
Insektenhotel richtig bauen - nicht nur Deko, sondern Hilfe für Nützlinge
Mit einem Insektenhotel kannst du Nützlingen im Garten und auf dem Balkon eine Nisthilfe bieten, und so Wildbienen und anderen Nützlingen helfen, um den Kreislauf der Natur zu unterstützen. Damit die Brutstätte von den potentiellen Gästen auch angenommen wird, müssen allerdings einige Voraussetzungen stimmen.
Den Bedürfnissen der Insekten werden viele im Handel erhältliche Behausungen aber kaum gerecht. Sie haben einen eher dekorativen Charakter und sind als Nisthilfe oft ungeeignet. Zudem ist ein ganzes “Hotel” im Prinzip gar nicht notwendig. Ein “Insektenbungalow”, also eine einzelne, richtig ausgeführte Nisthilfe, reicht schon aus, um mehr nützlichen Insekten ein Zuhause zu bieten.
Mit einem günstig selbst gebauten Insektenbungalow oder -hotel kannst du allen Bedürfnissen entgegenkommen. Für den Bau gibt es viele Variationsmöglichkeiten, zum Beispiel was Länge und Durchmesser der Brutröhren betrifft – fast genau so viele, wie es Insekten gibt. Und natürlich darf die Behausung trotz aller Vorgaben auch hübsch aussehen! Wie du sinnvolle Unterkünfte von der einfachen Single-Hütte bis hin zum Luxushotel für viele verschiedene Gäste baust, erfährst du in diesem Beitrag.
Insektenhotel bauen: Was muss beachtet werden?
Im Unterschied zu staatenbildenden Honigbienen, die ihre eigene Wabenstruktur als Brutplatz in Hohlräumen bauen, benötigen Wildbienen (Solitärbienen) in der Regel nur eine winzige röhrenartige Öffnung zum Brüten. Egal, ob du dich für eine einfache, schnell gebaute Unterkunft oder ein kunstvoll gestaltetes Hotel entscheidest, einige “Bauvorschriften” gelten für alle Behausungen:
- Empfehlenswert ist ein Durchmesser der Brutröhren zwischen zwei und zehn Millimetern. (Am häufigsten werden Röhren zwischen drei und sechs Millimetern bezogen.)
- Die Länge der Röhren sollte mindestens die zehnfache Länge des Durchmessers aufweisen. Eine Röhre mit fünf Millimetern Durchmesser darf also fünf Zentimeter oder länger sein.
- Ein Abstand zwischen in Holz gebohrten Röhren von ein bis zwei Zentimetern ist empfehlenswert.
- Hohle Stängel, Schilf und Bambus werden gern von hungrigen Vögeln herausgezogen und geplündert, daher werden sie am besten am hinteren Ende festgeklebt oder von der Vorderseite mit Kaninchendraht gesichert.
- Bevorzugte Materialien sind Holz, mit Sand gemischter Lehm, Ton(ziegel) sowie hohle Pflanzenstängel.
- Nur waagerechte Röhren werden zum Brüten angenommen. Einzige Ausnahme bilden trockene, markgefüllte Stängel, zum Beispiel von Holunder oder Sommerflieder, die von bestimmten Wildbienen bevorzugt und selbst “ausgeräumt” werden. Sie werden senkrecht aufgestellt oder -gehängt.
- Brutröhren, deren hintere Enden offen sind oder Löcher und Risse aufweisen, werden von den Insekten meist verschmäht. Bohrungen in Holz sollten daher am besten von der Rindenseite im rechten Winkel zur Maserung erfolgen und das Holz nur an- und nicht durchgebohrt werden. Hohle Stängel werden am besten mit der Laubsäge statt mit der Gartenschere gekürzt, damit die Halme nicht zerdrückt werden und Längsrisse entstehen. Die hinteren Enden werden verschlossen.
- Nadelholz und Weichholz, zum Beispiel von Weide oder Pappel, ist als Bauholz wenig geeignet, da es beim Bohren leicht ausfranst. Die Holzfasern stellen sich bei Feuchtigkeit leicht auf und können die Insekten leicht verletzen. Nadelholz neigt außerdem zum Verharzen. Holz von Obst- und Nussbäumen, Buche, Eiche oder Esche ist dagegen gut geeignet.
- Die Eingänge aller Brutröhren werden mit Sandpapier geglättet, um besonders einladend zu sein.
- Es empfiehlt sich, das Hotel trocken und am besten sonnig aufzustellen. Wenn kein regengeschützter Ort zu finden ist, kann das Häuschen selbst mit einem Dach aus Dachpappe oder Zinkblech ausgestattet werden.
Die folgenden Bestandteile sind zwar in handelsüblichen Insektenhotels häufig zu finden, sind jedoch als Brutmöglichkeit für die meisten Bienenarten nutzlos und dienen höchstens anderen Nützlingen als Unterschlupf. Auf diese “Bauabschnitte” kannst du deshalb auch verzichten:
- Brutröhren aus Glas oder Plexiglas. Es wäre zwar zu schön, die Insekten in der Kinderstube beobachten zu können. Doch leider ist bei diesen nicht atmungsaktiven Materialien die Gefahr groß, dass die Brut schimmelt.
- Stroh. Wer Wildbienen helfen will, sollte kein Stroh im selben Insektenhotel verbauen. Es dient zwar Ohrenkneifern als Unterschlupf, diese sind aber als Pollenräuber bekannt und sollten daher weit weg von der Bienenpension untergebracht werden.
- Reisig und Kiefernzapfen sind für Wildbienen ebenso wertlos, kommen aber als Unterschlupf für andere Nützlinge in Frage.
- Leere Schneckenhäuser sind in einem Insektenhotel ebenfalls fehl am Platze, da sie die für die hier brütenden Wildbienenarten nicht geeignet sind.
Beginne am besten mit dem Hotelbau bereits im Frühling, damit auch solche Arten, die sehr früh im Jahr Nester bauen, ein Plätzchen finden.
Einfache Behausungen für einzelne Arten
Die einfachsten “Insektenhütten” sind schnell aus wenigen Hilfsmitteln gebaut, sodass auch Kinder mithelfen können. Sie dienen vor allem verschiedenen Wildbienen und nützlichen Wespenarten als Nistplatz und anderen Nützlingen als Unterschlupf. Wenn die Gäste eingezogen sind, ist es für Groß und Klein höchst interessant, sie zu beobachten.
Stammabschnitt mit Bohrungen
Besonders schnell lässt sich aus einem Brennholzscheit eine Kinderstube für Wildbienen und Wespen anlegen. Verwende dafür am besten einen Scheit mit Rinde und bohre mit einer Bohrmaschine und unterschiedlich großen Bohrern von der Rindenseite aus Löcher in das Holz. Ob du die Löcher zufällig platzierst oder ein Muster anlegst, bleibt dir überlassen.
Auch eine Baum- oder Astscheibe kannst du auf diese Weise in eine Behausung verwandeln. Da bei Löchern, die von der Stirnseite aus in das Holz gebohrt werden, schneller Risse entstehen, ist es jedoch wichtig, auf besonders gut durchgetrocknetes Holz zurückzugreifen.
Das Holzstück kann mit einem eingeschraubten Haken an einer Hauswand oder einem Pfosten befestigt oder einfach aufgestellt werden.
Schilf, hohle Stängel, Bambus
Hohle Zweige und Halme können in einen kleinen Pflanztopf gesteckt und waagerecht an einer Wand befestigt werden. Dafür ein Bündel der hohlen Halme, das so dick ist wie der Boden des Topfes, ein bis zwei Zentimeter kürzer schneiden, als der Topf hoch ist, und mit einem Stück Schnur zusammenbinden. Die Halme am Boden des Tongefäßes mit ungiftigem Bastelkleber befestigen. Die Füllung stabilisieren, indem du die Hohlräume des nach oben breiter werdenden Töpfchens mit weiteren, kürzeren Stängeln ausfüllst und ebenfalls mit einem Klecks Kleber befestigst. Die Schilfhütte kann dank des Lochs im Boden mit einem Haken an einer Hauswand oder einem Zaun aufgehängt werden.
Auch eine vielseitig wiederverwendbare Konservendose kann entsprechend bestückt und mit einem Band aufgehängt werden.
Markhaltige Stängel von Holunder, Sommerflieder, Himbeere und Brombeere können einzeln oder gebündelt senkrecht aufgehängt oder -gestellt werden. Bestimmte Arten nutzen diese “Rohbauten” gern, um selbst Brutröhren in das Mark zu graben. Da die Zweige nur einmal zum Brüten bezogen werden, kannst du sie nach der Saison entsorgen. Ob sie als Kinderstube angenommen wurden, erkennst du daran, dass die oberen Enden verschlossen sind.
Lehm, Lochziegel, Porenbeton
Eine Mischung aus Lehm oder Ton mit etwa der fünffachen Menge Sand ist ebenfalls geeignet, um Brutstätten für Insekten herzustellen. Die trockene Mischung soll zerbröseln, wenn sie mit dem Fingernagel bearbeitet wird, daher ist es am besten, ein wenig der Mischung trocknen zu lassen und eine “Nagelprobe” zu machen.
Lochziegel, Weinlagersteine oder große Tonröhren bilden ein geeignetes Grundgerüst für eine Lehmbehausung. Die einzelnen Löcher der Steine werden dafür mit der Lehm-Sand-Mischung gefüllt und mit einem Schaschlikspieß, einer Stricknadel, einem Bleistift oder ähnlichen Werkzeugen durchlöchert. Jedes Loch zunächst bis zur Rückseite durchstoßen, um zu verhindern, dass es beim Herausziehen des Werkzeugs durch den Unterdruck wieder in sich zusammenfällt. Von der Rückseite können die Löcher nachträglich verschlossen werden.
Strangfalzziegel, mit denen Dächer gedeckt werden, sind mit Röhren mit geeignetem Durchmesser durchzogen, deren Enden nur noch mit etwas Lehm verschlossen werden müssen. Spezielle Bienensteine können ohne weitere Anpassungen für die Brut verwendet werden.
Porenbetonsteine lassen sich ebenfalls durchlöchern und zu Insektenunterkünften umgestalten. Die Bearbeitung ist sogar noch einfacher als bei Holz. Allerdings ist es besonders wichtig, dass eine Unterkunft aus Porenbeton vor Regen und Feuchtigkeit geschützt aufgestellt wird.
Stroh, Reisig und Kiefernzapfen
Für Wildbienen und -wespen sind mit Zapfen & Co. gefüllte Hohlräume zwar uninteressant, dafür bieten sie zahlreichen anderen Nützlingen im Garten Unterschlupf. Um diesen Krabblern zu helfen, kannst du einen separaten Tontopf oder einen kleinen Eimer mit Holzwolle oder Stroh füllen und das Gefäß kopfüber an einer Wand, dem Ast eines Baumes, an einem Stab oder Pfosten aufhängen. Ein idealer Wohnort für Ohrenkneifer!
Nützlinge wie Florfliegen und Marienkäfer freuen sich über einen Unterschlupf aus Reisig und Kiefernzapfen, mit denen ein Tontopf oder eine alte Obstkiste möbliert werden kann. Um lose Materialien am Herausfallen zu hindern, kannst du sie festkleben oder von der Vorderseite mit Kaninchendraht befestigen.
Hotel für verschiedene Bewohner
Mit der Kombination unterschiedlicher Nistmaterialien in mehreren Fächern kannst du ein wahres Luxushotel gestalten. Die Hohlräume eines Weinlagersteins oder eines Lochziegels können nach Lust und Laune unterschiedlich befüllt werden. Eine Obstkiste lässt sich mit dem Holz einer zweiten Kiste in mehrere Fächer unterteilen, so dass auch hier verschiedene Brutmöglichkeiten eingebaut werden können. Eine alte Holzschublade, ein ausgedientes CD-Regal oder ein Setzkasten – deiner Fantasie für die Formgebung sind keine Grenzen gesetzt. Im Sinne deiner Gäste ist es allerdings ratsam, Materialien zu verwenden, die unbelastet von Schadstoffen sind.
Tipp: Um Insekten optimale Lebensbedingungen zu schaffen, kannst du ihnen nicht nur Unterkunft, sondern auch Nahrung bieten. Ein natürlich gestalteter Garten oder Balkon, ist mit bienenfreundlichen Blumen und weiterem Baumaterial ein wahres Paradies für Insekten. Sogar auf einem kleinen Balkon kannst du den Bienen helfen mit einem Mini-Bienengarten.
Eine Anleitung für den Bau eines Insektenhotels und viele weitere kreativen Geschenkideen findest du auch in unserem Buch:
Mehr Ideen für einen naturnahen Garten gibt es auch in unserem Gartenratgeber:
Wie sieht dein Traumhaus für Insekten aus? Wir freuen uns über Ideen und Anregungen in einem Kommentar!
Diese Themen könnten dich ebenfalls interessieren:
- Warum du diesen Herbst eine Wildblumenwiese anlegen solltest
- 8 Anwendungen für Kaffeesatz im Garten – bitte nicht wegwerfen!
- Befolge diese Tipps – und Mücken machen einen Bogen um dein Heim
- Plastikmüll adé: Wiederverwendbare “Frischhaltefolie” selber nähen