Wer Kräuter selbst anbaut oder gern Wildkräuter sammelt, kann das aromatische Grün oft gar nicht so schnell aufbrauchen, wie es nachwächst. Um möglichst viel davon zu nutzen, lohnt es sich, auf unterschiedliche Konservierungsmethoden für frische Kräuter zurückzugreifen. Besonders einfach lassen sich damit Kräuteröle selber machen, um die Wirkstoffe und Aromen der Kräuter später vielseitig verwenden zu können.
Selbst gemachte Kräuteröle sind eine besonders einfache und effektive Methode, Kräuter zu konservieren. Denn hochwertige pflanzliche Öle eignen sich hervorragend, um die Aromen und ätherischen Öle der Kräuter aufzunehmen und für viele Wochen zu bewahren. So brauchst du auch nach der Saison nicht auf den köstlichen Geschmack von Basilikum, Thymian und Co. zu verzichten.
Grundrezept für Kräuteröl
Je nach Geschmack und Experimentierfreude sind die Variationsmöglichkeiten bei der Zubereitung der Kräuteröle praktisch endlos. Grundsätzlich werden folgende Zutaten und Utensilien benötigt:
- hochwertiges Basisöl – zum Beispiel kalt gepresstes Olivenöl oder ein geschmacksneutrales Öl wie Rapsöl oder Sonnenblumenöl
- Glasflasche oder Schraubglas zum Abfüllen – es empfiehlt sich, eine Flasche mit weitem Hals zu verwenden, damit du die Kräuter nach der Ziehzeit problemlos wieder entfernen kannst. Um Verunreinigungen des Öls zu vermeiden, solltest du die Gläser vorab sterilisieren. Am besten geeignet sind Braunglasflaschen, weil lichtempfindliche Öle darin besser geschützt sind. Alternativ schützen auch selbst gemachte Glasschoner den Inhalt vor Licht.
- frische Kräuter deiner Wahl – neben Küchenkräutern kannst du auch gesammelte Wildkräuter verwenden.
- optional weitere Gewürze wie zum Beispiel Knoblauch, Chili, Pfefferkörner, unbehandelte Zitronen- und Orangenschalen
- optional kleinere Flaschen zum portionsweisen Abfüllen des fertigen Kräuteröls
- Sieb oder Kaffee-Dauerfilter um das Öl zu filtern
Wichtiger Hinweis: Um Schimmelbildung und Gärungsprozesse zu vermeiden, solltest du alle schadhaften Stellen von Kräutern und anderen Zutaten vorab entfernen und keine nassen Kräuter verwenden. Weitere Tipps, um das Risiko für Verderbnis, insbesondere für die Bildung ungesunder Botulinum-Toxine (Botulismus) zu reduzieren, findest du am Ende des Beitrags.
So wird das Kräuteröl angesetzt:
- Kräuter ernten (bevorzugt an einem sonnigen späten Vormittag, wenn der Tau bereits abgetrocknet ist), vorsichtig säubern, aber möglichst nicht waschen. Kräuter mit hohem Wassergehalt antrocknen lassen, um ihren Wassergehalt zu reduzieren und eine längere Haltbarkeit zu ermöglichen.
- Die Kräuter locker in die Flasche schichten und mit Öl übergießen. Die Kräuter sollten während der gesamten Ziehzeit komplett mit Öl bedeckt sein. Je mehr Kräuter du verwendest, desto intensiver wird das Öl.
- Die Flasche luftdicht verschließen. An einem dunklen, kühlen Ort für ein bis vier Wochen ziehen lassen, je nach Zutaten und gewünschter Geschmacksintensität. Ab und zu kurz aufschütteln, um Schimmelbildung vorzubeugen.
Zwar können die Kräuter für ein besonders intensives Aroma nach der Ziehzeit im Öl belassen werden, jedoch ist auch die Gefahr größer, dass das Öl verdirbt. Auch wenn die schöne Optik darunter leidet, empfiehlt es sich deshalb, das fertige Öl zugunsten einer längeren Haltbarkeit durchzusieben. Wenn eher grobe Zutaten verwendet werden, reicht dafür ein einfaches Haarsieb aus.
Wenn du besonders feine Zutaten verwendet hast oder sich Pflanzenteile während der Lagerung zersetzt haben, kann es notwendig sein, das Öl durch ein feines Tuch, einen Teefilter oder einen Nussmilchbeutel zu filtrieren. Selbst gemachtes Kräuteröl aus frischen Kräutern wird am besten, genau wie herkömmliche Pflanzenöle, kühl und dunkel gelagert und zeitnah verbraucht (siehe auch den Abschnitt zu Botulismus weiter unten).
Je nachdem, welche Kräuter du verwendest, eignet sich das fertige Kräuteröl zum Beispiel, um Salate zu verfeinern und Fleisch zu marinieren oder einfach nur als würziger Dip für frisch gebackenes Brot. In kleine dekorative Flaschen abgefüllt, entsteht mit wenig Aufwand ein ganz besonderes Geschenk aus der Küche.
Möchtest du am liebsten gleich dein erstes Kräuteröl selbst herstellen? Dann lass dich von den folgenden Rezeptideen inspirieren!
Kräuteröl mit Kräutern der Provence
Die Gewürzmischung “Kräuter der Provence” wird in vielen Küchen regelmäßig genutzt. Die dafür typischen Kräuter verleihen Gemüse-Suppen, Salaten oder Grillgut das gewisse Etwas. Um das Kräuteröl anzusetzen, benötigst du folgende Zutaten:
- 1-2 Stängel Rosmarin
- 1-2 Stängel Bohnenkraut
- 1-2 Stängel Oregano
- 1 Stängel Thymian
- optional Majoran, Basilikum und Lavendel
- 750 ml Olivenöl
Alle Kräuter in eine saubere Glasflasche geben und mit dem Öl übergießen. Die Kräuter müssen vollständig mit Öl bedeckt sein. Die Mischung für zwei bis drei Wochen an einem dunklen, kühlen Ort stehen lassen. Anschließend durch ein feines Sieb gießen und in Flaschen abfüllen.
Tipp: Reines selbst gemachtes Rosmarinöl schmeckt nicht nur köstlich, zum Beispiel zu Kartoffeln; es hilft auch bei der Verdauung von Speisen und kann, äußerlich angewendet, die Haut desinfizieren und besser durchbluten.
Knoblauch-Öl
Knoblauch-Öl eignet sich hervorragend, um Fisch und Fleisch zu marinieren, verleiht aber auch Salaten und Gemüsegerichten eine besondere Note. Pizza und Pasta kannst du damit ebenfalls verfeinern. Für einen halben Liter Knoblauch-Öl benötigst du lediglich:
- 8 geschälte, fein gehackte Knoblauchzehen
- 500 ml Olivenöl
- optional weitere Gewürze, zum Beispiel Rosmarin, Thymian, Basilikum, Chili
Einfach die gehackten Knoblauchzehen in eine saubere Glasflasche geben, das Öl und die Gewürze hinzufügen. Die Mischung drei bis vier Wochen lang ziehen lassen. Das fertige Öl durchsieben und abfüllen.
Hinweis: Um die selbst gemachten Kräuteröle vor Botulinum-Toxinen zu schützen, ist es sinnvoll, den Knoblauch vor dem Einlegen zu braten (siehe auch den Abschnitt zu Botulismus weiter unten).
Zitrus-Thymian-Öl
Dieses aromatisch-frische Öl kannst du zum Beispiel für Salatdressings und Dips verwenden. Auch zu Fischgerichten passt es sehr gut. Für einen halben Liter Zitrus-Thymian-Öl brauchst du folgende Zutaten:
- 500 ml Oliven- oder Sonnenblumenöl
- 6-8 Zweige Thymian – alternativ kannst du auch Rosmarin verwenden
- 1 Bio-Zitrone
Und so gehst du vor:
- Zitrone waschen und gut abtrocknen.
- Die Schale mit einem Sparschäler in dünnen Streifen abschälen – dabei möglichst wenig von der inneren weißen Schale mit abschneiden, sie macht das Öl bitter.
- Thymian und Zitronenschale in ein sauberes Glas geben und mit dem Öl übergießen. Auch hier sollten wieder alle Zutaten gut mit Öl bedeckt sein.
Für ein bis zwei Wochen an einem dunklen, kühlen Ort ziehen lassen. Fertiges Öl abseihen und innerhalb von vier Wochen aufbrauchen.
Selbst gemachte Kräuteröle und die Botulismus-Gefahr
Das Kräuteröl steht zu warm und wird nicht zügig aufgebraucht: In diesen und ähnlichen Situationen kann es dazu kommen, dass sich ungesunde Botulinum-Toxine bilden. Sie werden in sauerstofffreier Umgebung (hier verursacht durch das Öl) vom Erreger Clostridium botulinum gebildet, der in geringsten Mengen auf allen Lebensmitteln zu finden ist.
An Botulismus erkranken zwar nur sehr wenige Menschen, dennoch hier ein paar Tipps, wie man vorbeugen kann, damit der Genuss selbst gemachter Kräuteröle nicht durch eventuelle gesundheitsschädlichen Folgen geschmälert wird.
Um weitmöglichst zu verhindern, dass sich schädliche Botulinum-Toxine bilden, empfehlen sich folgende Vorsichtsmaßnahmen bei der Zubereitung und Lagerung der Kräuteröle, die auch miteinander kombiniert werden können:
- Kräuteröle, die mit frischen Kräutern zubereitet werden, bei Temperaturen von 3 bis 8 °C lagern, denn je geringer die Temperatur ist, desto weniger Toxine können entstehen. Das Lebensmittel zügig verbrauchen.
- Falls man unsicher ist, das Öl vor dem Verzehr durch Braten oder Kochen auf über 100 °C erhitzen, damit eventuell entstandene Botulinum-Toxine zerstört werden.
- Je weniger Wasser im Lebensmittel enthalten ist, desto geringer ist die Chance, dass Botulinum-Toxine entstehen. Es empfiehlt sich deshalb, Kräuter und andere wasserhaltige Zutaten trockenzutupfen und vor dem Einlegen etwas antrocknen zu lassen, um ihren Wassergehalt weiter zu reduzieren. So wird die Entwicklung der Botulinum-Toxine gehemmt.
- Am sichersten ist es, wenn die Kräuter vor dem Einlegen vollständig durchgetrocknet sind.
- Stark wasserhaltige Zutaten wie Knoblauch, aber auch beispielsweise Chili für Chiliöl vor dem Einlegen am besten in Öl braten (bei über 120 °C), damit vorhandene Botulinum-Sporen deaktiviert werden, die unter Luftabschluss Botulinum-Toxine produzieren könnten.
Hast du ein Lieblingsrezept für selbst gemachtes Kräuteröl? Dann freuen wir uns auf einen Kommentar von dir!
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