“Die Wäsche wird bis auf wenige Ausnahmen bei mindestens 40 Grad gewaschen, sonst könnten Flecken oder noch schlimmer Bakterien und Keime zurückbleiben!” – so lautet eine altbewährte Regel, die viele von uns verinnerlicht haben.
Was dabei häufig nicht bedacht wird: Der Löwenanteil des Energieverbrauchs bei der Maschinenwäsche entfällt auf das Erhitzen des Wassers. Deshalb lässt sich zum Beispiel allein durch die Wahl einer um eine Stufe niedrigeren Waschtemperatur (also zum Beispiel 30 Grad statt 40 Grad) mehr als ein Drittel des Stromverbrauchs einsparen. Noch besser sieht die Bilanz bei der Kaltwäsche mit höchstens 20 Grad aus. Aber wird die Kleidung dann überhaupt sauber, und wie sieht es mit der Hygiene aus?
Wer einige wenige Dinge beachtet, kann bestimmte Wäschearten auch ohne die Regeln aus Großmutters Zeiten hygienisch sauber waschen und damit seinem Geldbeutel und der Umwelt gleichermaßen etwas Gutes tun.
Gute Gründe für die Kaltwäsche
Einer der wichtigsten Gründe, die für niedrigere Temperaturen beim Waschen sprechen: Der sehr viel geringere Energieverbrauch. Wer seine Wäsche beispielsweise bei 40 statt 60 Grad wäscht, kann den Stromverbrauch um 40 Prozent reduzieren und tut durch den verringerten CO2-Ausstoß gleichzeitig etwas für den Klimaschutz.
Hinweis: Natürlich macht das nicht in allen Fällen und nicht für alle Wäschearten Sinn. Beispielsweise würde niemand Handtücher oder Unterwäsche im Kaltwaschprogramm waschen.
Für die Kaltwäsche sprechen weitere Argumente:
- Anders als zu Großmutters Zeiten ist unser Alltag heute viel hygienischer. Kleidung wird häufiger gewechselt und gewaschen und kommt mit viel weniger Schmutz und Bakterien in die Waschmaschine als noch vor einigen Jahrzehnten. Deshalb muss auch weniger Energie aufgewendet werden, um sie wieder sauber zu bekommen.
- Moderne Waschmaschinen und Waschmittel sind auf die Wäsche mit niedrigeren Temperaturen ausgelegt. Das Zusammenspiel von mechanischer Wirkung und kaltaktiven Waschmitteln mit speziellen Enzymen sorgt dafür, dass selbst Flecken und Keime bereits bei niedrigen Temperaturen entfernt werden. Erst recht für die tägliche Wäsche, bei der es häufig nur darum geht, unangenehme Gerüche zu beseitigen oder die Kleidung wieder aufzufrischen
- Waschtemperaturen von 40 Grad und höher können dazu beitragen, dass Textilien schneller verschleißen und die Farben verblassen. Aufdrucke bekommen Risse, und hitzeempfindliche Bündchen leiern schneller aus. Eine niedrigere Waschtemperatur schont das Gewebe und sorgt dafür, dass Kleidung länger hält und weniger schnell ersetzt werden muss. Auch das macht die Kaltwäsche besonders nachhaltig.
Tipp: Seit dem 1. Dezember 2013 müssen gemäß EU-Ökodesign-Richtlinie Waschmaschinen über ein Kaltwaschprogramm mit maximal 20 Grad verfügen. Bei vielen modernen Maschinen lässt sich die Temperatur unabhängig vom Programm reduzieren. Wer eine ältere Waschmaschine besitzt, kann für die Kaltwäsche das Woll- und Feinwaschprogramm nutzen.
Wäsche mit kaltem Wasser waschen – so wird’s trotzdem sauber!
Schon der Blick auf die Waschgewohnheiten in anderen Ländern hilft, Bedenken hinsichtlich Sauberkeit und Hygiene bei der Kaltwäsche zu vermindern. Während in Deutschland besonders häufig bei 40 oder sogar 60 Grad gewaschen wird, hält man beispielsweise in Spanien eine Kaltwäsche in der Regel für völlig ausreichend.
Damit die Textilien auch bei niedriger Waschtemperatur sauber werden, lohnt es sich, die folgenden Tipps für die Kaltwäsche zu beachten:
1. Ein gutes Waschergebnis basiert auf einem funktionierenden Zusammenspiel von Temperatur, Dauer, Mechanik und Chemie. Eine verringerte Temperatur sollte deshalb am besten mit einer etwas längeren Waschdauer kombiniert werden. Nach diesem Prinzip funktionieren auch die gängigen Eco-Programme moderner Waschmaschinen und sparen somit Energie. Kurzprogramme sind deshalb für die Kaltwäsche eher ungeeignet.
2. Einige Waschmittel sind für die Kaltwäsche optimiert. Insbesondere bei fleckiger oder stark müffelnder Kleidung lohnt es sich, ein kaltaktives Produkt zu wählen. Auf welche Temperaturen ein Waschmittel ausgelegt ist, kann man in der Regel den Informationen auf der Packung entnehmen. Fürs bloße Auffrischen von Shirts und Pullovern reicht aber auch Essig als natürliche Waschmittel-Alternative oder ein einfaches DIY-Waschmittel aus.
3. Damit Flecken auch bei niedrigeren Temperaturen verschwinden, empfiehlt es sich, sie vor der Wäsche mit einem umweltfreundlichen Fleckenmittel vorzubehandeln.
4. Die Zugabe von ein bis zwei Esslöffeln Sauerstoffbleiche (im Bioladen oder online erhältlich) sorgt für zusätzliche Hygiene und ist gesundheitlich und ökologisch unbedenklich.
5. Für ein optimales Waschergebnis sollte die Trommel weder zu leer noch zu voll sein. Mit einer Handbreit Platz zwischen Wäsche und oberem Rand der Trommel liegt man auch bei der Kaltwäsche richtig.
6. Damit sich keine Verschmutzungen und Keime in der Waschmaschine einnisten, ist es ratsam, mindestens einmal im Monat eine 60-Grad-Wäsche (zum Beispiel mit Handtüchern) durchzuführen und die Waschmaschine regelmäßig zu reinigen. Denn Ablagerungen in der Maschine stellen das weitaus größere Risiko für ein unhygienisches Waschergebnis dar als die Waschtemperatur.
7. Auch bei der Kaltwäsche sollte im Sinne der Hygiene die Wäsche möglichst zeitnah aus der Trommel genommen und an einem luftigen Ort aufgehängt werden.
8. Im Zweifel keine Kaltwäsche: Immer ausschließlich kalt zu waschen ist sicherlich genauso unsinnig, wie unabhängig von Art und Zustand der Textilien immer 60 oder 90 Grad zu wählen. Darum am besten nach Gefühl vorgehen und je nach Verschmutzungsgrad hin und wieder kalt oder auch mal warm waschen – mit diesem Mittelweg fährt man sicher gut, ohne dass die Hygiene leidet.
Tipp: Der beste Ort zum Wäschetrocknen ist immer noch die Leine unter freiem Himmel. In diesem Beitrag erfährst du, warum man die Wäsche auch im Winter draußen trocknen kann.
Jede Waschmaschine ist anders, und jeder Mensch hat seine persönlichen Waschroutinen. Wenn du die Kaltwäsche ausprobieren möchtest, kannst du dich am one-click-down-Prinzip orientieren: Wähle für jeden Wäschetyp einfach eine um eine Stufe reduzierte Waschtemperatur (60 auf 40, 40 auf 30 und 30 auf 20 Grad), und beurteile selbst das Waschergebnis.
Wichtiger Hinweis: Bei starken Verschmutzungen, ansteckenden Krankheiten oder immungeschwächten Menschen im Haushalt empfiehlt es sich, weiterhin auf höhere Waschtemperaturen zu setzen. Wer in einem herkömmlichen Haushalt mit durchschnittlich verschmutzter Wäsche lebt, kann der Kaltwäsche aber mit gutem Gewissen hin und wieder eine Chance geben und auf Dauer viel Geld und Energie sparen.
Diesen und viele weitere Tipps für einen umweltfreundlichen Lebensstil findest du in unserem Buch:
Hast du bereits Erfahrung mit der Kaltwäsche gesammelt? Dann freuen wir uns sehr über einen Erfahrungsbericht in einem Kommentar!
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