Auch im Winter mit dem Fahrrad unterwegs – fit und sicher

Im Sommer gibt es viele gute Gründe, das Fahrrad zu benutzen. Für viele Menschen ist der Drahtesel bei milden Temperaturen nicht nur Freizeitgerät, sondern hält auch fit und jung und dient der alltäglichen Fahrt zur Arbeit oder zum Einkaufen. Auf das Auto zu verzichten wäre so leicht, wenn nur der Winter nicht wäre!
Mit den folgenden Tipps ist Radfahren auch in der kalten Jahreszeit keine Qual, sondern angenehm und sogar sehr gesund! Mit dem Fahrrad bist du im Winter nicht nur umweltftreundlicher unterwegs als mit dem Auto, du sparst auf kurzen Strecken sogar Fahrzeit, denn das zeitraubende Scheibenkratzen entfällt. Die zusätzliche Bewegung an frischer (Winter-)Luft bringt die Immunabwehr in Schwung.
1. Trockener und warmer Sattel
Sonst meidet man die Plastiktüte, wo man kann, doch gerade im Winter lohnt es sich, immer einen selbst genähten Fahrradsattelbezug oder eine Plastiktüte in der Tasche zu haben. Wenn du dein Fahrrad draußen geparkt hast, ist der Sattel oft nass durch Schnee oder Regen. Statt ihn mühevoll mit einem Taschentuch trockenzuwischen oder im Nassen zu sitzen, kannst du so ruckzuck für eine trockene Sitzgelegenheit sorgen.
Eine Blasenentzündung durch das Sitzen auf dem kalten Sattel kannst du durch einen Sattelüberzug aus Merinowolle oder eine selbst genähte Variante aus einem alten Pulli oder Handtuch verhindern.
2. Winterkur fürs Fahrrad
Auch deinem Fahrrad geht es besser, wenn es vor Feuchtigkeit geschützt ist. Es empfiehlt sich, alle beweglichen Teile wie Kette, Zahnräder, Brems- und Schaltzüge vor der Wintersaison zu schmieren, um Schäden durch Nässe und Streusalz zu verhindern.
Dabei auch den Schließzylinder des Fahrradschlosses nicht vergessen – nichts ist ärgerlicher, als nach einem langen Arbeitstag festzustellen, dass das Schloss durch eingedrungenes Wasser zugefroren ist und der Heimweg wohl länger dauern wird!
3. Fahrrad modifizieren speziell für den Winter
Ein paar kleine Veränderungen an deinem Fahrrad sorgen dafür, dass du im Winter sicherer unterwegs bist: Ein verringerter Reifendruck bietet bessere Haftung und damit Rutschsicherheit bei nassem oder glattem Untergrund.
Mit speziellen Winterreifen mit Spikes bewältigst du sogar eisigen Untergrund. Mit einem tiefer gestellten Fahrradsattel lassen sich Stürze leichter abfangen.
4. Fahrradreifen zu Winterreifen upcyceln
Bastelfreudige können ihre alten Reifen mit dem folgenden Tipp in glatteistaugliche Spike-Reifen umwandeln. Das kostet vielleicht etwas mehr Zeit, erspart aber den Neukauf spezieller Winterreifen
Dafür brauchst du:
- 2 möglichst grobstollige Fahrradreifen (sie können ruhig schon etwas abgenutzt sein)
- ca. 100 Holzschrauben (etwa 12 mm lang und 3 mm dick, keine Blechschrauben aus gehärtetem Metall)
- ca. 3 m Gurtband oder 2 alte Fahrradschläuche
So wird’s gemacht:
- Schrauben von innen durch die Stollen der Fahrradreifen schrauben. Damit die Schrauben auch mittig aus den erhabenen Stollen herausragen, kannst du die Löcher auch mit einem 2-mm-Bohrer von außen vorbohren. Nicht jeder Stollen muss mit einer Schraube versehen werden – der Grip wird dadurch zwar erhöht, aber Aufwand und Gewicht steigen unnötig.
- Die Reifen von innen mit einem Stück Gurtband oder einem alten Fahrradschlauch abpolstern, damit die Schraubenköpfe den Fahrradschlauch nicht beschädigen.
- Die Schrauben bei Bedarf von außen mit einer Kneifzange kürzen, so dass sie nur etwa ein bis zwei Millimeter aus dem Gummi herausragen.
Fertig sind deine Winterreifen mit Spikes, die du bei Schnee und Glätte statt deiner normalen Reifen aufziehen kannst!
5. Sichtbarkeit und Beleuchtung
Natürlich ist im Winter die Fahrradbeleuchtung besonders wichtig. Batteriebetriebene Lampen leuchten auch im Stand, so dass du auch beim Halt am Straßenrand und an der Ampel gesehen wirst. Besonders empfehlenswert sind Leuchten mit Akkus oder USB-Leuchten, da durch Einwegbatterien viel Müll entsteht. Wenn dein Fahrrad über eine moderne Dynamo-Beleuchtung verfügt, die ebenfalls einen Standlicht-Modus bietet, geht dir unterwegs nie der Strom aus.
Um deine Sichtbarkeit zu erhöhen, kannst du dich und dein Fahrrad zusätzlich zu den vorgeschriebenen Reflektoren mit weiteren reflektierenden Bändern oder Klebeband versehen. Eine Warnweste in knalligem Orange oder Neongelb ist nicht unbedingt modisch, kann aber zum Lebensretter werden und ist auch in der Dämmerung gut zu sehen. Für Kinder, die noch auf dem Gehweg fahren, gibt es sogar Warnwesten mit eingebauten LEDs.
6. Passende Kleidung
Am besten ist deine Fahrradkleidung nicht nur gut sichtbar, sondern ermöglicht dir volle Beweglichkeit. Neben einer kurzen Jacke und einer wasserfesten Hose sind vor allem warme, rutschfeste und möglichst winddichte Handschuhe wichtig, mit denen du uneingeschränkt schalten und vor allem bremsen kannst. Ein Schlauchschal (auch Sturmhaube oder Balaklava genannt) passt unter jeden Fahrradhelm und ist dünn genug, um trotzdem alles zu hören, was im Verkehr um dich herum geschieht.
7. Akku vom E-Bike schützen
Wer ein E-Bike besitzt, muss dem Akku im Winter besondere Aufmerksamkeit schenken und ihn vor Kälte schützen, damit er seinen Dienst nicht versagt. Spezielle Neoprenhüllen isolieren den Leistungsträger gegen die Kälte. Über Nacht kannst du ihn auch mit in die warme Wohnung nehmen.
Lässt du dich auch im Winter nicht vom Radfahren abhalten? Mit welchen Tricks bringst du dich und dein Gefährt gut durch die Saison? Schreib deine Erfahrungen unten in die Kommentare!
Vielleicht interessieren dich auch diese Themen:
Ich möchte gute Sichtbarkeit noch einmal dringend betonen!
Das wird heute stark vernachlässigt.
Als ich in der Grundschule den Radführerschein gemacht habe, haben wir alle gelernt wie wichtig es ist. Damals war wirklich jedes Rad mit Reflektoren vorne, hinten und an der Seite ausgestattet.
Heute sehe ich bei uns in der Stadt sehr sehr oft Radfahrer, die durchgehend dunkle Sachen tragen und keinen einzigen Reflektor am Fahrrad haben
(auch nicht die stattdessen vorgeschriebenen reflektierenden Reifen… die ja nur etwas bringen, wenn man das Rad von der Seite sieht).
Ich finde das echt gruselig!
Ich trage im Winter Lammfellfäustlinge, die sind winddicht und halten gut warm. Schalten geht auch. Ab ca. minus 3 Grad setze ich einen Skihelm auf, der ist viel wärmer und für Schneefall habe ich immer eine Skibrille dabei.
Als Schrauben funktionieren heir aber nur Holzschrauben. Blechschrauben sind gehärtet, die kann man nicht einfach kürzen.
Hallo Klaus Lesch,
danke für den Hinweis, das ergänzen wir noch in der Anleitung.
Liebe Grüße!
Sehr gute Tipps.
Ich verwende auch einen Nierengurt vom Motorradfahren, das ist auf jeden Fall dringend empfehlenswert, weil es erstens “unten” reinzieht und zweitens die Nieren bei der Kälte besonders geschützt werden müssen.
Vom Reifen-Upcycling muss ich aber dringend abraten. Auch wenn abgezwickte Schrauben einen ähnlichen Effekt wie Spikes haben können, ein Sommerreifen kann mit einem Winterreifen überhaupt nicht mithalten.
Spikereifen sind nämlich waschechte Winterreifen, die Varianten für Nicht-Mountainbikes auch mit Lamellen wie bei Autoreifen; und die halten verständlicherweise auf Schnee viel besser als die selbst gebastelte Variante.
Es gibt übrigens auch Winterreifen ohne Spikes.
Natürlich kosten die einiges – im Internet etwa ab 40 Euro pro Stück – sind aber auch sehr hochwertige Reifen, die entsprechend lange halten.
Die meisten Winter-Radfahrer haben ein eigenes, meistens eher billiges oder älteres, Fahrrad für den Winter mit der Winterbereifung.
Das Umrüsten ist mühselig und mit Spikereifen fährt man auch eher nicht an einem Pseudo-Wintertag mit trockenen Straßen und 7° Plus.