
Warum ich auf Systemrasierer verzichte - und warum du es auch tun solltest
Bisher habe ich bei der Rasur auf so genannte Systemrasierer gesetzt. Das sind diese Nassrasierer mit aufsteckbaren Köpfen, die meist mehrere Klingen haben sowie Schutzbügel und noch einige andere “Extras”. Beim letzten Einkauf habe ich nicht schlecht gestaunt: Fünf Klingen für meinen Rasierer kosten jetzt 30 Euro! Grund genug, endlich mal über eine Alternative nachzudenken.
Abgesehen vom Preis haben die modernen Systemrasierer einige weitere Nachteile. Ich bin eigentlich ein Rasiermuffel, Vollbart ist aber auch nichts für mich. So schreite ich etwa alle 3-7 Tage zur Tat. Zumindest bei mir verstopfen die Klingenköpfe deshalb ziemlich schnell und ich habe einige Mühe, die längeren Stoppeln wieder zwischen den Klingen heraus zu spülen. Schließlich wird für die Komponenten sowie für Verpackung eine Menge Plastik verwendet. Müll, der gut und gern vermieden werden kann.
Die ideale Alternative ist ein klassischer Rasierhobel mit einfachen Rasierklingen. Aus unerfindlichen Gründen ist er in Ladengeschäften nur noch selten anzutreffen, wohingegen fast überall mindestens 20 verschiedene Systemrasierer angeboten werden. Vielleicht hat es ja etwas damit zu tun, dass ein 10-er Pack der klassischen Klingen weniger als zwei Euro kosten?
Der “Hobel” ist nichts weiter als ein präzise gefertigter Halter aus Metall, der eine klassische Rasierklinge aufnimmt. Wie man ihn richtig verwendet und was es noch zu beachten gibt, erkläre ich dir in diesem Beitrag.
Warum Hobelrasur?
Die Rasur mit einem Rasierhobel erfordert etwas Übung. Jedoch wird man mit einer wunderbar glatten Haut belohnt, womit kaum ein Systemrasierer mithalten kann. Klassische Rasierklingen sind in der Regel um einiges schärfer und präziser gefertigt, als die Mehrfachklingen in den Plastikaufsätzen. Neben den anderen Vorteilen wie Plastikvermeidung und den viel geringeren Kosten ist für mich das Hautgefühl der wichtigste Pluspunkt der Hobelrasur.
Aufgrund der Konstruktion des Klingenhalters ist es praktisch nicht möglich, die Klinge mit abgeschnittenen Haaren zu verstopfen. Ich wundere mich wirklich, wieviel unnötige Zeit ich bisher mit dem Ausspülen loser Haare verbracht hatte.
Die Gefahr sich zu schneiden ist bei der Benutzung eines Rasierhobels allgemein höher, da er keine Schutzbügel besitzt. Meiner Erfahrung nach ist das aber einzig eine Frage der Übung, Routine und Achtsamkeit während der Rasur. Bei den ersten beiden Rasuren floss bei mir tatsächlich etwas Blut aufgrund falscher Handhabung. Wenn man den Rasierer aber richtig führt und nicht unbedingt gegen den Strich rasiert, sind Schnitte fast ausgeschlossen.
Welchen Rasierhobel sollte man verwenden?
Mach nicht den Fehler und verwende ein zu einfaches Modell aus Plastik. Dieser Versuch wird womöglich nach hinten losgehen, aufgrund unpräziser Fertigung und nicht durchdachter Konstruktion bleiben darin noch mehr Haare hängen als im Systemrasierer und das Verletzungsrisiko steigt.
Stattdessen verwende ich einen professionellen Rasierhobel aus Metall. Diese gibt es bereits in bester Qualität ab ca. 30 Euro, in der Luxusausführung mit Einstellmöglichkeiten für gut 60 Euro. Für mich persönlich ist die einfache Variante völlig ausreichend.
Der Hobel besteht aus vier Teilen: Klinge, Klingenhalter, Klingenabdeckung und Griff. Bei meinem Modell ragt die Klingenabdeckung mit einem Gewinde durch Klinge und Klingenhalter und wird mit dem Griff verschraubt. Eine einfachere und effektivere Konstruktion ist kaum vorstellbar. Andere Modelle besitzen eine ausgeklügelte Mechanik mit einem Klappmechanismus zum Öffnen und Schließen des Rasierklingenfachs.
Rasieren mit dem Hobel – so funktioniert es
Zur Nassrasur gehört neben den Rasierklingen immer ein guter Rasierschaum, eine Rasiercreme oder noch besser eine Rasierseife. Der Schaum wird auf der feuchten Haut aufgetragen und soll 2-3 Minuten einwirken. Dadurch quellen die Haare auf und treten aus der Haut hervor, eine Voraussetzung für eine besonders gründliche Rasur. Außerdem gleitet der Rasierer dank Schaum fast ohne Widerstand über die Haut.
Nach dem Einschäumen kannst du beginnen, mit dem Strich über die Wangen, Kinn und Hals zu rasieren. Im richtigen Winkel und mit nicht zu viel Druck gehalten, erwischt der Rasierer schon beim ersten Zug fast alle Haare. Bei Bedarf gehe einfach mehrfach über die gleiche Stelle, solange die Haut feucht ist.
Nach ein paar Zügen wird der Rasierer einfach unter fließendem Heißwasser ausgespült. Es bleibt nichts hängen, alle Haare lassen sich durch die großen Öffnungen unter der Klinge leicht ausspülen, was auch noch Wasser spart.
An den Lippen muss ich besonders präzise arbeiten, weil die Haut sehr dünn ist. Besonders an der Unterlippe ist sonst die Gefahr eines Schnittes groß.
Erfahrene Benutzer schäumen sich nach dem ersten Durchgang gern ein zweites Mal ein, um dann im zweiten Durchgang gegen den Strich zu rasieren. Meine Haut ist dafür zu empfindlich, weshalb ich mich mit dem schon sehr guten Ergebnis nach einer Runde begnüge.
Ein antibakterielles und pflegendes (selbst gemachtes) Rasierwasser beruhigt im Anschluss die Haut und verhindert, dass sich Keime in möglichen Mikro-Verletzungen einnisten können.
Varianten und Zubehör
Man unterscheidet zwischen Modellen mit einem geschlossenen Kamm sowie mit einem offenen Kamm. Der offene Kamm ist hilfreich bei besonders langen Haaren, erhöht aber auch das Verletzungsrisiko.
Für den echten Liebhaber gehört zum Rasierhobel eine gute Rasierseife sowie ein Rasierpinsel. Das Aufschäumen der Rasierseife und Auftragen auf der Haut wird zu einer regelrechten Zeremonie, mit der der Tag beginnt. Aber auch konventioneller Rasierschaum aus der Sprühdose funktioniert wunderbar, ist allerdings auch teurer und mit mehr Müll verbunden.
Für welche Variante du dich auch entscheidest, ich bin sicher, du wirst die Umstellung vom “Marketing-Produkt Systemrasierer” hin zum Rasierhobel nicht bereuen. Die Anfangsinvestition in einen guten Hobel hat man in der Regel schon nach wenigen Klingenwechseln wieder drin. Zum Vergleich: für meinen alten Rasierapparat kosten fünf Klingen 30 Euro, für meinen Rasierhobel erhalte ich 10 Klingen für weniger als zwei Euro!
Tipp: Ein solcher, plastikfreier Rasierhobel ist auch ein wunderbares Geschenk für Herren. Ein kleines Wunderwerk, das technikverliebte Männerherzen schnell höher schlagen lässt.
Rasierhobel für Damen?
Auch wenn die Werbung für sensible Damenbeine besondere Pflege vorsieht, kann auch hier der Rasierhobel verwendet werden. Einige Leserinnen haben uns ihre positiven Erfahrungen mitgeteilt. Nach kurzer Umgewöhnungszeit wird auch für sie die Hobel zur günstigen und umweltfreundlichen Alternative. Wenn du unsicher bist, lies den Beitrag von Zora hier.
Entsorgung der Klingen
Die einzelnen Klingen sind auch nach der Nutzung meist noch sehr scharf. Achte deshalb besonders auf die Entsorgung. Ich packe die geknickten Klingen nach der Nutzung zurück in die Originalverpackung und markiere sie leicht, um neue von alten Klingen unterscheiden zu können.
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Beabsichtigst du auch den Umstieg, oder verwendest schon erfolgeich einen Rasierhobel? Wie sind deine Erfahrungen? Wie immer freuen wir uns auf deine Anregungen und Kommentare!