
Mein Baby darf (fast) alles essen - selbstbestimmter Beikost-Start ohne Brei
Viele Mütter sind verunsichert, was den Wechsel ihres Babys von Mutter- oder Ersatz-Milch zu fester Nahrung angeht. Wann soll man damit beginnen? Was darf das Kind gleich zu Anfang probieren? Womit sollte man warten? Was darf es auf keinen Fall zu früh essen, weil sonst Unverträglichkeiten und Allergien drohen? Hilfestellung geben zahlreiche Sachbücher und Internetseiten. Bei fast allen führt der Weg zum Essen am Familientisch anhand eines starren Plans vom feinpürierten Brei, über das stückige Mousse hin zur Alltagskost.
Nicht wenige Babys machen da nicht mit. Sie verweigern den Brei oder signalisieren deutlich, dass sie lieber das essen möchten, was die Großen zu genießen scheinen. Kein Grund zu verzweifeln, denn es gibt ein alternatives Beikost-Konzept, das komplett ohne Brei auskommt und die Neugier und Selbstbestimmung des Kindes in den Mittelpunkt stellt.
Baby-led Weaning
Seit einigen Jahren wird diese alternative Methode der Kleinkind-Ernährung, auch “Baby-led Weaning” genannt (zu Deutsch: kindgesteuerte Beikost-Einführung), als Revolution in der Babyernährung gefeiert. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine Neuentwicklung, vielmehr um eine Rückbesinnung auf ein uraltes, natürliches Prinzip. Bevor es Babybrei-Hersteller und Pürierstäbe gab, war das Essen-Lernen des Nachwuchses noch keine Wissenschaft für sich, sondern fand in den meisten Familien ganz beiläufig statt. Sobald ein Kind seine Bereitschaft zeigte, durfte es vorausgewählte Speisen mit Fingern und Mund erkunden. Essen wie die Großen lernte es auf diese Weise nebenbei.
Diesem Prinzip folgt das Konzept des Baby-led Weaning (BLW). Dabei ist es Aufgabe der Eltern, dem Kind eine geeignete Auswahl an Lebensmitteln zur Verfügung zu stellen und es dann möglichst frei auswählen und experimentieren zu lassen. Spielen und Manschen sind hier ausdrücklich erlaubt!
Der richtige Zeitpunkt
Der Start für diese Form der Beikost-Einführung sollte genau wie beim Brei-Konzept vom Kind ausgehen. Durch interessierte Blicke am Tisch oder schmatzende Geräusche beim Anblick von Essen zeigt es seine Bereitschaft zur Beschäftigung mit der ihm noch unbekannten Welt der Nahrungsmittel.
Grundsätzlich kann dein Baby von Anfang an das essen, was in deiner Familie üblicherweise auf den Tisch kommt. Für eine unkomplizierte Zubereitung findest du hier Familienkost-Rezepte für den Beikoststart und hier Kombifutter-Rezepte ab 8 Monaten.
Bei der großen Auswahl an Lebensmitteln, über die wir heutzutage verfügen, gibt es aber natürlich Produkte, die sich besonders gut für den Einstieg eignen, und solche, die weniger gut geeignet sind. Auf Einiges solltest du in den ersten Monaten komplett verzichten.
Geeignete Lebensmittel für BLW
Wenn sie mit dem Essen beginnen, haben viele Babys noch keine oder nur wenige Zähne. Aus diesem Grund bieten sich für den Anfang von Natur aus weichere Obstsorten oder vorgegartes Gemüse an:
- Reife Bananen
- Weiche Äpfel
- Erdbeeren
- Trauben (entkernt und wegen der festen Haut halbiert)
- Karotten
- Brokkoli
- Blumenkohl
Schneide das Obst und Gemüse in nicht zu kleine, gut greifbare Stückchen.
Zu Beginn, wenn es noch nicht selbständig sitzen kann, hältst du dein Kind am besten in aufrechter Position auf dem Schoß. Sollte ein Stück einmal zu tief in den Babymund geraten, besteht in der Regel kein Grund zur Sorge. Der bei Säuglingen besonders stark ausgeprägte Würgereflex bietet einen wirksamen Schutz gegen schlimmes Verschlucken. Um ganz sicher zu gehen und notfalls sofort eingreifen zu können, solltest du dein Kind aber in der ersten Zeit beim Essen immer begleiten.
Nicht geeignete Lebensmittel
Stark verarbeitete und besonders harte Lebensmittel eignen sich für die ersten Essversuche nicht. Dazu gehören beispielsweise:
- Gewürzte, gesalzene und gezuckerte Speisen
- Fertiggerichte
- Nüsse
Honig ist aufgrund der darin unter Umständen enthaltenen Bakterien, die für Erwachsene unbedenklich sind, für Säuglinge aber eine Gefahr darstellen können, im ersten Lebensjahr ebenfalls tabu.
Fazit
Baby-led Weaning bedeutet, dem Kind im Gegensatz zur klassischen, kleinschrittigen Beikosteinführung ganz bewusst eine größere Auswahl an Lebensmitteln anzubieten, aus denen es sich eine auf seinen individuellen Bedarf abgestimmte, ausgewogene Ernährung selbst zusammenstellen kann.
Das oft verpönte Spiel mit dem Essen gehört hier zum natürlichen Lernprozess mit allen Sinnen dazu, wodurch auch häufiger als beim Füttern mit Brei etwas daneben geht. Großzügige Langarm-Lätzchen wie dieses und ein ausreichender Vorrat an Küchentüchern helfen, die Arbeit zur Beseitigung der Spuren in Grenzen zu halten.
Die Grundlagen des Baby-led Weaning hat Gill Rapley, Mutter, Hebamme und Namensgeberin des Konzepts, in einem Buch zusammengefasst:
Welche Erfahrungen hast du bei deinen Kindern gemacht? Wie haben sie das Essen gelernt? Wir freuen uns auf deine Geschichte in einem Kommentar unter diesem Beitrag!
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