So einfach kannst du eine eigene Tauschbox aufstellen

Diese Schritt-für-Schritt-Anleitung führt dich von der Idee bis zum dauerhaften Betrieb einer “Givebox” zum kostenlosen Tauschen, Schenken und Teilen.von Karen Mardahl (CC-BY-SA-2.0)

Gehörst du zu den Menschen, die ungern etwas wegwerfen, was irgendwer vielleicht noch irgendwann mal gebrauchen könnte? Lagerst du Dinge in deiner Wohnung oder im Keller, die du schon lange nicht mehr nutzt, die aber auch zu schade für die Tonne sind? Stellt man solche Dinge vor die Haustür mit der Beschriftung “Zu Verschenken”, findet sich fast immer in kürzester Zeit ein dankbarer Abnehmer.

In vielen Nachbarschaften funktioniert die kostenlose Weitergabe von Alltagsgegenständen aller Art über das Abstellen im Hausflur oder in einer Kiste auf dem Bordstein weitgehend reibungslos. Doch leider lässt sich damit nur eine begrenzte Anzahl von Menschen ansprechen und ein plötzlicher Regenguss macht die gute Absicht schnell zunichte.

Eine sinnvolle Alternative sind sogenannte Giveboxen. Diese witterungsgeschützten, frei zugänglichen Orte bieten Platz zur kostenlosen Weitergabe vieler Gegenstände, und erreichen noch viel mehr Menschen als ein Karton im Treppenhaus. Worum es sich dabei handelt und wie du vorgehen kannst, um eine Givebox erfolgreich in deinem Umfeld zu etablieren, erfährst du in diesem Beitrag.

Was ist eine Givebox?

Nach dem Motto “Sharing is caring” wurde die erste Givebox in Berlin mit dem Ziel errichtet, das Teilen und Tauschen von nicht mehr benötigten Dingen innerhalb der Nachbarschaft zu erleichtern. Mittlerweile hat sich die Idee zu einem erfolgreichen Projekt der Sharing Community entwickelt und findet weltweit Nachahmer.

Konkret handelt es sich bei einer Givebox (auch Schenkbox oder Tauschbox genannt) um ein überdachtes Regal, eine kleine Holzbude oder einen begehbaren Container, der auf einem öffentlich zugänglichen Gelände aufgestellt wird. Die Nutzungsregeln sind schnell erklärt: Anwohner und Passanten legen in der Givebox Gegenstände ab, die sie selbst nicht mehr benötigen und können im Gegenzug jederzeit Dinge mitnehmen, die für sie von Nutzen sind.

Schritt für Schritt zur eigenen Givebox

Dich hat die Idee überzeugt und du würdest gerne eine Givebox in deinem Wohnviertel aufstellen? Dann könnten folgende Tipps und Hinweise hilfreich für dich sein.

1. Von der Idee zur Planung

Der erste Schritt zur Givebox findet im Kopf statt. Mich selbst beschäftigte der Gedanke, dass ein solches Projekt auch mein Wohngebiet bereichern würde, seit ich zum ersten Mal von den Schenkboxen gehört habe. Dabei war mir bei aller Begeisterung schnell klar, dass ich die Umsetzung nicht allein würde bewerkstelligen können. Mit der Bereitschaft im Gepäck, ein bisschen Zeit und Arbeit zu investieren, ging es deshalb im nächsten Schritt darum, Menschen zu finden, die sich am Aufbau einer Givebox beteiligen möchten.

2. Mitstreiter finden

In Zeiten des Internets gibt es viele Möglichkeiten, sich auf die Suche nach Gleichgesinnten zu machen. Aber vielleicht musst du gar nicht in die Ferne schweifen, sondern kennst in deinem Umfeld schon die eine oder andere Person, die sich genau wie du für die Themen Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit begeistern kann. Dann nutze doch einfach eine passende Gelegenheit und erzähle von deiner Givebox-Idee.

Wirst du auf der Suche nach Mitstreitern in deinem Freundes- und Bekanntenkreis nicht fündig, versuche es mit einem Aushang am schwarzen Brett des örtlichen Bioladens, der Kita oder einer anderen Einrichtung, von der du glaubst, dass dort Interessenten unterwegs sein dürften.

Eine weitere Alternative bietet natürlich das Internet. Dort findet man zahlreiche thematisch passende Websites (einfach mal nach “Givebox” googeln), Facebook-Seiten und Nachbarschafts-Plattformen, die eine ergiebige Anlaufstelle zur Herstellung von neuen Kontakten sind.

In meinem Fall konnte das Netzwerk eines Stadtteil-Vereins zwischen mir und anderen Givebox-Begeisterten vermitteln.

3. Mittel beschaffen – öffentliche Hand, Crowdfunding oder Spende

Je nach Beschaffenheit und Ausstattung kann eine Givebox schnell mehrere hundert Euro kosten. Ein Betrag, den die meisten Menschen nicht mal eben selbst stemmen können. Deshalb sollte man sich schon in der Anfangsphase des Projekts nach Finanzierungsmöglichkeiten umsehen.

In unserem Fall konnte das Givebox-Team Geld aus einem sogenannten Berliner Kiezfonds erhalten, der jährlich mehrere tausend Euro für von Bürgern initiierte Nachbarschaftsprojekte zur Verfügung stellt. Doch selbst in Berlin gibt es diese Möglichkeit nur in einigen wenigen Bezirken.

Wenn du eine Givebox bauen möchtest, erkundige dich doch einfach mal bei der Verwaltung deiner Stadt, ob dafür öffentliche Gelder bereitgestellt werden könnten.

Scheidet dieser Weg der Finanzierung aus, findest du in gemeinwohlorientierten Vereinen und Stiftungen vielleicht passende Partner. Für einige bereits existierende Tauschboxen wurden die benötigten Gelder per Crowdfunding gesammelt.

Oder frage beim örtlichen Baumarkt an, ob man dort bereit wäre, das Material für die Givebox zu spenden.

4. Standort auswählen – öffentlich oder privat

Bei der Wahl eines geeigneten Standorts für die Schenkbox gilt es einiges zu beachten. Denn wer sie einfach an irgendeinem Straßenrand oder auf einer öffentlichen Grünfläche platziert, bekommt unter Umständen schnell Ärger mit dem zuständigen Ordnungsamt.

Deshalb gilt: Egal ob öffentlicher Raum oder Privatgelände, du solltest unbedingt prüfen ob eine Genehmigung benötigt wird, damit die Box am Ende nicht wieder abgebaut werden muss und die ganze Arbeit umsonst war.

Der Bürgersteig an einer belebten Straße bietet natürlich den Vorteil, daß dort viele Menschen vorbeikommen und die Zugänglichkeit unbegrenzt gewährleistet ist. Leider steigt damit auch das Risiko für Vandalismus. Ein Standort auf privatem Gelände kann als etwas besser geschützte Alternative von Vorteil sein. Wichtig ist dabei natürlich, dass die Tauschbox gut zugänglich ist.

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Nach einigen Absagen durch mehrere Geschäftsinhaber im Kiez wurden wir schließlich bei einer sozialen Einrichtung fündig. Die Betreiber waren vom Konzept schnell überzeugt, und wir durften die Box an einer ungenutzten Stelle im Eingangsbereich aufstellen.

5. Konzeption der Givebox – Open Source oder eigener Entwurf

Spätestens mit der Festlegung auf einen Standort kannst du mit der Konzeption deiner Givebox beginnen. Dabei müssen vor allem folgende Fragen geklärt werden:

  • Wie groß soll die Givebox sein?
  • Wie soll sie ausgestattet sein?

Damit das Projekt keine Eintagsfliege wird, solltest du vor allem auf Stabilität und Wetterfestigkeit der Box achten.

Wenn du möglichst wenig handwerklich tätig werden möchtest, kommt eventuell auch ein ausgedienter Container, eine alte Telefonzelle oder etwas Ähnliches in Frage. Falls du eine Box nach dem Vorbild bereits existierender Tauschboxen bauen möchtest, kannst du diese Open Source Bauanleitung verwenden. Das spart viel Zeit und Hirnschmalz!

Vielleicht hast du auch die Möglichkeit, auf kompetente Hilfe zurückgreifen, zum Beispiel durch einen Schreiner. Dann wäre eine individuelle Box denkbar, die in Größe und Beschaffenheit optimal auf den gewählten Standort abgestimmt ist.

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Für unsere Box konnten wir einen Tischler gewinnen, der uns von der Konzeption bis zur Erstellung einer detaillierten Einkaufsliste unterstützt hat.

6. Erstellung einer Materialliste und Einkauf

Hast du dich für den Bau einer Box entschieden und einen Bauplan angefertigt, empfiehlt es sich, eine Material- bzw. Einkaufsliste zu erstellen. Hierbei ist es ebenfalls hilfreich, auf kompetenten Rat zurückgreifen zu können, zum Beispiel was die Auswahl des richtigen Materials betrifft. Denn nicht jedes Holz eignet sich für den dauerhaften Einsatz im Freien.

Die Materialliste sollte natürlich auch alle benötigten Schrauben, Nägel etc. sowie eine Aufstellung der für den Aufbau notwendigen Werkzeuge enthalten.

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7. Aufbau

Zusammen mit der Konzeption macht dieser Schritt den größten Teil des Projekts aus. Zumindest dann, wenn die Box aus vielen Einzelteilen zusammengebaut werden muss. Aus eigener Erfahrung empfehle ich dir deshalb, ausreichend Zeit einzuplanen und möglichst viele Helfer zu organisieren, die bereit sind, sich am Aufbau der Box zu beteiligen.

Die Givebox steht! Jetzt kann geteilt werden!

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Laufender Betrieb der Givebox

Die Hauptschwierigkeiten, die einem dauerhaft erfolgreichen Betrieb einer Givebox entgegenstehen, sind Vandalismus und die Gefahr der Vermüllung. Während man das Risiko einer mutwilligen Beschädigung oder gar Zerstörung leider nie ganz ausschließen kann, lässt sich dem Vermüllungsproblem durch fortlaufende Betreuung der Box entgegenwirken.

Vielleicht sprecht ihr im Team ab, in welchem Turnus wer nach dem Rechten sieht, um Unrat sowie nicht mehr brauchbare Gegenstände zu entfernen sowie Dinge, die auch nach Monaten keinen neuen Besitzer gefunden haben.

Um Menschen, die zum ersten Mal einer Givebox begegnen, den Umgang zu erleichtern, empfiehlt es sich zudem, eine kurze Nutzungsanleitung direkt an der Box anzubringen. Diese kann nach den ersten Erfahrungen erweitert werden.
Diese Schritt-für-Schritt-Anleitung führt dich von der Idee bis zum dauerhaften Betrieb einer “Givebox” zum kostenlosen Tauschen, Schenken und Teilen.

Wenn du bei Facebook unterwegs bist, könnte auch die Einrichtung einer eigene Facebook-Seite den dauerhaften Austausch zwischen Organisatoren und Nutzern erleichtern.

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9 Kommentare

  1. Hallo Silvia,

    ich schreibe gerade eine Arbeit über die von euch aufgestellte Tauschbox. Kann ich dich für ein Interview gewinnen?
    Melde dich gern.
    Vielen Dank, Juliane

    • Hallo Juliane, ich schreibe dir eine Mail. Schöne Grüße Sylvia

  2. Hi, ich lebe in einer recht ländlichen Umgebung auf dem Dorf. Bei uns gibt es auf dem Wertstoffhof ein Regal, in das man die Sachen stellen kann, die man für zu schade zum Wegwerfen hält. Ich habe schon Leute mein Zeug wegtragen sehen, während ich noch mit der Entsorgung von anderen Dingen dort beschäftigt war… Ich selber hab auch schon was von dort gebrauchen können. Und um den Rest kümmern sich die Bediensteten vom Wertstoffhof.

  3. D. Janssen

    Besteht nicht die Gefahr, dass da einfach Schrott abgeladen wird? Beispielsweise nimmt unsere Gemeindebücherei keine Buchpenden mehr an, weil da oft Unbrauchbares abgeladen wurde. Sicherlich sind auch diese Dinge schwer wegzuwerfen. Aber das Problem wird dann an die Boxbetreibenden weitergegeben.
    Wie oft muss man den Inhalt überprüfen und ausräumen? Die Ehrenamtlichen bei Oxfam registrieren die Spende nach Eingang und misten Dinge, die nicht verkauft werden, nach einer bestimmten Frist aus. Wie macht man das erfahrungsgemäß mit der Box?

    • Hallo, ja die Gefahr besteht und meiner Beobachtungen zu Folge passiert das auch mit den meisten Boxen. Wie das auf lange Sicht funktioniert, weiß ich selbst nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass die Akzeptanz vom Ordnungsamt auch seine Grenzen hat und wenn es irgendwann aussieht wie eine Müllhalde, wird die Box auch abgerissen. Somit ergibt sich automatisch für den “Betreiber” der Box die Verantwortung zumindest hin und wieder kaputte Dinge wegzubringen. Fällt dir noch eine bessere Lösung ein? Liebe Grüße!

    • Sylvia Jahns

      In diesem Fall steht die Box neben einer Begegnungsstätte und es ist mit den Betreibern vorab abgesprochen worden, dass sie den Inhalt immer wieder mal prüfen und absortieren, was unbrauchbar ist. Einfach eine Box aufstellen und sich nicht mehr darum kümmern, dürfte zu dem von dir beschriebenen Problem führen. Man muss das Ganze schon moderieren. Manche Initiatoren gründen dafür z.B. eine Facebook-Gruppe oder organisieren sich anderweitig. So wird unterm Strich sicher noch viel Brauchbares vor dem Müll gerettet.

  4. Sarah Schwesig

    Wie cool! Das ist direkt bei mir um die Ecke. Und davon habe ich auch schon geträumt bei uns im Kiez umzusetzen!!! Thumbs up!

  5. Grundsätzlich ein sehr informativer Artikel – aber persönlich würde ich Punkt 4 an erste Stelle setzten. Bevor man Leute und Geld mobilisiert würde ich erst mit dem Ordnungsamt sprechen – sonst hat man Ende alles parat und darf das Ding nirgends aufstellen. Vor allem im Kleinstadt-Bereich, wo sich vielleicht nicht zig Alternativen finden, wäre das sehr ärgerlich für alle Beteiligten….

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