Himmelsrichtungen bestimmen ohne technische Hilfsmittel

Die Himmelsrichtungen zu bestimmen, ist auch ohne technische Hilfsmittel möglich. Mit ein wenig Wissen kannst du dich in der Natur orientieren. Ob mit Hilfe der Sonne, Sterne oder Pflanzen – hier erfährst du, wie du dich auf natürliche Weise zurechtfindest.
Das Smartphone ist heutzutage unser ständiger Begleiter. Egal ob Google Maps oder digitale Kompasse – Orientierung war mit den kleinen Alltagshelfern noch nie so einfach. Doch was, wenn der Akku leer ist oder das Signal ausfällt? Warst du schon einmal mitten im Wald und hast dich gefragt, wie du nach Hause findest, ohne aufs Smartphone zu schauen?
Genau hier zeigt sich, was das für ein gutes Gefühl ist, sich auf die eigenen Fähigkeiten verlassen zu können (Stichwort Selbstwirksamkeit). Ehemalige Pfadfinder wissen: Mit ein wenig Know-how lässt sich auch ohne Technik sicher der Weg finden. Die Himmelsrichtungen sind seit Jahrtausenden unsere Orientierungshilfen – doch wie bestimmt man sie, wenn man keine Hilfsmittel zur Hand hat?
Welche Himmelsrichtungen gibt es?
Es gibt vier Haupt-Himmelsrichtungen: Norden, Osten, Süden und Westen. Dazu kommen die Nebenhimmelsrichtungen wie Nordosten, Südosten, Südwesten und Nordwesten, die jeweils zwischen den Haupt-Himmelsrichtungen liegen. Es gibt einen einfachen Weg, um sich die Reihenfolge zu merken:
Die Eselsbrücke “Nicht Ohne Seife Waschen” hilft dir, die Reihenfolge Norden, Osten, Süden, Westen leicht zu behalten.
Wenn du dir diese Abkürzung nicht merken möchtest, kannst du auch andere Sätze verwenden, zum Beispiel:
- “Nur Opas Socken Wärmen”
- “Nette Omas Stricken Wollsocken”
Wähle einfach den Satz, der dir am besten gefällt – und schon hast du die Himmelsrichtungen immer im Kopf!
Himmelsrichtung bestimmen ohne Kompass
Zum Glück gibt es verschiedene einfache Methoden, mit denen du dich auch ohne Kompass oder GPS orientieren kannst. Die Natur liefert dir alles, was du brauchst – du musst nur wissen, worauf du achten sollst.
1. Die Sonne als Orientierungshilfe
Bei klarem Himmel und am Tag ist die Sonne ist eine der verlässlichsten Orientierungspunkte:
- Morgens geht sie im Osten auf.
- Mittags steht sie im Süden.
- Abends geht sie im Westen unter.
Stelle dich morgens so hin, dass die Sonne hinter dir ist – du schaust dann direkt nach Westen. Beachte, dass diese Orientierung nur auf der Nordhalbkugel gilt. Auf der Südhalbkugel steht die Sonne mittags im Norden.
Ein einfacher Spruch kann dir helfen, die Himmelsrichtungen leichter zu merken:
Im Osten geht die Sonne auf,
im Süden nimmt sie ihren Lauf.
Im Westen wird sie untergehen,
im Norden ist sie nicht zu sehen.
Himmelsrichtungen bestimmen mit der Schattenstockmethode
Wenn du etwas Zeit hast, hilft dir dieser Trick bei der Orientierung: Stecke zuerst einen geraden Stab in den Boden und markiere die Spitze des Schattens. Warte dann etwa 15–30 Minuten und markiere erneut die neue Schattenspitze. Danach kannst du eine Linie zwischen den beiden Markierungen ziehen. Sie zeigt dir die Ost-West-Richtung. Der erste Punkt steht für Westen, der zweite für Osten.
Mit der Armbanduhr die Himmelsrichtung bestimmen
Falls du eine analoge Uhr dabei hast, kannst du sie zur Bestimmung der Himmelsrichtungen nutzen:
- Halte die Uhr waagerecht, sodass der Stundenzeiger auf die Sonne zeigt.
- Die Mitte zwischen dem Stundenzeiger und der 12-Uhr-Markierung zeigt nach Süden (gilt für die nördliche Hemisphäre).
- Im Sommer, wenn die Zeit auf Sommerzeit umgestellt ist, liegt der Süden genau in der Mitte zwischen dem Stundenzeiger und der 1-Uhr-Markierung (13 Uhr).
2. Sterne nutzen zur Orientierung: Der Polarstern
In klaren Nächten ist der Polarstern ein zuverlässiger Wegweiser nach Norden.
- Finde den Großen Wagen. Das Sternbild besteht aus sieben hellen Sternen, die eine Form bilden, die an einen Einkaufswagen erinnert. Vier Sterne bilden die „Wagenkiste“ und die drei hinteren Sterne die „Deichsel“.
- Verlängere die beiden hinteren Sterne des Wagenkastens etwa fünfmal in Richtung Norden. Dann findest du den Polarstern. Er gehört zu der Deichsel des kleinen Wagens.
Hinweis: Auf der Südhalbkugel ist der Polarstern nachts nicht zu sehen. Hier dient das Kreuz des Südens als Orientierung.
3. Himmelsrichtung bestimmen mit Bäumen und Pflanzen
Die Vegetation ist vielleicht etwas ungenauer, kann aber ebenfalls Orientierung geben:
- Moose und Flechten wachsen oft auf der feuchteren, schattigen Seite von Bäumen oder Felsen – meist der Nordseite. Obwohl das Mooswachstum von vielen Faktoren abhängt, könnte dies eine erste Orientierung sein.
- Baumringe oder Äste können Hinweise geben: Äste wachsen oft stärker und zahlreicher in Richtung Süden, wo mehr Licht ist. Baumringe sind etwas breiter auf der Südseite.
- Der Stachel-Lattich (auch Kompass-Lattich genannt) ist besonders nützlich zur Orientierung. Denn die Blätter des Stachel-Lattichs wachsen in Richtung Sonne, wobei die schmale Seite der Blattspitzen sich nach Nord-Süd ausrichtet.
- Sonnenblumen: Junge Sonnenblumen drehen ihre Blütenköpfe im Tagesverlauf mit der Sonne mit, was eine grobe Ost-West-Orientierung ermöglicht.
- Ameisenhügel: Theoretisch befinden sich Ameisenhügel eher an der Südseite von Bäumen und sind generell nach Süden ausgerichtet, da sie Wärme benötigen.
- Vögel bauen den Ausgang ihrer Behausung für gewöhnlich Richtung Südosten, damit der raue Nordwind nicht ins Nest bläst.
Tipp: Kombiniere am besten mehrere Methoden, um die Genauigkeit zu verbessern.
4. Sonstige Wege zur Bestimmung der Himmelsrichtung
Auch die Witterung kann hilfreich sein: In vielen Gegenden wehen die vorherrschenden Winde aus einer bestimmten Richtung. Informiere dich über typische Windrichtungen in deiner Region (zum Beispiel auf windfinder).
Vor allem ältere Kirchen sind nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Der Altar und der Chor (also der vordere Teil der Kirche) befinden sich in vielen Fällen im Osten. Der Haupteingang liegt oft im Westen. Auch Kirchtürme stehen häufig im Westen.
Alle Methoden funktionieren am besten, wenn du sie vorab übst. Probiere sie bei deinem nächsten Spaziergang aus und vergleiche deine Ergebnisse mit einem Kompass oder einer Karte. So entwickelst du ein Gefühl dafür, wie die Natur dir den Weg weist – und es ist ein großartiges Gefühl zu wissen, dass du dich auch ohne technische Hilfsmittel sicher orientieren kannst.
Egal, ob du dich für Outdoor-Abenteuer begeisterst, einfach mal etwas Neues lernen oder dich krisensicher aufstellen möchtest – unsere Bücher sind die richtige Begleitung:
Probiere doch gleich beim nächsten Spaziergang eine dieser Methoden aus! Hast du weitere Tipps? Teile sie mit uns in den Kommentaren.
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