Eine Bibliothek für Alltagsgegenstände

Eine Bibliothek für Alltagsgegenständevon LifeThek Berlin

Up-date: Der LifeThek-Laden in Berlin musste leider die Türen schließen. Andreas bleibt der Idee aber treu und hat das Konzept leicht abgewandelt. Bei seiner neuen Initiative kannst du Alltagsgegenstände in Berlin zur Ausleihe vorbestellen und an einem Späti in deiner nähe abholen.

Möchtest du am Wochenende zu einer Campingtour aufbrechen, findest es aber Irrsinn, dir bloß für die paar Tage ein teures Zelt zu kaufen? Bist du es leid, dir ständig einen neuen Kindersitz anschaffen zu müssen, weil deine Kinder so schnell wachsen? In dem Fall heißt das Zauberwort „Leihen“ und der Zauberer Andreas Arnold.

Andreas holte das symbolische Kaninchen aus seinem Hut und sprach mit uns über seinen Ausleih-Shop LifeThek, dessen Konzept und die hohe Kunst des Teilens.

Was genau ist LifeThek?

LifeThek ist eine Bibliothek für Alltagsgegenstände. Wir haben hier ein Sortiment an hochwertigen Produkten, angefangen von Kindersitzen über Bollerwagen und Fahrradanhängern bis hin zu Beamern und Werkzeug, aber auch Zelte und Schlauchboote, die je nach Bedarf ausgeliehen werden können.

Was muss man tun, um etwas bei LifeThek ausleihen zu können?

Es gibt zwei Wege. Die Leute können vorher bei mir im Laden anrufen und die Dinge, die sie auf der Internetseite gefunden haben, reservieren. Es gibt auch die Möglichkeit der Online-Reservierung. Über diese beiden Wege werden Termine für die Abholung und Rückgabe vereinbart. Es gibt außerdem die Option, die Dinge per Post zu versenden. Das geht allerdings nur bei einigen Artikeln. Bollerwagen und Fahrradanhänger gehören nun nicht dazu. Ein Online-Profil ist nicht notwendig aber nützlich, wenn man die Dinge online buchen und bezahlen möchte. Oft ist es besser, die benötigten Artikel drei Tage im Voraus zu reservieren.

Wie sichert sich LifeThek ab?

Wir machen einen Nutzungsvertrag mit unseren Kunden. Auf diese Weise werden die wichtigsten Daten hinterlegt. Bei manchen Artikeln nehmen wir auch eine Kaution, aber das ist bloß bei den wirklich teuren Produkten der Fall.

Wann und warum ist LifeThek entstanden?

Ursprünglich wurde LifeThek vor gut zwei Jahren in Hamburg gegründet. Das Konzept wurde von einer jungen Familie ins Leben gerufen, die selbst gemerkt hat, dass man sich die ganzen Dinge nicht leisten kann. Es wurde schnell klar, dass dieses Thema auch im Freundeskreis präsent ist. Deswegen fing sie an, hochwertige Alltagsgegenstände zu verleihen. Das Konzept ging auf. Seit April diesen Jahres gibt es nun den ersten Ableger in Berlin.

Wo genau befindet sich dein Lifethek-Shop?

In der Brunnenstraße 64 im Wedding. Das hat aber auch eine Weile gedauert ehe ich hier gelandet bin. Ich hatte mir die Location ausgesucht, weil die Mieten hier nicht so teuer sind wie in Prenzlauer Berg, aber dennoch sind die Familienkieze nicht weit entfernt. Die Lage ist durch die gute Verkehrsanbindung an die U8 optimal. Mit der Laufkundschaft hält es sich in Grenzen. Das ist aber völlig okay, weil die meisten Leute ohnehin im Vorfeld planen und sich genau überlegen, was sie brauchen.

Gibt es eine Klientel, die vorrangig vorbeikommt?

Wir haben ein Angebot aufgebaut, das für junge Familien zugeschnitten ist. Die sind nämlich genau unsere Zielgruppe, da sie sehr konsumbewusst leben und sich genau überlegen, wofür sie ihr Geld ausgeben. Gerade für Familien mit Kindern macht es Sinn, bestimmte Dinge bloß temporär zu nutzen statt sie zu besitzen. LifeThek hat jetzt auch einen Fuchs im neuen Logo, weil der auch smart und ein Familientier ist. Darüber hinaus kommen aber auch Studenten oder Rentner, die ihre Enkel zu Besuch haben, zu uns. Meist sind es Leute aus dem Berliner Umkreis, aber durch die Internetpräsenz sind wir mit Leuten aus ganz Deutschland in Kontakt.

Welche Produkte gehen am besten?

Jetzt im Sommer hat es das Wetter ja zugelassen, dass viele Fahrradtouren gemacht wurden. Deswegen wurden häufig Fahrradanhänger und Bollerwagen ausgeliehen, und dann auch gleich mal für zwei Wochen. So etwas braucht man ja nicht das ganze Jahr und Kinder wachsen da schnell raus, sodass sich die Anschaffung nicht wirklich lohnt. Zelte und Rucksäcke gehen auch sehr gut. Diesen Sommer habe ich zum Beispiel zehn Zelte mit einem Mal verliehen.

Gibt es ein Produkt, dass ständig angefragt wird, ihr aber nicht besitzt?

Da es LifeThek in Berlin noch nicht so lange gibt, fangen wir erst einmal mit einem kleinen Sortiment an und bauen es der Nachfrage entsprechend aus. Es gibt in der Tat Familien, die sagen, dass sie dies und jenes gebrauchen könnten. Ich vermerke das und wenn es dann genügend Anfragen gibt, wird der gewünschte Artikel besorgt.

Überlegt ihr, euer Sortiment zu erweitern?

Demnächst wird der Shop in Berlin durch ein Lastenfahrrad vergrößert. Das steht bei uns ganz oben auf der Liste. In so großen Städten wie Hamburg und Berlin besitzen immer weniger Familien ein Auto, wollen aber trotzdem mobil bleiben. Der Trend geht dahin, dass Familien gern mal so ein Lastenfahrrad ausprobieren würden. Wenn man gute Produkte identifizieren kann, die auf eine Nachfrage stoßen, dann kann LifeThek das Sortiment auch für Studenten ausbauen. Bisher ist es aber einfacher, sich auf junge Familien zu spezialisieren.

Wie sieht es mit Expansionsplänen aus?

München muss nicht mehr lange auf LifeThek warten. Dort wird gerade nach einer Partnerschaft gesucht.

Gibt es LifeThek noch in anderen Städten, außer in Berlin und Hamburg?

Außer Berlin, Hamburg und bald München gibt es schon einen LifeThek-Verleih auf Mallorca. Dort macht es Sinn, Kindersitze und Fahrradanhänger auszuleihen. So etwas nimmt ja keiner mit in den Flieger.

Eine Bibliothek für Alltagsgegenstände
von LifeThek Berlin

Was machst du, wenn ein ausgeliehenes Produkt kaputtgeht oder ein Kunde einen Unfall hat?

Glücklicherweise ist bisher noch nie etwas kaputt gegangen, aber natürlich kann das mal passieren. Da wird dann einfach geschaut, wie schwer die Beschädigung ist. In einigen Fällen kann das über die Kaution gelöst werden. Ansonsten gibt es ja noch die private Haftpflichtversicherung unserer Kunden. Momentan wird noch an einer Versicherungslösung gearbeitet, um es in Zukunft einfacher zu gestalten. Obendrein stellen wir natürlich sicher, dass die Produkte gut gewartet, funktionstüchtig und verkehrssicher sind. In der Regel erkläre ich sie auch nochmal im Laden.

LifeThek ist ja wirklich eine gute Sache…

Auf jeden Fall! Mit LifeThek kann eine Win-win-win-Situation herbeigeführt werden. Zum einen muss sich der Kunde die Dinge nicht anschaffen und spart sich somit Geld, Zeit und Platz. Zum anderen ist LifeThek dank eines effizienten Nutzungsmanagements dazu imstande, diese Artikel mehreren Leuten zugänglich zu machen und einen Gewinn zu erzielen. Die dritte Komponente ist unsere gute Umwelt. Die profitiert nämlich davon, dass wir weniger Ressourcen in neu produzierte Dinge investieren müssen.

Vielen Dank Andreas für das Gespräch!

Andere Konzepte der Sharing Economy stellen wir dir hier vor.

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4 Kommentare
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  1. Gibt es die LifeThek noch oder ist das Konzept gescheitert? Danke für die Info

    Antworten
  2. Felix Garhammer

    Hallo,
    Ich danke Ihnene für ihre Auskunft. Es war sehr hilfreich und interesant.Bitte mehr davon!

    Antworten

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