Eine heilsame Kastanientinktur, zum Beispiel gegen Krampfadern, Venenprobleme, Hämorrhoiden oder entzündliche Hauterkrankungen, lässt sich leicht selbst herstellen – entweder aus den ganzen Früchten, aus den Schalen oder im Frühjahr aus den Blüten der heimischen Rosskastanie.
Hinweis: Die folgenden Informationen ersetzen nicht den Arztbesuch. Bei ernsthaften oder unklaren Beschwerden lass dich lieber ärztlich beraten! Für Kinder, Schwangere und Stillende sind Tinkturen mit Alkohol generell nicht zu empfehlen. In diesem Fall sind Essigtinkturen ohne Alkohol eine gute Alternative.
Anwendungsgebiete für Kastanientinkturen
Eine Tinktur aus Rosskastanien (ganze Frucht oder Schale) oder auch aus Kastanienblüten kann, innerlich oder äußerlich angewandt, bei vielen Beschwerden helfen, unter anderem bei diesen:
- Husten
- Krampfadern und geschwollene Füße
- Ekzeme und andere Hautprobleme wie Akne und Entzündungen
- Wunden, offene Beine und Geschwüre
- Venenerkrankungen und – entzündungen
- Gelenkschmerzen und Rheuma
- Hexenschuß und Ischias
- Arteriosklerose
- Hämorrhoiden
Genauere Anwendungsempfehlungen findest du weiter unten im Beitrag. Kastanientinktur lässt sich außerdem zu einer venenstärkende Salbe oder einer wundheilenden Creme weiterverarbeiten.
Kastanientinktur herstellen
Eine Kastanientinktur aus Rosskastanien lässt sich auf drei verschiedene Weisen herstellen: Aus der ganzen Frucht, nur aus den Schalen oder aus den Blüten.
Sowohl in der Frucht als auch in den Blüten der Kastanie ist der besondere Wirkstoff Aescin enthalten, der die Fließgeschwindigkeit des Blutes erhöht und die Gefäßwände verengt und stärkt. Dadurch sammelt sich weniger Wasser im Gewebe an. Wegen dieser besonderen medizinischen Wirkung kommt Aescin auch in medizinischem Venengel zum Einsatz.
Kastanientinktur aus der ganzen Frucht
Diese Tinktur wirkt stark zusammenziehend und und kennt in der Naturmedizin von allen drei möglichen Kastanientinkturen die meisten Anwendungsgebiete, zum Beispiel gegen Krampfadern, Durchblutungsstörungen oder entzündliche Hauterkrankungen.
Für eine möglichst helle Creme benötigst du eine Tinktur, die ohne Schalen angesetzt wurde. Ansonsten kannst du die Schalen auch mitverarbeiten.
Für eine Flasche Kastanientinktur (etwa 250 Milliliter Fassungsvermögen) benötigst du:
- 10-15 frisch gesammelte Rosskastanien (ca. 150 g) oder etwa 100 g selbst gemachtes Rosskastanienpulver
- 250 ml Alkohol mit etwa 40 % Vol. (z.B. Doppelkorn oder Wodka)
- optional 1-2 TL Wacholderbeeren, um die Eigenschaften der Kastanien noch zu verstärken
- fest verschließbares Gefäß mit etwa 400 ml Fassungsvermögen
- Braunglasflasche zur Aufbewahrung der fertigen Tinktur
Tipp: Eine dunkle Flasche schützt die lichtempfindlichen Wirkstoffe der Kastanientinktur. Du kannst aber auch eine helle Flasche verwenden und sie an einem dunklen Ort aufbewahren oder zum Beispiel mit verwaisten Socken abdunkeln.
Benötigte Zeit zur Herstellung der Kastanientinktur (ohne Wartezeit): 15 Minuten.
So wird der Rosskastanienextrakt hergestellt:
- Kastanien zerkleinern
Rosskastanien waschen, vierteln und gegebenenfalls die Schalen entfernen. Die Kastanienviertel in kleine Stücke schneiden. Du kannst sie auch mit dem Hammer zerquetschen oder mit einem leistungsstarken Mixer zu Pulver zerkleinern.
- Kastanien mit Alkohol ansetzen
Die zerkleinerten Kastanien oder das Kastanienpulver in das Gefäß geben, nach Wunsch noch zerdrückte oder gemörserte Wacholderbeeren dazugeben und mit Alkohol übergießen, bis die Kastanienteile gut bedeckt sind.
Gefäß fest verschließen, schütteln und für drei Wochen an einem warmen, dunklen Ort (zum Beispiel einem Keller oder Vorratsraum) ziehen lassen. Gelegentlich schütteln, damit die Wirkstoffe sich besser aus den Kastanien lösen. - Kastanientinktur filtern
Den angereicherten Alkohol nach Ablauf der Wartezeit durch ein feinmaschiges Tuch, einen Nussmilchbeutel oder einen Kaffeefilter abtropfen lassen.
- Kastanientinktur abfüllen
Die fertige Tinktur in eine dicht verschließbare Braunglasflasche abfüllen oder eine helle Flasche entsprechend abdunkeln beziehungsweise dunkel aufbewahren.
Falls sich dabei eine trübe Schicht am Boden absetzt, ist das ganz normal. Der obere, klare Teil der Kastanientinktur lässt sich bei Bedarf durch langsames Gießen vorsichtig in eine zweite Flasche umfüllen und weiter aufbewahren.
Kühl und dunkel gelagert, hält sich die Kastanientinktur problemlos ein Jahr. Mit der Zeit kann sie farblich noch nachdunkeln. Konkrete Dosierungsvorschläge zur innerlichen und äußerlichen Anwendung findest du weiter unten im Beitrag.
Nach der Herstellung ist es ratsam, benutzte Gegenstände wie Schneidebretter immer gründlich zu putzen und abzuspülen. Denn Kastanien enthalten – wie viele andere Lebensmittel auch, aber deutlich höher konzentriert – seifenähnliche Stoffe, Saponine genannt. Deswegen lässt sich unter anderem mit Kastanien so gut Wäsche waschen! Hoch konzentriert wirken Saponine allerdings giftig im menschlichen Verdauungstrakt und sollten sehr sparsam dosiert werden.
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Beim Newsletter AnmeldenKastanientinktur aus den Schalen
Eine Tinktur zur Behandlung von Hämorrhoiden wird nur aus den Schalen der Rosskastanien angesetzt.
Verwende zwei Esslöffel kleingeschnittene Kastanienschalen (die braunen Schalen der Samen) und 200 Milliliter Alkohol (mind. 40 % Vol.), die du an einem dunklen, warmen Ort ziehen lässt. Gelegentliches Schütteln löst die Wirkstoffe noch besser. Nach etwa drei Wochen kann die Schalentinktur gefiltert und verwendet werden. Entsprechende Anwendungshinweise findest du weiter unten im Beitrag.
Kastanientinktur aus den Blüten
Mit einer Kastanienblütentinktur lassen sich Magenkrämpfe, Husten und Arteriosklerose behandeln, die Venen stärken oder Rheuma mildern. Die Blüten haben im Mai Hochsaison und bieten eine zeitversetzte Möglichkeit, die Inhaltsstoffe der Kastanie zu nutzen.
Angesetzt wird dieser Auszug mit 250 Milliliter Doppelkorn oder Weingeist und einer Handvoll Rosskastanienblüten. Nach etwa drei Wochen Ziehzeit an einem warmen, dunklen Ort und gelegentlichem Schütteln kann die Blütentinktur abgeseiht und verwendet werden.
Anwendung und Dosierung der Tinkturen
Abhängig von den unterschiedlichen Anwendungsgebieten ergeben sich folgende Dosierungen für Kastanientinkturen aus der ganzen Frucht, aus den Schalen und aus den Blüten.
Innerliche Anwendung
Bei Krampfadern werden 10 Tropfen der Kastanientinktur aus ganzen Rosskastanien dreimal täglich über 14 Tage eingenommen. Bei Durchblutungsstörungen und anderen Beschwerden ist eine zwei- bis dreimal tägliche Gabe von 10 bis maximal 50 Tropfen angeraten. Diese Dosis sollte nicht überschritten werden, um Nebenwirkungen wie Übelkeit, Bauchschmerzen oder Erbrechen durch die enthaltenen Saponine auszuschließen.
Die Schalentinktur wird bei Hämorrhoiden 20 Tage lang mit je 10 Tropfen entweder mit Wasser oder Kräutertee verdünnt eingenommen.
Bei Rheuma kann die Blütentinktur dreimal täglich mit 15-20 Tropfen lindernd wirken. Gegen Magenkrämpfe hilft sie mit 10 bis 50 Tropfen auf einem Stück Würfelzucker, zwei- bis dreimal täglich eingenommen.
Hinweis: Neben Aescin wirken auch die Stoffe Phenoprocoumon und Acetylsalicylsäure (ASS) hemmend auf die Blutgerinnung. Deshalb empfiehlt es sich, die Tinktur nicht einzunehmen, wenn beispielsweise bereits Medikamente wie Marcumar (das Phenoprocoumon enthält) oder Aspirin (das ASS beinhaltet) im Einsatz sind.
Äußerliche Anwendung
Die Kastanientinktur aus ganzen Früchten hilft äußerlich gegen Krampfadern, Venenprobleme, Gelenkschmerzen, Hexenschuss, Ischias, Arteriosklerose, Ekzeme, Hautausschläge und -entzündungen. Die betroffene Region wird dazu mehrmals täglich mit der unverdünnten Tinktur eingerieben.
Für die Behandlung von Wunden eignen sich Kompressen oder Waschungen sowie das Betupfen der Wunde mit einer Mischung aus einem Teil Tinktur auf zwei Teile Wasser.
Hinweis: Bei offenen und frischen Wunden haben die enthaltenen Gerbstoffe zwar wunderbar verschließende und antibakterielle Heilkräfte, doch können Saponine sofort ins Blut übergehen. Die Dosis wird daher besser auf ein Minimum reduziert, um eine übermäßige Aufnahme von Saponinen auszuschließen, die im schlimmsten Fall zu Übelkeit, Bauchschmerzen und Erbrechen führen könnte.
Bei rheumatischen Beschwerden ein paar Tropfen der Blütentinktur unverdünnt auf den betroffenen Regionen verreiben oder auftupfen.
Hinweis: Alkohol trocknet die Haut schnell aus. Deshalb ist es sinnvoll, die Tinktur äußerlich nur sparsam anzuwenden. Bei längerer Nutzung empfiehlt es sich, sie mit einem Pflanzenöl zu mischen, das auf die eigene Haut abgestimmt ist.
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Book not foundHast du schon Tinkturen angewendet, und wie waren deine Erfahrungen? Teile deine Informationen gern in den Kommentaren unter dem Beitrag!
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