen und scheint ganz plötzlich auf beiden Ohren taub geworden zu sein. Im Gegenzug steigt bei den Eltern mit jeder ungehörten Aufforderung der Puls. Das Ergebnis: Frust auf allen Seiten!
Die Ursache liegt in gegensätzlichen Bedürfnissen von Kindern und Eltern: Wir haben im Laufe unseres Lebens gelernt, in Strukturen, Ordnungssystemen und Regeln zu denken. Alles hat einen Platz, Aufgaben sollen auf eine bestimmte Weise erledigt werden – und Abweichungen von der geliebten Ordnung bereiten tendenziell Stress. Das kindliche Gehirn arbeitet dagegen von Natur aus unvoreingenommen, kreativ, ja vielleicht sogar etwas chaotisch. Erst durch Erfahrungen und Erziehung werden Kinder allmählich auf “die Ordnung der Großen” getrimmt, ob sie es wollen (und brauchen) oder nicht. Diese Anerziehung von Regeln und Konventionen kann aber auch hinderlich sein und führt dazu, dass mit dem Älterwerden auch Kreativität, Neugier und andere wertvolle Fähigkeiten nachlassen.
Wie schafft man es also, den Bedürfnissen von Kindern und Erwachsenen gerecht zu werden, ohne den Nachwuchs durch Überregulierung in seiner Entfaltung einzuschränken? Dabei helfen Kompromisse:
- Ein bisschen Ordnung ist durchaus angebracht, um Sicherheit und Gesundheit nicht zu gefährden.
- Andererseits tut es uns Erwachsenen aber auch gut, hin und wieder etwas gelassener zu sein und ein paar Regeln über Bord zu werfen.
Die folgenden Tipps helfen dabei, das Streitthema “Chaos im Kinderzimmer” dauerhaft in den Griff zu bekommen. Ohne Stress sorgen sie dafür, dass die Unordnung in einem beherrschbaren Ausmaß bleibt, und können die lästige Pflicht zumindest gelegentlich in ein positives Erlebnis für die gesamte Familie verwandeln.
1. Bilder weisen den Weg
Kleinere Kinder brauchen mitunter noch Unterstützung um zu wissen, an welchem Platz die einzelnen Spielzeuge zu Hause aufgehoben sind. Fotografiere die Gegenstände oder malt gemeinsam von Autos, Teddys und Co. jeweils ein Bild. Befestigt die fertigen Kunstwerke an den Regalen und Kisten, wo der jeweilige Gegenstand hingehört.
Auf diese Weise wird das Aufräumen nicht nur leichter, es erhält auch noch einen spielerischen Charakter, wenn es darum geht, wer am schnellsten alle Paare einander zugeordnet hat. Schulkinder können die Bilder durch eine handgeschriebene Beschriftung ersetzen. Falls ihr ein Laminiergerät besitzt, empfiehlt es sich, die Schilder in Folie einzuschweißen, um sie langlebiger zu machen.
Kleinteile wie Bausteine oder Spielfiguren können leichter mit einem (selbst genähten) Spielzeugsack aufgeräumt werden. Zusammenraffen und über die Schulter werfen – so ein schnelles Ergebnis macht garantiert jedem Kind Freude.
2. Positiver Wettkampf statt öde Pflichterfüllung
Kleine Wettkämpfe wecken den Ehrgeiz der Kinder und verwandeln die “Schwerstarbeit” des Aufräumens in ein Spiel. Dabei sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Hier einige Ideen, die sich beliebig erweitern und variieren lassen!
Aufräumen ins Spiel integrieren: Mit etwas Geschick merken die Kleinen gar nicht mehr, dass es gerade ums Aufräumen geht, denn in viele Spiele lässt sich das Wegpacken der Gegenstände leicht integrieren. Wenn ihr einen Farbwürfel zu Hause habt, könnt ihr zum Beispiel reihum würfeln und jeder räumt ein Spielzeug weg, dessen Farbe er gerade gewürfelt hat. Mit einem Zahlenwürfel löst ausnahmsweise eine kleine Zahl große Freude aus, denn jeder räumt so viele Dinge auf, wie der Würfel Augen anzeigt. Mögliche Erweiterung, die noch mehr positive Stimmung erzeugt: Wenn eine Farbe gewürfelt wird, zu der kein herumliegendes Spielzeug mehr passt, dann gibt es vielleicht sogar eine kleine Überraschung!
Punkte sammeln: Bei diesem Aufräum-Spiel ist ein Erwachsener als Schiedsrichter gefragt. Für jeden aufgeräumten Gegenstand gibt es einen Punkt (zum Beispiel eine Murmel). Wer in einer festgelegten Zeit die meisten Punkte sammelt, darf sich aussuchen, was es am Abend zu essen gibt oder was als nächstes gespielt wird.
Aufräumzeit in Spiel- oder Lesezeit tauschen: Zugegeben, dieses Spiel erhöht nicht unbedingt die Geschwindigkeit, in der die Kinder aufräumen, wirkt sich aber positiv auf die Motivation aus. Denn für fünf Minuten Aufräumen werden sie mit fünf Minuten Vorlesezeit oder einem anderen gemeinsamen Spiel belohnt.
3. Weniger ist mehr: Regelmäßig entrümpeln
Vielleicht hast du schon einmal von Minimalismus gehört oder versuchst sogar bereits, nach dem Prinzip Weniger ist mehr zu leben. Mit Kindern fällt das besonders schwer, denn häufig neigen sie eher dazu, Dinge zu horten, als sich von vermeintlich oder tatsächlich Überflüssigem zu trennen. Um den Familienfrieden nicht zu gefährden, empfiehlt es sich deshalb, größere Kinder in Entrümpelungsaktionen einzubeziehen.
Die folgenden Tipps können das Entrümpeln erleichtern:
- Konzentriert euch darauf, welche Spiele den Kindern wichtig sind. Was weg kann, ergibt sich daraus von selbst. Heiß geliebtes, aber kaputt gegangenes Spielzeug kann in einem Repair-Café wieder fit gemacht oder entsorgt werden.
- Verschiedene Spielzeug-Sets: Statt dem Nachwuchs jederzeit das komplette Repertoire an kleinteiligen Spielsachen zu überlassen, kannst du die Menge der Gegenstände aufteilen, zum Beispiel in drei oder vier große Aufbewahrungsboxen. Zu jeder Zeit ist nur eine Box im Kinderzimmer, der Rest wird für die Kinder unsichtbar aufbewahrt. Dadurch wird nicht nur die zur Verfügung stehende Menge und somit das potentielle Chaos reduziert, sondern auch der Überforderung und Reizüberflutung entgegengewirkt, die ein Übermaß an Spiel-Optionen bei einem Kind auslösen kann. Beim Wechsel der Spielbox nach ein paar Wochen ist die Freude umso größer.
- Überlegt euch gemeinsam, wo noch brauchbare Sachen hinkommen sollen. Gibt es vielleicht jüngere Kinder im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft), die sich darüber freuen würden? Könnt ihr Spielsachen an die KiTa, die Schule oder eine andere lokale Einrichtung spenden oder gibt es in eurem Umfeld eine Tausch-Box? Wenn die Kinder wissen, was aus ihren Sachen wird und dass sie anderen noch Freude bereiten werden, stehen sie der Aktion meist viel positiver gegenüber.
- Nutzt eine der vielen Tauschbörsen im Internet, um nicht mehr benutzte Spielzeuge einzutauschen. Auch beim Tauschen lässt sich die Menge der Gegenstände im Kinderzimmer reduzieren und Quantität in Qualität verwandeln.
- Besonders hochwertige Spielzeuge könnt ihr natürlich auch verkaufen. Der Erlös kommt in die Sparbüchse der Kleinen. Das schafft einen zusätzlichen Anreiz, sich von Dingen zu trennen, um sich zukünftige Wünsche erfüllen zu können.
Damit sich erst gar nicht so viel ansammelt:
- Werden deine Kind an Geburtstagen und zu Weihnachten mit Geschenken überhäuft? Dann sprich mit Verwandten und Freunden über sinnvolle Alternativen, die deinen Kindern mindestens ebenso viel Freude bereiten – zum Beispiel ein gemeinsamer Besuch im Kindermuseum, ein Bastelkurs, ein Geocaching-Tripp, eine Wildkräuterwanderung oder ein gemeinsamer Ausflug in den Wald.
- Bei Büchern, CDs, DVDs und Gesellschaftsspielen lohnt sich der regelmäßige Gang in die Bibliothek. Das spart nicht nur Platz im Kinderzimmer, sondern hilft auch noch dabei, jede Menge Geld zu sparen, ohne wirklich auf etwas verzichten zu müssen.
Viele weitere praktische Tipps, die den Familienalltag erleichtern, findest du in unserem Buchtipp:
Wie hast du du den Aufräum-Frust erfolgreich in den Griff bekommen, ohne Ärger oder Sanktionen? Wir freuen uns auf deine Tipps in den Kommentaren!
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Ich habe mit meinen Kindern regelmäßige „Aufräumpartys“ gemacht. Da wurde dann aufgeräumt und das ganze mit Spielen, Musik und Tanz kombiniert. Z.B gab es eine Teeparty, eine Cocktailparty etc.
Ich habe einfach konsequent jeden Abend alles verräumt, auch als mein Sohn noch ein kleines Baby war. Irgendwann hat er es dann langsam mitbekommen und beobachtet, später hat er angefangen zu helfen. Jetzt mit 2 räumen wir in der Regel gemeinsam auf. Oft mache ich es aber auch noch alleine, manchmal macht er es aber auch allein, ohne dass ich ihn darum bitten muss. Auch in der Kita wurde uns zurückgemeldet, dass er sehr gut und gründlich aufräumt.