Wohin mit all den Apfelresten wie Kernhaus und Schalen? Das habe ich mich gefragt, nachdem ich schon genug Apfelessig-Vorräte hatte und diese auch nicht durch Verwendung als Putzmittel aufbrauchen konnte. Die Lösung ist selbst gemachtes Apfelpektin für Marmeladen, Gelees und Ähnliches!
Pektin ist ein natürliches Geliermittel, das auch im Gelierzucker zu finden ist. In diesem wirken noch weitere Zutaten wie grober Zucker, Palmöl, Zitronen- oder Weinsäure sowie Konservierungsstoffe, die ich mir mit meinem selbstgemachten Apfelpektin erspare. Je nach Bedarf füge ich dann Zitronensäure oder Zucker zu den Früchten hinzu.
Zwar könnte man fertiges Apfelpektin auch einfach online kaufen, aber wozu unnötig Geld ausgeben, wenn man es aus Resten ganz einfach selbst herstellen kann! Das selbstgemachte Apfelpektin ist lange haltbar und eignet sich für große wie auch für kleinere Mengen. Mit dem eigenen, flüssigen Pektin aus dem Glas gelieren auch Früchte, die wenig eigenes Pektin enthalten, zu leckeren Marmeladen und Gelees. Als pektinarm gelten unter anderem Beeren, Kirschen und Trauben, denn sie besitzen keine pektinhaltige Schale.
Apfelsorten mit hohem Pektinanteil
Zur Herstellung von möglichst hochwertigem Geliermittel mit Pektin solltest du saure Kochäpfel, Holzäpfel oder unreife Äpfel verwenden. Bei den Kochäpfeln sind folgende Sorten besonders geeignet: Jonagold, Gravensteiner, Goldparmäne, Elstar und Boskop.
Der Holzapfel wird auch Europäischer Wildapfel genannt. Weil die Früchte nicht größer als vier Zentimeter werden und holzig sind, wird er als Nahrungsmittel kaum genutzt. Vielleicht findest du ja noch einen alten Baum in deiner Nähe.
Herstellung von Apfelpektin
Verwendet werden Schale und Kernhaus. Du kannst aber auch das pektinhaltige Fruchtfleisch hinzugeben, denn aus 10 Äpfeln erhältst du nur zirka 700 g Schalen und Kerngehäuse.
Du benötigst:
- 1,4 kg saure Äpfelreste (eventuell auch Fruchtfleisch)
- 750 ml Wasser
- Messer
- großen Kochtopf mit Deckel
- Sieb
- sauberes Geschirrtuch oder Mullwindel
- großes Gefäß zum Abgießen
- Einmachgläser mit Twist-Off Deckel (Volumen 125 ml oder 250 ml)
Alternativ kannst du auch Zitronen- und Orangenschalen verwenden. Zitronenpektin beinhaltet doppelt soviel Pektin und ist in der Verwendung sparsamer einzusetzen.
Für den Geliertest solltest du außerdem zwei Esslöffel Brennspiritus, einen Teelöffel und ein kleines Gefäß zur Hand haben.
Und so gehst du vor:
- Äpfel gründlich waschen, die Stiele entfernen und schälen.
- Das Kernhaus ausschneiden und bei Bedarf grob zerteiltes Fruchtfleisch zu den Resten hinzugeben.
- Wasser und Apfelreste im Kochtopf zum Kochen bringen und 20 bis 30 Minuten knapp unter dem Siedepunkt simmern, bis die Apfelmasse weich ist.
- Den Brei in ein großes Gefäß über ein Sieb mit feuchtem Tuch abgießen und 8-10 Stunden abtropfen lassen. Bei größeren Mengen kann das bis zu 24 Stunden dauern. Wichtig: Dabei NICHT nachhelfen und drücken, pressen oder gar wringen, um noch mehr herauszuholen. Hier kommt es auf Qualität und nicht Masse an. Die angesetzte Menge ergibt zirka 500 ml abgetropfte Flüssigkeit.
- Die abgesiebte Flüssigkeit bei großer Hitze um die Hälfte einkochen.
- Gelierprobe anfertigen. Dazu einen Teelöffel Pektinflüssigkeit und zwei Esslöffel Brennspiritus in einem kleinen Gefäß verrühren, bis es klumpt. Die größte Gelierkraft hat ein großer Klumpen, gefolgt von mehreren kleinen. Wenig gelierfähig sind viel kleine Ansammlungen. Wenn die Gelierfähigkeit noch zu wünschen übrig lässt, die Pektinflüssigkeit im Topf weiter einkochen. (Die Testportion mit dem Spiritus bitte entsorgen, sie ist nicht genießbar und dient nur als Probe.)
- Nach einem guten Gelierergebnis Flüssigkeit in die Gläser abfüllen und verschließen.
Gelieren mit selbstgemachtem Apfelpektin
Zum Gelieren von pektinarmen Früchten wie Ananas, Bananen, Beeren, Feigen, Kirschen, Mangos, Pfirsichen und Weintrauben benötigst du für 1,5 kg 250 ml Apfelpektin. Bei den meisten anderen Früchten dürften für 1 Liter zu gelierender Fruchtmasse oder Fruchtsaft auch 125 ml ausreichen.
Die Fruchtmasse wird wie gewohnt unter Zugabe von Pektin, einem Schuss Zitronensaft und je nach Säuregrad optional Zucker oder einer anderen Süße deiner Wahl aufgekocht und beim Abkühlen geliert.
Eine Gelierprobe ist immer empfehlenswert, dazu wird ein Teelöffel der heißen Masse auf einen Teller zum Erkalten gegeben. Nach kurzer Zeit kann man schon erkennen, welche Konsistenz die abgekühlte Masse haben wird, und kann ggf. noch Flüssigkeit oder Geliermittel ergänzen.
Wissenswertes zu Pektin
Pektin ist beim Menschen ein Ballaststoff und hilft bei Durchfall auf die selbe Art und Weise wie das altbekannte Hausmittel des geriebenen Apfels. Eingesetzt wird es auch zur Senkung des Cholesterins im Blut und bei Schwermetallentgiftungen.
Tipp: Die restliche Masse der Apfelreste kannst du von Kernhäusern und einzelnen Kernen befreien und mit dem Mixer fein zu Apfelmus pürieren. Bei Bedarf nach Geschmack süßen, Zitronensaft hinzugeben und noch einmal heiß aufkochen. In keimfreie Gläser mit Twist-Off Deckel abfüllen und bis zur Verwendung im Regal lagern.
Viel Spaß beim Ansetzen des eigenen Apfelpektins und der weiteren Verarbeitung dieses natürlichen und fast kostenlosen Geliermittels.
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Hast du schon selbstgemachtes oder gekauftes Apfelpektin zum Gelieren verwendet? Wie waren deine Erfahrungen? Wir freuen uns über deine Tipps und Ideen in den Kommentaren.
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