
Slow Coffee - Mit Pour Over Kaffee drucklos genießen
Hast du schon von slow coffee gehört? Wahrscheinlich noch nicht. Der moderne “Express”-Kaffee-Genuss ist zu einem Sinnbild unserer hektischen Gesellschaft geworden. In der Espresso-Maschine wird unter Hochdruck das koffeinhaltige Getränk produziert. Treibstoff für einen geladenen Alltag im Job, unterwegs, zu Hause.
Für Aroma im Kaffee bleibt dabei einfach keine Zeit! Wusstest du, dass Kaffee fruchtig, nussig, sahnig oder auch erdig schmecken kann? Verglichen mit anderen Zubereitungsmethoden ist der unter Hochdruck aus den Bohnen gepresste Kaffee arm an Aromastoffen. Das gilt genauso für die Zubereitung in Kapselmaschinen für daheim. Nebenbei ist Kapselkaffee nicht nur eines der teuersten Getränke der Welt, sondern produziert auch Unmengen von vermeidbarem Müll, wenn herkömmliche, statt wiederverwendbare Nachfüllkapseln verwendet werden.
Ganz anders beim slow coffee. Der Begriff steht für Zubereitungsarten, die dem Kaffee Zeit lassen, sein volles Aroma zu entfalten. Gib dir und dem Kaffee etwas Zeit, so wird Kaffeetrinken zu einer entspannenden Wohltat für Gaumen und Seele! Ein weiterer Vorteil: Die langsamen Methoden sind auch für zu Hause geeignet und produzieren viel weniger Abfall als Kapselkaffee.
In diesem Beitrag möchte ich dir meine liebste Zubereitungsart für richtig aromatischen Kaffee vorstellen, nämlich die Pour-Over-Methode. Über eine weitere, langsame Zubereitungsart, die ich in Armenien kennengelernt habe, berichte ich in diesem Beitrag.
Pour Over – einfach mal laufen lassen
Kaffee-Enthusiasten schwören auf diese langsame Zubereitungsmethode, genannt Pour Over oder Pour Over Brewing. Durch den manuellen Brühprozess (pour over bedeutet so viel wie übergießen oder überbrühen) kann jede Variable des Vorgangs ganz bewusst kontrolliert und so ein einzigartiges Kaffee-Aroma erzeugt werden. Der besondere Charakter des Kaffees kommt zum Vorschein und überzeugt die meisten Neulinge auf Anhieb.
Du denkst vielleicht: Es ist doch nur Kaffee – wo gibt es denn da Variablen? Viele Details machen den Unterschied:
- Kaffeesorte – Je nach Sorte, Anbau-Boden, Klima und Röstung erhält der Kaffee schon im Ursprungsland einzigartige Charakteristika.
- Mahlen – Beim Pour Over wird die Bohne erst direkt vor der Zubereitung gemahlen. Dies geschieht am besten von Hand, denn nur so kann der Mahlgrad fein justiert und dem Geschmack angepasst werden.
- Dosierung – 60 Gramm Kaffee pro Liter Wasser sind ein guter Anfang, die Menge lässt sich variieren für unterschiedliche Geschmacksergebnisse.
- Wasser – Als Hauptbestandteil im späteren Kaffee kommt dem Wasser eine besondere Rolle zu. Verwende frisches, weiches und gefiltertes Wasser für die volle Aromaentfaltung.
- Brühgeschwindigkeit – Je nach Brühdauer entfalten sich unterschiedliche Aromen im Kaffee, deshalb wird das Wasser langsam von Hand über den gemahlenen Kaffee gegossen.
- Filter – Je dünner das verwendete Filterpapier, desto weniger Papierrückstände gelangen in den Kaffee und desto mehr Aromen kommen hindurch.
- Verwendetes Zubehör – Unterschiedliche Filterpapier-Halter, auch Dripper genannt, führen ebenfalls zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Was wird benötigt:
- Kaffeemühle, z.B. diese manuelle Kaffeemühle aus Edelstahl mit stufenlosem Keramik-Mahlwerk
- Kaffeefilterhalter, z.B. einen Zero-Waste-Kaffeefilter aus Edelstahl
- Filterpapier
- Wasserkessel zum langsamen und genauen Gießen, Profis verwenden so einen, für den Anfang tut es auch eine einfache Kanne
- Und natürlich eine hochwertige Kaffeebohne deiner Wahl
Pour Over – der Ablauf
Am Anfang steht das Abwiegen und Mahlen des Kaffees. Einsteiger beginnen mit etwa 60 Gramm pro Liter, das sind ca. 24 Gramm Kaffee für 400 ml Wasser. Du kannst die Menge variieren, um die unterschiedlichen Ergebnisse zu testen. Das Mahlen ist Teil des Genusses und geschieht am besten von Hand. Im Ergebnis sollte der Kaffee eine feinkörnige Konsistenz haben, etwa wie Kristallzucker.
Das verwendete Wasser soll heiß sein, aber nicht mehr kochen. Setze den Papierfilter in den Filter-Halter (Dripper) ein und stelle die Servierkanne unter. Befeuchte den Filter rundum gleichmäßig mit Wasser, dadurch verliert er seinen Eigengeschmack. Gleichzeitig werden lose Papierfasern entfernt und die Kanne wird vorgewärmt. Schüttte das aufgefangene Wasser weg.
Jetzt kann es los gehen: Gemahlenen Kaffee in den Filter geben und langsam mit etwas Wasser übergießen. Beginne mit einer kleinen Menge Wasser, gerade so viel, dass der Kaffee sich vollsaugt, er “blüht auf” und entfaltet sich. Gieße das Wasser dabei immer über den Kaffee, und nicht auf den Filter.
Nach 20-30 Sekunden wird der Brühvorgang fortgesetzt, gieße dazu das Wasser langsam und gleichmäßig über den Kaffee. Nicht zu viel auf einmal, damit der Kaffee nicht übermäßig darin schwimmt. Achte auf ein gleichbleibendes Wasserniveau im Filter. Nach zweieinhalb bis drei Minuten ist der Brühvorgang abgeschlossen.
Probiere es einmal aus – du wirst den Unterschied zu normalem Filterkaffee, Espresso oder Kapselkaffee sofort schmecken!
Viel Spaß beim Zubereiten und Genießen!
Hast du den Pour Over probiert? Mit welchem Kaffee, Zubehör und welcher Vorgehensweise erreichst du das für dich beste Aroma?