Darmentleerung vor dem Fasten: Ist sie wirklich notwendig?

Für mich gehört die Darmentleerung zu den mit Abstand unangenehmsten Seiten einer Fastenkur. Andere empfinden sie als zentralen und sogar wohltuenden Bestandteil. In diesem Beitrag erfährst du, welche Vorteile der Darmentleerung zugeschrieben werden, welche Nachteile sie aber auch haben kann. Und was du ergänzend oder sogar stattdessen tun kannst, um die heilsamen Prozesse des Fastens optimal zu unterstützen.
Wie wichtig ist die Darmentleerung beim Fasten?
Vielleicht hast du dir schon einmal die Frage gestellt, ob Fasten ohne Darmentleerung möglich ist. In Fastenkliniken und bei ambulanten Fastenkuren gehören eine intensive Darmentleerung (häufig mit Glaubersalz) zum Fastenbeginn sowie mehrere Einläufe während der Fastenphase in der Regel dazu.
Vorteile der Darmentleerung
Das liegt einerseits an einer langen Fastentradition mit all ihren Bestandteilen und Ritualen. Zum anderen aber auch an einer Reihe von Vorteilen, die der Darmentleerung bis heute zugeschrieben werden:
- Weniger Verdauungsbeschwerden während des Fastens
In Folge des Nahrungsentzug während des Fastens verlangsamen die Verdauungsorgane ihre Tätigkeit. Im unteren Darmtrakt verbliebene Nahrungsreste können dann zu Verdauungsbeschwerden führen. Durch die Darmentleerung werden diese ausgeschieden. - Unterstützung der Entgiftungsprozesse
Die Darmentleerung führt zu einer Entlastung des Darms, was wiederum die durch das Fasten einsetzenden Entgiftungsprozesse unterstützt. - Vermeidung und Milderung von Fastenkrisen
Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme und andere typischerweise während des Fastens auftretende Nebenwirkungen lassen sich durch die Entleerung des Darms reduzieren. - Steigerung des Wohlbefindens
Manche kennen es aus dem Alltag: Ein leerer Bauch geht oft mit einem wacheren Geist und mehr Energie einher. Ähnliches berichten viele Fastende. Auch das anfänglich noch auftretende Hungergefühl verschwindet schneller.
Nachteile der Darmentleerung
Die Darmentleerung kann allerdings auch unangenehme Nebenwirkungen mit sich bringen:
- Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlust
Insbesondere durch intensive und mehrfache Darmentleerungen während des Fastens werden wichtige Mineralstoffe ebenfalls ausgeschieden. Das kann zu einer Störung des Elekrolythaushalts führen. Der große Wasserverlust birgt außerdem das Risiko einer Dehydration. Als Gegenmaßnahmen ist eine regelmäßige Flüssigkeitszufuhr wichtig. Der Elektrolythaushalt lässt sich durch passende Nahrungsergänzungsmittel (in Apotheken oder online erhältlich) wieder ins Gleichgewicht bringen. - Beeinträchtigung der Darmflora
Darmentleerungen können auch die Darmflora beeinträchtigen. Diese erholt sich allerdings nach der Fastenphase in der Regel zügig wieder, was durch die Aufnahme von Probiotika unterstützt werden kann. Wenn du im Alltag zu Verdauungsbeschwerden neigst, ist vielleicht auch eine gezielte Darmsanierung im Anschluss an eine Fastenkur empfehlenswert. - Risiken bei Vorerkrankungen
Bei Menschen mit Vorerkrankungen (Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen, entzündliche Darmerkrankungen) kann die Darmentleerung die Beschwerden verstärken oder zu zusätzlichen Nebenwirkungen führen. Sie sollten sich deshalb unbedingt vorab ärztlich beraten lassen.
Entlastungstage mindestens ebenso wichtig
Alles in allem scheinen die Vorteile der Darmentleerung zu überwiegen. Dennoch ist jeder Mensch und jeder Körper anders, weshalb du durchaus abwägen kannst, ob die Maßnahme für dich sinnvoll ist oder nicht. Und in welchem Umfang du sie durchführen möchtest.
Auch Professor Andreas Michalsen, einer der führenden Fastenexperten, betont im folgenden Interview, dass die Darmentleerung kein absolutes Muss ist. Mindestens genauso bedeutend sind hingegen die Entlastungstage vor Fastenbeginn. Denn sie bereiten Psyche und Körper allgemein und die Verdauungsorgane im Besonderen auf die Fastenperiode vor.
Die gängigsten Methoden zur Darmentleerung
Wenn du dich für die Darmentleerung entscheidest, hast du die Wahl zwischen verschiedenen Methoden. Einige sind besonders intensiv, andere sanfter, was oft weniger unangenehm, aber eben auch nicht ganz so effizient ist.
Glaubersalz und Bittersalz
Glaubersalz (Natriumsulfat) und Bittersalz (Magnesiumsulfat) gehören zu den salinischen Abführmitteln. Das bedeutet, sie halten aufgrund ihres hohen Salzgehalts Wasser im Darm oder ziehen es sogar zurück. Dadurch steigt das Volumen des Darminhalts an, was wiederum die Aktivität des Darms stimuliert und so die Entleerung beschleunigt. Bittersalz wirkt etwas sanfter als Glaubersalz.
Gehe wie folgt vor, wenn du zum Fastenbeginn mit Glaubersatz abführen möchtest:
- 30-40 g Glaubersalz in 1 L Wasser einrühren.
- Die Mischung innerhalb von 20 Minuten trinken.
- Nach etwa 30 Minuten noch einmal 0,5-1 L klares Wasser trinken.
Die Wirkung kann bereits nach einer halben bis einer Stunde einsetzen, aber auch mehrere Stunden auf sich warten lassen. Die Anwendung von Bittersalz läuft nahezu gleich ab. Zu den empfohlenen Mengen empfiehlt sich noch einmal ein Blick auf die Packungsbeilage.
Einlauf mit Irrigator
Der Einlauf wird meist als Ergänzung zur oralen Methode während der Fastenkur alle 2-3 Tage angewendet. Für die Durchführung benötigst du einen Irrigator, der in Apotheken oder online erhältlich ist. So wird der Einlauf durchgeführt:
- Den noch verschlossenen Irrigator mit lauwarmem Wasser (ca. 37°C) füllen.
- Auf die linke Seite legen, Knie leicht anziehen (embryonale Haltung). Alternativ ist eine Anwendung im Stehen (z.B. unter der Dusche) möglich.
- Die Spitze des Irrigators vorsichtig in den After einführen, den Hahn des Irrigators aufdrehen und langsam das Wasser in den Darm einlaufen lassen.
- Die Spitze des Irrigator vorsichtig herausziehen. Anschließend versuchen das Wasser für einige Minuten im Darm zu halten – ideal sind 10-15 Minuten. Dabei auf Wunsch den Darm mit kreisenden Bewegung auf dem Unterbauch massieren.
- Wenn die Zeit vorbei ist bzw. wenn der Druck zu hoch wird, den Darminhalt in der Toilette entleeren.
Die folgenden Methoden wirken sehr viel sanfter auf den Körper. Was allerdings auch dazu führen kann, dass keine vollständige Darmentleerung stattfindet.
Sauerkrautsaft
Als Probiotika und wertvoller Vitalstofflieferant ergänzt Sauerkrautsaft den Speiseplan im Alltag. Beim Fasten kann das stark abführend wirkende Getränk aber auch die Darmentleerung fördern. Dazu gehst du wie folgt vor:
- Am Tag des Fastenbeginns 300-500 ml Sauerkrautsaft trinken.
Die Wirkung setzt in der Regel nach etwa 90-180 Minuten ein, fällt aber von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich aus.
Flohsamenschalen
Flohsamenschalen sind vielseitiges Naturheilmittel und Küchenzutat in einem. Für eine sanfte Darmentleerung empfiehlt sich folgende Dosierung zweimal täglich:
- 1 TL Flohsamenschalen in 1 Glas Wasser einrühren.
- 1-2 Minuten quellen lassen und zügig trinken.
- Nach jeder Einnahme zeitnah noch einmal zwei Gläser Wasser trinken.
Wenn du regelmäßig fastet, könnte es sich lohnen, einfach einmal verschiedene Methoden auszuprobieren. So siehst du am besten, mit welcher du dich am wohlsten fühlst.
Viele weitere Tipps und Rezepte für deine Gesundheit findest du in unserem Buch:
Hast du bereits Erfahrung mit der Darmentleerung vor dem Fasten gemacht? Dann teile deine Tipps in einem Kommentar unter dem Beitrag!
Mehr interessante Ideen für deinen nachhaltigen Alltag:
- Saftkur: Sanfter Fasteneinstieg mit bunten Säften
- Scheinfasten: Fasteneffekte erzielen ohne Hungern
- Fastenwandern: Warum du mit Bewegung noch besser fastest
- Kokosblütenzucker: Ist die Zuckeralternative wirklich gesünder?