Hast du schon einmal von einem Flaschengarten gehört? In einem Glasgefäß wachsen Pflanzen, die teilweise jahrelang ohne Pflege auskommen – noch besser als pflegeleichte Zimmerpflanzen für Leute ohne grünen Daumen!
Bei einem solchen Garten hinter Glas handelt es sich im Idealfall um ein geschlossenes Ökosystem, in dem alles, was die Pflanzen brauchen, wieder zu ihnen zurückkommt. Wasser, das die Pflanzen aufnehmen und wieder verdunsten, kondensiert an der Glasinnenseite und tropft zurück auf den Boden. Herabfallende Blätter oder Pflanzenteile werden durch Kleinstlebewesen zersetzt und liefern neue Nährstoffe. Der Kreislauf der Natur findet im Mini-Format statt – faszinierend und lehrreich nicht nur für Kinder. Mit selbst gesammelten heimischen Pflanzen und einem großen Bügelglas oder Schraubglas lässt sich ein Flaschengarten sogar völlig kostenlos zusammenstellen.
So legst du einen ewigen Flaschengarten an
Damit der natürliche Kreislauf in deinem Flaschengarten in Gang kommt und möglichst stabil bleibt, ist es ratsam, einige Voraussetzungen zu erfüllen. Dafür benötigst du Folgendes:
- ein mindestens zwei bis drei Liter fassendes oder noch größeres, dicht schließendes Gefäß aus Klarglas, z.B. ein Bügelglas
- je nach Wunsch und Größe des Gefäßes eine oder mehrere geeignete Pflänzchen
- eine Handvoll kleine Kiesel oder Pflanzgranulat mit einer Körnung von unter einem Zentimeter als Drainage
- Erde, am besten vom Wuchsort der Pflanzen
- optional: dekorative Elemente wie einen größeren Stein, ein Stück Rinde oder einen kleinen Ast, die frei von Schimmel sind
- Trichter, lange Pinzette oder Zange, langen Löffel oder Stab als Hilfsmittel zum Einrichten des Gartens
So wird’s gemacht:
1. Gefäß und Steine mit kochendem Wasser desinfizieren. Die Steine dafür in einen Stoffbeutel oder ein Sieb geben, damit sie nicht im Abfluss verschwinden.
2. Kies/Steine oder Pflanzgranulat etwa zwei Zentimeter hoch in das Glas füllen. Wenn der Hals des Gefäßes zu eng ist, um mit der Hand hineinzukommen, einen Trichter verwenden oder die Steine vorsichtig in das schräg gestellte Glas hineingleiten lassen.
3. Eine etwa doppelt so dicke Schicht Erde darübergeben. Kleine Mulden ausheben und die Pflanzen hineinsetzen, eventuell mit Hilfe von Stab und Zange oder Pinzette. Den kleinen Erdballen der Pflanzen vom Wuchsort mit in die Flasche geben. Dabei nach Möglichkeit das Glasinnere nicht verunreinigen. Erde und Pflanzen gut andrücken, damit sie sicher stehen. Moosstücke als letzte Schicht auf die Oberfläche legen.
4. Auf Wunsch mit Steinen, Ästchen etc. eine dekorative “Landschaft” formen. Feinarbeiten werden durch eine Pinzette erleichtert.
5. Flaschengarten gießen. Dabei gleichzeitig Verschmutzungen von der Glasinnenwand wegspülen. Das Substrat sollte feucht sein, die Wurzeln der Pflanzen aber nicht im Wasser stehen. Ist der Flaschengarten zu nass, für einige Tage offen stehen lassen, bis überschüssiges Wasser verdunstet ist.
6. Deckel verschließen und an einen hellen aber keinesfalls sonnigen Ort stellen.
Es empfiehlt sich, die kleine Pflanzengesellschaft in den folgenden Tagen genau zu beobachten. Wenn das Glasinnere am Morgen beschlagen ist, im Laufe des Tages jedoch trocken, hast du die Wassermenge richtig bemessen. Wenn den ganzen Tag über Wasser an der Innenwand kondensiert, den Deckel am besten noch einige Tage geöffnet lassen, damit Feuchtigkeit verdunstet. Ist gar kein Tau zu sehen, kann noch etwas gegossen werden, da es für die meisten Pflanzenarten zu trocken ist.
Tipp: Um das Glasinnere frei von Algenbewuchs zu halten, kannst du eine Reinigungsvorrichtung aus zwei starken (Neodym-)Magneten und einem dünnen Filzgleiter oder Schwämmchen bauen. Dafür den Filzgleiter auf einen Magneten kleben, im Glas positionieren und von außen mit einem weiteren Magneten befestigen. Je nach Glasdicke sind allerdings stärkere Magneten erforderlich. Durch vorsichtiges Bewegen des äußeren Magneten lässt sich der Schwamm zum Fensterputzen im Inneren bewegen, ohne die Flasche zu öffnen. Bei Nichtgebrauch an einer unauffälligen Stelle “parken”.
Geeignete Pflanzen und Bedingungen für einen immerwährenden Garten
Nicht alle Pflanzen sind für einen Flaschengarten geeignet. Damit der Garten hinter Glas möglichst lange ohne Pflege gedeiht, benötigst du:
- Pflanzenarten, die langsam wachsen und klein bleiben
- Robuste Pflanzen, die Feuchtigkeit und Nährstoffarmut gut vertragen
- Exemplare, die frei von Krankheiten und Schädlingen sind
- Pflanzen mit ähnlichen Ansprüchen, wenn du verschiedene Arten in deinem Flaschengarten unterbringen möchtest
- Sorten, die ohne direktes Sonnenlicht auskommen, beispielsweise solche, die am Waldboden wachsen
Flaschengarten mit heimischen Pflanzen
Bei einem Waldspaziergang kannst du Pflanzen und Materialien für deinen Flaschengarten finden. Tauglich sind beispielsweise kleine Farne, Heidekrautgewächse wie Heidelbeere, Preiselbeere, Moosbeere und Erika sowie Walderdbeeren. Mit Einschränkungen geeignet ist der robuste und anpassungsfähige Efeu, der aber mitunter zu schnell wächst. Eine Bepflanzung der Erdoberfläche mit Torfmoos oder anderen Moosen ist empfehlenswert, da sie Wasser besonders gut speichern und für ein ausgeglichenes Klima im Glas sorgen.
Grabe die Pflanzen am besten mit reichlich Erde aus, so dass du deinen Flaschengarten mit dem für die Pflanze gewohnten Substrat einrichten kannst. Eventuell befindet sich auf der Erdoberfläche schon etwas Moos, sodass du keins zusätzlich pflanzen musst. Außerdem ist meist schon eine ausgewogene Mischung an Kleinstlebewesen im Erdreich vorhanden, die die Zersetzung der abgestorbenen Pflanzenteile übernehmen.
Heimische Pflanzen benötigen in der Regel kältere Wintertemperaturen. Ein kühles Schlafzimmer oder ein unbeheizter Wintergarten ist für die dunklen Monate passend. Ein Standort im Freien eignet sich dagegen nicht, da der Boden bei Frost schnell durchfriert und die Pflanzen sterben könnten.
Hinweis: Ein rücksichtsvoller Umgang mit der Natur ist wichtig, und es ist nicht ratsam, oft sogar verboten, im Wald einfach etwas auszugraben. Sammle am besten nur auf solchen (Wald-)Grundstücken Pflanzen, bei denen du den Eigentümer um Erlaubnis bitten kannst. Denke daran, keine geschützten Pflanzen zu pflücken oder auszugraben! Es ist außerdem empfehlenswert, nur einzelne, kleine Pflänzchen zu entnehmen und möglichst keine Schäden an anderen Pflanzen oder dem Boden zu verursachen. Oft kannst du auch in schattigen Bereichen eines Gartens fündig werden.
Flaschengarten mit Zimmerpflanzen
Die größten Chancen auf “Wartungsfreiheit” hat ein Flaschengarten, der mit feuchtigkeitsliebenden tropischen Zimmerpflanzen angelegt wird. Ein solcher Flaschengarten kann ganzjährig in einem warmen Zimmer an einem hellen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung stehen, zum Beispiel an einem Nordfenster.
Geeignet sind viele Zwergformen bekannter Zimmerpflanzen wie zum Beispiel Begonie, Bubikopf, Judenbart, Kalmus, Kletterfeige, Mosaikpflanze, Pellionie und Usambaraveilchen sowie tropische Farne und Moose.
Auch wärme- und trockenheitsbedürftige Bromelien, Kakteen und andere Sukkulenten können in einem Flaschengarten gedeihen, da sie sehr langsam wachsen und kaum Nährstoffe benötigen. Allerdings ist es es bei diesen Pflanzen für das richtige Klima am besten, hin und wieder zu lüften und einige Male im Jahr sehr sparsam zu gießen. Düngen ist nicht notwendig.
Natürlich kannst du auch mit anderen Pflanzenarten in einem Flaschengarten experimentieren. Exemplare mit unterschiedlichen Wasseransprüchen sollten jedoch nicht zusammen in ein Gefäß gepflanzt werden.
Hinweis: Ein Flaschengarten ist ein empfindliches System, das durch Störungen aus dem Gleichgewicht geraten kann. Die Auswahl geeigneter Pflanzen, ein zweckmäßiges Gefäß sowie ein passender Standort erhöhen die Chancen auf Erfolg, aber eine Garantie dafür gibt es nicht. Wenn die Pflanzengemeinschaft instabil oder kränklich wirkt, kann es helfen, den Garten gelegentlich zu lüften und ganz leicht zu gießen und kranke Blätter oder einzelne Pflanzen zu entfernen. Ein Misserfolg muss nicht daran liegen, dass du etwas falsch gemacht hast, sondern kann zum Beispiel durch Schimmel oder Schädlinge verursacht worden sein. Lass dich nicht entmutigen und versuche es noch einmal!
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