Neophyten im Garten: Unterschätztes Problem oder Panikmache?

Invasive Pflanzen, sog. Neophyten können nicht nur im eigenen Garten zum Problem werden. Unsere Tipps helfen verantwortungsbewusst zu handeln.

Vor allem im Hochsommer blicke ich mit gemischten Gefühlen auf einige meiner blühenden Gartenbewohnerinnen. Denn darunter sind auch ein paar als Neophyten in Verruf geratene Arten. Warum sie als invasive Pflanzen problematisch und sogar strafbar sein können, um welche Arten es geht, und wie du sinnvoll mit diesem heiklen Thema umgehen kannst, erfährst du hier.

Was sind Neophyten?

Als Neophyten werden absichtlich importierte oder unbeabsichtigt eingeschleppte Pflanzen (und Tierarten) bezeichnet. Zum Problem werden sie erst, wenn sie sich als invasiv erweisen. Denn invasive Pflanzen breiten sich massiv aus, verdrängen heimische Arten und können die Lebensgrundlagen heimischer Tiere beeinträchtigen. Auch als Konkurrenz für Nutzpflanzen oder als Gesundheitsrisiko sind einige Neophyten problematisch.

Beispiele für invasive Pflanzen in Gärten

In Baumärkten und Gartencentern warten pflanzliche Exoten aus aller Welt auf einen Käufer oder eine Käuferin. Im Gegensatz zu den oft unscheinbareren heimischen Pflanzenarten punkten sie nicht selten mit einer üppigen, bunt leuchtenden Blütenpracht. Über ihre Herkunft und potentielle Risiken für die Biodiversität, die mit ihnen verbunden sind, erfährt man hingegen meist wenig. Oder hättest du bei den folgenden Prachtgewächsen gewusst, dass sie auch weniger schöne Seiten haben?

Kanadische Goldrute

Invasive Pflanzen, sog. Neophyten können nicht nur im eigenen Garten zum Problem werden. Unsere Tipps helfen verantwortungsbewusst zu handeln.

Die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) ist mit ihren hohen, leuchend gelben Blütenständen ein dekorativer Blickfang im Garten. Sie breitet sich aber auch massiv aus und verdrängt heimische Wildblumen. Die Ausbreitung erfolgt sowohl über Samen, als auch über Rhizome, mit denen sie sich unterirdisch weitere Flächen erschließt.

Tipp: Wenn du die leuchtend gelben Blüten in deinem Garten nicht missen möchtest, entscheide dich für die heimische gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea).

Sommerflieder

Invasive Pflanzen, sog. Neophyten können nicht nur im eigenen Garten zum Problem werden. Unsere Tipps helfen verantwortungsbewusst zu handeln.

In der Schweiz wurde der Sommerflieder (Buddleja) 2024 verboten. In Deutschland ist er nach wie vor in Gartencentern erhältlich. Sommerflieder wächst rasant und bringt zahlreiche Samen hervor, die sich durch den Wind verbreiten. Er hat kaum Standortanspruche und wenig natürliche Fressfeinde oder Pflanzenkrankheiten, die eine Ausbreitung in der Natur eindämmen.

Glattblattastern

Invasive Pflanzen, sog. Neophyten können nicht nur im eigenen Garten zum Problem werden. Unsere Tipps helfen verantwortungsbewusst zu handeln.

Die üppig blühenden Glattblattastern (Symphyotrichum novi-belgii) können großflächige Teppiche bilden und dadurch andere Pflanzen verdrängen. Sie produzieren zahlreiche Samen und können sich auf unterschiedliche Böden ansiedeln.

Essigbaum

Invasive Pflanzen, sog. Neophyten können nicht nur im eigenen Garten zum Problem werden. Unsere Tipps helfen verantwortungsbewusst zu handeln.

Essigbäume (Rhus typhina) sind extrem anpassungsfähig, schnellwüchsig, verbreiten sich unterirdisch über Wurzelsprossen und können chemische Substanzen an den Boden abgeben, die das Wachstum anderer Pflanzen hemmen.

Drüsiges Springkraut

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Das drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) ist eine beliebte Bienenweide, neigt aber auch dazu sich massiv auszubreiten und andere Pflanzen zu verdrängen. In der Schweiz steht es auf der Liste verbotener Arten.

Listen verbotener Neophyten

Alle invasiven Pflanzen aufzuzählen, würde diesen Beitrag sprengen. Auch werden immer wieder neue Arten diskutiert und der Handel und die Verbreitung gesetzlich eingeschränkt. Welche Pflanzen aktuell verboten sind, erfährst du unter anderem über die Unionsliste der EU und die vom Bundesamt für Naturschutz betreute Website neobiota.bfn.de. Schweizer können sich in der Freisetzungsverordnung der Schweiz darüber informieren, welche Pflanzen in ihrem Land auf dem Index stehen und nicht weiter verbreitet werden dürfen.

Richtiger Umgang mit invasiven Pflanzen

Was nicht verboten ist, ist erlaubt. Das gilt auch für exotische Pflanzen. Auf der anderen Seite tragen wir aber auch die Verantwortung dafür, welche Organismen wir in unseren Garten pflanzen und somit potenziell weiterverbreiten. Oder wie siehst du das?

Wer dieser Verantwortung gerecht werden möchte, hat verschiedene Möglichkeiten, mit Neophyten im Garten umzugehen:

  • Wenn du neue Pflanzenarten in deinem Garten ansiedeln möchtest, beschäftige dich vorab mit ihnen. Informiere dich in Sachbüchern oder im Netz über ihre Herkunft und Eigenschaften. Oder Frage im Handel gezielt nach, ob es sich um eine invasive Pflanze handelt. Auf dieser Grundlage lässt sich eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen.
  • Falls du bereits Neophyten im Garten hast, kannst du ihre Ausbreitung durch frühzeitiges Abschneiden verblühter Blüten (vor der Samenbildung) oder durch Wurzelsperren eindämmen. Pflanzenreste sollten ggf. im Restmüll und nicht auf dem Kompost entsorgt werden.
  • In Gärten, die sich in der Nähe von Wald und Wiesen befinden, empfiehlt es sich, mit Neophyten doppelt vorsichtig zu sein. Denn dort ist das Risiko für eine unkontrollierte Verbreitung besonders hoch.

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Verzichtest du konsequent auf Neophyten und bevorzugst heimische Gewächse? Wir freuen uns auf deine Meinung zu diesem kontroversen Thema in einem Kommentar unter dem Beitrag!

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Über mich

Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit Nachhaltigkeit, Minimalismus und Selbstversorgung. Als diplomierte Pädagogin hole ich Menschen gern dort ab, wo sie stehen, und liebe es, andere Menschen mit Rezepten und DIY-Alternativen zu Fertigprodukten zu inspirieren. In meinem Kleingarten erfreue ich mich nicht nur an selbst angebautem Obst und Gemüse, sondern trage auch mit Insektenhotels, Wildpflanzen und Laubhaufen (hoffentlich) zu mehr Biodiversität und Artenschutz im Kleinen bei.

3 Kommentare
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  1. Martina C.

    Ich habe auch einige der problematischen Pflanzen im Garten, sie sind mir „zugeflogen“. Den Essigbaum konnten wir ausrotten. Von der Goldrute lassen wir immer einige stehen, pflücken sie und konservieren sie- sie dienen als Deko am Adventskranz und Co. Der Sommerflieder darf bleiben, er zieht viele Schmetterlinge und Hummeln an und sitzt immer voller Insekten.
    Das Springkraut wächst bei uns im Wald (wir wohnen daneben), das reißen wir aus, wenn wir es finden und entsorgen es über den Müll.

    Antworten
  2. Ein guter und wichtiger Beitrag. Mir fehlt aber der Hinweis darauf, dass diese Neophyten für unsere heimischen Insekten wenig bis gar keinen Wert haben. Um das fortschreitenden Insektensterben zu verhindern, ist es ganz besonders wichtig, anstelle der Neophyten einheimische Gewächse zu pflanzen, um die oft spezialisierten Tierchen mit Brutstätten und Nahrung zu unterstützen. Und bitte nicht noch mehr Kirschlorbeer- und Thujahecken 🙏🏼!

    Antworten
    • Sylvia Jahns
      Sylvia Jahns

      Liebe Sonja, vielen Dank für deinen Kommentar. Auf die Risiken für die Biodiversität und die potenzielle Zerstörung der Lebensgrundlage heimischer Arten wird am Anfang des Beitrags kurz hingewiesen. Ansonsten haben wir den Fokus wie auch sonst in unseren Beiträgen mehr auf die positiven Handlungsmöglichkeiten gelegt. Liebe Grüße Sylvia

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