Im Frühjahr freuen sich nicht nur Menschen über die zunehmende Sonne, wärmere Temperaturen und längere Tage. Auch unsere vierbeinigen Haustiere genießen es, endlich wieder durchs Gebüsch jagen zu können und im hohen Gras zu schnüffeln.
Allerdings beginnt spätestens im März auch wieder die Zeckensaison, die uns aufgrund milder Winter und besser Lebensbedinungen von Jahr zu Jahr mehr der milbenartigen Krabbler beschert. Die kleinen Blutsauger sind nach dem Winter besonders ausgehungert und warten auf leichte Beute.
Statt giftiger Insektizide gibt es aber auch einige natürliche Hilfsmittel und Tricks, mit denen du deinen Hund auf natürliche Weise schützen kannst.
Zecken als Krankheitsüberträger
Zecken können auf Mensch und Hund Krankheitserreger übertragen, die schwere Erkrankungen auslösen. Neben der Borreliose, die insbesondere die Gelenke angreift und Bewegungsstörungen auslöst, sind die Anaplasmose (Schädigung der weißen Blutzellen und damit verbundene Schwächung des Immunsystems) sowie die Babesiose (Schädigung der roten Blutkörperchen und daraus folgende Blutarmut) für den Vierbeiner besonders gefährlich. Die beim Menschen bekannte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die insbesondere neurologische Symptome auslöst, ist beim Hund deutlich seltener, kann aber ebenfalls auftreten.
Zeckenabwehr-Produkte und ihre Nachteile
Für Herrchen und Frauchen ist es unangenehm genug, wenn der Hund Zecken mit ins Haus bringt, die sich dann irgendwann vollgesaugt fallen lassen und über den Boden krabbeln. Richtig gefährlich wird es aber, wenn die Zecke nicht den Hund sticht, sondern sich stattdessen dem Menschen zuwendet.
Um sich selbst und ihr Haustier zu schützen, greifen deshalb viele Hundebesitzer zu chemischen Anti-Zecken-Mitteln. Diese sind als sogenanntes Spot-on, also als Mittel zum Auftropfen auf die Haut des Hundes, als Halsband oder zur innerlichen Anwendung in Form von Tabletten verfügbar. Ihre Hauptwirkstoffe sind Insektizide, die umweltgefährlich sowie gesundheitsschädlich wirken können. Zu den bekannten Nebenwirkungen zählen Beeinträchtigungen wie Bewegungs- oder Gleichgewichtsstörungen, aber auch Lähmungserscheinungen.
Insbesondere wenn kleinere Kinder im Haushalt leben oder ein enger Kontakt zum Hund besteht, sollten diese Mittel mit Vorsicht angewendet werden, um eine Übertragung des Wirkstoffes auf den Menschen zu vermeiden. Mit etwa 40 Euro für maximal sechs Anwendungen schlagen die Mittel auch finanziell kräftig zu Buche.
Natürliche Zeckenabwehr – der andere Schutz
Neben den chemischen Präparaten gibt es verschiedene natürliche Mittel, denen eine zeckenabwehrende Wirkung zugesprochen wird, und das ganz ohne unangenehme Nebenwirkungen für den Vierbeiner. Hier gilt: Nicht jedes Mittel wirkt bei jedem Hund gleich und man findet am besten durch Ausprobieren heraus, welche Methode für den eigenen Hund am geeignetsten ist. Ein Versuch lohnt sich!
1. Kokosöl
Kokosöl enthält in naturreiner Form bis zu 60 % Laurinsäure, die auf Zecken abschreckend wirkt. Es hält Zecken zwar nicht mit absoluter Sicherheit fern, führt aber dazu, dass sich die Krabbler eher wieder fallen lassen, um sich ein gefälligeres Opfer zu suchen. In Tests wurden bereits bei einer zehnprozentigen Laurinsäure-Lösung etwa 80 % der Versuchs-Zecken erfolgreich vertrieben.
Das Kokosöl wird auf die besonders gefährdeten Stellen (Ohren, Nacken und Hals sowie Beine und Bauch) aufgetragen. Am besten trägst du das Öl kurz vor dem Spaziergang auf, damit dein Hund es nicht komplett ablecken kann. Abhängig von der Größe des Tieres reicht eine erbsen- bis walnussgroße Portion. In der Anfangsphase sollte der Hund mehrfach täglich eingerieben werden, nach etwa zwei bis drei Wochen kann die Häufigkeit reduziert werden.
Auch wenn es sich hier um eine natürliche Lösung handelt, ist dennoch zu beachten, dass Kokosöl einen sehr intensiven Geruch hat, der von Hunden um ein Vielfaches stärker wahrgenommen wird. Du solltest deinen Hund also sehr genau beobachten und abwägen, ob dieses Mittel für ihn die richtige Wahl ist.
2. Schwarzkümmelöl
Als Mittel zur Steigerung der Immunabwehr oder zur Verdauungsförderung ist Schwarzkümmelöl schon lange bekannt. Durch Zufall wurde seine zeckenabwehrende Wirkung erkannt. Der Geruch des pflanzlichen Wirkstoffs Thymoquinon behagt Zecken, aber auch Flöhen, Mücken und Motten nicht.
Für einen Hund mit 20 kg Körpergewicht werden täglich etwa sechs Tropfen Schwarzkümmelöl empfohlen. Das Öl kann einfach über das Futter oder über Leckerlis gegeben werden, damit der Eigengeschmack nicht so sehr auffällt.
Beachte jedoch, dass das Schwarzkümmelöl nicht unumstritten ist, denn es wird vermutet, dass es in höheren Dosen auch leberschädigend wirkt. Um dieses Risiko von Anfang auszuschließen, kann das Öl auch auf das Fell aufgetragen werden, entweder pur oder auch mit Kokosöl gemischt.
3. Halsband mit effektiven Mikroorganismen
„EM“ steht für effektive Mikroorganismen – ein Sammelbegriff für eine Vielzahl natürlich vorkommender aerober oder anaerober Mikroorganismen, die für verschiedenste Anwendungen gezielt gezüchtet werden. Auch Hefe- und Milchsäurebakterien fallen unter diese Bezeichnung. Effektive Mikroorganismen kommen in der Lebensmittelverarbeitung zum Einsatz, finden wegen ihres vielfältigen Potenzials aber auch immer mehr Anklang als natürliches Reinigungs- und Düngemittel. Auch im Bokashi-Komposter werden die Mikroorganismen verwendet.
Bei Zecken sollen EM eine abwehrende Wirkung erzielen, die man sich durch spezielle Halsbänder zu Nutze machen kann. Du kannst sie online erwerben oder mit ebenfalls im Internet erhältlichen EM-Pipes ein Zeckenschutz-Halsband selbst herstellen.
Für einen wirksamen Zeckenschutz sollten mindestens acht EM-Pipes zum Einsatz kommen und dein Hund sollte das Halsband während der Zeckensaison möglichst ausgiebig tragen. Etwa alle zwei Wochen empfiehlt es sich, die Pipes mit Wasser zu reinigen und anschließend in der Sonne zu trocknen.
Momentan liegen noch keine aussagekräftigen Studien über die Wirkung von effektiven Mikroorganismen vor. Allerdings gibt es zahlreiche positive Berichte, die die Wirksamkeit bestätigen.
4. Bernstein-Halsbänder
Bei Bernstein handelt es sich um fossiles Baumharz, das aus Nadelhölzern ausgetreten und im Laufe von Jahrmillionen versteinert ist. Auch diesem Material wird eine zeckenabwehrende Wirkung nachgesagt, die im Wesentlichen durch eine statische Aufladung des Hundefells entstehen soll. Aber auch der für Menschen oftmals nicht mehr wahrnehmbare Geruch des feinen Abriebs trägt dazu bei, dass sich Zecken vom Hund fernhalten.
Der Bernstein wird, genauso wie die EM-Pipes, zu einem Halsband verarbeitet und sollte möglichst häufig vom Hund getragen werden. Auch hier gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die die Wirkung be- oder widerlegen. Viele Hundebesitzer schwören darauf, bei anderen funktioniert die Methode gar nicht – insbesondere beim Bernstein-Halsband sollte man deshalb die Wirksamkeit beim eigenen Hund testen, zum Beispiel mit einem ausgeliehenen Halsband.
Solltest du dich für ein EM- oder Bernstein-Halsband für deinen Vierbeiner entscheiden, achte bitte darauf, dass es eine „Soll-Bruchstelle“ aufweist. Gerade bei freilaufenden Hunden sollte sich das Halsband öffnen, wenn der Hund damit hängen bleibt, um Verletzungen zu vermeiden.
Zeckenabwehr – wer die Wahl hat…
Wer sich gegen chemische Zeckenmittel entschieden hat, hat tatsächlich die Qual der Wahl. Es gibt inzwischen einige Alternativen, die zumindest frei von Nebenwirkungen sind, bei denen die Wirkung aber individuell sehr unterschiedlich sein kann und nicht garantiert ist. Um deinem Hund die möglichen Nebenwirkungen zu ersparen und die Umwelt zu schonen, sind sie einen Versuch allemal wert.
Welche natürlichen Mittel zur Zeckenabwehr hast du schon erfolgreich getestet, welche haben gar nicht funktioniert? Teile deine Ergänzungen in den Kommentaren!
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