
Natürlicher, selbstgemachter Kleber für Papier, Pappe und Holz
Natürliche Klebstoffe wie eiweiß- oder stärkehaltige Bastelkleber kleben Papier wunderbar. Stärkekleber eignet sich auch hervorragend, um Pappmaché (Pappmaschee) zusammenzuhalten, sie sind jedoch nicht besonders gut für Pappe, Holz oder Naturmaterialien geeignet. Für diese Materialien braucht es etwas mehr Klebekraft.
Meist greift man zu Uhu, Ponal, Pattex, Zweikomponentenkleber oder sogar Sekundenkleber, die alle weit von natürlichen Inhaltsstoffen entfernt sind. Sie enthalten flüchtige organische Verbindungen (VOC) oder auch Kombinationen leichtflüchtiger Verbindungen (z.B. Aceton oder Methylacetat). Beim Auftragen können sie auf Augen, Haut und Atemwege reizend wirken und Kopfschmerzen auslösen. Kritischer sind allerdings die aromatischen Kohlenwasserstoffe sowie Formaldehyd, die unter Verdacht stehen, Krebs zu verursachen.
Als lösemittelfrei deklarierte Klebstoffe können geringe Mengen schwerflüchtiger Glykolverbindungen enthalten und ebenfalls reizen, oder als allergieauslösend geltende Konservierungsstoffe wie Isothiazolinone und Chlorisothiazolinon enthalten. Mehr Infos findest du auch im Ökotest.
Dabei gibt es einen wirklich genialen, natürlichen Klebstoff auf Basis von Speisestärke, der schon vor über 100 Jahren beim Buchbinden verwendet wurde. Im Gegensatz zu lösemittelhaltigen Klebstoffen verdunstet hier nur Feuchtigkeit, die den Klebstoff kristallisieren lässt. Das macht ihn besonders fest und erhöht die Klebeleistung.
Wie du den starken Leim selber machst, erfährst du in diesem Tipp.
Umwandlung von Stärke in Dextrin
Für das Anrühren des Klebstoffes wird Dextrin benötigt, das durch Rösten von Speisestärke bei hohen Temperaturen entsteht.
Du benötigst:
- 30 g Speisestärke
- Backblech und Backpapier
So gehst du vor:
- Backofen auf 180-200 Grad Celsius vorheizen
- Ein Backblech mit Backpapier auslegen und die Speisestärke dünn darauf verteilen
- Das Blech in den Ofen schieben und ca. 60 Minuten lang rösten bzw. backen
- Zwischendurch mehrmals das Pulver mit einem Löffel vermischen, so werden auch untere Schichten schneller geröstet, z.B. alle 20 Minuten
- Aus dem weißen Stärkepulver ist nach einer Stunde beigefarbenes Dextrin geworden
Herstellung von Dextrinkleber
Für das Anmischen des Klebers brauchst du:
- 30 g Dextrin
- 50-60 ml Wasser
- 1 kleinen Topf
- 1 Glas mit Schraubdeckel
- Löffel
- optional 2 g Glycerin (macht den Kleber später elastisch und weniger Spröde)
- optional 1 g Traubenzucker (steigert die Klebekraft)
So wird der Klebstoff hergestellt:
- Wasser in das Glas füllen und teelöffelweise Dextrin klumpenfrei einrühren. Sollten Klümpchen auftreten und durch Rühren nicht verschwinden, helfen ein bis drei Esslöffel Wasser als Zugabe.
- In diese Masse die optionalen Zutaten hinzugeben und anschließend gut vermischen
- Topf mit Wasser füllen und erwärmen, aber nicht kochen
- Das Glas in den Topf stellen, im Wasserbad langsam erhitzen und dabei gelegentlich umrühren. Die Masse dickt ein und verändert ihr Aussehen von milchig-cremigem zu eher klarem Honig. Du kannst die Kleberleistung selbst bestimmen, denn je zäher die Masse wird, desto schneller zieht sie an und verstärkt ihre Haftkraft.
- Abgefüllt in ein luftdichtes Schraubglas ist der fertige Kleber mindestens 10 Tage bei Zimmertemperatur haltbar. Jedoch verringert sich die Nutzungsdauer und Streichfähigkeit mit jedem Öffnen, weil Wasser verdunstet.
Alternativen zum Speisestärkepulver aus der Packung
Solltest du kein Stärkepulver zur Hand haben, kannst du deine eigene Stärke aus Kartoffeln selber machen.
Weil Rosskastanien ebenfalls einen hohen Stärkeanteil besitzen, können sie ebenfalls zu einem besonders ökologischen Dextrinkleber verarbeitet werden. Im Vergleich zur Kartoffel hat die Rosskastanie einen höheren Stärkeanteil (21 zu 35 Prozent) und steht zur Kleberherstellung kostenlos zur Verfügung. Wegen ihres sehr geringen Wasseranteils lässt sich aus ihr jedoch nicht so einfach Stärke gewinnen.
Als Basis für den Dextrinklebstoff ist die Kastanie dennoch geeignet. Du benötigst dafür frische, in Scheiben geschnittene Kastanien. Lege sie auf einem mit Backpapier bestückten Backblech aus und backe sie bei 160-180 Grad. Der entweichende Saft ist der fertige Dextrinkleber, den du sofort verwenden kannst. Unverdünnt besitzt er eine starke Haftkraft, er ist jedoch unter Umständen schwer von Kastanien und Backpapier zu trennen und sollte deshalb sofort frisch verarbeitet werden.
Hinweise und Tipps
- Für einen reinen Papierkleber reicht eine honigartige Konsistenz aus. Dieser eher flüssige Klebstoff kann gut mit einem Pinsel aufgetragen werden.
- Damit sich Karton nicht zu sehr mit Wasser vollsaugt, ist eher eine zähe Konsistenz zu wählen, die sich auch zur Herstellung veganer, plastikfreier Tesastreifen eignet. Befeuchtet man den vorher ausgetrockneten Klebestreifen, ist er wieder aktiviert und sofort einsatzfähig. Diese Technik lässt sich auch für Aufkleber oder Etiketten anwenden.
- Zum Kleben von Holz sollte die Masse richtig zäh und widerspenstig werden, wie bei der Karamellherstellung.
- Die besten Verarbeitungseigenschaften besitzt frisch hergestellter Dextrinkleber. Sollte er im Glas hart werden, kannst du ihn mit wenig Wasser im Wasserbad erneut aktivieren.
- Bei Verwendung von selbstgemachter Stärke aus Kartoffeln fällt die Vermischung mit Wasser zu Beginn eher wässrig aus. Beim Verrühren im Wasserbad legt sich das schnell.
Nun steht der Anwendung des natürlichen Dextrinklebers und deiner Kreativität beim Basteln nichts mehr im Wege. Viel Spaß beim Ausprobieren der neuen Klebestärke!
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Falls du schon mit Dextrinkleber gebastelt hast, freuen wir uns auf deinen Erfahrungsaustausch in den Kommentaren oder auch über Fotos deiner Werke.