Was das Etikett nicht verrät: Lebensmittel-Zusatzstoffe

Viele Zusatzstoffe in industriell hergestellten Lebensmitteln sind als solche auf dem Etikett nicht zu erkennen. Was natürlich wirkt, ist oft pure Chemie - das ist drin in unserem Essen!

Ein Apfel ist und bleibt ein Apfel, daran wird sich hoffentlich auch so schnell nichts ändern. Aber was ist mit Apfelmus, Apfelkuchen oder Apfeltee aus dem Supermarkt? Da sieht die Sache leider schon ganz anders aus. Von Aromastoffen über Trenn- und Verdickungsmittel bis hin zu Zuckeraustausch-Stoffen sind in unseren Lebensmitteln eine Menge synthetischer Chemikalien enthalten, die für den Verbraucher als solche nicht unbedingt erkennbar sind. Und es auch gar nicht sein sollen.

Früher fand man auf den Inhaltslisten vieler Fertigprodukte endlose Reihen von Es (E 559, E 951, usw.) und kaum jemand störte sich daran. Doch immer mehr Verbraucher interessieren sich für gesunde Ernährung und achten auf die Qualität ihrer Lebensmittel. Darauf haben die Hersteller längst reagiert. Einige verzichten inzwischen auf die Verwendung von künstlichen Zusatzstoffen, andere sind lediglich dazu übergegangen, diese anders zu deklarieren: das “clean labelling” (zu Deutsch: Sauber-Etikettieren) ist geboren.

Was ist clean labelling?

Diese Methode macht es den Lebensmittel-Herstellern möglich, in den Zutatenlisten nur scheinbar “natürliche Inhaltsstoffe” aufzulisten, obwohl sie ganz bewusst als Geschmacksverstärker, Farbstoff oder Konservierungsmittel zugesetzt wurden. Der Schlüssel zu diesem Trick sind die sogenannten funktionalen Additive. Also Lebensmittelbestandteile, die im Lebensmittelrecht nicht als Zusatzstoffe deklariert werden müssen, aber als solche verwendet werden. Oder solche, die einen natürlich klingenden Namen haben. Ein paar Beispiele machen das verständlich.

Viele Zusatzstoffe in industriell hergestellten Lebensmitteln sind als solche auf dem Etikett nicht zu erkennen. Was natürlich wirkt, ist oft pure Chemie - das ist drin in unserem Essen!

1. Hefeextrakt als Geschmacksverstärker

Echter Hefeextrakt ist ein altbewährtes Würzmittel, das schon seit langer Zeit in vegetarischen Aufstrichen und dergleichen verwendet wird. Er schmeckt in dieser Form auch tatsächlich ein bisschen nach Hefe.

Inzwischen werden auch Hefeextrakte und Hefeautolysate angeboten, die keine Hefenote haben und als reine Geschmacksverstärker wirken.

Da es rein juristisch gesehen kein “E-Stoff” ist, dürfen die Hersteller Produkte mit Hefeextrakt mit dem Slogan “ohne den Zusatzstoff Glutamat” bewerben. Das suggeriert dem unbedarften Käufer, dass keine Geschmacksverstärker in dem Lebensmittel enthalten sind.

2. Rosmarinextrakt als Konservierungsmittel

Wenn ich Rosmarinextrakt lese, denke ich an Spaziergänge in der Toskana, frische Kräuter, gesunde Ernährung. Sind jedoch Lebensmittel mit dem Inhaltsstoff ausgewiesen bedeutet dies in der Regel, dass der Hersteller gereinigte Carnosolsäure (E 392) hinzugefügt hat. Die hat kaum einen Eigengeschmack, schon gar keinen, der an frische Kräuter erinnert, sondern ist tatsächliche ein Stoff, der die Haltbarkeit des Lebensmittels verlängern soll.

3. Milcheiweiß für die passende Konsistenz

Milcheiweiß, also wenn das nicht natürlich klingt! Ist es aber ganz und gar nicht. Im Grunde kann man aus Milch alles herstellen, auch Kunststoffe und falschen Perlmutt, oder eben das sogenannte Milcheiweiß. Es handelt sich hier um einen hervorragenden Emulgator, der auf dem Lebensmitteletikett nicht als solcher bezeichnet werden muss. Dieser Stoff, der Mayonnaise cremig und Joghurt stichfest werden lässt, ist auch in vielen Wursterzeugnissen zu finden. Dort verhindert er die Entstehung eines Fettfilms (unappetitlich!). Zudem kann in der Rezeptur eines Produkts mehr Wasser enthalten sein, wenn Milcheiweiß zugesetzt wird – denn es hält die einzelnen Bestandteile wie ein Kleber zusammen. Hm – die Milch macht’s…

4. Lactose – ist überall drin

Bist du auch Lactose-Intoleranz intolerant? Man kann es ja schon wirklich fast nicht mehr hören, alle und jeder beschweren sich, dass sie Milchzucker nicht vertragen. Dabei ist das Zeug heutzutage wirklich fast überall enthalten. Auch, wo man es überhaupt nicht vermuten würde, wie zum Beispiel in Dosenobst (gutes Mundgefühl), Apfeltaschen (Haltbarkeit), Gemüse aus dem Glas (bleibt knackig), in Schinken (neutralisiert Phosphatgeschmack), in Trockengemüse (bewahrt die Farbe), in Soßenpulver und Salatdressing (billiger Füllstoff und gleichzeitig Geschmacksverstärker). Das heißt, wir nehmen heute ein Vielfaches der Lactose-Menge zu uns als noch unsere Eltern und Großeltern, die nicht ständig industriell aufbereitete Lebensmittel gegessen haben. Fragst du dich jetzt auch, ob da ein Zusammenhang besteht zu der steigenden Zahl an Allergikern?

Ich denke, die Methode “Etikettenschwindel” per funktionale Zusatzstoffe ist jetzt hinreichend erklärt. Ein anderer Lebensmittelzusatz, den ich auch besonders gemein finde, sind die sogenannten Füllstoffe.

Füllstoffe machen schlank?

Füllstoffe sind in vielen kalorienreduzierten Lightprodukten enthalten. Beim Essen suggerieren sie im Mund Wahrnehmungen von Fett und Zucker. Kalorien liefern sie dabei nicht. Das klingt zunächst ja erst einmal ganz großartig, wenn man mit Light-Produkten abnehmen will. Leider funktioniert diese Methode nicht, denn unser Körper lässt sich nicht so leicht verschaukeln wie wir. Unser enterisches Nervensystem, ein Nervengeflecht im Darmtrakt, bemerkt den Schwindel während des Verdauungsvorganges und sorgt für Ausgleich. Das sogenannte “Zweite Gehirn” reguliert die verminderte Kalorienzufuhr, indem es dafür sorgt, dass unser Appetit noch weiter angeregt wird und gleichzeitig der Kalorienverbrauch im Organismus sinkt. Im Zweifelsfall machen die Lightprodukte so sogar noch dicker als vorher.

Häufige Füllstoffe sind neben Glycerin auch Konjakgummi und Cellulosepulver.

Farbstoffe: Das Make-up für Lebensmittel

Besonders in Süßspeisen, Limonaden, Backerzeugnissen und Obstprodukten sind Farbstoffe enthalten. Produkte, die an sich nicht besonders schmackhaft aussehen, bekommen mit dem gewissen Extra an Farbe ein appetitliches, verkaufsförderndes Aussehen. Der Kuchen wird ein bisschen gelber, und schon hat der Kunde beim Einkauf die Vorstellung vieler, frischer Eier, obwohl vielleicht nur wenig Trockenei-Pulver enthalten ist.

Mit gezielt eingesetzter Farbe entsteht der Eindruck von besserer Qualität. “Eine Fruchtfüllung, die so rot ist, muss ja ordentlich Himbeeren enthalten”, könnte man denken. Insbesondere, wenn auf der Verpackung auch noch viele frische Früchte abgebildet sind. Wer macht sich schon die Mühe, das Kleingedruckte bis ins Detail zu entziffern um festzustellen, dass der Fruchtanteil im Fertigprodukt lediglich 0,5 % beträgt?

Aber nicht nur bei Süßem wird mit viel Farbe gearbeitet. Auch Fertiggerichte, die zum Beispiel Gemüse enthalten, werden eingefärbt, damit sie frischer und gesünder aussehen. Auch bei Margarine und Käse wird mit den gleichen Tricks gearbeitet.

Die meisten künstlichen Farbstoffe müssen auf der Verpackung angegeben werden. Deshalb wird auch hier das Clean Labelling immer beliebter. Färbende Gewürzextrakte, die chemisch so aufbereitet werden, dass sie keinen Eigengeschmack mehr transportieren, sondern nur noch die Farbe mitbringen, werden laut Lebensmittelüberwachung immer wieder als “Gewürzaroma” angegeben, obwohl das laut Lebensmittelrecht nicht zulässig ist.

Wenn der geräucherte Lachs oder der Fertigkuchen beim nächsten Einkauf eine allzu knallige Farbe hat, vielleicht lieber die Finger weglassen.

Schön süß: Zucker und Co.

Bei allem, was ich als Laie über Süßstoffe, Zuckeraustausch- und Ersatzstoffe weiß, ist mir ein ehrlicher Rohrzucker oder reiner Ahornsirup als Süßmittel tausendmal lieber als alle vermeintlich gesundes Ersatzstoffe. Zucker schadet den Zähnen und Süßigkeiten machen dick und im Übermaß genossen auch krank. Das weiß man doch. Für mich bedeutet das, ich versuche Maß zu halten, stopfe (einfach) nicht jeden Tag Unmengen Süßes in mich hinein. Andere greifen lieber zu Lebensmitteln, die Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe enthalten.

Viele Zusatzstoffe in industriell hergestellten Lebensmitteln sind als solche auf dem Etikett nicht zu erkennen. Was natürlich wirkt, ist oft pure Chemie - das ist drin in unserem Essen!

Da die Vielfalt künstlicher Süßungsmittel so groß ist, dass es schwer ist, den Überblick zu behalten, werde ich nun nur noch zwei der populärsten beschreiben. Das reicht, um sich in etwa ein Bild zu machen, was da auf dem Markt so los ist.

1. Stevia/Steviosid

Seit einigen Jahren gibt es einen regelrechten Hype um die Stevia-Pflanze und das daraus gewonnene Süßungsmittel. Steviosid ist hundertfach süßer als Zucker und hat als Pflanzenmaterial dabei kaum Kalorien. Leider schmecken die gemahlenen Blätter der Steviapflanze nicht gut (gar nicht gut – ich hab’s probiert), weshalb sie sich als Süßungsmittel nicht gut eignen.

Da das Bedürfnis und die Nachfrage nach einem pflanzlichen, kalorienfreien Süßungsmittel aber derart groß ist, haben sich die Lebensmittelchemiker einige großartige Methoden einfallen lassen, wie sie trotzdem unter dem vermeintlich natürlichen Namen Stevia süße Getränke usw. verkaufen können. Durch Extraktion und weitere chemische Nachbehandlung im Labor werden aus dem Steviosid einfach neue, künstliche Süßstoffe geschaffen, die sonst in der Pflanze überhaupt nicht vorhanden sind. Auch Sprossenkulturen oder gentechnische Verfahren werden angewandt, damit der Konsument denkt, er verspeist gerade ein natürlich gesüßtes Lebensmittel.

Lustig ist, dass die so gewonnenen Stoffe auch Verwendung finden bei der Herstellung von Spezialbeton für Bohrlöcher in der Tiefsee oder als Mastmittel für Geflügel.

2. A propos Mastmittel: Saccharin

Der Chemiekonzern Monsanto (den Namen hast du vielleicht schon mal gehört) wurde vor über hundert Jahren (1902) insbesondere zu dem Zweck der Herstellung dieses Süßstoffes gegründet. Obwohl Saccharin von den zuständigen Behörden als zulässig und ungefährlich eingestuft ist, kann der Süßstoff in Wechselwirkung mit bestimmten Medikamenten oder verschiedenen Umweltgiften die Blasenschleimhaut schädigen.

Dennoch finden wir Saccharin in einer Vielzahl kalorienreduzierter Lebensmittel (beispielsweise zuckerfreier Kaugummi, Getränke), und nicht nur da: der stark reaktive Stoff wird unter anderem auch zur Herstellung von Holzleim und Pflanzenschutzmitteln verwendet. Lecker!

Besonders bemerkenswert finde ich noch, dass der Süßstoff, der ja angeblich schlank macht, als Mastmittel bei der Ferkelaufzucht erlaubt ist. Wie die Füllstoffe (siehe oben) regt Saccharin bei den kleinen Schweinen nämlich den Appetit an und lässt sie schnell schön fett werden.

Viele Zusatzstoffe in industriell hergestellten Lebensmitteln sind als solche auf dem Etikett nicht zu erkennen. Was natürlich wirkt, ist oft pure Chemie - das ist drin in unserem Essen!

Ich hoffe, mein kleiner Abstecher in die Welt der Lebensmittelchemie hat dir nicht den Appetit verdorben. Falls doch, ist die Lösung ganz einfach: Viel mehr selber kochen und zubereiten. Dann hast du die volle Kontrolle darüber, was in deinem Magen landet.

Wie denkst du über Zusatzstoffe in Lebensmitteln? Ist es dir egal, findest du es ok, dass hier und da ein bisschen getrickst wird, damit das Essen leckerer aussieht, oder nervt es dich total und du willst auf keinen Fall Chemie auf dem Teller? Ich bin gespannt auf deine Kommentare!

Wenn du jetzt Lust hast, selber aktiv zu werden und frisch und gesund zu kochen, dann schau dir diese Beiträge an:

Ein Kommentar

  1. Anita Forster

    Ich will keine Chemie auf dem Teller haben. Dazu lese ich seit etwa einem Jahr immer wieder verschiedene Bücher (z.B. von Hans-Ulrich Grimm; “Vom Verzehr wird abgeraten” oder “Junk Food – Krank Food”) um mich zu informieren, was wir da überhaupt in uns hinein stopfen.
    Wir kochen zuhause zu 95% mit frischen Produkten und haben nur noch sehr wenige fertige Produkte (z.B. Gemüse-/Fleischbouillon). Aber selbst da bin ich der Meinung, dass wir gute Alternativen zu den Industrieprodukten aus dem Supermarkt haben.
    Auch haben wir Plastik und PET aus unserem Leben gestrichen, besonders wenn es mit Lebensmitteln in Berührung kommt. Auch Medikamente und Impfungen habe ich komplett aus meinem Leben verbannt (habe das Glück dass ich auch keine angewiesen bin).
    Nun bin ich bereits seit etwa einem Jahr nicht mehr krank gewesen, obwohl immer wieder Leute in meinem Umfeld (Büro, Verwandte, Freunde und Bekanntr) krank waren. Ich fühle mich Gesund und viel Ausgeglichener als vorher. Empfehle jedem, diese Umstellung zu machen. Kann davon nur positiv Berichten ?

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