Natron ist ein wahrer Alleskönner im Haushalt. Aufgrund seiner chemischen Eigenschaften kann es zum Beispiel zur Reinigung, zur Neutralisierung von Gerüchen und als Zutat für viele selbstgemachte Haushaltsprodukte verwendet werden.
Doch warum ist das so? Wie genau funktioniert das mit dem Natron? In diesem Beitrag möchte ich versuchen, etwas über die chemischen Hintergründe aufzuklären, ohne den Chemieunterricht zu wiederholen und zu viel Fachchinesisch zu verwenden. Zuerst erfährst du, was es mit dem pH-Wert verschiedener Substanzen wie Natronlauge und Säuren auf sich hat, gefolgt von den einzelnen Wirkungsweisen von Natron.
Der pH-Wert – sauer bis basisch
Sauer
Vielleicht ist dir schon einmal aufgefallen, dass es unterschiedlich saure Flüssigkeiten gibt? Kohlensäure ist beispielsweise eine der schwächsten Säuren. Sie schmeckt nicht einmal sauer. Wein und Fruchtsaft schmecken dagegen schon etwas saurer, weil sie Fruchtsäuren enthalten. Essig und Zitronensaft sind bereits so sauer, dass man sie kaum noch “genießen” kann. Es gibt auch noch wesentlich stärkere Säuren, wie z.B. Salzsäure, Schwefelsäure und Flußsäure. Diese Säuren sind so “sauer”, dass Hautkontakt mit ihnen schon gesundheits- oder sogar lebensgefährlich ist.
Basisch
Säuren sind jedoch nur eine Seite der Medaille. Für ein neutrales Gleichgewicht in der Natur sorgen ihre Gegenspieler – die Basen. Auch hier gibt es unterschiedlich starke Substanzen. Kalkwasser ist schwach basisch, echte Seife schon etwas stärker, Bleichmittel und Natronlauge sind so stark alkalisch, dass der Hautkontakt mit ihnen vermieden werden muss. Für Lösungen, die basisch reagieren, kennen wir noch zwei weitere Bezeichnungen: alkalisch und Lauge. Basisch, alkalisch und Lauge bezeichnen immer Stoffe oder Lösungen mit einem pH-Wert größer als 7. Für den Wert kleiner 7 kenne ich nur den Begriff sauer, bzw. Säure.
Der pH-Wert als Maß
Die Wirkung von starken Säuren und Basen ist ähnlich – sie sind beide ätzend und verändern andere chemische und biologische Verbindungen, indem sie mit ihnen reagieren.
Für die Klassifizierung und als Maß der Stärke von Säuren und Basen gibt es den pH-Wert. Dabei ist zu beachten, dass der neutrale Wert nicht 0, sondern 7 ist! Reines Wasser hat also einen pH-Wert von 7 und liegt damit genau in der Mitte der von 0 bis 14 reichenden Skala (genau genommen reicht sie von -1 bis 15, die Extremwerte sind jedoch nur in Spezialfällen interessant). Hat eine Lösung einen pH-Wert kleiner als 7, so ist sie sauer, je stärker der Wert sich der 0 nähert, um so saurer. Ist der pH-Wert größer als 7, so ist die Lösung basisch, um so basischer, je näher der pH-Wert an 14 liegt.
Neutralisation
Da Säuren und Basen Gegenspieler sind, die in unterschiedliche Richtungen vom Neutralwert abweichen, reagieren sie sehr gut miteinander. Im richtigen Verhältnis miteinander gemischt, heben sie sich gegenseitig auf. Dabei lautet die allgemeine Formel:
Säure + Base => Salz + Wasser + Energie
Also Säure und Base reagieren zu Salz und Wasser. Mit Salz ist hierbei nicht nur Kochsalz (also Natriumchlorid, welches aus der Reaktion von Salzsäure mit Natronlauge entsteht) gemeint, sondern sämtliche Verbindungen, an denen verschieden geladene Ionen beteiligt sind, also zum Beispiel Kalisalze, Nitrate oder auch organische Salze wie Zitrate (aus Zitronensäure) und Acetate (aus Essigsäure). Das entstandene Salz bleibt dabei meist im Wasser gelöst. Die Energie, welche frei wird, zeigt sich in der Erwärmung der Lösung.
Natron und Soda
Hier findest du die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale und Anwendungen für Natron und Soda. Da auch mir die Unterscheidung immer schwer fiel, habe ich mich noch etwas genauer damit beschäftigt, welcher chemische Zusammenhang zwischen Natron, Soda und auch Ätznatron besteht.
Zunächst einmal erkennst du an der obigen Grafik, dass eine Sodalösung deutlich stärker alkalisch reagiert als eine Natronlösung. Das mag etwas verwirrend sein, gilt doch eine Natronlauge als ganz übles Zeug und Sodawasser eigentlich als nettes Getränk. Hier darf man sich nicht von der Silbe “Natron” in die Irre leiten lassen, denn diese ist einfach nur ein Hinweis, dass in allen diesen Verbindungen Natrium enthalten ist.
Trivialname | Chemischer Name | Chemische Formel | Basische Wirkung der Lösung |
Natron (auch Speisenatron, Speisesoda, Backsoda) | Natriumhydrogen-carbonat | NaHCO3 | schwach basisch |
Soda (auch Waschsoda, reine Soda, Kristallsoda) | Natriumcarbonat | Na2CO3 | mäßig basisch |
Ätznatron (auch Natronlauge, Ätzsoda, Natronhydrat, kaustische(s) Soda) | Natriumhydroxid | NaOH | extrem basisch
stark ätzend |
Da diese Substanzen sehr unterschiedlich reagieren, ist es wichtig, bei der Auswahl genau aufzupassen. Ätznatron wird nur für wenige Anwendungen benötigt, allen voran für das Sieden von Naturseifen. Natronlauge (= Natriumhydroxid) und Natronlösung (= Natriumhydrogencarbonat) dürfen auf keinen Fall verwechselt werden.
Was du beim Kauf von Soda und Natron beachten solltest, erfährst du in diesen Beiträgen: Natron kaufen – Natron bestellen – Soda kaufen
Umwandlung von Natron in Soda
Natron lässt sich sehr leicht in Soda umwandeln. Alles, was dazu notwendig ist, ist die Zugabe von Energie in Form von Wärme. Soda speichert sozusagen Energie; diese wird wieder frei, wenn es mit einer Säure reagiert, wie oben bei der Neutralisation.
Natron + Energie => Soda + Kohlensäure => Soda + Wasser + Kohlendioxid
Die Kohlensäure, welche im ersten Schritt entsteht, zerfällt sofort zu Wasser und Kohlendioxid, da sich Kohlendioxid um so schlechter in Wasser löst, je höher die Temperatur ist. Abgestandenes Mineralwasser enthält keine Kohlensäure mehr.
Aus der Reaktionsgleichung kann man auch ableiten, warum Soda deutlich basischer reagiert als Natron. Die Kohlensäure als Gegenspieler der Basen löst sich quasi in Luft auf. Übrig bleiben weniger Säure und mehr Base.
Im Alltag spielt diese Reaktion eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Pflegeprodukten mit Natron, zum Beispiel dem selbstgemachten Roll-On-Deodorant. Wenn du die Natronlösung während der Herstellung zu stark erhitzt, wandelt sich das Natron in Soda und dein Deo wird weit basischer als beabsichtigt. Das kann wiederum zu unangenehmen Hautreizungen führen.
Wirkung von Natron
Nun da wir wissen, dass Natron eine Base ist und dass sich Säuren und Basen gegenseitig neutralisieren, können wir viele der Wirkungen von Natron erklären. Natron wirkt nur schwach basisch. Dies hat einen großen Vorteil: der Umgang damit ist sehr einfach und man kann bei der Dosierung nicht viel falsch machen. Eine Überdosieren ist quasi ausgeschlossen und eine unterdosierte Natron-Anwendung wirkt trotzdem – dann aber nur teilweise. Das Ergebnis ist aber in jedem Fall besser, als wenn die Anwendung im konkreten Fall gar nicht stattgefunden hätte.
So wirkt Natron im Einzelfall:
Neutralisiert Gerüche
Schlechte Gerüche werden oft von Säuren verursacht. Dabei handelt es sich meist um organische Säuren, wie zum Beispiel Essigsäure oder Buttersäure. Da Natron die Säuren neutralisiert, verschwinden auch die Gerüche, denn die entstehenden Salze und das Wasser haben keinen Geruch. Die Entstehung von Wasser ist auch der Grund, warum eine Matratze nach der Reinigung mit Natron gut trocken sollte.
Als Reinigungsmittel
Fettige Verschmutzungen in Haushalt und Wohnung lassen sich mit Natron gut beseitigen. Denn auch Fette sind Verbindungen aus organischen Säuren, den Fettsäuren. Diese werden vom Natron gelöst und neutralisiert. Dabei entstehen aus Fettsäuren und Natrium im Natron Salze, die man als Tenside bezeichnet, waschaktive Substanzen wie sie auch in Wachmitteln und Spülmitteln verwendet werden. Sie bewirken, dass sich Fettmoleküle im Wasser lösen können. Bei der Reaktion von Natron mit Fett entsteht genau genommen Seife!
Achtung: Verschmutzungen mit Kalk, also Kalkablagerungen, ist mit Natron und Soda nicht beizukommen. Hier hilft dann ein säurehaltiger Reiniger, zum Beispiel Essig oder Zitronensäure.
Neutralisiert Magensäure
Magensäure besteht aus verdünnter Salzsäure. Sodbrennen wird oft auf einen Säureüberschuss zurückgeführt. Dabei verschafft die Einnahme von Natron schnelle Linderung gegen Sodbrennen, denn sie neutralisiert einen Teil der Salzsäure. Das berühmteste Mittel ist hierfür die Natron-Marke Bullrich-Salz:
Bei dieser Reaktion entsteht als Salz tatsächlich normales Speisesalz. Diese Art der Neutralisation ist für den Körper absolut ungefährlich. Beachte jedoch, dass dies nur eine kurzfristige Lösung gegen Sodbrennen ist und mittelfristig das Problem sogar verschlimmern könnte. Weitere Lösungsansätze und Hausmittel gegen Sodbrennen findest du hier.
In der Zahnpasta
Viele selbstgemachte Zahnpasten und auch Zahnputzpulver enthalten als Wirkstoff Natron. So gut wie alle Getränke und Speisen, die wir zu uns nehmen, enthalten Säuren. Im Mund können sie die Zahnsubstanz angreifen und schädigen, denn unsere Zähne bestehen aus Kalzium, welches wie Natron basisch reagiert. Daher ist es sinnvoll, die Säuren aus der Nahrung im Mund mit Natron in der Zahnpasta zu neutralisieren, statt dies dem Kalzium in den Zähnen zu überlassen.
Ich hoffe, ich konnte mit meinem Beitrag etwas Licht in die Einordnung und das Zusammenspiel von Säuren und Basen bringen, ohne zu viele Erinnerungen an den Chemieunterricht zu wecken.
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Wie verwendest du Natron und hast du vielleicht noch weitere Tipps, was man mit diesem einfachen aber wirkungsvollen Hausmittel machen kann?
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