Bio-Spritzmittel gegen Schädlinge und Pflanzenkrankheiten selber machen

Vergiss chemische Spritzmittel, denn aus Pflanzen kannst du effektive, umweltfreundliche Pflanzenschutzmittel gegen Schädlinge und Krankheiten selber machen.

Haben deine sorgsam aufgezogenen Gemüsepflanzen gerade mit Schädlingen oder Krankheiten zu kämpfen? Anstatt zum chemischen Präparat aus dem Gartenmarkt zu greifen, kannst du dir die natürlichen Abwehrkräfte bestimmter Pflanzen zunutze machen und daraus umweltfreundliche Pflanzenschutzmittel herstellen.

Viele Pflanzen enthalten unter anderem ätherische Öle, Düfte sowie Bitter- und Gerbstoffe, die vielen Fraßfeinden nicht schmecken. Im Gegensatz zu chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln belasten Nützlinge und selbst hergestellte Pflanzenauszüge die Umwelt nicht. Zudem ist die Herstellung der Mittel aus Pflanzen sehr einfach, sie sind effektiv und seit Generationen erprobt.

Herstellungsarten für Pflanzenauszüge

Bei selbst hergestellten Pflanzenschutzmitteln unterscheidet man zwischen vier Zubereitungsarten: Jauche, Brühe, Auszug und Tee, die sich in ihrer Herstellung und Wirksamkeit unterscheiden und im Folgenden vorgestellt werden. Eine Jauche wird wie die Brühe als Stärkungsmittel und als Mittel zur natürlichen Schädlingsbekämpfung verwendet. Der Tee und der Kaltwasser-Auszug wirken hauptsächlich gegen Schädlinge, wobei beim Auszug bestimmte Wirkstoffe nicht durch Hitze verloren gehen. Die Anwendungsformen der einzelnen Zubereitungen werden weiter unten vorgestellt.

Jauchen-Grundrezept

Als Jauche wird das Ergebnis von vergorenem Pflanzenmaterial in Wasser bezeichnet. Dieses Pflanzen-Wasser-Gemisch kann als Flüssigdünger oder zur Schädlingsabwehr verwendet werden. Allerdings werden sie bevorzugt als Dünger und Pflanzenstärkungsmittel hergestellt. Dafür eignen sich unter anderem Wermut, Rainfarn, Brennnessel, Beinwell, Schachtelhalm und Löwenzahn.

Du brauchst:

  • 10 l Wasser (am besten gesammeltes Regenwasser)
  • 1 kg frisches Pflanzenmaterial oder 150 g trockenes Kraut
  • Ausreichend großer Eimer mit Deckel zum Ansetzen

So gehst du vor:

  1. Das Pflanzenmaterial in grobe Stücke schneiden.
  2. Zusammen mit dem Wasser in den Eimer geben.
  3. An einem sonnigen Standort für zwei bis drei Wochen ziehen lassen. Wegen des zeitweise strengen Geruchs ist es empfehlenswert, einen Deckel oder ein Brett aufzulegen, das Gefäß sollte aber nicht luftdicht verschlossen sein.
  4. Täglich umrühren.
  5. Die Jauche ist fertig, wenn sie beginnt stark zu riechen, was nach spätestens zwei bis drei Wochen der Fall ist.
  6. Abseihen und restliche Pflanzenteile kompostieren.
  7. Zur Anwendung im Verhältnis 1:10 verdünnen.

Ärgerst du dich über wild wuchernde Brennnesseln in deinem Garten? Mach was nützliches draus: Natürlichen Dünger für deine Pflanzen. Wir zeigen dir wie!

Jauchen sollten nicht bei direktem Sonnenschein ausgebracht werden, weil sonst die Gefahr besteht, dass benetzte Blätter “verbrennen”. Durch die langen Stehzeiten gehen mehr Mineralien ins Wasser über als bei einer Brühe. Jauchen werden bei trübem Wetter direkt auf den Boden im Wurzelbereich ausgebracht, ohne die Blätter zu benetzen.

Tipp gegen den Geruch: Bei der Vergärung des Pflanzenmaterials entstehen unangenehme Gerüche, die du durch die Zugabe von Steinmehl abmildern kannst.

Grundrezept für eine Brühe

Die Brühe ist begrenzt haltbar und wird vorbeugend gegen Schädlinge und Pflanzenkrankheiten eingesetzt. Dafür eignen sich Wermut, Rainfarn, Schachtelhalm, Löwenzahn, Kamille und Zwiebeln. Du benötigst die gleichen Zutaten wie bei einer Jauche, gehst allerdings anders vor:

  1. Das Pflanzen-Gemisch in einem großen Kochtopf ansetzen und 24 Stunden lang ziehen lassen. Die Brühe darf nicht gären!
  2. Aufkochen und 20 Minuten köcheln lassen.
    Abkühlen lassen und abseihen.

Die Brühe wird ebenfalls im Verhältnis 1:10 verdünnt und im Wurzelbereich ausgebracht.

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Kaltwasser-Auszug

Für einen kalten Pflanzenauszug weichst du Brennnesseln oder Tomatenblätter für einige Stunden in kaltem Wasser ein. Anders als bei der Jauche findet bei der Herstellung eines Auszuges keine Vergärung statt. Der Auszug wird bei akutem Schädlingsbefall eingesetzt und unverdünnt oder im Verhältnis 1:1 mit Wasser verdünnt direkt auf befallene Stellen aufgetragen.

Tee-Aufguss

Die Tee-Methode ist die schnellste Variante gegen Schädlinge. Zur Herstellung des Tees übergieße die Pflanzenteile mit heißem Wasser und lass sie etwa 15 Minuten lang ziehen. Nach dem Abkühlen und Abseihen ist der Tee fertig und wird unverdünnt auf befallene Pflanzen aufgebracht. Für die Tee-Herstellung eignen sich Wermut, Rainfarn, Schachtelhalm, Löwenzahn, Kamille und Zwiebeln.

Selbstgemachte Spritzmittel ausbringen

Zum Ausbringen sind im Handel verschiedene Gartenspritzen und Drucksprühgeräte erhältlich, mit denen du die Pflanzenschutzmittel gezielt ausbringen kannst. Eine Spitze mit fünf Litern Fassungsvermögen ist für den Garten meist ausreichend. Für den Erfolg ist es wichtig, die Behandlung frühzeitig zu beginnen und die Pflanzenschutzmittel regelmäßig anzuwenden.

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Einsatzmöglichkeiten der Pflanzen-Gemische

Ob du eine Jauche, eine Brühe, einen Auszug oder den Tee nutzt, hängt vom beabsichtigten Zweck sowie vom Befall mit Schädlingen und Pflanzenkrankheiten ab. Bei den folgenden Pflanzen werden mögliche Anwendungsformen vorgeschlagen.

Schachtelhalm

Aus Ackerschachtelhalm kannst du eine Jauche oder Brühe zubereiten, die gegen verschiedene Pilzerkrankungen wie Mehltau, Rost, Schorf und Blattflecken hilft. Beide sind sowohl vorbeugend als auch eindämmend verwendbar. Der Schachtelhalm enthält Kieselsäure und stärkt deine Pflanzen.

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Beinwell

Beinwell stärkt nicht nur unseren Organismus. In Form einer Jauche macht er auch deine Pflanzen widerstandsfähiger. Insbesondere Tomaten, Kartoffeln, Gurken, Auberginen, Zucchini und Paprika profitieren von dieser kaliumhaltigen Pflanze.

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Brennnessel

Die Brennnessel ist nicht nur in der Küche vielseitig verwendbar. Im Garten finden sich ebenfalls viele Aufgaben für die Brennnessel. So ist unter Gartenfreunden die selbst hergestellte Jauche aus Brennnesseln schon lange ein beliebter Dünger. Die Pflanze ist reich an Silizium, welches das Gewebe deiner Pflanzen kräftigt. Im Pflanzenauszug wird aus den brennenden Pflanzenteilen ein effektives Pflanzenschutzmittel gegen Blattläuse und Spinnmilben.

Farne

Zwar handelt es sich beim Rainfarn botanisch nicht um eine Farnart, dennoch lässt er sich ähnlich wie andere Farne zur Herstellung natürlicher Spritzmittel verwenden. Frischer Rainfarn hilft dank seines intensiven Geruchs gegen Mücken. Sowohl eine Brühe als auch eine Jauche aus Rainfarn halten zudem Blattläuse fern. Andere Farn-Arten wie Wurm- oder Adlerfarn sind wirksam gegen Blatt-, Schmier- und Schildläuse und sogar gegen Schnecken, wenn sie nach diesem Rezept verarbeitet werden.

Machen dir die Läuse Ärger? Egal ob Wollläuse, Blutläse oder normale Blattläuse, in dieser Liste findest du garantiert ein funktionierendes Gegenmittel!

Tomatenblätter

Diverse Kohlarten schützt du wirksam vor den Raupen des Kohlweißlings, indem du einen Auszug aus Tomatenblättern herstellst und um deine Pflanzen ausbringst. Der Geruch überlagert das Aroma des Kohls, sodass der Kohlweißling ihn schlechter riechen kann.

Tipp: Tomatenblätter fallen automatisch an, wenn du die Pflanzen ausgeizt, damit sich nur einige wenige kräftige Stängel bilden.

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Wermut

Eine Jauche aus Wermut wehrt Ameisen, Blattläuse, Säulenrost an Johannisbeeren, Apfelwickler und Brombeermilben ab.

Rhabarberblätter

Bei Kraut- und Braunfäule sowie Blattläusen kannst du einen Auszug aus den Blättern des Rhabarbers herstellen. Zur Rhabarberzeit bekommst du sie bestimmt kostenlos auf Wochenmärkten.

Rharbarber ist lecker! Was machst du aber mit den Blättern und den Wurzeln? Die sind viel zu schade für den Müll! Ich verrate dir, was du damit anstellst!

Zwiebel und Knoblauch

Zwiebeln sind nicht nur ein kräftiges Heilmittel, ein Sud aus Zwiebeln hilft auch gegen allerlei pflanzliche Pilzkrankheiten. Halte dich für kleinere Mengen des Spritzmittels an dieses Rezept. Einen Tee kannst du vorbeugend gegen Pilzkrankheiten, Blattläuse und Spinnmilben bei Kartoffeln, Beeren- und Baumobst ausbringen.

Für die Herstellung des Tees brauchst du:

  • 75 g Zwiebeln oder Knoblauch
  • heißes Wasser

So geht’s:

  1. Zwiebeln oder Knoblauchzehen klein schneiden.
  2. Mit kochendem Wasser übergießen.
  3. Nach 15 Minuten abseihen und abkühlen lassen.
  4. Alle 14 Tage auf Boden und Blätter sprühen.

Weitere natürliche Tipps gegen Blattläuse findest du in diesem Beitrag.

Um Krankheiten und Schädlinge längerfristig zu bekämpfen, hilft es, die Schadursachen wie Standortprobleme oder Pflegefehler ausfindig zu machen und zu beseitigen. Weitere Hinweise zur Vorbeugung gegen Pilzkrankheiten findest du am Ende dieses Beitrags.

Viele weitere Tipps und Rezepte für Pflanzenschutz- und Düngemittel findest du in unserem Buch:

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Kennst du noch weitere Pflanzenauszüge, die gegen Schädlinge und Pflanzenkrankheiten helfen? Dann freuen wir uns auf einen Kommentar unter diesem Beitrag!

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3 Kommentare

  1. Ist eine schöne Erklärung warung die Jauche nicht im warmen ausgebracht werden sollte, aber wer sprüht die auf die Blätter? Die sollen auf den Boden zum Düngen.
    Eine viel plausiblere aus meiner Sicht warum offensichtlich nicht düngen dürfen ist vielmehr, dass die Jauche verdunstet und die Atmosphäre reinigen, wie es ausschaut.

    • Hallo
      Ich habe mir diesen Sommer einen Strauch Kornelkirsche zugelegt. Fast von Anfang an sahen die Blätter schlecht aus. Siehe Foto. Das ist doch auch ein Pilz? Welcher und welche Jauche hilft am besten? Knoblauch wäre für mich am einfachsten. Und kommt das dann auf den Boden oder die Blätter?
      LG und ganz doll Dankefür die interessanten Artikel auf eurer Seite 😊😊😊😊😊😊🤗🤗🤗🤗🤗🤗

      20200905_173955-1

  2. Kurt Vidovic

    Danke für die Aufnahme

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