Wildkräuter erfolgreich sammeln – auf diese Dinge solltest du achten

Wildkräuter sind lecker und gesund und man findet sie an fast jeder Ecke. Mit diesen Tipps und Grundregeln wird deine Wildkräuterwanderung zum Erfolg.

Die Natur beschenkt uns übers Jahr reichlich mit gesunden und schmackhaften Wildkräutern und Heilkräutern. Jedoch erfordert das Sammeln und Verarbeiten der grünen Vitalstofflieferanten ein bisschen Erfahrung. Die Angst Fehler zu machen oder ein essbares Kraut mit einem giftigen Doppelgänger zu verwechseln, hält so manchen davon ab, es einmal mit einer Wildkräuterwanderung zu versuchen.

In diesem Beitrag haben wir die wichtigsten Tipps zum Thema Giftigkeit, Fuchsbandwurm und allem, was man sonst noch beim Erkennen und Sammeln von Wildkräutern beachten sollte, gesammelt.

Die wichtigste Grundregel beim Sammeln von Wildkräutern

Die oberste Regel beim Ernten und Verarbeiten von Wildpflanzen lautet: Ernte nur die Pflanzen, die du wirklich kennst! Beim sicheren Bestimmen der Pflanzen hilft ein ein Bestimmungsbuch oder besser noch ein Mensch, der sich gut auskennt. Geführte Wildkräuterwanderungen sind dafür bestens geeignet, und es gibt sie in nahezu jeder Region.

Bei der Bestimmung unterwegs können auch Wildpflanzen-Webseiten, Wildpflanzen-Apps fürs Smartphone und Fachbücher helfen – wie zum Beispiel dieses:

Welche Kräuter in welchem Monat zu finden sind, erfährst du in unserem Erntekalender für Wildpflanzen.

Wildkräuter sind lecker und gesund und man findet sie an fast jeder Ecke. Mit diesen Tipps und Grundregeln wird deine Wildkräuterwanderung zum Erfolg.

Wildkräuter sicher bestimmen

Es gibt in unseren Breiten zahllose schmackhafte und heilsame Wildkräuter, die schon seit Jahrhunderten genutzt werden. Bei vielen von ihnen besteht jedoch die Gefahr einer Verwechslung mit giftigen Doppelgängern.

Wenn man sich bei der Bestimmung einer Pflanze unsicher ist, kann es hilfreich sein, verschiedene Kräuterbücher zu Rate zu ziehen. Jede Beschreibung und jedes Bild sind etwas anders und bringen mehr Klarheit bei der Bestimmung. Auch unsere Liste gängiger giftiger Pflanzen im Garten kann dir weiterhelfen.

Weiterhin ist es sinnvoll, den eigenen Fund mit Bildern und Beschreibungen im Internet abzugleichen. Nachdem man mehrere Quellen zum Vergleich herangezogen hat, kann man meist sehr sicher sagen, ob es sich um das vermutete Kraut handelt oder nicht. Wenn du dir immer noch unsicher bist, lass die Pflanze lieber stehen und beobachte, wie sie sich in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt. Wenn du sie anhand der Blätter nicht zuordnen kannst, helfen wahrscheinlich die Blüten oder Früchter weiter.

Wenn du Pflanzen lieber in Ruhe zu Hause bestimmen möchtest, empfiehlt es sich, einen oder mehrere Briefumschläge mit Sichtfenster dabei zu haben. Darin kannst du ein Blatt und gegebenenfalls eine Blüte verstauen, um später nachzuschlagen. Halte das Ergebnis am besten auf dem Briefumschlag fest.

Bei blühenden Kräutern hilft bei der Bestimmung in der Regel das kompakte Taschenbuch Was blüht denn da?. Die Kräuter sind darin zwar nicht sehr ausführlich beschrieben, aber für eine erste Idee kann es sehr hilfreich sein. Sein großer Vorteil: Es lässt sich gut mitnehmen, um unterwegs nachzuschlagen.

Essbare Wildkräuter für Anfänger

Beginne am besten mit den Kräutern, die du sicher benennen kannst. Häufig sind das der Löwenzahn, die Brennnessel, der Giersch oder das Gänseblümchen. Mit diesen Pflanzen lässt sich der Speiseplan bereits vielfältig bereichern. Auch mit den Blättern und Früchten bekannter Bäume wie Ahorn, Linde oder Birke kann man ungewöhnliche Gerichte zaubern oder verfeinern.

Füge nach und nach neue Kräuter zu deiner Sammelliste hinzu, denn das Kennenlernen braucht Zeit. Es müssen nicht immer zig verschiedene Pflanzen sein, auch einzelne Wildkräuter wirken sich positiv auf die Ernährung aus und bieten viele Verwendungsmöglichkeiten.

Tipp: Eine Wildkräuterwanderung mit Kindern bringt dem Nachwuchs die Natur auf ganz besondere Weise näher.

Verwechslungsgefahr mit giftigen Kräutern

Die meisten Kräuter unserer Wiesen und Wälder sind essbar oder nur leicht giftig. Es gibt aber auch Ausnahmen, und hier gilt es, besonders vorsichtig zu sein.

Das folgende Bestimmungsbuch legt ein besonderes Augenmerk auf essbare Wildpflanzen und typische Verwechslungsgefahren mit giftigen Pflanzen:

Mit den folgenden stark giftigen Kräutern kommen Verwechslungen häufig vor:

  • Besonders schwierig ist die Bestimmung einiger Doldenblütler, wie wilde Möhre, Wiesenkerbel, kleine Bibernelle, Wald- Engelwurz und andere. Es gibt stark giftige Pflanzen, die den essbaren Doldenblütlern teilweise sehr ähnlich sehen. Das sind der gefleckte Schierling, der Giftige Wasserschierling und die Hundspetersilie. Auch der Giersch ist ein Doldenblütler, aber seine Battform ist anders, und man erkennt ihn gut am typischen Gierschgeruch.
  • Der aromatische Bärlauch kann leicht mit den Blättern der giftigen Herbstzeitlose, die im Frühjahr auf den Wiesen stehen, mit Maiglöckchen und mit dem gefleckten Aronstab verwechselt werden. Diese Pflanzen riechen aber nicht nach Lauch oder Bärlauch und haben auch noch weitere, eindeutige Unterscheidungsmerkmale, die z.B. in dem oben genannten Buch Essbare Wildpflanzen beschrieben werden.
  • Eine weitere, sehr giftige Pflanze ist der Gelbe Eisenhut. Er kann leicht mit den Blättern des Wiesenstorchenschnabels verwechselt werden.
  • Der Beinwell kann mit dem roten Fingerhut verwechselt werden, dennoch gibt es auch bei diesem eindeutige Unterscheidungsmerkmale, mit denen man sich leicht vertraut machen kann.
  • Ackerschachtelhalm sieht nicht selten dem giftigen Sumpf-Schachtelhalm zum Verwechseln ähnlich.
  • Bei jungen Fichten besteht Verwechslungsgefahr mit der stark giftigen Europäischen Eibe.

Auf Wikipedia gibt es eine hilfreiche Liste mit Giftpflanzen und deren Beschreibung sowie Einstufung der Giftigkeit.

Wer stets aufmerksam ist und die einfachen Grundregeln beachtet, hat aber im Grunde wenig zu befürchten. Ich selbst ernte seit vielen Jahren Wildkräuter, und auch meine Kinder lieben es. Unter den vielen Bekannten, die Wildkräuter ernten und essen, habe ich noch nie von einer Vergiftung gehört.

Wenn du allerdings den Verdacht einer Vergiftung hast, kontaktiere den Giftnotruf unter 030-19240 oder 0228-19240! Beide Zentralen sind rund um die Uhr erreichbar und helfen mit kostenfreien Informationen.

Risiko Fuchsbandwurm

Die Angst vor dem Fuchsbandwurm ist weit verbreitet. Dieser Krankheitserreger ist auch nicht zu verharmlosen, denn er kann zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen.

Deshalb ist es wichtig, mögliche Risikoquellen zu kennen und richtig einzuordnen. Die Frage lautet: Wie groß ist die Gefahr? Sie ist äußerst gering, denn in ganz Deutschland gibt es nur ungefähr 20-30 Infektionen pro Jahr.

Wildkräuter sind lecker und gesund und man findet sie an fast jeder Ecke. Mit diesen Tipps und Grundregeln wird deine Wildkräuterwanderung zum Erfolg.

Dem größten Risiko sind Menschen in der Landwirtschaft ausgesetzt sowie Halter von Hunden und Katzen, die freien Auslauf in Waldnähe haben und die nicht regelmäßig entwurmt werden.

Wenn du in einer Region sammelst, in der der Fuchsbandwurm verbreitet ist, helfen die Empfehlungen der medizinischen Fakultät der Universität Würzburg weiter. Sie empfiehlt folgende Maßnahmen, um den Erreger sicher unschädlich zu machen:

  • Einfrieren bei -80 °C für wenige Tage (im normalen Haushalt nicht möglich)
  • Erhitzen über 60 °C für wenige Minuten
  • Erwärmen auf 45 °C bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 85 % für ein paar Stunden
  • Trocknen bei 25 °C bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 25 % für wenige Tage.

Weitere Tipps zum Sammeln von Kräutern

Zum Schutz der Natur sowie für eine lang anhaltende Freude an Wildkräutern solltest du einige Dinge beherzigen. Die folgende Auflistung gibt Tipps und Ratschläge, mit denen das Sammeln und Verarbeiten zum Vergnügen wird:

  • Nur die Pflanzen bzw. Pflanzenteile ernten, die auch wirklich genutzt werden.
  • Ein guter Sammler ist unsichtbar! Höchstens ein Drittel des Vorkommens in einem Bereich sammeln, so kannst du sicher sein, dass immer wieder genug Kräuter für die nächste Ernte nachwachsen können. Dies ist insbesondere bei Blüten wichtig, wie zum Beispiel den Holunderblüten. Schließlich möchten du und andere Naturliebhaber früher oder später auch noch Beeren sammeln.
  • Nicht in der Nähe stark befahrener Straßen ernten. Ein Mindestabstand von 20 Metern zu Straßen ist empfehlenswert.
  • Keine Kräuter am Rand konventionell bewirtschafteter Felder sammeln, sie könnten mit Pflanzenschutzmitteln gespritzt sein.
  • In Naturschutzgebieten ist das Sammeln von Pflanzen verboten, außerdem stehen manche Kräuter unter Naturschutz und dürfen prinzipiell nicht gesammelt werden.
  • Kräuter können nicht nur in der freien Natur gesammelt werden. Geeignete Fundorte sind auch Gärten und Spielplätze, in denen kaum Hunde verkehren.
  • Für den Verzehr immer nur gesunde und saubere Pflanzenteile pflücken.
  • Normalerweise nur die oberen Triebspitzen und die jungen Blätter sammeln, da diese noch zart sind und weniger Bitterstoffe enthalten.
  • Am besten am Vormittag oder um die Mittagszeit ernten. Wenn die Kräuter konserviert werden sollen, ist es hilfreich, sie an einem trockenen, sonnigen Tag nach dem Abtrocknen des Taus zu sammeln.
  • Wurzeln am frühen Morgen oder am Abend ernten und auch nur vor oder nach der Vegetationsperiode der jeweiligen Pflanze.
  • Die Kräuter am besten in einem offenen Korb oder Sieb sammeln. Es können aber auch saubere, recycelte Tüten von Lebensmitteln genutzt werden. Bei Plastiktüten ist zu beachten, dass Kräuter bei warmer Witterung darin schnell schwitzen können, was die Frische beeinträchtigen kann.

Wildkräuter sind lecker und gesund und man findet sie an fast jeder Ecke. Mit diesen Tipps und Grundregeln wird deine Wildkräuterwanderung zum Erfolg.

  • Die Kräuter direkt frisch weiterverarbeiten, in einer Dose oder einem Schraubglas im Kühlschrank maximal einen Tag lang aufheben oder gezielt für späteren Bedarf trocknen, einlegen oder einfrieren.
  • Wilde Beeren am besten direkt an Ort und Stelle verzehren oder sofort weiterverarbeiten, da sie leicht matschig werden.
  • Ich wasche die Kräuter vor dem Verzehr normalerweise nicht, da auf den Wildkräutern Mikroorganismen leben, die wichtig für den Menschen sind. Auf diese Weise können sich Veganer auch mit dem lebenswichtigen Vitamin B12 versorgen, ohne es künstlich zuzuführen. Dies ist aber eine persönliche Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss. Siehe hierzu auch meine Anmerkungen zum Fuchsbandwurm weiter oben.

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Wenn du noch andere Tipps und Anregungen zum richtigen Sammeln von Wildpflanzen hast, hinterlasse sie in einem Kommentar unter diesem Beitrag!

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7 Kommentare

  1. Ich nutze die App Flora incognita zum bestimmen

  2. Blumenfee

    Hilfreicher Beitrag. :) Hätte noch ein paar Fragen zur Sicherheit beim Kräutersammeln. Ich würde gerne wissen, ob es noch Regionen in Deutschland gibt, wo man wegen Strahlung im Boden aufpassen muss, da man das ja leider immer wieder mal, auch heute noch, bei Pilzen oder Wildfleisch mitbekommt. Sind Wildkräuter davon auch betroffen? Und gibt es auch Kräuter, die schädliche Stoffe, wie z.B. Aluminium, vermehrt aufnehmen und mit denen man sparsamer umgehen sollte? Finde es momentan als Laie in der Praxis oft noch schwierig zu erkennen, ob ein Boden wirklich schadstoffarm genug ist, um dort etwas ohne Bedenken zu sammeln.

    • Hallo Blumenfee, das wären sicherlich gute Fragen für einen Kräuterexperten in deiner Region, zum Beispiel bei einer geführten Kräuterwanderung. Liebe Grüße Sylvia

    • Hallo Blumenfee,
      was das Thema Strahlung angeht, dazu gibt es z.B. eine Karte mit Messwerten vom Umweltinstitut München e.V.: umweltinstitut.org/themen/radioaktivitaet/messungen/pilze-und-waldprodukte.html

      Soweit mir als Laie bekannt sind die Werte bei Pilzen aus bestimmten Regionen in Oberbayern am höchsten. Etwas anderes habe ich für Deutschland noch nicht gelesen. Ich gehe auch davon aus, dass Kräuter eher nicht betroffen sind:
      Das könnte vermutlich mit der Lebensdauer der Organismen zu tun haben.
      Die Pilze haben da ganz klar einen anderen Zeitraum, über den sie speichern können, die sind ja quasi immer im Boden.
      – Zu der Aufnahme von anderen Stoffen kann ich nicht viel sagen.
      Mein Bauchgefühl sagt mir immer, das kann alles nicht so viel schlimmer sein, als das, was die meisten Menschen im Laden kaufen…
      Die meisten Konsumenten fragen ja nicht, wie viele Pestizide an ihrem Apfel sind!

  3. Toller Beitrag :) Ist es bedenklich (in Bezug auf Abgase), auf einer Wiese zu ernten, die an einer kaum befahrenen Straße in einem Dorf liegt? Sie ist recht abgelegen und auch Hunde habe ich dort noch nie gesehen. Es kommen vielleicht 2-3 Autos in der Stunde dort vorbei. VG, Alitsche

    • smarticular.net
      smarticular.net

      Hallo,
      im Buch “Geh raus! Deine Stadt ist essbar” haben wir dazu interessante Studienergebnisse zitiert. Demnach gibt es ab einer Entfernung von 10-20 Meter zur Straße kaum noch Unterschiede, vor allem, wenn es sich um wenig befahrene Straßen handelt. In der Nähe stark befahrener Hauptstraßen oder Autobahnen ist das natürlich etwas anderes.
      Liebe Grüße!

  4. Danke für deinen Beitrag. Insbesondere den Passus zur Verwechslung mit giftigen Pflanzen. Witzig, dass du grad den Ackerschachtelhalm erwähnst, denn der kommt in einem entstehenden Beitrag mit Warnhinweis auf den Sumpfschachtelhalm vor :-)

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