Nutzloses MHD: Aussehen, Geruch, Geschmack sagen viel mehr aus!

Das Mindesthaltbarkeitsdatum taugt nicht um zu ermitteln, ob Lebensmittel noch essbar sind. Mit diesen Tipps kannst du die Haltbarkeit selbst erkennen und verlängern.

Bei der Frage, ob ein Lebensmittel noch essbar ist, orientieren sich viele Menschen am Mindesthaltbarkeitsdatum, das auf der Packung angegeben ist. Wenn es erreicht ist, landen Milch, Joghurt und Co. allzu oft ungeöffnet in der Tonne statt auf dem Teller, obwohl sie fast immer bedenkenlos verzehrt werden könnten. Durchschnittlich 80 Kilogramm Lebensmittel wirft jeder von uns pro Jahr weg. Eine beachtliche Menge, die nach einer Studie der Universität Stuttgart mindestens zur Hälfte vermeidbar wäre.

In diesem Beitrag erfährst du, was es mit dem Mindesthaltbarkeits- und dem Verbrauchsdatum auf sich hat und wie du mit wenig Aufwand dazu beitragen kannst, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.

Herstellerangaben zur Haltbarkeit richtig deuten

Zum Schutz der Verbraucher schreibt die Lebensmittel-Kennzeichnungs-Verordnung für die meisten Produkte die Angabe eines Mindesthaltbarkeitsdatums (kurz MHD) bzw. eines Verbrauchsdatums vor. Was den meisten nicht bewusst ist: Beide Angaben unterscheiden sich ganz erheblich voneinander, sowohl in rechtlicher Hinsicht als auch mit Blick auf die Verwendbarkeit der Nahrungsmittel nach Ablauf der Frist.

Mindestens haltbar bis – aber nicht sofort tödlich ab

Beim Mindesthaltbarkeitsdatum müsste die Betonung eigentlich auf “Mindest” liegen, denn diese Angabe bezieht sich auf den Zeitpunkt, bis zu dem der Hersteller garantiert, dass ein Produkt bei angemessener Lagerung seine spezifischen Eigenschaften behält. Diese Garantie beinhaltet den Geschmack ebenso wie die Zusammensetzung der Nährstoffe oder die Verwendbarkeit – etwa in Bezug auf die Triebkraft von Hefe.

Über die Festlegung des MHDs entscheidet allein der Hersteller. Um Haftungsansprüche zu vermeiden, gehen viele Erzeuger im Zweifel auf Nummer sicher und setzen das Datum besonders früh an. Supermärkte dürfen Produkte mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum zwar weiter verkaufen, sofern sie noch in einem einwandfreien Zustand sind. Die meisten sortieren die Waren aber sogar kurz vor Ablauf aus.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum taugt nicht um zu ermitteln, ob Lebensmittel noch essbar sind. Mit diesen Tipps kannst du die Haltbarkeit selbst erkennen und verlängern.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum eignet sich deshalb nur sehr eingeschränkt als Grundlage um festzustellen, ob ein Lebensmittel noch genießbar ist oder nicht. Das belegt auch ein von Greenpeace durchgeführter Langzeittest. Bis auf einen vegetarischen Brotaufstrich waren sämtliche getesteten Produkte (u.a. Wurst, Eier, Käse und Räucher-Tofu) auch zwei Wochen nach Ablauf des MHD noch in einem einwandfreien Zustand, einige sogar noch nach mehreren Monaten!

Das Mindesthaltbarkeitsdatum taugt nicht um zu ermitteln, ob Lebensmittel noch essbar sind. Mit diesen Tipps kannst du die Haltbarkeit selbst erkennen und verlängern.

Auch viele Gewürze sind noch lange nach Ablauf des MHD verwendbar und selbst, wenn sie ihr Aroma verloren haben, kann man sie noch vielfältig nutzen, statt sie wegzuwerfen.

Tipp: Initiativen wie SirPlus retten Waren, die wegen eines abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatums im konventionellen Handel aussortiert werden, vor der Tonne und verkaufen sie günstig weiter.

Verbrauchsdatum – nach Ablauf entsorgen

Anders als beim Mindesthaltbarkeitsdatum dürfen Lebensmittel, die mit einem Verbrauchsdatum gekennzeichnet sind, nach dessen Ablauf nicht mehr verkauft werden. Die Angabe eines Verbrauchsdatums ist gesetzlich für besonders leicht verderbliche Waren vorgeschrieben, die die Gesundheit gefährden können. Klassische Beispiele sind rohe Fleischprodukte wie Hackfleisch oder auch bereits geschnittene Salatmischungen in der Tüte. Weil diese Produkte einen idealen Nährboden für Keime bilden, empfiehlt es sich, das Verbrauchsdatums wörtlich zu nehmen und sie vor dessen Ablauf zu verbrauchen.

Tipp: Statt mit vorgeschnittenem Salat jede Menge Verpackungsmüll zu produzieren und ein potenzielles Gesundheitsrisiko einzugehen, kannst du frischen Salat im Glas leicht selber machen – sogar auf Vorrat.

Verfalldatum – nur bei Medizinprodukten

Umgangssprachlich wird im Zusammenhang mit Lebensmitteln gern vom Verfallsdatum gesprochen. Tatsächlich gibt es ein Verfalldatum lediglich im Zusammenhang mit medizinischen Produkten – in der Regel angegeben durch den Aufdruck “Verwendbar bis:”. Es legt fest, bis wann ein Medikament verwendet werden kann bzw. im geschlossenen Zustand haltbar ist. Bei Hustensaft oder Augentropfen, die oft mehrmals verabreicht werden, ist zusätzlich angegeben, wie lange das Medikament nach dem Öffnen der Packung noch verwendbar ist.

Wann sind Lebensmittel nicht mehr genießbar?

Statt den Ablauf der Haltbarkeit strenger auszulegen als vom Gesetzgeber vorgesehen, empfiehlt es sich, wieder mehr auf die eigenen Sinne zu vertrauen. Denn in vielen Fällen lässt sich relativ leicht feststellen, ob ein Lebensmittel noch genießbar ist oder nicht.

Optischer Eindruck

Häufig lassen sich verdorbene Lebensmittel schon an der Verpackung erkennen, zum Beispiel an einem aufgeblähten Milchkarton. Auch die Produkte selbst verändern ihr Aussehen. Klare Flüssigkeiten werden trüb, oder die Struktur der Oberfläche wandelt sich, und es bildet sich ein schmieriger Film. Manche Verderbnis verursachenden Bakterien geben Farbstoffe ab, so dass sich blaugrüne, bräunliche oder rötliche Verfärbungen bilden. Und auch die feinen Härchen, die sich bei Schimmelbefall bilden, sind kaum zu übersehen.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum taugt nicht um zu ermitteln, ob Lebensmittel noch essbar sind. Mit diesen Tipps kannst du die Haltbarkeit selbst erkennen und verlängern.

Geruch

Bei der Zersetzung von Lebensmitteln entstehen oft unangenehme Gerüche. Deshalb ist es sinnvoll, Produkte, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, einem Geruchstest zu unterziehen. Wenn ein säuerlicher oder muffiger Duft von ihnen ausgeht, solltest du sie besser nicht mehr verzehren.

Konsistenz

Auch die Konsistenz gibt Auskunft über den Zustand eines Lebensmittels. Wenn sich eine homogene Masse in einzelne Bestandteile auflöst, wie es zum Beispiel bei ausflockender Milch erkennbar ist, hat bereits ein Verderbnisprozess eingesetzt.

Wenn sich ein Lebensmittel in Hinblick auf die oben genannten Eigenschaften nicht verändert hat, kannst du zu guter Letzt noch einen Geschmackstest wagen. Dabei ist es ratsam, nur eine sehr geringe Menge zu probieren und den Bissen bei auffälligem Geschmack sofort auszuspucken. Bei leicht verderblichen Produkten mit Verbrauchsdatum empfiehlt es sich, auf den Geschmackstest zu verzichten, denn sie können auch ohne sichtbare Veränderungen oder auffällige Gerüche mit gesundheitsgefährdenden Keimen belastet sein.

4 Tipps gegen Lebensmittelverschwendung

Neben einer falschen Interpretation des Mindesthaltbarkeitsdatums tragen eine ganze Reihe weiterer Faktoren dazu bei, dass wir viele Nahrungsmittel unnötig wegwerfen. Mit den folgenden Tipps kannst du die Lebensmittelverschwendung verringern. Als schöner Nebeneffekt des bewussteren Umgangs mit allem Essbarem entlasten viele der Maßnahmen auch noch deinen Geldbeutel.

1. Essens- und Einkaufsplanung

Eine Hauptursache dafür, dass Lebensmittel verderben, liegt in unserer Überflussgesellschaft. Wenn alles in schier unendlichen Mengen immer und überall verfügbar ist, kann man leicht den Überblick verlieren. Mit einem wöchentlichen Einkaufs- und Essensplan kaufst du nur so viel ein, wie du zeitnah verbrauchen kannst.

Gesünder und stressfreier Leben mit einem Wochenspeiseplan für die ganze Familie. Mit dieser Anleitung gelingt das Erstellen und die Einführung garantiert!

2. Resteverwertung

Wenn doch mal etwas übrig bleibt oder möglichst schnell verarbeitet werden muss, sorgen passende Rezepte dafür, dass das trocken gewordene Brot noch zu einem leckeren Gericht verarbeitet werden kann, statt im Abfall zu landen. Auch Gemüsereste sind viel zu wertvoll für die Tonne. Und ein nicht gebrauchtes Eiweiß eignet sich nicht nur zum Verzehr, sondern kann sogar als Zutat für selbst gemachte Naturkosmetik verwertet werden.

Ärgerst du dich über Essensreste? Egal ob Fleich, Fisch oder Gemüse - wegwerfen musst du sie nicht. Hier erfährst du wie du daraus leckere Fonds zauberst!

3. Aufbewahrung und Hygiene

Wenn du zu Hause gern über einen (kleinen) Lebensmittelvorrat verfügst, kannst du mit der richtigen Aufbewahrung die Haltbarkeit vieler Produkte verlängern. Es empfiehlt sich, bei frischen Waren die Kühlkette möglichst nicht zu unterbrechen und sie im Kühlschrank im passenden Bereich zu lagern. Auch Obst und Gemüse halten bei richtiger Lagerung erheblich länger.

Wenn in deinem Kühlschrank Lebensmittel verderben, dann nutzt du ihn womöglich falsch. Hier erfährst du, wie du den Überblick behältst, was wohin gehört und welche Lebensmittel besser draußen bleiben.

Die regelmäßige Reinigung von Arbeitsplatten und anderen Küchenoberflächen sorgt dafür, dass sich Keime gar nicht erst ausbreiten können. Dabei kannst du auf aggressive Chemie getrost verzichten, denn einfache Hausmittel wie Essig oder Natron sind ebenso wirksam.

4. Lebensmittel haltbar machen

Wenn du doch einmal zu viel eingekauft hast oder die Ernte im eigenen Garten besonders üppig ausgefallen ist, helfen zahlreiche Methoden zur Konservierung von Gemüse, Obst und Kräutern dabei, die gesunden Schätze vor dem Verderb zu bewahren.

In einem anderen Beitrag stellen wir verschiedene Apps gegen Lebensverschwendung vor.

In unserem Buch findest du viele Rezepte zur Resteverwertung, die helfen, Lebensmittel vor der Tonne zu retten:

Wirf mich nicht weg – Das Lebensmittelsparbuch: Mehr als 333 nachhaltige Rezepte und Ideen gegen Lebensmittelverschwendung

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Kennst du noch andere Tipps, um Nahrungsmittelverschwendung zu reduzieren? Wir freuen uns auf deine Erfahrungen in einem Kommentar!

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3 Kommentare

  1. MHD ist bei mir nicht wirklich wichtig, wenn ich einkaufe – manchmal kaufe ich sogar gerade die Lebensmittel, die schon einen roten Aufkleber haben, da sie vergünstigt angeboten werden wegen (fast) erreichtem MHD. Das sind dann meistens die Sachen, die ich gerade brauche – also sind sie auch sofort “vernichtet” :) Bei Fleisch sollte man schon aufs Datum achten, wenn man genau weiß, dass man es erst später benötigt. Sowas kaufe ich erst dann, wenn Fleisch etc. bei mir aufm Speiseplan stehen.
    Früher bin ich immer 1x die Woche groß einkaufen gewesen, aber seit ein paar Jahren bringt es mir und meiner Family mehr, wenn ich 2-3x pro Woche einkaufe – gerade bei Salat etc.
    Meine Tochter habe ich mittlerweile auch schon darauf “getrimmt”, dass das MHD nur ein Datum ist, wo der Hersteller garantiert, es aber durchaus länger haltbar ist und wenn man dann z.B. Joghurt hat, welches schon vor 2,5 Monaten abgelaufen ist (hatte ich schon des öfteren), dann immer erst die Sichtprobe (Deckel/Verpackung aufgedunsen), dann die Riechprobe und dann die Geschmacksprobe. Sollte eines der 3 Kriterien nicht mehr stimmen, direkt in den Mülleimer damit. Und bisher klappt das auch bei ihr ganz gut und sie muss mich nicht immer fragen …

  2. Ach so, zum Thema Resteverwertung: da macht es Spaß, kreativ zu sein! Heute gibts z. B. Buletten mit dem übriggebliebenen Buchweizengrieß. Den kann man sehr gut als Ersatz für das Brötchen _und_ Ei(!) verwenden, da er so schön klebt. Normalerweise nehme ich statt des Brötchens gerne Haferflocken.

  3. Wichtiger Artikel! Leider ist es z. B. bei Netto (der mit dem Hund) üblich, dass die Kasse abgelaufene Artikel automatisch sperrt. Davor konnte man gut verbilligte Lebensmittel “überm MHD” kaufen. Es ist durchaus unterschiedlich, wie lange sich Lebensmittel nach Ablauf MHD noch halten: Joghurt z. B. im Kühlschrank 3 Monate, Tomatenmark einige Jahre! Ich hab 1980 rumänisches Tomatenmark aus der Dose von 1960 gegessen! Natürlich sollte man nach Öffnen kontrollieren, ob die Dose innen korrodiert ist. Wenn ja – wegwerfen, ohne Wenn und Aber! Metallsalze sind nich immer gut für den Körper ;)

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