Aufruf zur Samenspende! Saatgut alter Sorten vermehren und teilen

Es lohnt sich, alte, robuste und schmackhafte Obst- und Gemüsesorten zu erhalten. Vermehre und teile dafür Saatgut alter Sorten aus deinem Garten!

Im Handel sind immer weniger verschiedene Apfel-, Tomaten- und Salatsorten erhältlich, die außerdem alle irgendwie ähnlich schmecken. Um den Reichtum alter Obst- und Gemüsesorten jenseits dieser Standardfrüchte zu bewahren, kannst du jedoch einen Beitrag leisten: Teile das Saatgut alter Sorten, damit auch andere sie anpflanzen und genießen können.

Warum alte Sorten erhalten?

Nicht nur ungewöhnliche Geschmackserlebnisse entgehen uns durch die Reduzierung auf wenige, maximal ertragreiche Sorten. Auch die Biodiversität der Natur geht auf diese Weise verloren. Umso wichtiger ist es deshalb, zahllose vom Aussterben bedrohte alte Sorten zu retten!

Es lohnt sich, alte, robuste und schmackhafte Obst- und Gemüsesorten zu erhalten. Vermehre und teile dafür Saatgut alter Sorten aus deinem Garten!

Die früher weit verbreiteten, aus den Supermärkten jedoch so gut wie verschwundenen, vielfältigen Sorten von Tomaten, Möhren, Kohlköpfen oder Bohnen haben gegenüber den hochgezüchteten Früchten einige Vorteile:

  • Sie sind reich an natürlichen Vitalstoffen und sekundären Pflanzenstoffen, die den meisten der modernen Zuchtsorten verloren gegangen sind oder bewusst weggezüchtet wurden.
  • Sie sind robust und benötigen oftmals keine besondere Pflege. Moderne  Zuchtsorten sind dagegen häufig so empfindlich, dass sie nur mithilfe von Pestiziden und Fungiziden überleben.
  • Der Geschmack der Früchte ist um ein Vielfaches reicher an Aromen und Duftstoffen als der von Gewächshaustomaten und hochgezüchteten Äpfeln.
  • Der wichtigste Vorteil jedoch ist, dass alte Sorten samenfest sind. Das bedeutet, dass sich aus ihren Samen Pflanzen mit den gleichen Eigenschaften ziehen und so vermehren lassen. Moderne Sorten (insbesondere so genannte “Hybriden”) sind dagegen steril – falls sie überhaupt Samen bilden, wachsen daraus keine Pflanzen oder nur solche mit anderen, meist weniger vorteilhaften Eigenschaften als die ihrer Eltern.

Landwirte können daher kein eigenes Saatgut aus der Ernte hochgezüchteter Sorten gewinnen und müssen immer wieder neues Saatgut von den Herstellern kaufen. Die Pflanzen benötigen zudem spezielle Dünger und Pflanzenschutzmittel, die von den gleichen Herstellern vertrieben werden, was zu einer Abhängigkeit von Saatgut- und Chemie-Konzernen führt.

Altes Saatgut anbauen und teilen

Um eine natürlichen Wachstumskreislauf und möglichst viele alte Sorten zu erhalten, gibt es zahlreiche Projekte und Vereine, wie etwa den Svalbard Global Seed Vault oder das ARCHE NOAH Samenarchiv, die sich dem Erhalt vielfältiger Saatgutsorten widmen.

Damit alte Sorten wirklich bestehen bleiben, dürfen ihre Samen jedoch nicht nur in Kühl- und Lagerhäusern schlummern, da die Keimfähigkeit nachlässt. Sie müssen durch Saat, Aufzucht, Ernte und letztendlich durch die Weitergabe verbreitet werden.

Alle, die auf dem Acker, der Parzelle oder dem Balkon gärtnern, können mitmachen, indem sie selbst alte Sorten anbauen. Die Gewinnung und Weitergabe eigener Samen spielen dabei eine wichtige Rolle, um das Aussterben dieser Pflanzen zu verhindern.

Es lohnt sich, alte, robuste und schmackhafte Obst- und Gemüsesorten zu erhalten. Vermehre und teile dafür Saatgut alter Sorten aus deinem Garten!

Um das Saatgut nicht nur an Gartennachbarn weiterzugeben, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • tauschgarten.de ist ein einfach zu verwendendes Online-Portal für den privaten Tausch nachhaltigen Saatguts mit anderen Interessierten. Die Nutzung ist kostenlos und die Abwicklung einfach.
  • Auch auf dem Saatgutfestival in Düsseldorf, sowie dem dazugehörenden digitalen Marktplatz kann vielfältiges freies Saatgut für private Gärtner getauscht werden.
  • Eine gute Übersicht zum Thema sowie viele nützliche Informationen zu Bezugsquellen von nachhaltigem Saatgut gibt die Seite saatgutkampagne.org.
  • Finde über freiessaatgut.de heraus, ob es in deiner Region eine Saatgutbox gibt, oder bastle selber eine und stelle sie auf!

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Saatgut alter Sorten kaufen

Auch wenn du bisher keine alten Obst- und Gemüsesorten in deinem Garten hattest oder vielleicht nur einen kleinen Balkon dein Eigen nennst, kannst du aktiv werden – auch ohne Tauschgut und Tauschpartner. Unternehmen wie Bingenheimer Saatgut, Dreschflegel oder Garten des Lebens vertreiben Saatgut von erhaltenswerten alten und vor allem samenfesten Sorten, die sich vermehren lassen. Sind deine Pflanzen dann einmal groß, kannst du ihre Samen wiederum weitergeben.

Weitere Bezugsquellen von zum Teil seltenem Saatgut findest du in unserem Beitrag zu alten Gemüsesorten.

Wenn du über keinen eigenen Garten verfügst, dann sieh dir auch unsere Tipps zum Gemüseanbau in der Wohnung und auf dem Balkon an!

Hast du weitere Anregungen, oder Empfehlungen für eine nachhaltige Aussaat? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

In unserem Buch findest du weitere Tipps für nachhaltiges Gärtnern:

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Auch außerhalb des Gartens kannst du kleine Schritte zu einer nachhaltigeren Welt machen:

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15 Kommentare

  1. Hallo liebe Gartenfreunde:innen
    Schön zu sehen, dass überall das Thema angegangen wird und ich wünsche allen viel Freude beim Saatgutsammeln, Tauschen und im Garten. Wir (Transition Bülach, Bioterra Regionalgruppe Zürcher Unterland, Ref. Kirche Bülach) sind auch am Tauschen von Saatgut und freuen uns auf jeden Besuch bei unserer Saatguttauschbox beim Hertilabor am Hertiweg 19 in Bülach. Ihr findet mehr Infos hier: https://www.refkirchebuelach.ch/bericht/880

    Am 14.05.2022 findet unser Setzlingstausch statt und am 10.09.2022 gehen wir wieder auf unseren Gartenrundgang um die Vielfalt in unseren Gärten zu fördern.

    Web_Saatguttausch2022_01

  2. Hier bestelle ich gerne meine Samen: Dreschflegel https://www.dreschflegel-saatgut.de/

    Es gibt biologisches Saatgut aus langjähriger Sortenentwicklung.

    Hier hat sich eine Gruppe von Menschen zusammengeschlossen, die auf 15 Höfen Saatgutvermehrung und -züchtung betreibt. Sie mischen auch auf politischer Ebene mit.

  3. Im März gab es immer bei manufactum.de alte Kartoffelsorten mit einer “Anleitung” (“wir sagen Ihnen jetzt nicht, dass man sie zwischen den Augen teilen kann und dann mehrere Pflanzen aus einer Kartoffel ziehen kann, weil wir das nicht dürfen”) zum Setzen derselben. ich weiß nicht, ob das noch so ist. Aber es lohnt sich sicher, im kommenden Frühjahr danach zu suchen.

  4. saatgut_tauschen_de

    Es gibt noch viele weitere Tauschbörsen!
    Z.B. http://www.saatgut-tauschen.de ! Diese wird zudem ehrenamtlich betrieben!

    • Maximilian Knap

      Haben wir gleich eingetragen. Alles Gute und liebe Grüße!

  5. Sternchen0903

    Wie gewinnt man denn die Samen? Wie werden sie behandelt, aufbewahrt?

    • Maximilian Knap

      Die Gewinnung ist je nach Sorte sehr unterschiedlich, aber wenn du eine bestimmte Sorte hast, wirst du im Netz auf jeden Fall fündig. Aufbewahren wie üblich kühl und trocken, und vor allem sortenrein und gut beschriftet, nur so werden nicht nur Samen, sondern auch die Infos zur Sorte nutzbar weiter gegeben.

  6. Mark Leder

    Vielen Dank für's Teilen Erika!

  7. Erika van Gorkom

    von Demeter – mit Anschriften aus D und A:
    http://www.gartenrundbrief.de/biogarten_saatgut.php?show=21

    Ausserdem gibt es auf FB eine Bio-Saatgut Tauschbörse

  8. Jürgen Rösemeier

    Wichtige Tipps und Infos, Maximilian! Wer übrigens solche schönen alten Sorten kauft wie etwa bei Dreschflegel, zahlt nichteinmal mehr, als bei dem Saatgut aus dem Baumarkt…

  9. Tolles Video das Problematik zur hybride Vermehrung erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=_MgetCOivqs

  10. Hier noch weitere Artikel zu dem Thema wie zum Beispiel die Lila Karotte oder die Ochsenherztomate, die man mittlerweile auch wieder in Supermärkten findet. Bunte Karotten gibt es immer auf Märkten und in Bioläden: http://www.tegut.com/produkte/artikel/der-hit-unter-den-bio-moehren-purple-haze.html + http://de.wikipedia.org/wiki/Ochsenherztomate

  11. Toller Beitrag. Vor einiger Zeit gab es eine WDR Sendung Kinder man der alten Sorten auf der Spur war. Sehenswert! Ich hoffe ich finde den Link in der Mediathek noch bzw. er ist noch aktiv.

  12. Hier ein Beitrag mit vielen Adressen per Link die alte Samen vertreiben: http://www.der-apfelgarten.de/wo-bekommt-man-gentechnikfreies-saatgut-ohne-monsanto/

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