Fernsehen, das klug macht statt dumm – Sehenswerte Dokumentationen

Wann hast du das letzte Mal ferngesehen? Talkshows, Spielshows, Seifenopern berieseln uns von morgens bis abends, wir verfolgen das (inszenierte) Leben der Darsteller, beneiden oder belächeln (un)glückliche Millionengewinner und staunen über die größten Schnitzel, schnellsten Autos und schlechtesten Restaurants. Unser Gehirn brauchen wir dazu im Grunde nicht. Der Begriff “Zeit totschlagen” bekommt durch das Fernsehen eine ganz neue Dimension – Zeit, die unwiederbringlich verloren geht und die wir genauso gut für motivierende, inspirierende, nützliche Dinge hätten verwenden können.
Doch es gibt Ausnahmen, sehenswertes Fernsehen, das die Augen öffnet und klug statt dumm macht. Nachfolgend findest du Empfehlungen für sehenswerte Dokumentationen. Viele von ihnen beschäftigen sich mit unbequemen Themen, vor denen wir oft lieber die Augen verschließen. Doch ein genauerer Blick lohnt sich – viel Spaß beim Schmökern!
Weitere Tipps zu spannenden Dokumentationen und Netz-Videos, die man gesehen haben sollte, sind jederzeit willkommen. Bitte kommentiert sie unter dem Beitrag, die besten nehmen wir natürlich mit in die Liste auf.
Unser täglich Brot
Willkommen in der Welt der industriellen Nahrungsmittelproduktion und der High-Tech-Landwirtschaft! Zum Rhythmus von Fließbändern und riesigen Maschinen gibt der Film kommentarlos Einsicht in die Orte, an denen Nahrungsmittel in Europa produziert werden: Monumentale Räume, surreale Landschaften und bizarre Klänge – eine kühle industrielle Umgebung, die wenig Raum für Individualität lässt.
Länge: 92 Minuten
Taste the Waste
50 Prozent aller Lebensmittel werden weggeworfen: Jeder zweite Kopfsalat, jede zweite Kartoffel und jedes fünfte Brot. Das meiste davon endet im Müll, bevor es überhaupt den Verbraucher erreicht. Und fast niemand kennt das Ausmaß der Verschwendung.
Wer macht aus Essen Müll? Welche Folgen hat die globale Nahrungsmittel-Vernichtung für das Klima? Und für die Ernährung von sieben Milliarden Menschen? Der Film des foodsharing-Gründers Valentin Thurn.
Länge: 88 Minuten
Der komplette Film ist leider nicht online verfügbar, sondern nur als DVD.
Cowspiracy
Dank einer Crowdfunding-Kampagne entstand 2014 die Dokumentation von Kip Andersen und Keegan Kuhn. Die beiden Filmemacher hinterfragen, welchen Anteil die Viehwirtschaft am Klimawandel hat und weshalb das Thema von Umweltorganisationen nicht stärker thematisiert wird.
Länge: 91 Minuten
Plastik über alles – Eine Welt aus Plastik
Fluch und Segen liegen nah beieinander bei einem Stoff, der unseren Alltag bestimmt, wie kaum ein anderer: Plastik! An dem Werkstoff scheiden sich die Geister – verteufelt als Wohlstandsmüll, gelobt ob seiner großen Vielseitigkeit stellt Plastikmüll eine wachsende Gefahr für die Umwelt dar. Ist globales Umdenken vorstellbar?
Länge: Neun Teile mit je 10 Minuten
Wie du selbst deinen Verbrauch an Kunststoff im Alltag reduzieren kannst, erfährst du hier.
Plastik: Der Fluch der Meere
Schätzungen zufolge gelangen jedes Jahr sechs Millionen Tonnen Plastik in die Meere der Welt – mit steigender Tendenz. Nach Jahrzehnten leichtfertigen Umgangs mit dem vielseitigen Werkstoff sind die Ozeane zugemüllt mit den Relikten der Wegwerfgesellschaft. Die Folgen für das längst nicht vollständig erforschte Ökosystem sind nicht abzusehen. Wissenschaftler weltweit warnen vor den Konsequenzen des unbedachten Handelns. Die Dokumentation bietet einen Überblick über den Stand der Forschung und zeigt, dass jeder Einzelne Verantwortung trägt, damit es nicht zur Katastrophe kommt.
ZDF Neo
Länge: 53 Minuten
Plastic Planet
“Plastic Planet” ist der erfolgreiche Kinodokumentarfilm von Regisseur Werner Boote und zeigt, dass Kunststoffe eine globale Bedrohung für die Umwelt und die Menschen sind.
Länge: 99 Minuten
Vorschau:
Der ganze Film ist in ganzer Länge bei der Bundeszentrale für politische Bildung verfügbar, alternativ kannst du ihn preiswert online leihen oder kaufen.
Kaufen für die Müllhalde
Die Dokumentation wirft einen kritischen Blick auf die Entstehung der heutigen Konsumgesellschaft. Es wird erklärt was “geplante Obsoleszenz” ist und wie dadurch enorme (Wirtschafts-) Wachstum erst möglich wurde. Der Film zeigt gegen Ende Alternativen und Lösungswege auf, die uns hoffentlich eines Tages aus diesem Dilemma heraushelfen werden.
arte
Länge: 85 Minuten
Warum sterben die Bienen?
Seit Jahren sterben die Bienen. Weltweit, leise und unauffällig. In den vergangenen Jahren lag die Sterberate der Bienenvölker Europas bei durchschnittlich 20 Prozent. In Deutschland sogar bei bis zu 30 Prozent. Verluste in dieser Höhe seien besorgniserregend, sagen Imker wie Christoph Koch aus Oppenau im Schwarzwald, und schlagen Alarm.
SWR
Länge: 45 Minuten
Die Bio-Illusion
Ist Bio drin, wenn es draufsteht? “Die Bio-Illusion” auf Arte gibt darauf keine einfache Antwort, weil es die nicht gibt. Dafür wagt die Doku den Blick darauf, was es bedeutet, wenn aus einer Nischenbewegung eine Sache für jedermann werden soll.
arte
Länge: 90 Minuten
Nestle – Das dreckige Geschäft mit dem Wasser der 3. Welt
Wasser ist eine der wertvollsten Ressourcen der Erde. Obwohl der “blaue Planet” zu einem Großteil von Wasser bedeckt ist, sind nur 0,3% der gesamten Wassermenge trinkbar. Und der Kampf um den Besitz der weltweiten Wasserreserven hat längst begonnen. Mehrere Weltkonzerne liefern sich ein Wettrennen um die besten Trinkwasserquellen.
WDR
Länge: 45 Minuten
Virtuelles Wasser: Die versteckte Wasserverschwendung
Auch wenn wir beim Zähneputzen, Wäsche waschen oder Klo spülen sparsam damit umgehen, wir verbrauchen viel mehr Wasser, als wir denken. Denn jedes Alltagsprodukt hat einen Wasserfußabdruck, den wir nicht sehen.
BR
Länge: 29 Minuten
Sand – Die neue Umweltzeitbombe
Das Bevölkerungswachstum und die wirtschaftliche Entwicklung in den Schwellenländern sorgen weltweit für einen Bauboom. Die Folge: Der Bedarf an Sand steigt. Da sich Wüstensand nicht zur Betonherstellung eignet, hat die Bauindustrie den Meeresboden im Visier. Der Film zeigt Schauplätze des Sandabbaus rund um den Globus und geht Zusammenhängen und Hintergründen auf die Spur.
arte
Länge: 84 Minuten
Wüsten im Vormarsch
(1/2) Chinas Kampf gegen den Sand
Weltweit dehnen sich durch Klimawandel und steigenden Wasserverbrauch die Wüstenflächen aus. Aber in keinem Land vollzieht sich die Austrocknung so rasant wie in China. Inzwischen sind verschiedene Regionen bereits unbewohnbar geworden. Um die fortschreitende Versteppung und Verwüstung weiter Teile Chinas einzudämmen, hat sich die Regierung entschlossen, mit tatkräftiger Unterstützung aus der Bevölkerung Milliarden von Bäumen zu pflanzen und weite Grünflächen anzulegen.
3sat
Länge: 43 Minuten
(2/2) Europas Süden trocknet aus
Nicht nur in Afrika und Asien dehnen sich Wüstengebiete immer weiter aus, auch der Süden Europas droht auszutrocknen. Spanien ist ein akutes Beispiel für ein Ökosystem, dass durch exzessive Landwirtschaft, steigenden Wasserverbrauch und wachsende Bodenerosion bereits irreparabel geschädigt wurde. Das Gegenbeispiel ist Island: Die Insel, einst durch die massive Abholzung der Wälder in eine Steppe verwandelt, hat das Schlimmste hinter sich, und die fruchtbaren Gebiete gedeihen wieder. Doch Island hat gegenüber Spanien einen enormen Vorteil: Es gibt ausreichend Wasser.
3sat
Länge: 43 Minuten
Der streng geheime erste Atom-Gau
Fukushima und Tschernobyl sind den meisten von uns in unheilvoller Erinnerung. Doch nur wenige wissen, dass sich eine Nuklearkatastrophe von noch viel größerem Ausmaß bereits im Jahr 1957 ereignet hat, die noch bis heute andauert. Jahrzehnte nach dem Ende der UDSSR leben noch immer zwei Millionen Russen im Geheimen, in 42 streng abgeschirmten Städten aus Sowjetzeiten, sie alle sind verbunden mit dem Militärisch-Industriellen Komplex und manche produzieren bis heute Atomenergie. In einer von ihnen, in Osjorsk, kam es am 29. September 1957 zum ersten Unfall in der Geschichte der Kerntechnologie. Ein GAU, der Millionen von Menschen betrifft und zahllosen das Leben kostete, und der 30 Jahre lang vor dem Rest der Welt verheimlicht wurde.
arte
Länge: 24 Minuten
HOME
HOME ist ein freier Dokumentarfilm des französischen Fotografen und Journalisten Yann Arthus-Bertrand. Der Film vermittelt uns, wieviel an Zeit wir noch haben, die Erde vor dem Kollaps zu schützen und welche Dinge wir alle gemeinsam ändern müssten, damit dieser wundervolle Planet auch noch in vielen hundert Jahren Lebensquelle für die kommenden Generationen sein kann.
Länge: 89 Minuten
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Dabei ist es so einfach und befriedigend nachhaltig zu leben.