
Nachhaltiges Notfallpaket: Checkliste für einen 14-Tage-Vorrat
Naturkatastrophe, Stromausfall, … Viele Szenarien sind denkbar, in denen die öffentliche Versorgung mindestens kurzzeitig nicht mehr gesichert ist und du plötzlich auf einen eigenen Vorrat an Lebensmitteln angewiesen bist. Sicher sind solche Fälle eher die Ausnahme, aber falls der Lebensmitteleinkauf doch einmal schwierig sein sollte, möchtest du bestimmt nicht mit einer leeren Speisekammer dastehen.
Anstatt auf teure, eingeschweißte und meist mit bedenklichen Zusatzstoffen versehene Fertig-Notfallpakete zurückzugreifen, die im Zweifel auch noch alle paar Jahre ausgetauscht werden müssten, kannst du einen sinnvollen, nachhaltigen Katastrophenvorrat auch einfach selbst anlegen. Welche Lebensmittel sich dafür in welchen Mengen eignen, erfährst du hier.
Zudem findest du weiter unten grundlegende Tipps, wie du deinen Notfallvorrat vor dem Verderb schützt und immer vollständig hältst.
Checkliste: Das gehört in die Notfallvorratskammer
Eine erwachsene Person mit einem durchschnittlichen Energiebedarf benötigt im Prinzip für 14 Tage folgende Lebensmittel:
- 28 L Getränke (hauptsächlich Wasser, aber auch Tee und Fruchtsäfte)
- 3,9 kg Getreideprodukte
- 6,6 kg Gemüse (Lagergemüse und Eingekochtes)
- 3,4 kg Obst (Frischobst, Trockenobst und Eingekochtes)
- 0,2 kg Nüsse und Keimsaaten
- 0,5 kg Fette, Öle und Gewürze
- 3,7 kg Milchprodukte (H-Milch und Hartkäse oder vegane Milch– und Käsealternativen)
- 1,6 kg Fisch- und Fleischkonserven (optional)
- 10 Eier oder pflanzliche Ei-Alternativen
Mit dem praktischen Vorratskalkulator des BMEL kannst du die Mengen auch für einen Mehr-Personen-Haushalt oder eine andere Vorratsdauer berechnen.
Dauervorrat oder “schlauer Vorrat”?
Jetzt könnte man natürlich all diese Lebensmittel einmal kaufen und ins Regal stellen. Spätestens nach einem halben Jahr wird aber ein Teil bereits verdorben sein. Darum ist es viel sinnvoller, einen schlauen Vorrat anzulegen, der komplett in den regelmäßigen Lebensmittelbedarf integriert wird! So “rotieren” die einzelnen Lebensmittel immer durch den Vorrat, werden regelmäßig verbraucht und wieder erneuert, sodass im Bedarfsfall auch tatsächlich alles zur Verfügung steht.
Tipps dazu, wie sich das am besten bewerkstelligen und in den Haushaltsplan integrieren lässt, findest du weiter unten in diesem Beitrag. Die passenden Rezepte lassen sich übersichtlich in einem Essensplan für eine Woche sammeln und immer wieder verwenden.
Die Lebensmittelgruppen und ihre Abwandlungen
Die einzelnen Lebensmittelgruppen der obenstehenden Liste kannst du ganz nach deinen eigenen Essgewohnheiten ausfüllen. Wichtig ist nur, dass du eine Zeit von 14 Tagen komplett ohne Einkaufen überstehst. Bei abweichenden Ernährungsformen können einzelne Bestandteile auch durch andere ersetzt werden. So ist beispielsweise auch eine vegane Vorratshaltung möglich, in der anstatt Milch- und Fleischprodukten mehr proteinreiche pflanzliche Lebensmittel enthalten sind.
1. Getränke
Wesentlicher Bestandteil eines guten Notfallvorrats ist genügend Flüssigkeit. Ausreichend zu trinken ist wichtig, aber auch Wasser zur Zubereitung der Speisen kann unter Umständen benötigt werden, wenn keines mehr aus der Leitung kommt. Deswegen wird pro Person zu dem Mindestbedarf an Getränken von 1,5 Litern pro Tag auch noch eine Menge von 0,5 Litern für Kochwasser hinzugerechnet. 28 Liter Wasser kannst du zum Beispiel bequem in Glasflaschen vorrätig halten und – damit in deinem Vorrat auch das Wasser nicht schlecht wird – im Alltag gleichmäßig aufbrauchen und wieder auffüllen (Stichwort: dynamische Vorratshaltung)
Ganz besonders bewährt hat sich der Tipp, die Badewanne mit Leitungswasser volllaufen zu lassen, wenn sich abzeichnet, dass die öffentliche Wasserversorgung gefährdet sein könnte. Als zusätzliche Sicherheit ist auch die Anschaffung eines Wasserfilters zur Entkeimung von gesammeltem Regenwasser eine Überlegung wert.
Tipp: Die Regenwassernutzung in Haus und Garten ist nicht nur in Notsituationen eine effizienten Sache, sondern spart jeden Tag Geld und Trinkwasser.
Auch im Notfall soll das Trinken aber nicht langweilig werden, und deshalb sind ein paar Flaschen frisch eingekochter Apfelsaft oder eine Reihe ausgewählter Lieblingsbeerensirups eine sinnvolle Ergänzung.
2. Getreideprodukte
Weißer Reis und Nudeln sind als verarbeitete Lebensmittel zwar für den Vorrat zu empfehlen, weil sie nahezu unendlich haltbar sind. Besonders viele wertvolle Vitalstoffe enthalten sie jedoch nicht. Dagegen ist Getreide in seiner unverarbeiteten Form, das immerhin gut ein Jahr lang lagerbar ist, deutlich empfehlenswerter. Im Alltag kannst du saftige Körner wie Dinkel, Weizen und Hafer selbst zu Mehl verarbeiten, oder du bereitest sie als Reisalternative zu. Sollte der Strom im Notfall ausfallen, lässt sich aus den Körnern immer noch ein leckerer Frischkornbrei zubereiten, indem die Körner eine Weile in Wasser eingeweicht und zu eingemachtem Obst serviert werden.
Um Selbstgebackenes länger haltbar zu machen, kannst du Brot im Glas backen. Auch gut getrocknetes Essener Brot oder selbst gemachte Brotchips sind deutlich länger haltbar als Frischbrot.
3. Gemüse
Es gibt zahlreiche Varianten, Gemüse zu konservieren, und auch im Handel sind die verschiedensten Gemüsesorten im Glas oder in der Dose erhältlich. Wenn du aber sowieso schon vieles selbst einlegst, trocknest oder fermentierst, lohnt es sich, diesen Vorrat auch für deinen Notfallvorrat zu verwenden. Zusätzliches Einkochen kann die Gläser noch länger haltbar machen.
Zusätzlich zu etwa fünf Kilogramm konserviertem Gemüse pro Person lohnt es sich, etwa 1,6 Kilogramm lagerbare Gemüsesorten wie Karotten, Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch frisch in deinen 14-Tage-Vorrat zu integrieren. Zur Aufbewahrung ideal ist ein kühler aber frostfreier Platz im Keller oder im Treppenhaus.
4. Obst
Sowohl bei Obst als auch Gemüse ist die richtige Lagerung wichtig, damit du etwa ein Kilogramm frisches Obst vorrätig halten kannst. Äpfel, Birnen, Bananen und Zitrusfrüchte sind gut lagerfähig. Der Rest besteht am besten aus 2,4 Kilogramm eingekochtem Obst und Trockenfrüchten.
Beachte aber, dass sich mit dem Verzehr von Trockenfrüchten der Flüssigkeitsbedarf erhöht. Beeren oder Apfelscheiben lassen sich auch gut selbst trocknen.
5. Nüsse und Keimsaaten
Nüsse sind ohne weitere Vorkehrungen sehr gut und lange haltbar und deshalb besonders geeignet für den Notfallvorrat. Mindestens 200 Gramm sind pro Person für 14 Tage empfehlenswert. Ein Keimsaaten-Mix in deiner Vorratskammer macht sich besonders bezahlt, da du mit einer eigenen Sprossenzucht auch in schlechten Zeiten für frische Vitamine direkt von der Fensterbank sorgen kannst.
6. Milchprodukte
Besonders lange haltbar und deshalb für deinen Notfallvorrat geeignet sind H-Milch und Hartkäse. Wenn du deinen Vorrat lieber nur mit rein pflanzlichen Lebensmitteln bestücken möchtest, bietet sich neben haltbaren Pflanzendrinks ein Ersatz der 3,7 Kilogramm Milchprodukte durch Nüsse, Hülsenfrüchte und besonders calciumhaltige Lebensmitteln an.
Aus vorrätigem Getreide könntest du zudem im Mixer jederzeit frische Dinkel– oder Hafermilch machen.
7. Fisch, Fleisch und Eier
Wenn du auf Fleisch und Fisch nicht verzichten möchtest und beides nicht gerade als Tiefkühlkost vorrätig hast (siehe dazu die Tipps weiter unten), dann eignen sich für den Vorrat in Öl eingelegte Konserven oder Trockenfleisch. Als veganer Ersatz für 2,1 Kilogramm Fisch, Fleisch und Eier bieten sich Hülsenfrüchte, Getreide, Omega-3-haltige Lebensmittel, wie zum Beispiel Leinsamen, oder besonders eiweißhaltige Lebensmittel wie ungekühlt haltbarer Tofu an.
Tipp: Gerade im Notfall brauchst du Eierschalen nicht wegzuwerfen, sondern kannst sie zu einem äußerst calciumhaltigen Nahrungsergänzungspulver zermahlen.
8. Fette und Öle
Für die Energieversorgung und die Zubereitung verschiedenster Speisen unbedingt wichtig sind Öle und Fette, die du in Form von Margarine, Butter oder Pflanzenölen vorrätig haben kannst. Etwa 500 Milliliter reichen als Notfallvorrat aus und sind in den meisten gut sortierten Küchen ohnehin schon vorhanden. Hier reicht es, verstärkt darauf zu achten, dass immer eine Reserve-Ölflasche im Schrank steht.
9. Sonstiges
Gern vergessen, aber gerade in schwierigen Zeiten besonders wichtig, sind die Lebensmittel, die einfach nur schmecken! Besondere Vorlieben wie das Kaffeetrinken (Kennst du schon die regionalen Alternativen zu Kaffee?) oder eine extra Würze in der Suppe durch selbst gemachte Würzpaste können leicht berücksichtigt werden. Selbst die eine oder andere Süßigkeit (zum Beispiel in Form von kandiertem Ingwer) kann Gold wert sein.
Tipp: Getrocknete Kräuter zur Herstellung von Tees lassen sich gut lagern und ergänzen mit ihren zahlreichen Heilwirkungen gleich noch die Hausapotheke, die zu einem guten Notfallvorrat auf jeden Fall dazugehört.
Grundlegende Tipps für den Notfallvorrat
Egal für welche Lebensmittel du dich letztendlich entscheidest, wichtig für deinen eigenen Notfallvorrat sind die folgenden Tipps:
- Im Vergleich zu eingeschweißten, teuren Fertig-Notfallpaketen ist der selbst angelegte Vorrat mitunter nicht jahrzehntelang haltbar. Was dir trotzdem weiterhilft, ist ein dynamischer Vorrat. Darin wird alles, was du gern isst und auch regelmäßig verbrauchst, stetig wieder mit frisch eingekochten oder gekauften Produkten aufgefüllt, sodass immer eine ausreichende Menge vorhanden ist. Oberste Regel dabei: Neue Vorräte kommen hinten ins Regal!
- Was der dynamische Vorrat fast schon von selbst erklärt: Bei der Auswahl der Lebensmittel für deinen Notfallvorrat sind geschmackliche Experimente eher nicht empfehlenswert. Lagere am besten nur das ein, was du gern isst und regelmäßig auf deinem Speiseplan stehen hast!
- Bevorzugte Lebensmittel für deinen Vorrat sind die, die auch ohne Kühlung haltbar sind, falls der Strom und somit der Kühlschrank ausfällt, und auch kalt genießbar sind. Möchtest du auch ohne Strom kochen können, kann die Anschaffung eines Campingkochers sinnvoll sein. Dann unbedingt auch an die Kartuschen und Streichhölzer denken!
- Als Vorratskost eignet sich in kleinen Mengen auch Tiefkühlware. Sie hat den Vorteil, vitalstoffreicher als Eingekochtes zu sein. Im Falle eines Stromausfalls aber unbedingt als Erstes aufbrauchen!
Wenn du dich für weitergehende Vorkehrungen für den persönlichen Katastrophenschutz interessierst, können dir vielleicht die Infobroschüren des BBK weiterhelfen.
Was kommt in deinen ganz persönlichen Notfallvorrat und darf auf keinen Fall fehlen? Schreib es unten in die Kommentare!
Dieses und andere aktuell relevante Themen findest du auch in unserem Buch:
Wie sich Lebensmittel einfach und schmackhaft haltbar machen lassen, erfährst du in diesem Buch:
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